Eintracht Frankfurt - Schalke
04 |
Bundesliga 1975/1976 - 5. Spieltag
2:1 (1:1)
Termin: Sa 30.08.1975, 15:30 Uhr
Zuschauer: 31.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 1:0 Rüdiger Wenzel (23.), 1:1 Klaus Fischer (34.), 2:1 Bernd Lorenz (80.)
Eintracht Frankfurt | Schalke 04 |
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Wie Ali "Noch mehr in den Vordergrund" will sich die Eintracht nach dem 1:1 bei Fortuna Düsseldorf und vor dem Heimspiel gegen Schalke 04 spielen, sagt Trainer Weise und kündigt eine offensivere Ausrichtung als zuletzt an: "Wir verkriechen uns nicht hinter betonter Vorsicht. Die Eintracht wird das spielen, was sie am besten kann: den Angriff suchen, und das 90 Minuten lang." Warum sich Weise nach der auswärts erfolgreichen defensiveren Taktik nun wieder für die offensivere Variante entscheidet, gibt der Trainer offen zu: "Weil wir das unserem Publikum schuldig sind". In Düsseldorf wurde ihm wieder einmal deutlich vor Augen geführt, dass das Frankfurter Publikum anspruchsvoller ist: "Wenn wir uns zu Hause in der zweiten Halbzeit mit einem 1:1 zufrieden gegeben hätten, wären wir vom Platz gepfiffen worden. Kein Pfiff in Düsseldorf, obwohl die eigene Mannschaft zum Schluss mehr Angst vor dem Risiko hatte als wir." Nicht nur taktisch, auch personell wird es in der Elf Veränderungen geben: Klaus Beverungen weist Weise gegen seinen alten Klub "eine große Rolle zu". Roland Weidle wird dafür allerdings nicht wie von einigen erwartet seinen Platz räumen müssen. Weise findet ohnehin, dass Weidle auch von professionellen Beobachtern verkannt wird: "Er muss überall ein bisschen machen. Das ist die dreckigste Arbeit, die es im Fußball gibt." Überraschend weichen muss für "Beve" Stürmer Lorenz, dem in Düsseldorf keine schlechte Leistung attestiert wurde: "Wir spielen offensiv - mit den drei Sturmspitzen Wenzel, Grabowski, Hölzenbein." Bernd Lorenz nimmt seine Situation sportlich: "Ich komme in der 74. Minute und mache dann in der 80. Minute mein Tor", kündigt er an. Auch die Frage, ob Peter Reichel nach seiner Rückenverletzung aus der Düsseldorfer Partie spielen kann oder doch Helmut Müller zum Zug kommt, ist beantwortet: Reichel wird von Beginn an dabei sein. Beim Gegner Schalke 04 gibt es ebenfalls angeschlagene Spieler. Lütkebohmert kann auflaufen, doch Hannes Bongartz, der junge Spielmacher, winkt nach einem Test kurz vor dem Anpfiff ab: "Es hat keinen Zweck. Die Schmerzen im rechten Fuß sind vor allem beim Schießen zu groß." Max Merkel, der die "Knappen" zu Saisonbeginn von Ivica Horvath übernommen hat, aber schon vor dem letzten Gastspiel der Schalker in Frankfurt im Mannschaftshotel unter Ausschluss Horvaths überraschend eine Ansprache an die Truppe hielt, beklagt wieder einmal dem ihm zur Verfügung stehenden Kader: "Unsere Spielerdecke ist einfach zu dünn." Dabei ist Manfred Dubski, der für Bongartz einspringt, sicher kein schlechter Ersatz. Die Eintracht stürmt an diesem schwülwarmen Nachmittag nicht blindlings nach vorne, sondern trägt aus einer konsequenten Deckung heraus ihre Angriffe vor. Blockweise rücken die Mannschaftsteile auf, um dem Gegner nicht zu viel Raum zum Kontern zu bieten. Die Gäste spielen deutlich offensiver als die Eintracht und Rüssmann, der Grabowski bewachen soll, nutzt den Vorwärtsgang seiner Truppe. Grabowski lässt den langen Vorstopper, der wie seine Mitspieler Fischer, Lütkebohmert und Sobieray im Nachgang zum Bundesligaskandal wegen eines möglichen Meineids angeklagt ist, anfangs ziehen, was Rüssmann in den ersten 20 Minuten zu einer weiteren Anspielstation in der Hälfte der Eintracht werden lässt. Doch bereits in dieser Phase des Spiels haben die Gastgeber die besseren Chancen. So zum Beispiel in der 5. Minute nach einem raffinierten Rückzieher Hölzenbeins und in der 20. Minute, als wiederum Hölzenbein einen Flachschuss Neubergers mit dem Rücken zum Tor verlängert und Rüssmann und Thiele auf der Linie für den jeweils bereits geschlagenen Nigbur den Rückstand verhindern müssen. Hölzenbein zeichnet sich neben dem dynamischen Wenzel im Sturm mit einer ungeheuren Spielfreude aus. Es scheint, als wolle der Frankfurter Weltmeister dem anwesenden Bundestrainer Schön beweisen, dass es ein Fehler war, ihn nicht in das vorläufige Aufgebot für das Länderspiel gegen die Auswahl des ÖFB aufzunehmen. Hölzenbein hat die körper- und gedankliche Schnelligkeit wiedergefunden, die er für eine Zeit verloren hatte. Es ist kein Zufall, dass er die Führung im Zusammenspiel mit dem anderen Weltmeister im Trikot der Eintracht vorbereitet. Nach glänzender Vorarbeit Grabowskis zieht Hölzenbein in der 23. Minute eine Flanke gefühlvoll in den Schalker Strafraum, wo Wenzel dem Ball energisch mit dem Kopf entgegen springt und ins Schalker Netz stößt. Der Gästetorhüter Norbert Nigbur sieht dabei nicht gut aus. "Nigbur ist nervös", tönt es aus der Stehkurve und in der Tat ist es um das Nervenkostüm des Keepers nicht gut bestellt. Nigbur, der zur Altersvorsorge ein 12-Familienhaus baut, macht aktuell mit Maurerkelle und Mörtel einen wesentlich sichereren Eindruck als in seinem Strafraum, wo er an dem einen oder anderen Ball vorbei greift und daneben faustet.
Das Tempo in der ersten Halbzeit bleibt hoch und die Gäste stecken jetzt natürlich erst recht nicht zurück. Nach etwas mehr als einer halben Stunde kommen sie dann – wenn auch etwas glücklich – zum Ausgleich. Ein Freistoß der Schalker prallt von der Mauer ab, die folgende Auflösung des Schutzschildes nutzt Klaus Fischer, der den von der Mauer zurückprallenden Ball aufs Tor knallt. Die Flugbahn des Balles wird dabei auch noch von einem Spieler verändert, in dem er die Kugel abfälscht und dem deswegen chancenlosen Wienhold auch im Flug keine Chance und nur ein erstauntes Nachsehen lässt - 1:1 nach 34 Minuten. Die Schalker sind nun gleichwertig und agieren ebenfalls aus einer gefestigten Abwehr heraus. Neben Rüssmann ist der starke Dubski immer anspielbar. Für Dubski scheint sich ohnehin kein Frankfurter Spieler zu interessieren oder gar verantwortlich zu fühlen. Bernd Nickel hat von Trainer Weise die Aufgabe erhalten, sich wechselweise um Dubski und Rüssmann zu kümmern, ist damit aber augenscheinlich überfordert. Dass die Schalker Angriffe ihr Ziel nicht erreichen und immer wieder stecken bleiben, ist vor allem dem enorm kopfballstarken Außenverteidiger Peter Reichel zu verdanken, der Erwin Kremers nicht aus den Augen lässt, sowie Körbel, der Fischer nicht von der Seite weicht. Als sich Körbel fünf Minuten vor der Pause bei einem Zusammenprall mit Sobieray am Rücken verletzt, hält nicht nur Trainer Weise die Luft an. Körbel aber beisst auf die Zähne und macht weiter. Unverändert kommen beide Mannschaften aus der Kabine, was bedeutet, dass auch Körbel im Spiel bleiben wird. Die erste aufsehenerregende Aktion der zweiten Halbzeit gelingt Wenzel, der sich im Schalker Strafraum so geschickt wie kraftvoll gegen drei Gegenspieler durchsetzt, mit seinem Schuss aber dann doch an Nigbur scheitert, der froh ist, sich auch einmal positiv in Szene zu setzen.
Die Eintracht forciert das Tempo und erhöht den Druck. Körbel schaltet sich ungeachtet seiner Rückenblessur ins Angriffsspiel der Eintracht ein und Willi Neuberger startet einige seiner rasanten Ausflüge, die ihn in Frankfurt rasch zu einem Publikumsliebling haben werden lassen. Grabowski hat es allerdings weiterhin sehr schwer, an Rüssmann vorbeizukommen, und letztlich erweist sich diese kurze Offensive nur als Strohfeuer - mehr als ein paar für die Gäste durchaus brenzlige Strafraumszenen springen gegen die von Fichtel umsichtig organisierte Schalker Abwehr nicht heraus. Nachdem der erhoffte Torerfolg ausgeblieben ist, agiert die Eintracht wieder verhaltener. Die Eintracht gibt in diesem verbissenen Kampf der Sicherheit den Vorrang gegenüber einer verstärkten Offensive und wartet geduldig auf ihre Chance, anstatt ihr bedingungslos hinterher zu rennen. Dem Niveau des Spiels tut das natürlich ganz und gar nicht gut. Der Ball wird immer wieder hin und her und in die Breite geschoben. Die lauten Pfiffe und die deutlichen Unmutsäußerungen des Publikums geben der unappetitlichen Partie den passenden Rahmen. "Bernd Hölzenbein ist doch vorn ganz auf sich allein gestellt", hat Bundestrainer Schön kein Verständnis für Rufer, die sich den heute gewiss starken Nationalspieler wieder als Opfer ausgesucht haben, weil er in der jüngeren Vergangenheit nicht an sein Leistungsvermögen heranreichte. Dass aus dem verhaltenen Spiel teilweise auch ein zerfahrenes wird, liegt bei den Frankfurtern vor allem an Nickel, der im Mittelfeld heute der neuralgische Punkt des Eintrachtspiels ist, weil er weder seinen Deckungsaufgaben nachkommt noch in der Offensive Produktives zu leisten vermag. Zudem stören die auf beiden Seiten aufkommende Härte und einige Verletzungen den Spielfluss. Bei Schalke humpeln erst Thiele in der 58. und dann Lütkebohmert in der 72. Minute vom Platz, bei der Eintracht ist es Wenzel, der in der 70. Minute angeschlagen für Lorenz Platz macht. Aber auch die Konterchancen der Schalker sind rar gesät. Allein mit vereinzelten Distanzschüssen sorgen die "Knappen" für Gefahr vor dem Frankfurter Tor. Wienhold ist jedoch wachsam und jederzeit auf dem Posten, wie in der 70. Minute bei einem scharfen Schuss von Erwin Kremers, der eine verunglückte Abwehr aufgenommen hat, aber sonst gegen den ihn unablässig verfolgenden Reichel zu keinem Stich kommt. Mittelstürmer Fischer ergeht es vor und nach seinem Treffer gegen den Frankfurter Vorstopper Körbel kaum anders.
Obwohl Max Merkel als "Schleifer" einen legendären Ruf besitzt, hat seine Mannschaft nicht die Kraft, den Kampf über die komplette Spielzeit durchzustehen. Die Gäste bauen sichtbar ab, was der Eintracht zugute kommt. Lorenz, der vier Minuten früher eingewechselt wurde, als von ihm vor Spielbeginn vorhergesagt, trifft mit dem zweiten Teil seiner Prophezeiung ins Schwarze und damit ins Schalker Tor. Im Stile des unvergleichlichen zweimaligen Schwergewichtsweltmeisters im Boxen Muhammad Ali, der vor seinen Kämpfen frecherweise die Runde ankündigt, in denen er seinen jeweiligen Gegner besiegen wird, hat Lorenz die Minute angekündigt, in der er zuschlagen wird und genau in jener 80. Minute schlägt es in Nigburs Kasten ein. Reichels präzise Flanke hat Lorenz gefunden, der sich im Duell mit Rüssmann kraftvoll behauptet und per Kopf das 2:1 erzielt. Fast noch kraftvoller fällt Lorenz’ Torjubel aus. Er reagiert auf das befreiende Tor wie ein Erlöster mit einem vulkanartigen Ausbruch. Erlöst sind auch die zuvor so unzufriedenen Zuschauer, deren Jubelstürme belegen, dass auch auf dem Fußballplatz der Zweck jedes Mittel heiligt. Die Gäste aber finden in den letzten zehn Minuten auf diesen Schlag keine Antwort mehr. Während Schalke durch die Niederlage auf Platz 11 zurückfällt, verbessert sich die Eintracht vom 6. auf den 4. Rang. Auch Torhüter Wienhold erhält eine Belohnung für seine gute Partie und wird vom "kicker" in "die Elf des Tages" berufen. Doch weder das Ergebnis noch der Tabellenstand können darüber hinweg täuschen, dass die Eintracht in dieser Saison noch nicht zu sich selbst gefunden hat. Den Stil der letzten beiden Spielzeiten will sie nicht mehr pflegen, weil er ihr beim Ziel - der Deutschen Meisterschaft - im Wege steht, wie man glaubt, einen neuen Stil hat die Elf aber noch nicht verinnerlicht: Weises Mannschaft ist spielerisch und taktisch in einem Umbruch. "Das Spiel stand auf der Kippe. Schalke hätte ebenso gut gewinnen können", ist Dietrich Weise ehrlich. "In der ersten Halbzeit haben wir ein tolles Spiel gesehen, zumindest vom Tempo her. Von unserer Seite wurde ein besseres in diesem Jahr noch nicht gezeigt", findet der Eintrachttrainer: "Doch dieses Tempo war nicht durchzuhalten, und nach 80 Minuten war auch bei Schalke keine Steigerung mehr möglich, um den Rückstand aufzuholen, zumal wir da unsere ganze Routine ausspielten und souverän den Vorsprung ins Ziel bringen. Weniger souverän waren wir nach dem 1:0, da haben wir zu früh angegriffen. Peter Reichel hat innerhalb von acht Tagen mit Geye und Erwin Kremers zwei Landerspielkandidaten als direkte Gegner gehabt und er hat sich sehr gut aus der Affäre gezogen. Wenzel nahm ich heraus, weil er von Thiele so attackiert wurde, dass er einen dicken Knöchel bekam." "Über Grabowski zu diskutieren, ist ein Witz. Der Mann ist Spitze", bescheidet er einem nachfragenden Journalisten und zieht sein Fazit: "Ich bin mit der Gesamtleistung meiner Mannschaft zufrieden. Wenn man bedenkt, dass in Frankfurt unser letztes Aufgebot gespielt hat, einige Spieler noch nicht so weit sind, um in der Bundesliga mithalten zu können, dass unser Mittelfeld demoliert ist, der Herr Nigbur sehr unsicher wirkte und unser Superstar sich scheinbar beim Militär befindet, konnte man in Frankfurt nicht mehr verlangen", beginnt Merkel und fährt fort: "Dabei ist allerdings nicht zu übersehen, dass noch verschiedenes fehlt, besonders mein Mittelfeld ist ja völlig demoliert und jetzt wurde noch Lütkebohmert verletzt. Der hat einen Pferdekuss am Oberschenkel bekommen, hoffentlich wird daraus bei ihm jetzt keine Lungenentzündung", ist der Trainer, der für einen Kräuterlikör wirbt, weil dieser "die einzige Flasche ist, die ich nie vom Platz stellen würde", des trockenen Tones wohl schon überdrüssig. "Ich kann jetzt nur hoffen, dass meine anderen Spieler bald wieder da sind, vor allem Oblak", besinnt er sich, bevor er wieder seine altbekannte Litanei beginnt: "Dann brauchen wir zweifelsohne noch einen oder zwei neue, wenn wir vorn mitreden wollen." "Erzählst was, heißt es, der Merkel haut wieder auf den Putz. Bist ruhig, heißt es, der Merkel hat bei Schalke wohl nichts mehr zu melden", hat Merkel den Journalisten zuvor mit auf dem Weg gegeben und entschließt sich nun im Angesicht der sportlichen Niederlage unter Beweis zu stellen, wer das Sagen hat. Das rote Polohemd ist bis zum Bauchnabel geöffnet, die rechte Hand massiert die von einem leichten Schweißfilm bedeckte linke Brust, als er die Rolle spielt, die die Öffentlichkeit erwartet: "Erwin Kremers hat mir gut gefallen, bei Fischer muss man Abstriche machen. Unser Abramczik", führt Merkel seinen Rechtsaußen zur verbalen Schlachtbank, "wird in seinem Leben nie Kopfweh bekommen, weil er seinen Kopf nie zum Denken benutzen wird. Wenn ein Mittelstürmer dauernd im Abseits steht, so kann ich das verstehen. Schließlich muss der nach zwei Seiten beobachten und das ist manchmal zuviel verlangt. Ein Rechtsaußen aber muss nur nach einer Seite schauen. Doch noch nicht einmal das schafft dieser Junge. Da singe ich eher an der Metropolitan Oper, als dass der einmal ein Großer wird." Auf dem medialen Boulevard bekommt Merkel für seine Sprüche dankbaren Applaus, doch diese Schenkelklopfer verraten mehr über den einst bedeutenden Trainer als über seine von ihm vorgeführten Opfer. Merkel, der sich gerne als der "große Zampano" sieht, ist in Wirklichkeit nur noch ein trauriger Zirkusclown im Showteil der Vorstellungen der Fußballbundesliga. Ein Clown, dem die Leidenschaft verloren gegangen ist: "Früher, als das Haus noch nicht gebaut, das Geld noch nicht auf der Bank war und die Geschäfte noch nicht florierten, da hast dich schon verrückt gemacht. Doch heute ist’s mit dem Herzkasperln schon längst nicht mehr so schlimm." "Hätten wir verloren, würden wir uns schwerer als Schalke tun, um die Ursachen hierfür zu erforschen", macht Weise keinen Hehl daraus, was er von den analytischen Fähigkeiten Merkels hält, in dem er mit bei ihm ungewohnten Sarkasmus feststellt: "So wie ich nämlich meinen Kollegen kenne, wird er morgen um acht Uhr Training ansetzen, seinen Spielern in die Augen sehen und Bescheid wissen." Aufmerksamer Beobachter des Spiels war wie erwähnt Bundestrainer Helmut Schön, der sich von der Begegnung jedoch etwas enttäuscht zeigt: "Es war kein begeisterndes Spiel. Zu meinen Kandidaten möchte ich nur sagen, dass Körbel seine Sache gut gemacht hat. Hoffentlich hat er nichts abbekommen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Hölzenbein noch ins Aufgebot für das Länderspiel gegen Österreich kommt." "Mit Kremers", sagt der Bundestrainer, "will ich noch warten. Er kann zwar nicht alles verlernt haben, aber seine Leistungen sind noch zu unterschiedlich." Sollte Kremers gegenüber Hölzenbein den Kürzeren ziehen, ist das auch ein Verdienst Peter Reichels der den Schalker heute zur Bedeutungslosigkeit verurteilte. "Als ich gelesen habe, dass der Bundestrainer im Waldstadion noch einen Linksaußen sucht, habe ich zu Bernd gesagt: Spiel du nur gut, um den Erwin Kremers mach dir mal keine Gedanken. Da kannst du dich auf mich verlassen", erzählt Reichel, den sein Trainer lobt: "Die Disziplin, mit der Peter in dieser Woche erst Geye und nun Erwin Kremers bewachte, verdient höchste Anerkennung." Den Vorwurf, er benötige die Aussicht auf ein Länderspiel, um sich zu seiner besten Leistung aufzuraffen, weist Hölzenbein indes entschieden von sich. "Wie üblich", habe der Bundestrainer vor dem Spiel zwar mit ihm gesprochen und auch die Möglichkeit einer nachträglichen Aufnahme ins Aufgebot angedeutet, er habe jedoch "keinen Gedanken ans Länderspiel oder gar an eine Rivalität mit Erwin Kremers verschwendet. Seit dem Trainingslager im Bayerischen Wald ist die Tendenz meiner Form steigend. Lediglich gegen Karlsruhe erlitt ich einen Rückschlag. Weder in Düsseldorf noch jetzt gegen Schalke habe ich mich besonders angestrengt, nur um noch ins Aufgebot zu kommen. Ich wollte einfach mein Bestes geben, für die Eintracht", versichert der "Holz". "Ich beobachtete Bernd Hölzenbein die letzten Wochen besonders aufmerksam. Wir sprachen oft unter vier Augen über seine Aussichten in der Nationalmannschaft. Ich hämmerte ihm ein: Wenn du in Wien nicht dabei bist, hast du es sehr schwer, im Kader zu bleiben", erzählt Weise dem nachfragenden "kicker": "Die Öffentlichkeit sah Hölzenbein immer als Weltmeister und verlangte eine gleichbleibende hochwertige Leistung. Aber Bernd hatte das Vertrauen in die eigene Leistung verloren. Ich sprach mit Helmut Schön. Deshalb auch Hölzenbeins Aufstellung gegen Schalke als Linksaußen. Ich paukte Hölzenbein ein: in der englischen Woche kannst du noch alles erreichen." Der gesuchte Mittelstürmer für die Nationalelf ist Hölzenbein natürlich nicht, aber auch Weise kann Schön keinen Kandidaten vorschlagen: "Ich kenne im Moment keinen, der wie Uwe Seeler oder Gerd Müller vorne mit aller Kraft reingeht." Weise wird vom "kicker" noch um "ein Wort zu Merkel" gebeten. "Fast überflüssig", bescheidet Weise deutlich: "Uns interessiert nicht, welche Sprüche der klopft. Damit muss Schalke fertig werden." "Das 2:1 über Schalke war zweifellos wertvoll. Diese beiden Punkte stecken den Kurs für die nächsten Wochen ab", erklärt Weise und gibt gern das gewünschte "kritische Wort zum 0:2 gegen den KSC" ab: "Das war eine riesige Enttäuschung. Wir wollten einen guten Start erwischen, der so wichtig ist. Aber unsere Spieler waren nicht diszipliniert genug. Sie verloren außerdem zu viele Zweikämpfe. Dennoch bin ich jetzt sicher, dass die Mannschaft das alles verkraftet hat. Wir haben 7:3 Punkte. Eine gute Ausgangsstellung." Auch die Frage, ob ihm ein Spielertyp fehle, der das Mannschaftsspiel noch stärken und abrunden könne, beantwortet Weise in aller Offenheit: "Ja, ich hätte zu gern Wolfgang Seel in der Mannschaft, und zwar als echte Spitze. Oder auch auf dem Flügel. Ich konnte in meiner Kaiserslauterer Zeit die Entwicklung von Seel genau verfolgen. Er wurde immer stärker. Als ich zur Eintracht wechselte, war ich mit Seel fast einig, dass er mir folgen würde. Ich wollte Seel aber nicht mit Gewalt wegziehen. Das war ein Fehler. Seel hätte sich bei uns noch vielversprechender entwickelt als in Düsseldorf, davon bin ich überzeugt." (rs)
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