FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1973/1974

1:0 (0:0)

 

Termin: 27.07.1973
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Röder (Offenbach)
Tore: 1:0 Klaus-Peter Stahl (73.)

 

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
  • Klebs für Zcycewski (46.)
  • Wilhelm für Racky (58.)
  • Oehlenschläger für Engel (58.)
  • Schäfer für Koch (74.)
Wechsel
Trainer
  • Erich Gehbauer
Trainer

 

Die Nummer 1 am Main

Am 22. Juli wird bekannt, dass die Eintracht schon vor dem ersten Spiel einen Ausfall zu beklagen hat: Mittelstürmer Thomas Parits liegt im Krankenhaus. Es soll sich um einen Mittelfußbruch handeln. Parits vermutet, dass er sich den Bruch schon im Urlaub zugezogen hat: "Bei einem Besuch im Elternhaus fiel mir ein Balken auf den Fuß. Bis zum Trainingsbeginn hatte ich keinerlei Beschwerden. Aber beim ersten Schuss kamen schon die Schmerzen."

Nach dem 7:0-Sieg der Eintracht beim Gruppenligisten in Marburg wird in den Zeitungen eine abweichende Diagnose genannt. Eine Untersuchung im Krankenhaus hat den Bruch der vierten Zehe im rechten Fuß ergeben. "Ich werde erst Mitte August wieder trainieren können", sagt Parits, der die wichtige Saisonvorbereitung komplett verpassen wird. Vor September kann mit seinem Einsatz in einem Pflichtspiel nicht gerechnet werden.

Amateur Helmut Müller, der Parits vom Training zum Krankenhaus gefahren hatte, war im Unglück mehr Glück vergönnt als dem Österreicher. Auf der Rückfahrt vom Hospital wurde Müller, der seit Saisonbeginn mit den Lizenzspielern trainiert, von der Straße abgedrängt. Sein Wagen überschlug sich dreimal, aber Müller blieb unverletzt.

Die Verletzung von Parits wird zu Umbesetzungen im Sturm führen, die Verpflichtung eines erfahrenen Stürmers kann sich die Eintracht nicht leisten. Der Kader mit zwölf Lizenzspielern und vier "DFB-Amateuren" könnte bei weiteren Verletzungen oder Erkrankungen zu knapp bemessen sein. Doch ob Verstärkungen während der Saison finanziell zu verkraften sind, entscheidet der Besuch in der Vorrunde. Leider ist aber das Waldstadion wegen des Umbaus für die Weltmeisterschaft immer noch nicht voll nutzbar.


Manfred und Dietrich Weise
beim Einzug in der Berger Straße

Bereits vor dem Trainingsauftakt umgezogen ist der neue Trainer Dietrich Weise, der statt in Kaiserslautern nun in der Berger Straße wohnt. Einen allzu weiten Weg zum Trainingsgelände hat er also nicht. Zum Bornheimer Hang, wo der FSV Frankfurt sein Zuhause hat, ist die Strecke für Weise sogar noch kürzer.

Das trifft sich, denn beim Deutschen Amateurmeister des vergangenen Jahres tritt die Eintracht heute zu ihrem dritten Testspiel in dieser Saisonvorbereitung an. Außerdem wurde der FSV in diesem Jahr Meister der Oberliga Hessen, was den Schwarz-Blauen den Aufstieg in die Regionalliga Süd beschert hat. Dieser Aufstieg kommt aber wohl zu spät, denn ab der nächsten Spielzeit wird die zweigeteilte 2. Bundesliga eingeführt. Für die insgesamt 40 Plätze werden sich zwar 13 Südvereine qualifizieren, doch die Bornheimer haben den entscheidenden Nachteil, dass hierfür die Platzierungen der letzten 5 Jahre herangezogen werden.

An diesem Freitag allerdings ist der FSV vor 6000 Zuschauern gegenüber der Eintracht im Vorteil. Dabei hätte diese gewarnt sein müssen, denn erst am Mittwoch hat der Regionalliga-Aufsteiger den anderen Fußballbundesligisten vom Main geschlagen: Mit 1:2 zogen die Offenbacher Kickers gegen den zweitklassigen Gegner der Kürzeren.

Außerdem spielen beim FSV "alte Bekannte" der Riederwälder. Kapitän Horst "Schotte" Trimhold ist nicht nur Ex-Nationalspieler, sondern war Mitte der 60er Jahre auch in 71 Bundesligaspielen 15 Mal für die Eintracht erfolgreich. Auch Klaus-Peter Stahl ist ein ehemaliger Eintrachtspieler, der in der Saison 1971/72 Mitglied im Kader der Riederwälder war und immerhin vier Bundesliga- und ein DFB-Pokalspiel bestritt.

Stahl ist es auch, der in der 73. Minute den goldenen Treffer der Partie erzielt. Nach einem Alleingang trifft der Libero des FSV zum 1:0-Siegtreffer. Während nach dem Spiel viele der freudetrunkenen FSV-Anhänger unter den 6000 Zuschauern schon eine neue FSV-Ära heraufziehen und die Bornheimer als die neue Nummer 1 am Main sehen, bleibt der erfolgreiche Trainer Erich Gehbauer mit beiden Beinen auf dem Boden: "Wir dürfen diese Siege keinesfalls überbewerten oder gar leichtsinnig werden. Das könnte sonst am Samstag im Hessenpokalspiel bei Nieder-Florstadt ins Auge gehen." Im Vergleich der beiden Bundesligisten, die seine Elf in dieser Woche geschlagen hat, meint er: "Die Eintracht machte uns doch mehr zu schaffen."

Der FSV Frankfurt kann sich mit diesem Erfolg zum ersten Mal den von den Bornheimern 1969 gestifteten Richard-Herrmann-Pokal sichern. Der Pokal erinnert an den 1962 im Alter von nur 39 Jahren gestorbenen legendären Linksaußen des FSV. Herrmann, der mit dem damaligen Eintracht-Kapitän Alfred Pfaff bei der WM 1954 in der Schweiz ein Zimmer teilte und wie Pfaff bei der 3:8-Vorrundenniederlage gegen die Ungarn ein Tor beisteuerte, starb an einer Leberzirrhose. Diese wiederum hatte ihre Ursache wohl in einer Gelbsucht, die sich Herrmann – wie andere Mitglieder des deutschen WM-Kaders – zugezogen hatte, nachdem ihnen der Mannschaftsarzt Professor Franz Loogen Vitamin C mit nicht ausreichend sterilisierten Spritzen verabreicht hatte. "Hätt' ich nur öfters mal aan getrunken", wünschte sich der Abstinenzler Herrmann kurz vor seinem Tode im Krankenhaus, "dann hätt’ sich die Leber vielleicht gewehrt." (rs)

 

 


 

 

Der FSV-Kampfgeist lebt noch

FSV Frankfurt — Eintracht Frankfurt 1:0 (0:0)

Die Bornheimer sorgten innerhalb von zwei Tagen für Aufsehen: Erst schlugen sie die Offenbacher Kickers mit 2:1, dann zwangen sie die Eintracht mit 1:0 in die Knie und holten sich erstmals den von ihnen selbst vor vier Jahren gestifteten Richard-Herrmann-Pokal, der zwischen diesen drei Vereinen ausgespielt wird.

Ältere Anhänger des FSV fühlten sich um zwei Jahrzehnte zurückversetzt, denn was die Schwarz-Blauen beide Male zeigten, war der einst im ganzen Fußball-Süden bekannte Bornheimer Kampfgeist. Aber es war kein blindwütiger Kampf.

Gestützt auf eine solide Deckungsreihe und den ausgezeichneten Volz im Tor, ließ der FSV die spielerisch deutlich überlegene Eintracht immer wieder kommen und schaltete erst dann auf herzhafte Attacken aus der Abwehr heraus um, als die Bundesligaspieler schon ein beträchtliches Laufpensum absolviert hatten. Die Entscheidung fiel eine Viertelstunde vor dem Abpfiff. Libero Stahl preschte das erste Mal in der Begegnung überhaupt nach vorne und ließ mit seinem herrlichen Bogenschuß Dr. Kunter keine Abwehrchance. ('Kicker' vom 30.07.1973)


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