SV Darmstadt 98 - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1973/1974

0:5 (0:5)

 

Termin: 29.07.1973
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Eichhorn (Zwingenberg)
Tore: 0:1 Thomas Rohrbach (7.), 0:2 Bernd Hölzenbein (14.), 0:3 Bernd Hölzenbein (32.), 0:4 Jürgen Grabowski (38.), 0:5 Thomas Rohrbach (44.)

 

>> Spielbericht <<

SV Darmstadt 98 Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

 

Klare Sachen

150.000 Mark hat das Defizit der Eintracht im Jahr 1972 betragen. Als hauptsächlicher Grund für den Verlust wird der sinkende Zuschauerzuspruch gesehen. Mit 2,8 Millionen wurden in diesem Bereich 400.000 Mark weniger als im Vorjahr eingenommen. Auf der Ausgabenseite stehen 2,366 Millionen für die Lizenzspieler-Abteilung ausgegeben sowie 462.000 Mark für die Amateure. Besserung ist nicht in Sicht, denn für 1973 geht man bei der Eintracht sogar von einem Ausgabenüberschuss in Höhe von 300.000 Mark aus. Insgesamt – so steht zu lesen- erreichen die Verbindlichkeiten des Bundesligisten eine Höhe von 2,474 Millionen Mark, denen Vermögenswerte von 1,919 Millionen gegenüberstehen.

Schatzmeister Gerhard Jakobi kann nach einer Bilanzprüfung durch zwei Wirtschaftsprüfer des Deutschen Fußball-Bundes aber auch Positives vermelden: Eintracht Frankfurt gehört nicht zu den sieben Fußball-Bundesligisten, die um ihre Lizenz bangen müssen. Mehr über die finanzielle Situation der Eintracht sollen die Mitglieder am 29. Juli um 19:30 Uhr bei der Jahreshauptversammlung erfahren. Diese findet im Rathaus-Kasino in der Alte Mainzer Gasse 4 statt. Hierbei wird auch der Nachfolger des amtierenden Präsidenten Albert Zellekens gewählt. Zellekens stellt sich nicht mehr zur Wahl, einziger Kandidat für das Amt ist Achaz von Thümen, der Kanzler der Universität Frankfurt, der Mitte September 62 Jahre alt wird.

Am Nachmittag vor der Versammlung tritt die Eintracht in Darmstadt am Böllenfalltor an. Gegen den Meister der Regionalliga Süd gilt es die Scharte auszuwetzen, die man sich am Bornheimer Hang gegen Regionalligaaufsteiger FSV Frankfurt eingefangen hat. Wie beim FSV spielen auch bei den Lilien ehemalige Akteure der Eintracht. Neben Walter Bechtold und Joachim Weber ist das Torwart Dieter Rudolf, der sich bei der Eintracht nicht durchsetzen konnte und im Sommer vom Riederwald an das Böllenfalltor wechselte.


Grabowski gegen Westenberger

Nach nicht einmal einer Viertelstunde ist aber bereits klar, dass Rudolf eine Genugtuung, wie sie vor zwei Tagen Klaus-Peter Stahl bei seinem Siegtor gegen die alten Kameraden erfahren durfte, heute nicht vergönnt sein wird. Im Gegenteil: Rudolf wirkt im ersten Vorbereitungsspiel der Darmstädter auf eigenem Platz sehr nervös und leistet sich ungewohnte Patzer.

Seiner Mannschaft ergeht es aber nicht besser. Sie werden von der glänzend aufspielenden Frankfurter Eintracht regelrecht vorgeführt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Gastgeber im Angriff herzlich einfallslos agieren, dabei jedoch ihre Deckung entblößen, als sei dieses Spiel am Sonntagnachmittag ein Freizeitvergnügen nach dem Kirchgang.

Bereits in der 7. Minute erwischt Rohrbach einen Abpraller und schießt zur Führung der Eintracht ein. Sieben Minuten später glänzt Rohrbach als Vorbereiter, Nutznießer ist Hölzenbein, der zum 2:0 vollstreckt. Die Eintracht zeigt einen Fußball moderner Prägung und verwandelt ihre Torchancen mit kühlem Kopf.

Nach etwas mehr als einer halben Stunde ist die Begegnung endgültig zugunsten der Gäste entschieden. Hölzenbein zirkelt einen Freistoß aus etwas 20 Metern präzise ins Torkreuz. Nach 38 Minuten kann sich dann auch Kapitän Grabowski in die Torschützenliste eintragen, wobei ihm der unglückliche Rudolf allerdings mit einem Patzer behilflich ist. Nun ist es um das Nervenkostüm des Keepers wohl ganz geschehen, denn noch vor der Halbzeitpause leistet er sich einen ähnlichen schweren Fehler, den Rohrbach zum 5:0 nutzt.

Trainer Udo Klug, der vor wenigen Monaten am Riederwald als Nachfolger von Erich Ribbeck gehandelt wurde, wechselt Rudolf in der Pause aus. Bei den Darmstädtern steht nun der bisherige Stammtorhüter Ebert zwischen die Pfosten.

Ebert zeigt eine solide Partie genommen und er bewahrt die Darmstädter vor einer noch höheren Niederlage. Ihm kommt aber auch der Schongang zu Hilfe, den die Eintracht nach dem Seitenwechsel eingelegt hat. Auszeichnen kann sich auf der Gegenseite auch Torhüter Wienhold: In der 57. Minute pariert er eine von „Jockel“ Weber getretenen Elfmeter.

Trainer Weise nimmt noch zwei Auswechslungen vor und bringt für Rohrbach und Hölzenbein Krauth und Kraus. Am Geschehen ändert sich nichts, die Frankfurter dominieren die Partie nach Belieben und lassen Ball und Gegner weiter laufen. Den Darmstädtern kann man aber bescheinigen, dass sie trotz der klaren Niederlage bis zum Schlusspfiff nicht resignieren.

Die Wahl des neuen Präsidenten der Eintracht ist am Abend eine ebenso eindeutige Angelegenheit, wie das Spiel der Profis zuvor: Achaz von Thümen, bisheriger Vorsitzender des Verwaltungsrates, ersetzt Albert Zellekens. Auch sonst gibt es keine Überraschungen: Neuer Vizepräsident wird wie erwartet Ernst Berger, Gerhard Jakobi bleibt Schatzmeister. (rs)


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