VfR Mannheim - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1974/1975
2:6 (0:4)
Termin: 11.01.1975
Zuschauer: 3.500
Schiedsrichter: Kahmann (Neulußheim)
Tore:0:1 Bernd Nickel (7.), 0:2 Bernd Nickel (10.), 0:3 Jürgen Grabowski (11.), 0:4 Bernd Lorenz (35.), 1:4 Detterer (46.), 1:5 Bernd Hölzenbein (50.), 2:5 Krstic (59.), 2:6 Willi Neuberger (81.)
VfR Mannheim | Eintracht Frankfurt |
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Zwei Meister im Test Mit einem Gipsverband an der rechten Hand meldete sich Verteidiger Helmut Müller zum ersten Training der Frankfurter Eintracht nach dem Weihnachtsurlaub zurück. Müller hatte sich beim Freundschaftsspiel in Dotzheim am 17. Dezember den Mittelhandknochen gebrochen. Erst am 20. Januar werden die Ärzte entscheiden, ob Müller mit einer Gipsmanschette bereits beim Rückrundenstart gegen Werder Bremen (25.1.) eingesetzt werden kann. Für die zweite Halbserie hat Trainer Weise seine Stammformation bereits im Kopf: „Unsere Elf für die Rückrunde steht, wir müssen nicht erst probieren. Das Hallenturnier vom 14. bis 18. Januar im Berlin stört allerdings unsere Vorbereitungen, ist aber finanziell interessant." Für seine Spieler ist dagegen interessant, was Dietrich Weise für die erste Trainingswoche im neuen Jahr ankündigt: „Wir wollen und müssen so schnell wie möglich Anschluss an unsere gewohnte konditionelle Verfassung finden. Und dabei lässt mir die Termingestaltung keine andere Wahl, als schon am ersten Tag mit einem harten Trainingsprogramm zu beginnen. Der ersten Woche aber wird in unserem Vorbereitungsprogramm die entscheidende Bedeutung beikommen. Kraft- und Lauftraining werden im Vordergrund stehen, das wird in den ersten zwei Tagen etwas weh tun.“ Sechs Tage nach dem Trainingsauftakt werden Weises Schützlinge für ihre Mühen und Schmerzen spielend entschädigt, das Freundschaftsspiel gegen beim VfR Mannheim steht auf dem Programm. In Mannheim stehen sich somit der Deutsche Fußballmeister von 1949 und der von 1959 gegenüber. Beide Mannschaften verwehrten übrigens auf ihrem Weg zum Titel den Kickers aus Offenbach den Griff zur Schale. Während die Eintracht die Kickers im Finale 1959 auf den zweiten Platz verwies, schalteten die Mannheimer die Offenbacher 10 Jahre zuvor im Halbfinale aus. Damit sind die Gemeinsamkeiten der beiden Vereine aber wohl auch bereits erschöpft. Die Eintracht hat die Chance, in dieser Saison zum zweiten Mal Deutscher Meister zu werden und den im August 1974 gewonnenen DFB-Pokal zu verteidigen, der VfR hat ernste Abstiegssorgen in der neu eingeführten Zweiten Bundesliga Süd. So hat Hermann Jöckel, der Torwart der Meistermannschaft von 1949, am 2. Dezember des Vorjahres Gunther Baumann auf dem Trainerposten abgelöst. Bitter für Baumann, der in den 60ern mit dem 1. FC Nürnberg, dem TSV 1860 München und dem VfB Stuttgart drei Erstligavereine unter seinen Fittichen hatte. Warum das Zweitligaschlusslicht trotz des Trainerwechsels auch in der Rückrunde keine bessere Rolle spielen wird, weiß nach nicht einmal einer Viertelstunde jeder der 3.500 Zuschauer. Schon nach zehn Minuten steht es durch zwei Nickel-Treffer 2:0 für die Eintracht und nur 60 Sekunden später klingelt es zum dritten Mal im Mannheimer Kasten. Jürgen Grabowski werfen sich im Fünfmeterraum zwar noch ein Verteidiger und Torwart Kraus entgegen, der den Ball auch tatsächlich bei Grabis ersten Versuch abwehren kann, doch den zurückspringenden Ball köpft der Frankfurter Kapitän lässig zum 3:0 ins Netz. Bis zur Halbzeit kostet die Eintracht ihre technische Überlegenheit zum Glück für die Gastgeber bis zur Halbzeit nur noch einmal in Form eines Treffers aus, den Bernd Lorenz nach 35 Minuten erzielt. Doch wie Jürgen Grabowski und Bernd Nickel die Mannheimer Deckung im herrlichen Zusammenspiel ein ums andere Mal auseinandernehmen, das allein ist das Eintrittsgeld wert und lässt den Fußballbegeisterten entzückt zurück. Trainer Weise hat in der Halbzeitpause allen Grund die Spielfreude seiner Mannschaft zu loben. Die lange Pause scheint der Eintracht nicht geschadet zu haben, im Januar kombiniert sie wie einst im Mai, wenn das Wortspiel an dieser Stelle gestattet ist. Weise nutzt die komfortable Führung und bringt zum Wiederanpfiff Andree für Reichel. Das scheint aber das Signal für die Gastgeber zu sein, die ebenfalls einmal gewechselt haben. Schon nach zwei gespielten Minuten im zweiten Durchgang kommen sie zum ersten Treffer durch Bernd Detterer. Vielleicht gibt dieser Treffer ja nicht nur den Mannheimern, sondern auch Detterer Auftrieb. Dem gelang bisher in dieser Zweitligasaison nur ein einziges Tor - am ersten Spieltag erzielte er den Führungstreffer für den VfR bei der 1:3-Heimniederlage gegen Borussia Neunkirchen. Die Eintracht – noch im Schwung der ersten Hälfte – ist um eine Antwort auf das Mannheimer Aufmucken nicht verlegen, Bernd Hölzenbein trifft in der 50. Minute zum 5:1. Vier Minuten später erlöst Trainer Jöckel seinen Schlussmann Heinz Kraus und bringt mit Rolf Seitz die Nummer 2 der Mannheimer. Jöckels Kollege Weise gleicht die Führung der Gastgeber nach Auswechslungen aus, in dem er in derselben Spielminute Winfried Stradt für Roland Weidle bringt. Doch nur zwei Minuten später geht das muntere Spielertauschen weiter, auf Mannheimer Seite muss Vladimir Savic das Feld für Branislav Krstic räumen. Krstic ist nur drei Minuten auf dem Platz, als ihm der zweite Treffer für die Gastgeber gelingt. Wie Detterer ist auch dem Jugoslawen in der 2.Liga erst ein Treffer gelungen, aber immerhin trug sein Ausgleichstreffer gegen den Club aus Nürnberg am Ende zum 3:1-Sieg der Mannheimer bei. Kurios, Detterer und Krstic treffen, aber gerade der bisher beste Schütze des VfR in dieser Saison, Ludwig Hartmann, der bereits sieben Liga-Treffer gelungen sind, der geht heute leer aus. Die Auswechslungen tun dem Spiel nicht gut, wie es scheint. Möglicherweise lässt es die Eintracht nach den ersten harten Trainingstagen nun auch absichtlich etwas langsamer angehen. Grund zum Jubeln haben die Zuschauer allerdings in der 67. Minute, als Wolfgang Kraus für Jürgen Grabowski zum Einsatz kommt. Der Frankfurter Kapitän wird vom Publikum für seine Leistung mit Sonderbeifall bedacht. Die Luft ist aus der Partie endgültig entwichen, einzelne Spieler laufen, wie ein Rad auf der Felge rollt. Immerhin gibt es in den letzten 10 Minuten noch zwei Szenen, die eine Erwähnung lohnen. Zum einen trifft Willi Neuberger in der 81. Minute zum 6:2 für die Eintracht und zum anderen erhalten die Gastgeber fünf Minuten später durch einen Elfmeter die Chance ihr drittes Tor zu erzielen. Bernhard Schwarzweller, der Strafstoßschütze,
hat in dieser Zweitligasaison drei Tore erzielt, zwei davon waren verwandelte
Foulelfmeter. Ein sicherer Schütze also, sollte man meinen. Aber
Dr. Kunter ist auch ein hervorragender Torwart mit exzellenten Reaktionen
– er pariert Schwarzwellers Schuss. Man sollte auf Mannheimer Seite
deswegen nicht zu traurig sein, mit dem 2:6 ist der VfR alles in allem
gut bedient. (rs) |