Borussia Mönchengladbach -
Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1975/1976 - 24. Spieltag
4:2 (2:1)
Termin: Sa 13.03.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 23.000
Schiedsrichter: Klaus Ohmsen (Hamburg)
Tore: 0:1 Willi Neuberger (30.), 1:1 Hans-Jürgen Wittkamp (35.), 2:1 Allan Simonsen (43.), 2:2 Jürgen Grabowski (55.), 3:2 Jupp Heynckes (64.), 4:2 Wilfried Hannes (66.)
Borussia Mönchengladbach | Eintracht Frankfurt |
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Keine Punkte und ein Knöchelbruch Souverän gespielt und doch verloren — das war das Schicksal der Frankfurter Eintracht im Schlagerspiel der Bundesliga am Bökelberg gegen Borussia Mönchengladbach. Die Frankfurter hatten die enttäuschenden und nervös spielenden Borussen zwei Drittel lang sicher im Griff und verloren dennoch 2:4 (1:2). Die entscheidende Zäsur des Spiels erfolgte bereits in der 15. Minute, als sich Eintracht-Torwart Günther Wienhold bei einer tollkühnen Faustabwehr den Knöchel brach. Er war mit dem Borussen-Mittelstürmer Jensen zusammengeprallt. Ein schwerer Schlag für die Eintracht — nicht nur für dieses Spiel, sondern für den ganzen Rest der Saison. Dr. Peter Kunter, lange verletzt und beinahe ein Jahr ohne jegliche Bundesligapraxis, mußte notgedrungen einspringen und machte — wer wollte ihm deswegen einen Vorwurf machen — beim zweiten und dritten Borussen-Tor keine glückliche Figur. Er wirkte zu schwerfällig. Neuberger hatte die Eintracht in Führung gebracht, Wittkamp und Simonson schossen dann die Borussen in Front, ehe Jürgen Grabowski den Ausgleich erzielte. Die groß aufspielenden Frankfurter schienen Spiel und Gegner danach bereits fest im Griff zu haben, ehe sie ein Doppelschlag innerhalb einer Minute — Tore von Heynckes und Hannes — hoffnungslos zurückwarf. Dieser Doppelschlag bedeutete trotz allen kämpferischen Aufbäumens die Niederlage. Meisterlich spielte an diesem Tag die Eintracht, glücklicher jedoch die Borussia. Der Schock kam für die Eintracht in der 15. Minute: bei einer mutigen Faustabwehr prallte Günther Wienhold mit Henning Jensen zusammen und mußte verletzt auf einer Trage in die Kabine gebracht werden. Nach den ersten Meldungen bestand Verdacht auf Knöchelbruch, und Wienhold mußte ins Krankenhaus transportiert werden. Somit kam Dr. Peter Kunter (34) zu seinem ersten Bundesligaeinsatz in dieser Saison. Doch der Tausch konnte der Eintracht anfangs nichts von ihrer Ruhe und Abgeklärtheit nehmen, mit der sie in der ersten halben Stunde das Spiel souverän aus der Abwehr und einem starken Mittelfeld heraus beherrschte. Jürgen Grabowski und Bernd Nickel führten gemeinsam meisterhaft Regie. Es waren die Zweikämpfe, die das Spiel prägten und vor allem bei Mönchengladbach keinen rechten Spielfluß aufkommen ließen. Grabowski — Bonhof, Hölzenbein — Vogts, Nickel — Danner, Simonsen — Reichel und Körbel — Jensen, das waren die „Pärchen", die sich stets zusammen über den Platz bewegten. So blieben hüben wie drüben prickelnde Torszenen selten. Wienhold rettete bereits in der 1. Minute einen Schlenzer von Jensen, und Danner verstolperte in der 19. Minute in bester Schußposition den Ball. Bei der Eintracht traf Wenzel in der 7. Minute nach einem abgefälschten Hölzenbein-Freistoß nur die Querlatte, und einen strammen Schuß von Beverungen wehrte Kleff in der 25. Minute ab. Die Überlegenheit der Eintracht gegen die Mönchengladbacher, bei denen der Zusammenhang fehlte und sich Fehlpässe häuften, wurde in der 31. Minute mit dem Führungstreffer gekrönt, als Willi Neuberger zum 1:0 für die Gäste traf. Dr. Kunter mußte seinen ersten Schuß in der 32. Minute parieren. Vom zweiten wurde er in der 36. Minute von Jürgen Wittkamp bereits bezwungen. Völlig frei konnte der Libero der Mönchengladbacher eine weite, noch abgefälschte Flanke von Stielike einschießen. Erst danach wurde das Spiel schneller, zügiger, aber auch hektischer. Die Eintracht versuchte, sich nicht in die Defensive drängen zu lassen, und gab damit den Borussen auch Chancen zum Kontern. So in der 42. Minute, als Simonsen pfeilschnell auf und davon stürmte, überaus wendig Neuberger und Körbel versetzte und mit einem flachen Schuß Dr. Kunter bezwang. Der Eintrachtler kam nicht rechtzeitig auf den Boden. Kurz vor Halbzeit wurde Bernd Nickel nach einem Foul an Danner mit der gelben Karte verwarnt. Die Mönchengladbacher brachten zur zweiten Halbzeit Klinkhammer als Vorstopper für den jungen Schäffer, der in der ersten Halbzeit einige Unsicherheiten gezeigt hatte. Dennoch bekamen die Frankfurter das Spiel und den Gegner schnell wieder in den Griff, vor allem durch die dominierende Mittelfeldrolle eines Jürgen Grabowski und durch Bernd Nickel. Für enormen Druck sorgten zusätzlich auch die beiden ungemein offensiven Verteidiger Müller und Reichel — und sie leiteten in der 55. Minute auch den Ausgleich an der rechten Flanke ein: Reichel schlug von der rechten Seite eine hohe Flanke im den Strafraum, Hölzenbein gewann das Kopfballduell gegen Vogts und Bonhof, brachte den Ball herunter — und wie ein kaltblütiger Torjäger fackelte Grabowski nicht lange und schoß den Ball flach ein. Chancen, aus ihrer dominierenden Rolle das 3:2 zu machen, hatte die Eintracht im Anschluß in Fülle: Wenzel wurde einmal nur durch ein elfmeterreifes Foul von Wittkamp im Strafraum vom Ball gedrängt, und dann mußte Kleff zweimal zupacken, um einen raffinierten Grabowski-Schuß nach einem herrlichen Doppelpaß mit Nickel abzuwehren. Die Mönchengladbacher schienen bereits zu verzagen und zu resignieren. Unsicherheit schlich sich in ihre Reihen ein. Udo Lattek schickte den jungen Hannes in der 63. Minute für den angeschlagenen Simonsen ins Spiel, und dieser Youngster leitete den für die Eintracht verhängnisvollen Doppelschlag ein. Dieser Doppelschlag brachte die Borussen innerhalb einer Minute (65. und 66. Minute) mit 4:2 wieder, obenauf. Erst erkämpfte Hannes den Freistoß, der zum Kopfballtor durch Heynckes führte (wieder kam der schwerfällige Dr. Kunter nicht runter), und dann donnerte Hannes in der nächsten Minute aus 18 Metern und vollem Lauf den Ball unhaltbar für Dr. Kunter in den Torwinkel. Damit war das Spiel für die glücklichere, aber
keineswegs bessere Mannschaft, entschieden. Die Eintracht kämpfte
zwar unverdrossen weiter, doch ihr fehlte bei einer ganzen Reihe von guten
Torchancen — wie im ganzen Spiel — bis zum Schlußpfiff
das Glück.
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