VfB Gießen - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1975/1976
2:4 (0:2)
Termin: 29.07.1975
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Karl-Heinz Körbel (41.), 0:2 Jürgen Grabowski (45.), 0:3 Bernd Hölzenbein (46.), 1:3 Döring (60.), 2:3 Döring (68.), 2:4 Rüdiger Wenzel (71.)
VfB Gießen | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Eine Nummer größer Ein Trainingslager für Erstligaprofis ist harte Arbeit, schweißtreibend und so kräfteraubend, dass die Spieler am Abend nur noch eines tun: erschöpft in ihre Betten fallen. Kaum einer käme wohl auf den Gedanken, diese anstrengende Vorbereitungszeit mit Urlaub zu verwechseln, doch genau das ist diese Woche im Bayrischen Wald für Gerd Simons gewesen. Simons, der vor drei Jahren von Kickers Offenbach zur Eintracht wechselte und seit einigen Wochen als DFB-Amateur geführt wird, musste bei seinem Arbeitgeber eine Woche Urlaub nehmen, um in Grafenau dabei sein zu können und den erhofften Sprung in den Lizenzspielerkader zu schaffen. "Ich will Profi werden und beim viel härteren Bundesligatraining kann ich meine Leistung am ehesten steigern", lautet die deutliche Ansage des 23-jährigen Abwehrspielers, der allerdings froh ist, dass er regelmäßig bei den Amateuren der Eintracht im Einsatz sein kann: "Denn immer nur bei den Lizenzspielern einige Minuten zu spielen, befriedigt auf die Dauer nicht." Simons schöpft Mut und Zuversicht aus den Beispielen von Helmut Müller und Wolfgang Kraus. Beide haben den Sprung vom Amateurlager zu den Profis geschafft und sich sogar als Stammspieler etablieren können. Zwischenzeitlich wurden die beiden zwar durch Verletzungen zurückgeworfen und müssen – was bei Kraus noch etwas dauern wird – wieder aus der zweiten Reihe angreifen, aber beide haben nichtsdestotrotz bewiesen, was mit etwas Glück und viel Fleiß möglich ist. Diese Chance will auch Simons suchen und, wenn sie sich bietet, entschlossen nutzen. Wo Müller als Rechtsverteidiger mit Reichel allerdings bereits ein starker Konkurrent im Weg steht, hat Simons als Vorstopper mit Karl-Heinz Körbel ein nahezu unüberwindliches Hindernis vor sich. "Vorstopper ist zwar mein Stammposten", will sich Simons deshalb auch nicht auf eine Position festlegen lassen und flexibel sein, "aber auch Außenverteidiger wäre keine große Umstellung. Die Entscheidung liegt ganz allein beim Trainer." Entscheiden muss sich Trainer Weise auch zwischen Bernd Lorenz, der in der letzten Spielzeit in nur 16 Bundesligapartien immerhin 10 Treffer erzielen konnte sowie im DFB-Pokal zwei Mal erfolgreich war, und Rüdiger Wenzel. Wenzel, der nach nur einer Saison in der 2. Liga vom FC St. Pauli an den Riederwald gefunden hat, ist mit seinen bisherigen Leistungen in den Testspielen aber ganz und gar nicht zufrieden: "Ich kann mir auch nicht erklären, warum es noch nicht richtig läuft. Das harte Training allein ist aber sicher nicht der einzige Grund, denn selbst die einfachsten Sachen gehen schief." "Ich weiß doch, dass ich viel mehr kann", macht er sich selbst Mut, "und irgendwann muss der Knoten doch platzen." Probleme bereitet dem jungen Mann von 22 Lenzen vor allen Dingen die Umstellung auf die Trainingsanforderungen bei einem Erstligisten: "Die Vorbereitung ist viel intensiver und alles in allem eine Nummer größer als bei St. Pauli", zieht Wenzel einen Vergleich. Die Stärke des Stürmers, der vor etwas mehr als einem Jahr noch als Amateur beim VFB Lübeck spielte, liegt in seinem direkten Zug zum Tor. So kam er in der letzten Saison für den FC St. Pauli auch auf beachtliche 24 Treffer. Doch gerade im Strafraum will es in den Testspielen nicht recht klappen: "Ich konnte mich bisher noch selten gegen meinen Gegenspieler durchsetzen und habe einige klare Torgelegenheiten ausgelassen. Das muss einfach besser werden", sagt er selbstkritisch. Sportjournalist "Peppi" Schmitt, der den Norddeutschen als "sympathisch" beschreibt, vermutet indes weniger ein körperliches als ein psychologisches Problem: "Vielleicht fehlt Rüdiger Wenzel einfach nur mal ein Tor …" Das gelingt Wenzel beim letzten Test der Frankfurter Eintracht vor dem Pokalspiel gegen Viktoria Köln vor 6.000 Zuschauern beim Hessenligisten VfB Gießen. Wenzel trifft in der 71. Minute zum 4:2-Endstand, nachdem Döring die Amateure gegen eine unaufmerksame und nachlassende Eintracht in der 60. und 68. Minute auf 3:2 herangebracht hat. Die klare 3:0-Führung, die Körbel in der 41. Minute, Grabowski quasi mit dem Pausenpfiff und Hölzenbein direkt nach Wiederanpfiff zum zweiten Durchgang erzielt hatten, ist zwar verspielt, am Ende reicht es aber eben auch dank Wenzels Treffer für den wackeren Hessenpokalsieger der Jahre 1964 und 1972 doch nicht für die ganz große Überraschung. Während der Verein für Bewegungsspiele immerhin einen schönen Achtungserfolg verbuchen kann, darf sich Eintracht-Trainer Weise darüber freuen, dass Wenzel eine aufsteigende Tendenz zeigt und er auch wieder mit Peter Reichel rechnen kann. Reichel zeigte in den ersten 45 Minuten eine solide Partie und untermauerte seine Ansprüche auf die Position des rechten Außenverteidigers. Eine überzeugende Leistung darf erneut Neuberger attestiert werden, der in Offensive und Defensive gleich stark spielt. Positiv aufgefallen ist ebenfalls wieder die Offensivstärke von Peter Krobbach, der bei einem Pfostenschuss ebenso wie Weidle viel Pech hatte. Für das Pokalspiel gegen Viktoria Köln ist Neuzugang Krobbach als Libero gesetzt, während Wenzel nicht nur wegen seines Treffers weiter auf einen Einsatz von Beginn an hoffen darf. (rs)
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