Eintracht Frankfurt - Sturm Graz

Europapokal der Pokalsieger 1975/1976 - Viertelfinale, Rückspiel

1:0 (0:0)

Termin: 16.03.1976
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Garrido (Portugal)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (85.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Sturm Graz

 


  • Muftic
  • Weber
  • Wirth
  • Russ
  • Huberts
  • Thaler
  • Pichler
  • Zamut
  • Kulmer
  • Stendal
  • Jurtin

 

Wechsel Wechsel
  • Hofmeister für Huberts (72.)
Trainer Trainer
  • Karl Schlechta



Hauptsache Halbfinale

Die Frankfurter Eintracht steht im Halbfinale des Europapokals der Cup-Sieger — wie allseits erwartet. Mit Bravour zog sie freilich nicht in die Runde der letzten vier ein. Die Eintracht schien sich eher beim mageren 1:0-(0:0-) Sieg über Sturm Graz einer lästigen Pflichtübung, Publikumsservice für die 17.000 im Waldstadion nicht inbegriffen, zu entledigen. Erst als die Eintracht gegen Spielende gegen die kampfstarken Steirer selbst zu kämpfen begann, fiel nach dem 2:0-Erfolg von Graz doch auch noch das Siegestor im Rückspiel durch Bernd Hölzenbein in der 85. Minute. Der jugoslawische Torwart Muftic, sonst der beste Mann seiner Elf, konnte einen harten 16-Meter-Schuß von Bernd Nickel nur abwehren, und der Nationalspieler der Eintracht hatte keine Mühe, den zurückprallenden Ball ins Tor zu schieben. Die Pfiffe der 17.000 zur Halbzeit in den Ohren, meinte Dietrich Weise, der als „Verbannter" auf der Pressetribüne saß: „Im Gefühl, die nächste Runde wohl doch schon erreicht zu haben, spielte die Mannschaft nicht energisch und entschlossen genug, wenn vielleicht auch nur im Unterbewußtsein." Und nach dem Schlußpfiff sagte Weise: „Die Grazer waren sehr kampfstark. Da haben wir uns schwergetan, je länger das Tor auf sich warten ließ."

Den meisten Beifall bekam noch Dr. Peter Kunter, anfangs für Roller und Rückgaben, in der 60. Minute für eine bravouröse Blitzreaktion, mit der er ein Eigentor von Peter Reichel (der Verteidiger hatte einen gewaltigen Hinterhaltschuß von Thaler abgefälscht) verhinderte. Sonst besaß nur noch Willi Neuberger seine sonstige Klasse, vor allem, wenn er drangvoll nach vorne stieß und für Schwung sorgte.

Denn vorne war nach ein paar Traumkombinationen zum Anfang bald nicht mehr viel los gegen die vielbeinige und nur den Bull wegdreschende Grazer Abwehr. Hölzenbein, von Thaler oft hart genommen, hatte mehr Kurzschlüsse als Geistesblitze. Jürgen Grabowski lag mit Pichler im Dauerclinch. Nickel glaubte die Grazer Abwehr mit dem linken Fuß lässig aus den Angeln heben zu können. Wenzel, der doch spielte, „weil die Oberschenkelprellung über Nacht überraschend abgeklungen war" (Weise), kam gegen das knorrige Gespann Russ/Weber nicht zum Zuge.

Da bei den übrigen (Körbel, Reichel, Weidle, Beverungen) die Konzentrationsmängel die Glanzpunkte weit überwogen, konnte kein gutes Spiel zustande kommen. Die Ausbeute an Chancen, von Toren ganz zu schweigen, stand in keinem Verhältnis zur spieltechnischen Überlegenheit der Eintracht gegen diese hausbackene Mannschaft. Was die Eintracht nicht selbst versiebte, parierte der großartige Torwart Muftic im Grazer Tor. So in der 17. Minute einen Beverungen-Schuß nach der mustergültigsten Frankfurter Kombination des ganzen Spiels, in der 28. Minute einen harten Nickel-Freistoß, in der 43. Minute einen weiten Schuß von Hölzenbein und in der 49. Minute den besten Eintracht-Torschuß des ganzen Spiels von Beverungen.

Bleibt als einzige positive Erkenntnis, daß Dr. Kunter, gemessen an beschriebener Superreaktion, wohl wieder in Form kommt. Sicherlich erfreulich für die Eintracht, ein bißchen wenig aber für die Zuschauer.

Stimmen zum Spiel

Dieter Roos, der diesmal bei der Eintracht für Dietrich Weise auf der Bank saß: „Ich verstehe die Pfiffe der Zuschauer nicht, denn es war bestimmt kein schlechtes Spiel. Sturm Graz war überraschend gut, vor allen Dingen in der Abwehr sehr diszipliniert. Und die Grazer haben, für mich besonders unerwartet, auch das Tempo bis zum Schluß gehalten."

Jürgen Gerhard, Geschäftsführer der Eintracht: „Wir können zufrieden sein. Die Mannschaft hat im Hinblick auf das Bundesligaspiel gegen Hannover nur so viel gemacht, wie unbedingt nötig war. Auch die Zuschauerzahl von 17.000 ist durchaus positiv zu bewerten."

Rüdiger Wenzel, der schon in der ersten Halbzeit eine Verletzung an der Oberlippe abbekam: „Ich kann kaum reden, die Lippe ist dick geschwollen und mein Kopf brummt fürchterlich."

Wolfgang Kraus, der für Weidle ins Spiel kam: „Das Tor ist einfach zu spät gefallen. Ein Treffer in der ersten Halbzeit, und wir hätten gleich ganz anders aufspielen können."

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg