Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

Bundesliga 1974/1975 - 2. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: Sa 31.08.1974, 15:30 Uhr
Zuschauer: 41.000
Schiedsrichter: Walter Horstmann (Hildesheim) Tore:
1:0 Bernd Hölzenbein (38.), 1:1 Hans-Jürgen Wittkamp (76.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Borussia Mönchengladbach

 


  • Wolfgang Kleff
  • Hans Klinkhammer
  • Rainer Bonhof
  • Berti Vogts
  • Hans-Jürgen Wittkamp
  • Henning Jensen
  • Ulrich Stielike
  • Jupp Heynckes
  • Horst Köppel
  • Lorenz-Günther Köstner
  • Allan Simonsen

 

Wechsel Wechsel
  • Walter Posner für Hans Klinkhammer (23.)
  • Lorenz Hilkes für Horst Köppel (73.)
Trainer Trainer
  • Hennes Weisweiler

 

Abschied und Auferstehung

Die Eintracht ist erfolgreich in die neue Saison gestartet: Dem Pokalsieg über den HSV folgte eine Woche später ein ungefährdeter und klarer 3:0-Auswärtssieg bei Werder Bremen zum Bundesliga-Auftakt. Vor dem Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach beschäftigt aber ein anderes Thema die Fußballfans im Allgemeinen und die Eintrachtfans im Besonderen: Jürgen Grabowski wird nicht mehr für die DFB-Auswahl auflaufen.

Während Paul Breitner mit einer dicken Zigarre bewaffnet an der Seite von Gerd Müller ebenso medienwirksam wie der „Bomber der Nation“ seinen Rücktritt erklärte, benutzte Jürgen Grabowski seinen Abschied nicht als medienwirksame Abrechnung in der Stunde seines größten Erfolges, obwohl er dazu ausreichend Grund gehabt hätte. Der besonnene Ausnahmefußballer ließ einige Wochen verstreichen und die für ihn wechselvolle WM noch einmal in Ruhe Revue passieren, bevor für ihn feststand: „Ich will nicht mehr in der Nationalelf spielen, auch nicht mehr am nächsten Mittwoch gegen die Schweiz.“

Jürgen Grabowski, der bei der WM 70 als „bester Auswechselspieler der Welt“ zu internationalem Ruhm und Anerkennung kam, beendet seine Karriere in der DFB-Auswahl nach 44 Länderspielen und begründet seinen Verzicht auf weitere Nominierungen so: „Meine Rolle als Mittelfeldspieler bei der Frankfurter Eintracht verträgt sich nicht mit meiner Rolle als Rechtsaußen in der Nationalmannschaft.“

Helmut Schön wollte nach den Rücktritten von Netzer und Overath nicht widerspruchslos auf den Frankfurter Kapitän verzichten: „Ich bin bestürzt. Das kann ich nicht akzeptieren. Jürgen, überlegen Sie sich´s noch einmal und rufen Sie bitte in drei Stunden wieder an.“

Über solche Wertschätzung des Bundestrainers hätte sich Grabowski beispielsweise nach dem verlorenen WM-Spiel gegen die Auswahl der DDR gefreut hätte, als ihn Schön nach Beckenbauers öffentlicher Vorhaltung - „Grabowski ist nicht der Spieler, der seinem Gegner nachläuft.“ – nicht nur aus der Mannschaft nahm, sondern ihn im nächsten Spiel gegen Jugoslawien gar auf die Tribüne setzte. Uli Hoeneß, der wie Grabowski nach der Niederlage gegen die Elf aus der DDR in der Kritik stand, durfte nicht zuletzt dank der Fürsprache seines Mannschaftskapitäns und Vereinskameraden Beckenbauer auf der Bank Platz nehmen. Mehr noch, Hoeneß wurde sogar eingewechselt, nachdem „Hacki“ Wimmer sich verletzt hatte. Verletzt war Jürgen Grabowski auch, aber nicht körperlich, sondern tief getroffen in seiner Fußballerseele von dem Vorwurf Beckenbauers, er würde nicht immer alles für die Mannschaft geben.

Wie immer vergrub Grabi seinen Kummer tief in sich. Die Öffentlichkeit wegen dieser ungeheuerlichen Ungerechtigkeit über die Medien als Kummerkasten zu benutzen, kam ihm nicht in den Sinn. Und manchmal werden die Gerechten belohnt, auch wenn Grabi diesen Lohn neben seinem Können einem Zufall verdankt.

Hacki Wimmer war im Spiel gegen die Schweden in Düsseldorf immer noch verletzt und Jürgen Grabowski durfte von der Tribüne wieder auf die Bank wechseln. Als dann der immer schwächer werdende Düsseldorfer Lokalmatador Dieter Herzog endlich von Helmut Schön aus dem Spiel genommen wurde, schlug Grabis größte Stunde im Trikot der Nationalmannschaft.

Niemand anders als Jürgen Grabowski war es, der Helmut Schön den Kopf aus der Schlinge zog, als er gegen die Schweden seinem von ihm ungeliebten Ruf als bester Auswechselspieler der Welt wieder gerecht wurde: Minuten nach seiner Einwechslung erzielte Grabi mit einem herrlichen Tor das entscheidende 3:2 und brachte die wankende deutsche Mannschaft, die am Rand einer Niederlage stand, wieder auf Finalkurs.

Ob Jürgen Grabowski diese Erinnerungen durch den Kopf gingen, als er die von Schön gewünschten drei Stunden verstreichen ließ? Ob er an die EM 72 dachte, als er beim schon jetzt legendären 3:1-Sieg in Wembley dabei war und siebeneinhalb der neun EM-Spiele bestritt, um dann im Finale gegen Belgien doch Uli Hoeneß Platz machen zu müssen? Oder machte er sich darüber Gedanken, warum der Nationaltrainer, der wie er in Wiesbaden wohnt, zum Hörer gegriffen hatte, statt Grabowski ein Gespräch unter vier Augen anzubieten? Wie auch immer – Grabowski kam zwar der Bitte Schöns nach, doch die drei Stunden konnten an der einmal gefassten Entscheidung nichts ändern: „Ich bleibe bei meinem Entschluss. Die Weltmeisterschaft war für mich ein würdiger Abschluss.“

Von dem Rücktritt der anderen Weltmeister wurde Grabis Entscheidung nicht beeinflusst: „Ich habe die Entscheidung immer vor mir hergeschoben. Aber ich kann mich doch spielerisch nur auf einer Position einüben. Auf die Dauer könnte ich die verschiedenen Positionen im Verein und Nationalmannschaft nicht vereinbaren. Ich will auch kein letztes Spiel oder so etwas. Ich möchte den neuen Männern, die Flügelflitzer spielen sollen, nicht im Wege stehen.“

Den Flügelflitzer will Grabowski nicht mehr spielen, denn auch wenn ihn diese Position im Fußball zu dem größten Erfolg geführt hat, hat sie andererseits doch jahrelang dafür gesorgt, dass das wahre fußballerische Genie Grabowskis verkannt wurde. Im Verein befreite ihn erst Dietrich Weise, der in der letzten Saison Erich Ribbeck ablöste, von dieser ungeliebten Aufgabe, die ihm am Anfang seiner Karriere Eintracht-Trainer Elek Schwartz zugewiesen hatte.

Schwartz und Ribbeck im Verein sowie Schön mit Beckenbauer, Netzer und Overath in der DFB-Auswahl hatten Grabowski all die Jahre über einen Platz auf dem Flügel zugewiesen, auf dem der asketisch wirkende Filigrantechniker auf seinen Einsatz warten musste wie ein Musiker auf den Wink seines Dirigenten. Dabei konnte gerade Helmut Schön nicht entgangen sein, dass Grabowski kein gewöhnlicher Akteur sondern der geborene Dirigent des Ensembles ist. Und doch befreite erst Dietrich Weise den schon 29-jährigen Grabowski dauerhaft aus der räumlichen Limitiertheit des Flügelspielers, ließ erst Weise den „Porsche“ Grabi einen höheren Gang als den zweiten einlegen, in dem er dem Pianisten Grabowski die Hände entfesselte, die ihm andere auf dem Rücken festgebunden hatten.

Nein, aus der Rolle des Flügelspielers war Jürgen Grabowski schon lange herausgewachsen, es bedurfte nur eines Trainers, der das Wissen und die Kraft hatte, den verkannten Regisseur aus der Schublade zu befreien, in die ihn andere gesteckt hatten.

Darüber hinaus dürfte dem sensiblen Techniker noch etwas anderes die Entscheidung zurückzutreten leichtgemacht haben, denn im Gegensatz zu seiner Position bei der Eintracht war er im Kreis der Nationalmannschaft selten unumstritten: „Jetzt zittere ich nicht mehr, ob mein Name fällt, wenn vor einem Länderspiel der Spielerkreis genannt wird.“

Trotz der klaren Worte seines Kapitäns - „Ich habe erklärt, dass ich dem Neuaufbau nicht im Wege stehen will und dabei bleibt's.“ – will Eintracht-Trainer Dietrich Weise für den Spielmacher das Kapitel DFB-Auswahl noch nicht endgültig als beendet betrachten: „Sollte sich Grabowski in seiner Rolle bei uns profilieren und gleichzeitig in der Nationalmannschaft Bedarf an einem Mittelfeldspieler herrschen, dann werde ich meinen ganzen Einfluss aufwenden, um Grabowski zur Rückkehr zu bewegen.“

Trainer Weise sollte sich schon einmal die passenden Worte zurechtlegen, denn Jürgen Grabowski legt zu Beginn der Partie gegen Gladbach los, als sei er neugierig darauf zu erfahren, wie ihn sein Trainer zum Rücktritt vom Rücktritt überreden will. Und dass in der DFB-Auswahl nach den Rücktritten von Netzer und Overath Bedarf an einem Akteur besteht, der das Spiel der Mannschaft lenken und bestimmen kann, darf bereits jetzt angenommen werden.

Im Vergleich der Pokalsieger der letzten beiden Jahre hat die Eintracht dank Grabowski sofort die Nase vorn. Der Frankfurter Kapitän schaltet und waltet im Mittelfeld nach Belieben und kein Gladbacher ist in der Lage, die Kreise des Spiritus Rector der Eintracht auch nur ansatzweise einzuschränken. Mit dem Abschied aus der Nationalmannschaft wird der Flügelstürmer Grabowski endgültig zu Grabe getragen. Es muss eine Feuerbestattung gewesen sein, denn aus der Asche des Flügelstürmers erhebt sich wie ein Phoenix der Mittelfeldregisseur – Grabowskis Spiel gleicht einer Auferstehung. Der Prophet des perfekten Fußballs darf unter Weise direkt vor dem Altar predigen und wird nicht länger als Messdiener missbraucht.

Steilpass auf Steilpass schickt der Frankfurter Kapitän in wahrhaft weltmeisterlicher Form in die Sturmspitze, wo Hölzenbein und Rohrbach die zentimetergenau abgestimmten Grußbotschaften Grabis an die Gladbacher Deckung dankbar aufnehmen. Was allein fehlt, ist wie schon in der letzten Saison der krönende Abschluss in Form eines Torerfolges.

So auch in der 15. Minute, als Hölzenbein die Gladbacher Hintermannschaft düpiert und am Ende seines Alleingangs Thomas Rohrbach aus 18 Metern aufs leere Gladbacher Tor schießen kann, während Gästetorhüter Kleff am Elfmeterpunkt herumirrt. Doch drei Meter vor der Torlinie kann Stielike klären und die verdiente Frankfurter Führung verhindern.

Vor dem Spiel hatte Trainer Weise bereits angekündigt, dass er keine taktischen Veränderungen vornehmen würde: „Wir werden auch zu Hause nur mit zwei Sturmspitzen spielen. Dieses System festigt sich langsam, warum sollen wir die Harmonie stören?“ Der Spielverlauf gibt ihm recht, doch es wird auch deutlich, dass die Eintracht auch in dieser Spielzeit keinen wirklichen Torjäger in ihren Reihen hat.

Während die Frankfurter weiter Dampf machen, kommt es in der 23. Minute zu einem unglücklichen Zusammenstoß zwischen Klinkhammer und Rohrbach. Der Gladbacher Verteidiger fällt Rohrbach beim Kampf um den Ball mit einer Grätsche, und man meint sich eher um Rohrbach sorgen zu müssen, als klarwird, dass diese Aktion von Klinkhammer seine letzte in diesem Spiel war. Er muss verletzt ausgewechselt werden und Gladbachs Vereinsarzt Dr. Gerhard befürchtet einen Schienbeinbruch, weil das rechte Bein von Klinkhammer schlagartig anschwillt. Glücklicherweise stellt sich der vermutete Bruch bei einer genaueren Untersuchung als ein Bluterguss heraus, der dem Gladbacher aber mindestens eine zweiwöchige Pause bescheren wird.

Trotz dieses Schlages kommen die Gäste nach einer knappen halben Stunde langsam besser ins Spiel und erstmals gefährlich vor das Frankfurter Tor. Simonsen teilt jedoch in der 32. Minute das Schicksal Jensens 120 Sekunden vor ihm und findet seinen Meister ebenfalls in Eintracht-Keeper Dr. Kunter.

Dass nach diesen beiden Gästechancen die Führung für die Hausherren fällt, ist weniger überraschend als die Entstehung des Tores: Lorenz-Günther Köstner hat am eigenen Strafraum den Ball, die Situation ist völlig harmlos, doch Köstner leistet sich einen Fehlpass, der von Bernd Hölzenbein mit Hurra aufgenommen wird. Während Grabowski Bonhof bindet und durch geschickte Laufwege Platz für seinen Mitspieler schafft, lässt „Holz“ drei Gladbacher mit einer Körpertäuschung aussteigen, schießt auf Kleffs Kasten, Vogts grätscht vergebens und der Ball geht ins Tor. 1:0 für die Eintracht nach 38 Minuten.

Libero Wittkamp ist ob dieses Aussetzers seines Kameraden schier fassungslos und will sich wutentbrannt auf Köstner stürzen, der von Glück reden kann, dass ihm ein Schutzengel namens „Berti“ Vogts zur Hilfe eilt und Wittkamp zurückreißt. Trainer Weisweiler ist kaum weniger angefressen als sein Libero: „Ein ganz dummes Tor! Doch was soll man machen?“

Das hat den Gladbacher in der Tat noch gefehlt, durch eine solche Aktion in Rückstand zu geraten, nachdem sie heute wegen des Ausfalls von Danner, Kulik und Wimmer fast das gesamte Mittelfeld ersetzen müssen.

Ob die Gladbacher sich von diesem Rückschlag in der zweiten Halbzeit werden erholen können? Die Heimniederlage am ersten Spieltag gegen den HSV steckt den Spielern sicher noch in den Köpfen und Heynckes, der Schütze des ersten und bisher einzigen Saisontores der „Fohlen“, ist heute dank seines Gegenspielers Reichel eine Enttäuschung. Kein Wunder, dass Bernd Nickel in der Pause zuversichtlich ist: „Mit dem 1:0 haben wir´s leichter. Jetzt muss der Gegner kommen.“

Das Dumme ist nur: Der Gegner kommt tatsächlich! Der junge Bonhof, der Grabowski oft mit unfairen Mittel beharkt und sich dafür eine Verwarnung einhandelt, versucht nun das Spiel an sich zu reißen und seinen Sturm endlich gescheit in Szene zu setzen, während „Berti“ Vogts seinem Spitznamen „Terrier“ alle Ehre macht und sich am bedauernswerten Hölzenbein festbeißt.

Konnte die Eintracht-Defensive in den ersten 45 Minuten vor allem durch ihr kluges abwechselndes Einschalten in den Angriff der eigenen Mannschaft überzeugen, offenbart sie nun vor dem eigenen Tor Schwächen, die einer allzu sorglosen Spielweise geschuldet sind.

Im Vorwärtsgang sind die überraschenden Positionswechsel der ersten Halbzeit Geschichte; bei den Weltmeistern Grabowski und Hölzenbein, die bei den Gladbachern vor der Pause im Alleingang für ausreichend Beschäftigung gesorgt haben, machen sich die schon am letzten Wochenende befürchteten Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Zu kurz war wegen der WM die Vorbereitungszeit auf die neue Saison, zu kräfteraubend das Auftaktprogramm mit dem Pokalfinale über 120 Minuten und zu hoch das Tempo in der ersten Halbzeit.

Diesem Tempo und dem beeindruckenden Angriffswirbel, der von den 45.000 Zuschauern mit begeisterten Anfeuerungsrufen gefordert und angeheizt wurde, sowie der sengenden Augustsonne müssen offensichtlich auch die anderen Eintrachtspieler nun Tribut zollen.

Die Gladbacher nutzen den neu gewonnenen Raum und erspielen sich eine ganze Reihe brauchbarer Einschussmöglichkeiten. Jensen (53.), Heynckes (58.), Jensen (60.), Stielike (62.) und noch einmal Heynckes (70.) scheitern – Dr. Kunter spielt im Tor der Eintracht eine fehlerlose Partie.

Trainer Weise versucht dem Spiel eine Wende zu geben, in dem er in der 67. Minute die Neuverpflichtung von Rapid Wien für Rohrbach ins Spiel bringt: Bernd Lorenz. Lorenz ist ein kopfballstarker Mittelstürmer, der zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz für die Eintracht kommt. Lorenz benötigt für sein Spiel allerdings die Unterstützung der Mannschaft, doch die braucht in dieser Phase des Spiels selbst Hilfe.

Eine knappe Viertelstunde vor Spielende geschieht dann das, was sich eine halbe Stunde lang angedeutet hatte: Der Ausgleich fällt. Rainer Bonhof tritt einen Freistoß flach aus über 25 Metern rechts an Frankfurter Mauer vorbei auf den Kasten von Dr. Kunter, der Ball wird von einem Gladbacher abgefälscht, Wittkamp steht - zumindest aus dem Blickwinkel der Gladbacher goldrichtig - und kann aus etwa acht Metern zum 1:1 einschießen.

Der Ausgleich ist verdient, aber abfinden mag sich Trainer Weise mit der Punkteteilung nicht. Nach 80 Minuten schickt er Wolfgang Kraus aufs Feld, der den heute glücklosen Bernd Nickel ablöst. Nickel fand heute nicht zu seiner Linie im Spiel, aber auch Kraus ist mit der Aufgabe neuen Schwung ins Spiel zu bringen leider überfordert.

Neuzugang Klaus Beverungen bemüht sich wie Roland Weidle redlich, doch seinen bisher so gefährlichen Distanzschüssen fehlt in dieser Partie die Zielgenauigkeit. Gut, dass Libero Trinklein gegen Ende des Spiels auf seine in diesem Spiel zu häufig eingestreuten Leichtsinnsfehler verzichtet und Jensen bei Körbel in sicheren Händen ist.

Das Spiel, das über 80 Minuten so viel zu bieten hatte, ist in den letzten Minuten auf Unterstützung von außen angewiesen, um noch einen letzten Höhepunkt zu liefern: Nach 85 Minuten entledigt sich ein Eintrachtfan seiner Hemmungen und seiner Oberbekleidung und legt auf dem Spielfeld einen Sololauf hin, der denen von Grabi und Holz nur wenig nachsteht – allerdings ohne Ball.

So findet ein Fußballfest ein Ende, das den beiden famos spielenden Mannschaften gerecht wird. Die erste Hälfte gehörte der Eintracht, die zweite den Gästen vom Bökelberg. Jede Elf erhält den verdienten Punkt für die jeweils „gewonnene“ Halbzeit – manchmal ist der Fußball eben doch gerecht.

Wie ein Jürgen Grabowski, der auf dem Platz kaum zu halten war, effektiv ausgeschaltet werden kann, zeigt sich nach dem Spiel. Grabi wird nicht „an die Kette gelegt“, sondern kurzerhand in der Kabine eingeschlossen, als er sich nach dem Duschen ein wenig zu viel Zeit lässt. Bernd Hölzenbein guter Erziehung ist es zu verdanken, dass Grabis Schreck von kurzer Dauer ist: Hölzenbein gibt in der Nähe der Kabine einem Journalisten, der ihn darum gebeten hat, noch ein Interview, als er „plötzlich lautes Klopfen hört“. Kurze Zeit später ist der gefangene Grabi wieder „auf freiem Fuß“. Grabi und Holz – Deutschlands Stolz ist eben auch außerhalb des Platzes ein Team. (rs)

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg