Eintracht Frankfurt - MSV Duisburg

Bundesliga 1974/1975 - 23. Spieltag

4:1 (4:0)

Termin: Fr 07.03.1975, 20:00 Uhr
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 1:0 Karl-Heinz Körbel (14., Elfmeter), 2:0 Thomas Rohrbach (36.), 3:0 Jürgen Grabowski (39.), 4:0 Bernd Hölzenbein (42.), 4:1 Klaus Thies (61.)

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Eintracht Frankfurt MSV Duisburg

 


  • Dietmar Linders
  • Werner Schneider
  • Bernard Dietz
  • Detlef Pirsig
  • Michael Bella
  • Kees Bregman
  • Klaus Bruckmann
  • Klaus Thies
  • Theo Bücker
  • Walter Krause
  • Ronald Worm

 

Wechsel Wechsel
  • Lothar Schneider für Ronald Worm (55.)
Trainer Trainer
  • Willibert Kremer

 

Dauerfeuer im Dauerregen

Die Eintracht ist zurück im Geschäft. Dem 7:1-Heimsieg gegen TeBe Berlin folgte eine starke Leistung auf dem Betzenberg, die mit einem Punktgewinn belohnt wurde. Es muss jedoch nachgelegt werden, um im März „den Anschluss zur Spitze“ zu schaffen, wie es von Trainer Weise gefordert wird. Mit einem Sieg gegen den Tabellen-11. aus Duisburg könnte seine Mannschaft heute den 6. Platz zumindest zu verteidigen.

Der MSV Duisburg hat in der Bundesligageschichte dreimal bei der Eintracht gewonnen, davon aber nur zwei Siege in Frankfurt feiern können. Der letzte Erfolg am 34. Spieltag der Saison 1972/73 gelang den „Zebras“ nämlich nicht im Waldstadion, das wegen der Weltmeisterschaft umgebaut wurde, sondern auf dem Bieberer Berg in Offenbach. Es war gleichzeitig das letzte Pflichtspiel von Lothar Schämer und Karl-Heinz Wirth, der damals nach acht Minuten für den verletzten Jürgen Grabowski eingewechselt wurde.

Den ersten Bundesligasieg am Main errangen die Gäste am 23.1.1965 übrigens noch unter ihrem ursprünglichen Namen als Meidericher Sportverein, den sie 1967 auf Drängen der Stadt Duisburg änderten. Und beim zweiten Auswärtssieg des MSV in Frankfurt am 14.3.1970 stand aufseiten der Duisburger ein Mann auf dem Platz, der heute bei ihnen auf der Trainerbank sitzt: Willibert Kremer.

Kremer, der im Oktober 1973 den MSV als Tabellenletzter übernommen und zum Klassenerhalt geführt hat, kann im Jahr 1975 mit den Ergebnissen seiner Elf in der Bundesliga nicht zufrieden sein. In sechs Spielen, von denen vier zu Hause bestritten werden konnten, gelang neben zwei Unentschieden nur ein Sieg. Dennoch, das Unentschieden gegen Tabellenführer Gladbach am letzten Spieltag kann als kleiner Erfolg gewertet werden und im DFB-Pokal siegte der MSV Anfang Februar sogar mit 3:2 bei Bayern München. Die Eintracht ist also trotz des 3:1-Hinrundenerfolges an der Wedau vor den zwei Gesichtern der Gäste gewarnt.

Ein neues Gesicht soll die Eintrachtoffensive erhalten. Hatte Grabowski in den letzten beiden Partien einen (Mittel-)Stürmer gegeben, der sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen ließ, fordert Trainer Weise nun: „Grabowski soll echte Spitze spielen.“ „Es gab noch kein Bundesligaspiel“, erläutert Trainer Weise seine taktischen Überlegungen, „in dem Grabowski nicht press gedeckt wurde. So stellt sich für uns die Frage, wo dieser Zweikampf stattfinden soll: im Mittelfeld oder weiter vorn. Wir versuchen es jetzt mal mit der zweiten Lösung: weiter vorn“.

Die Begründung, die zu dieser Entscheidung führt, klingt einleuchtend: Verliert Grabowski bei einem Dribbling im Mittelfeld den Ball, kann sich sein Gegenspieler sofort in das Angriffsspiel seiner Mannschaft einschalten und hat es näher zum Frankfurter Tor. Passiert dies jedoch am Strafraum des Gegners, ist die Gefahr für das eigene Tor wesentlich geringer. Außerdem kann „Grabi“ als Mittelstürmer nach einem erfolgreichen Dribbling sofort zum Abschluss kommen. Der Kapitän selbst nimmt es gelassen „Was soll's? Auch wenn ich im Mittelfeld spiele, klebt mir doch immer ein Bewacher an den Fersen.“

Sonst scheint Trainer Weise seine Formation gefunden zu haben, denn es spielt die Elf, die auch in Kaiserslautern beginnen durfte: Wienhold - Reichel, Trinklein, Körbel, Neuberger - Beverungen, Kraus, Nickel - Rohrbach, Grabowski und Hölzenbein. Der als Stürmer verpflichtete Neuberger spielt also weiterhin in seiner Paraderolle als Außenverteidiger und die Frage, ob Kraus oder Beverungen den Vorzug erhalten, beantwortet der Trainer auch diesmal mit Kraus und Beverungen.

Auf die äußeren Umstände hat ein Trainer jedoch keinen Einfluss: Gegen 18.30 Uhr beginnt es zu regnen und es sieht bis zum Anpfiff durch Schiedsrichter Redelfs nicht aus, als würde der Regen am heutigen Tag noch ein Ende finden. Das miese Wetter könnte die 14.000 Zuschauer – soweit sie Eintrachtanhänger sind - in eine gedrückte Stimmung versetzen, denn ihren Lieblingen auf dem durchweichten Rasen haftet der unzerstörbare Ruf an, einer gewissen Launenhaftigkeit zu unterliegen. Regen, so lautet ein Mythos, schmecke den technisch beschlagenen Akteuren so wenig, dass ihnen bereits beim Warmmachen die rechte Spiellaune zu vergehen pflege.

Wer nun aber glaubt, der MSV sei durch die Witterung im Vorteil, der sieht sich als Opfer eines Mythos und wird schon in der Anfangsphase eines Besseren belehrt. Die Eintracht legt los wie die berühmte Feuerwehr, die dieses Mal freilich nicht ausgerückt ist, um einen Brand zu löschen, sondern um Feuer zu legen und zwar mitten im Strafraum der Gäste.

Sind es Weises Standpauken, die seine Spieler fortgesetzt zu größerer Konzentration und höherer Kampfbereitschaft auffordern und Weise aufseufzen lassen („Ich komme mir schon langsam blöd vor, immer wieder nur dasselbe zu erzählen.“) oder ist es das bevorstehende Länderspiel gegen England am kommenden Mittwoch in Wembley, das die Nationalmannschaftskandidaten der Eintracht besonders munter macht? Weltmeister Bernd Hölzenbein ist beispielsweise von seinem Bewacher Dietz, der sich ebenfalls Hoffnungen auf die Partie in Wembley macht, nicht zu bremsen.

So gut Hölzenbein ins Spiel kommt, so unglücklich läuft es bei Dietz. Einen vorläufigen Höhepunkt dieses entgegengesetzten Laufes der beiden Spieler sieht die 14. Minute: Hölzenbein dribbelt in den Strafraum des MSV und Dietz unterläuft beim Abwehrversuch ein Handspiel, der Elfmeterpfiff von Redelfs folgt prompt. Die Duisburger wollen es nicht wahrhaben, und versuchen den Referee umzustimmen. Doch natürlich hilft am Ende alles Protestieren nichts, alle Aufregung ist vergebens, Schiedsrichter Redelfs bleibt dabei: „Dietz spielte den Ball mit der Hand.“ Den Elfmeter verwandelt Körbel sicher, was keine Selbstverständlichkeit ist: MSV-Keeper Linders hat in dieser Bundesligarunde bereits drei Elfmeter gehalten und die gescheiterten Schützen tragen bekannte Namen: Herzog, Höttges und Lippens.

Die Eintrachtoffensive agiert auch nach der Führung so unberechenbar wie trickreich, die fließenden Kombinationen verwirren die Meidericher Hintermannschaft zusehends. Die Abwehrspieler des MSV müssen sich vorkommen wie ein Grundschüler in einem Hegel-Seminar: Sie hören und sehen, aber sie verstehen nicht.

Aber es kommt noch ärger für die Gäste, denn die Eintracht will dieses Mal nicht in Schönheit sterben und sich am eigenen Spiel ergötzen, sondern auf Torejagd gehen. In der letzten Viertelstunde vor der Pause bricht der Frankfurter Sturm über die Duisburger herein und diese finden weder Schutz noch Zuflucht: Sie könnten nur davonlaufen, verstecken können sie sich nicht.

Die Spielfläche wirkt mittlerweile - bearbeitet durch den strömenden Regen und die Stollenschuhe der Spieler - eher wie Ackerland, denn wie ein Fußballfeld. Wie es die Frankfurter Filigrantechniker schaffen, auf diesem Untergrund Millimeterarbeit abzuliefern, ist nicht nur den MSV-Spielern ein Rätsel. Unlösbar wird diese Aufgabe für die Gäste dann innerhalb von nur sechs Minuten. Thomas Rohrbach, den man seit seinem grandiosen Auftritt im Europacup-Heimspiel gegen Monaco nicht mehr so stark gesehen hat, erzielt nach 36 Minuten das zweite Tor für die Hausherren, und nur drei Minuten später erhöht Grabowski nach einem weiteren schönen Spielzug auf 3:0.


Hölzenbein erzielt das 4:0

Es ist nicht dem Dauerregen geschuldet, sondern dem Dauerfeuer der Diva vom Main, dass beim MSV alle Abwehrdämme brechen. Einer solchen Spielkunst kann man sich nur beugen, das Kombinationsspiel, das zum 4:0 in der 42. Minute führt, ist nicht weniger als einmalig. Grabowskis Einwurf kommt zu Nickel, der zurück auf Grabowski passt, der Kapitän spielt einen Doppelpass mit Hölzenbein, um dann im richtigen Moment den Ball in die Gasse zu jagen, in die Hölzenbein gerade gestartet ist. Bruckmann kommt zu spät und Linders langer rechter Arm liegt erst am Boden, als ihn der flache und präzise Schuss von „Holz“ schon längst passiert hat. Linders ist geschlagen und kann wie Bruckmann den Ball auf dessen Weg ins Tor nur noch mit den Augen verfolgen. 14.000 Zuschauer sind zu Recht aus dem Häuschen, die traumwandlerische Sicherheit des Frankfurter Offensivspiels hat ihren Höhepunkt gefunden.

Völlig durchnässt umarmt Hölzenbein seinen Kapitän, der ihn so trefflich in Szene gesetzt hat. Während Rohrbach und Nickel auf die beiden zusteuern, um sich am gemeinsamen und innigen Jubel zu beteiligen, knien Bruckmann und der Mannschaftsführer des MSV am Boden. Ein schönes und stimmiges Schlussbild für eine fantastische erste Hälfte der Eintracht, die Schiedsrichter Redelfs drei Minuten später beenden muss, weil es ihm seine Uhr und die Regel so gebieten. Wie schade, dass solch ein Spiel unterbrochen werden muss.

Eintracht-Trainer Weise ist wenig überraschend mit der Leistung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit rundherum zufrieden: „Wir haben an die starken zweiten 45 Minuten von Kaiserslautern angeknüpft!“ Und auch im zweiten Durchgang hält sich die Eintracht an die Vorgaben ihres Trainers, verständlicherweise lassen nun jedoch etwas die Kräfte nach, was angesichts des sicheren Vorsprungs nicht beunruhigen kann. Den Gästen gelingt es nun, das Spiel ausgeglichener zu gestalten und selbst in der Offensive Akzente zu setzen.

Die beiden nächsten bemerkenswerten Szenen sind jedoch keine Torchancen, sondern verletzungsbedingte Auswechslungen. Zum einen muss zehn Minuten nach Wiederanpfiff der MSV-Stürmer Worm wegen einer Fußblessur das Feld verlassen wurde, zum anderen humpelt Nickel weitere fünf Minuten später vom Platz. Anstelle Worms spielt nun Schneider, für Nickel kommt Weidle in die Partie.

An den Auswechslungen liegt es jedoch nicht, dass sich nur eine Minute nach Nickels Abgang für Thies die Chance zum Ehrentreffer ergibt. Die lässt sich der Duisburger nicht entgehen und verkürzt in der 61. Minute auf 4:1.

Die Chance, die alte Differenz wiederherzustellen, bietet sich der Eintracht wiederum nur eine Minute später. Körbel überläuft im Strafraum Bella, der von hinten versuchen muss, dem Frankfurter Vorstopper den Ball noch wegzuspitzeln. Doch dieses Vorhaben misslingt dem Gästespieler gründlich. Körbel stürzt über den Fuß des Duisburgers und Redelfs entscheidet erneut auf Elfmeter. Weil der Gefoulte nicht selbst schießen soll, meldet sich Kraus zur Stelle, doch der von ihm getretene Foulelfmeter wird von Linders abgewehrt. Der Torhüter wird also nun doch noch seinem Ruf als „Elfmetertöter“ gerecht.

Das Spiel ist dennoch längst entschieden, Walter Krause müht sich nach Worms Ausfall im Sturm der Gäste redlich, aber letzten Endes vergeblich. Dabei würde dem ehemaligen Offenbacher ein Tor gut tun. Er hat an der Wedau seine Erstligatauglichkeit noch nicht unter Beweis stellen können, nachdem er zu Saisonbeginn vom Hamburger SV zu den „Zebras“ wechselte.

Bewiesen haben dagegen auch heute der Wühler Kraus und der Athlet Beverungen, dass sie sich im Mittelfeld an der Seite des Dirigenten Nickel prächtig ergänzen können. Vielleicht hat Trainer Weise nun eine bleibende Besetzung gefunden, denn auch Neuberger glänzt als Außenverteidiger erneut. Möglicherweise muss ein Trainer auch mal zu seinem Glück gezwungen werden. Es lässt sich im jeden Fall trefflich darüber spekulieren, ob Weise Neuberger in der Abwehr eingesetzt hätte, wenn Helmut Müller keinen Handbruch erlitten und dem Coach zu Beginn der Rückrunde zur Verfügung gestanden hätte.

Unstrittig ist dagegen, dass der Ausgangspunkt des gewaltigen Wandels der Eintracht in den vergangenen drei Wochen neben Hölzenbeins Formanstieg die neue Aufgabe für Willi Neuberger als linker Verteidiger ist. Er beherrscht nicht nur seine Rivalen, selbst wenn sie wie in Kaiserslautern Pirrung heißen, sondern stößt fast im Stil Paul Breitners im rechten Augenblick in die richtige Lücke hinein. Die Abwehr - daran besteht kein Zweifel - wirkt mit dem ehemaligen Nationalmannschaftsstürmer souveräner und Neuberger wusste sogar schon als Libero zu überzeugen.

Auch wenn Neuberger von Weise nach dem gescheiterten Steffenhagen-Transfer als Außenstürmer geholt wurde, ist dem Trainer mit der Verpflichtung Neubergers ein Glücksgriff gelungen. Ein Spieler, der so vielseitig Verwendung findet und dabei solch überzeugende Leistungen abliefert, ist ein Geschenk für jeden Coach. Weise, das ist sicher, weiß dieses „Geschenk“ zu schätzen.

Der Trainer dürfte mit dem heutigen Auftritt seiner gesamten Truppe ohnehin keine Probleme haben. Sie hält sich exakt an seine Vorgaben und kämpft trotz der klaren Führung weiterhin bedingungslos. Diese Einstellung und dieser Einsatz sind die unentbehrliche Grundlage für die fliegenden Ballpassagen und die Mehrzahl der gewonnenen Zweikämpfe. Eines dieser Duelle endet allerdings für den Duisburger Schlussmann übel: Linders spaltet sich bei einem Zusammenprall mit Hölzenbein die Lippe.

Der Keeper hält jedoch ebenso bis zum Schluss durch, wie die Eintracht bis zum Ende die Marschroute ihres Trainers umsetzt, konzentriert zu Werke geht und die von ihm oft kritisierten Nachlässigkeiten strikt vermeidet. Als Beverungen kurz vor Schluss der Partie getreu nach Weises Weisung nichts riskiert und eine Duisburger Angriff unterbindet, in dem er den Ball auf die Tribüne bläut, erntet „Beve“ trotz des deutlichen 4:1-Vorsprungs und der beeindruckenden Leistung der Mannschaft Pfiffe. Dietrich Weise ist angesichts dieser Publikumsreaktion der Verzweiflung nahe: „Man kann’s wirklich niemandem recht machen.“

Willibert Kremer hat es an diesem Tag ganz sicher niemand recht gemacht und so kann der Duisburger Trainer dem Spiel erwartungsgemäß nur wenig abgewinnen. Trost findet er lediglich darin, dass seine Elf sich nicht aufgegeben hat: „Wir sind wenigstens mit fliegenden Fahnen untergegangen.“

Nichts richtig gemacht hat dagegen wohl der Schiedsrichter in den Augen Kremers. Der Trainer geht zum Angriff auf den Unparteiischen über, dem er eben genau diese Eigenschaft absprechen möchte: „Die Eintracht hat doch nur ein reguläres Tor erzielt, die anderem waren Geschenke des Schiedsrichters!“ Einmal in Fahrt gekommen, sagt er einiges Unfreundliches mehr, so dass Weise seinen Trainerkollegen freundschaftlich warnt: „Willibert, sei vorsichtig, sonst musst du 500 Mark zahlen.“ Gut für Kremer, dass Journalisten nicht alles aufschreiben, was sie hören, und manchmal nur über ein leidlich gutes Gedächtnis verfügen, wenn es notwendig ist.

Trainer Weise ist natürlich hochzufrieden, schließlich wurden heute seine seit ewigen Zeiten formulierten Forderungen von seiner Mannschaft auch umgesetzt: „Endlich einmal wurden alle meine kämpferischen Erwartungen erfüllt, nur die kämpferische Bereitschaft kann die Basis für eine spielerische Demonstration wie gegen Duisburg sein.“

Nicht jeder Duisburger trägt übrigens an der Niederlage so schwer wie Kremer. “Für mich wäre es das Schönste überhaupt, wenn ich in Wembley dabei sein könnte“, schaut Verlierer Bernhard Dietz wenige Minuten nach der Niederlage gegen die Eintracht bereits in die eigene nahe Zukunft. Dietz darf sich berechtigte Hoffnung auf eine Nominierung machen, denn DFB-Trainer Helmut Schön bekundet „Zufriedenheit“ über die Leistung von Dietz. Das verwundert ein bisschen, denn der Duisburger hatte gegen Hölzenbein große Schwierigkeiten, der sich bescheiden darüber freut, „dass die Kraft wieder da ist.“

Seine herausragende Leistung, die ihn in die „Starparade“ der Abendpost/Nachtausgabe und - wie Grabowski – zum vierten Mal in dieser Saison in „die Elf des Tages“ im „Kicker“ führt, will Hölzenbein jedoch nicht im Zusammenhang mit dem anstehenden Länderspiel und der Anwesenheit von Helmut Schön gebracht wissen: „Ich habe für die Eintracht und das Publikum gekämpft. Die Kraft ist wieder da, da gelingen die Tricks von selbst.“

„Bei Frankfurt lief besonders in der ersten Halbzeit alles zusammen“, spricht Helmut Schön und hat ein Sonderlob für Hölzenbein übrig, der sein alljährliches Formtief nach der Winterpause endgültig überstanden hat: „Er hat vorbildlich gekämpft. Ich war sehr zufrieden mit ihm.“ Auch aus den Worten von Bernhard Dietz spricht ehrliche Anerkennung für den Kontrahenten: „Der Bernd ist schon ein Klassespieler. Seine Wendigkeit und sein Überblick machten mir sehr zu schaffen, obwohl Abwehrspieler auf diesem schweren Boden eigentlich im Vorteil waren.“

Auch für die Siegerelf hat Dietz nur positive Worte übrig: „Nach der Führung kamen sie in einen Spielrausch. Besonders wichtig war die mannschaftliche Geschlossenheit.“ „Die Eintracht hat die ideale Besetzung und mit Grabowski und Hölzenbein zwei hochklassige Solisten, die ein Spiel ganz allein entscheiden können“, schwärmt Dietz. Der 26jährige Nationalspieler, der in Malta neben Körbel und Nickel sein Debüt gab, kann sich jedoch über den Elfmeterpfiff des Schiedsrichters gegen ihn nicht trösten: „Ich war völlig perplex, als der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt deutete. Der Ball war doch im Zweikampf völlig ohne Absicht an meine Hand gesprungen.“

Einen Tag nach dem Spiel melden sich auch zwei Frankfurter Kandidaten für die Spiele der beiden DFB-Auswahlmannschaften in der nächsten Woche zu Wort. „Ich bin fit für Wembley“, versichert Karl-Heinz Körbel, während Bernd Nickel Zweifel hegt: „Es ist fraglich, ob ich in Dublin spiele.“ Die beiden Verletzten der Eintracht kühlen ihre Blessuren, Körbel eine Prellung auf dem rechten, Nickel einen Bluterguss auf dem linken Spann. Nickel war bereits bei Dr. Degenhardt im Krankenhaus zur Behandlung, Körbel wurde gestern noch während des Spiels behandelt: „Ich habe in der Pause gleich eine Spritze bekommen. Dadurch hatte ich in der zweiten Halbzeit zwar kaum noch Gefühl im Fuß, aber der Fuß ist auch nicht geschwollen, und ich spüre nur noch einen leichten Druckschmerz.“

Auch Bernd Nickel könnte vom ärztlichen Standpunkt her spielen, „Dr. Hammer“ indes hat Bedenken: „Ich weiß, nicht, ob ich richtig schießen kann. Wenn's der rechte Fuß wäre, wär's halb so schlimm, den brauche ich beim Spiel ohnehin nur zum Laufen.“ Nickel will Jupp Derwall die Entscheidung überlassen, ob es Sinn hat, ihn nach Dublin zum B-Länderspiel am Dienstag mitzunehmen. Nickel: „Ein Einsatz wäre vielleicht riskant, und nur nach Dublin reisen, um verletzt auf der Bank herumzusitzen, ist ja auch nicht der Sinn der Sache.“

Körbel dagegen will unbedingt auf Reisen gehen: „Auch wenn ich auf der Auswechselbank sitzen sollte, freut sich die ganze Familie in Dossenheim mit mir wie närrisch.“ „In Wembley neben Beckenbauer, das wäre natürlich das Allergrößte“, freut sich Körbel wie ein kleiner Schulbub und macht sehr erwachsen auch gleich ein bisschen Werbung in eigener Sache: „Ich kam bei meinem ersten Länderspiel auf Malta auf den Platz und spielte neben Beckenbauer, als ob ich schon Jahre neben ihm gestanden hätte. Traumhaft! Am Blick erkannte ich, was Beckenbauer vorhatte.“

Während Körbel in der Hoffnung auf sein zweites Länderspiel Blickkontakt mit Beckenbauer sucht, gilt es für die Eintracht den Blick nach vorne zu richten. Dort wartet auf die Frankfurter nach dem Länderspiel der VfL Bochum, der ihr im Waldstadion den Platz im Viertelfinale des DFB-Pokals streitig machen will. (rs)

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