Rot-Weiß Lüdenscheid - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1974/1975

0:1 (0:1)

Termin: 09.08.1974
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Jecksties (Herscheid)
Tore: 0:1 Klaus Beverungen (21.)

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Rot-Weiß Lüdenscheid Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
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Trainer
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Weises Wette

Heute steht das vorletzte Vorbereitungsspiel vor dem Pokalfinale gegen den Hamburger SV an. Gegner ist mit Rot-Weiß Lüdenscheid ein Amateurverein, der erst seit dem 1. Juli 1971 unter diesem Namen antritt, nachdem sich die Sportfreunde 08 und der RSV Höh zusammengeschlossen hatten.

Die Lüdenscheider erleben vor allen Dingen Jürgen Grabowski in großer Form. Glänzend führt Grabi Regie im Mittelfeld, lediglich der Tordrang geht ihm in dieser Partie etwas ab.

Pech mit einer Oberschenkelverletzung hat wieder einmal Andree, der nach 16 Minuten gegen Nickel ausgetauscht werden muss. Andree kommt bei der Eintracht seit Beginn des Jahres einfach nicht mehr auf die Beine.

Nur fünf Minuten nach Nickels Einwechslung kommt der fast ebenso schussgewaltige Beverungen gut 30 Meter vor dem Lüdenscheider Kasten an den Ball und zögert nicht lange. Gegen diesen Schuss hat trotz der großen Entfernung kaum ein Torwart eine Abwehrchance, der Ball zischt in den Winkel. 1:0 für die Eintracht „durch ein Traumtor von Beverungen", wie sein Trainer Weise feststellt.

Trotz der Halbzeitführung scheinen die Frankfurter für das Pokalendspiel noch nicht ausreichend gerüstet zu sein. Zu offensichtlich sind die Abwehrschwächen, die Weise nicht verborgen bleiben: Zur zweiten Halbzeit wechselt er Helmut Müller für Peter Reichel ein.

Auch wenn im Angriff Hölzenbein und Rohrbach zu gefallen wissen, wirkt die Elf vom gegen die ehrgeizigen Gastgeber zu statisch und ideenlos im Spielaufbau. Gegen die eng gestaffelte Abwehr der ehrgeizigen Sauerländer ist in der Mitte kein Durchkommen.

Von Glück reden können die Gäste, dass die drei Lüdenscheider Torgelegenheiten vom jungen Baake zu überhastet vergeben werden. Pech haben die Frankfurter dagegen, dass Schiedsrichter Jecksties nach 58 Minuten einem Tor von Nickel die Anerkennung versagt. Warum er das tut, weiß keiner so recht, aber es bleibt die Hoffnung, dass es Jecksties weiß.

Es bleibt beim letztlich verdienten, aber knappen 1:0-Sieg der Eintracht, den Dietrich Weise nicht überbewertet sehen will: „Nun ja, wir hätten mehr Tore schießen müssen. Aber die zählen ja auch erst am Samstag."

Dietrich Weise, sonst eher ein Meister des Understatements, strahlt eine selten offene Zuversicht aus. Dass der Hamburger SV durch den frühzeitigen Start der Intertotorunde einen Vorsprung habe, mag er so nicht stehenlassen: „Vielleicht ist das nur ein scheinbarer Vorteil: Denn zwischen Ende der Totorunde und dem Pokal-Finale lag doch eine recht große Atempause."

Weises Zuversicht gründet auch darauf, dass sich bisher angeschlagene Spieler einsatzbereit zeigen: „Sogar Wienholds Einsatz wäre möglich. Er hat am Samstag früh schon wieder wie ein Besessener trainiert. Aber Dr. Kunter besaß in der angelaufenen Saison eben schon die größere Praxis, also bleibt er unsere Nr. l.“

Mit den beiden Neuzugängen Beverungen und Lorenz zeigt sich der Trainer ebenfalls zufrieden. Beverungen, der auch Vorstopper spielen kann, wird wahrscheinlich im Mittelfeld zum Einsatz kommen. Aber auch der ehemalige Stürmer von Rapid Wien hat bei Weise keine schlechten Karten: „Bernd Lorenz ist endlich einmal ein Mann, der vor dem gegnerischen Tore hohe Flanken auch mit dem Kopf erreichen kann. Da wir bis jetzt einen solchen Mann nicht besaßen, ist er auf alle ein Gewinn.“

Weises Optimismus für das Pokalfinale hängt vielleicht auch mit der Form von Bernd Nickel zusammen: „Endlich ist er einmal verletzungsfrei - und gleich spielt er auch wieder freier. Der Nickel 74 ist ein ganz anderer als der Nickel 73.“

Einen jungen Mann hebt der Eintracht-Trainer, der für Lobeshymnen auf einzelne Akteure meist keine Verwendung hat, besonders hervor: „Ich möchte wetten, dass Karl-Heinz Körbel der nächste Nationalspieler der Eintracht ist.“

Körbel hat die Frage beantwortet, wie die Frankfurter den Verlust von Kliemann zu ersetzen gedenken. Körbel wird der neue Vorstopper sein, also die Position spielen, die er bereits bei seinem ersten Bundesligaspiel, seinem großartigen Debüt gegen Gerd Müller, ausfüllte.

Der Weg der Eintracht bis zum Finale ist nun vorgezeichnet: Zweimal täglich Training, am Dienstag ein Testspiel bei RW Frankfurt und am Donnerstagabend geht es zum Endspiel nach Düsseldorf, wo der HSV sich mit der Eintracht messen wird. (rs)

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