1. FC Kaiserslautern - Eintracht
Frankfurt |
Ligapokal 1972/1973 - Gruppe 7
1:3 (0:0)
Termin: 11.08.1972
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Engel (Reimsbach)
Tore: 0:1 Raimund Krauth (55.), 0:2 Roland Weidle (72.) , 0:3 Thomas Parits (76.), 1:3 Vogt (78., Foulelfmeter)
1. FC Kaiserslautern | Eintracht Frankfurt |
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Ein Tor zu hoch Die Bundesligarunde hat noch nicht begonnen, und dennoch sieht sich Trainer Ribbeck bereits einer unangenehmen Frage ausgesetzt. Ribbeck eilt nicht gänzlich unbegründet der Ruf voraus, seine Spieler im Training ordentlich ranzunehmen. Diese Eigenart bringt das Sportmagazin "Kicker" auf die Idee, die große Anzahl an verletzten Spielern in Verbindung mit den Trainingsmethoden und der Saisonplanung Ribbecks zu bringen. Schließlich sei lediglich der aus Großwallstadt zum Kader gestoßene Neuzugang Wolfgang Markert mit einer Leistenzerrung zur Eintracht gekommen und beim Saisonauftakt verletzt gewesen, nun aber seien 11 Spieler angeschlagen, was bei einem Kader von 22 Mann 50 Prozent sind, wie Herbert Hoffmann im "Kicker" vorrechnet. Von der Achillessehnenoperation bei Wirth bis zu den Blasen an den Hacken Hölzenbeins und dem vereiterten Zeh bei Lutz reichen die Blessuren. Die Spieler hätten sich mit der Ausnahme von Markert im Training oder in den ersten sechs Spielen verletzt, was die Frage aufwerfe, ob "der Stress für die Truppe zu groß war"? Wenig überraschend lautet die Antwort des verantwortlichen Trainers "nein". "Ich musste die Belastbarkeit meiner Spieler frühzeitig feststellen", rechtfertigt sich Ribbeck, "denn auch nach dem Turnier auf Mallorca und nach dem Trainingslager in der Sportschule Grünberg wird uns in dieser Saison nichts geschenkt werden. Der späte Start der Bundesliga bringt uns Mittwochs- und Samstagsspiele, dazu kommen UEFA-Cup und Ligapokal. Diese Fülle von Terminen können wir nur verkraften, wenn jeder Spieler sich von vornherein darauf einstellt. Ich muss auch testen, wer von dem Kader sich wirklich quälen kann." Hoffmann kommentiert dies im "Kicker" so: "Nun, quälen können sich Leute wie Lutz und Hölzenbein, die trotz ihrer Blessuren auch im zweiten Spiel gegen Neunkirchen ihren Mann standen." Der Kantersieg gegen Neunkirchen hat die Eintracht in der Gruppe 7 des Ligapokals punktgleich mit den Saarländern an die Spitze der Vierergruppe gebracht. Der nächste Gegner der Eintracht in diesem Wettbewerb, der 1. FC Kaiserslautern, kam dagegen bei Mainz 05 nicht über ein 1:1 hinaus und weist wie die Mainzer 1:3 Punkte auf. Ribbecks Elf hat sich zum Ziel gesetzt, die Pfälzer auf Distanz zu halten und den Gruppensieg einzufahren, um in den folgenden Partien gegen attraktivere Gegner höhere Einnahmen erzielen zu können, die der Verein wegen der finanziellen Nachteile während des Stadionumbaus dringend benötigt. Dazu ist heute Abend um 20 Uhr auf dem Betzenberg ein Punktgewinn erforderlich. Auf mehr zu hoffen, erscheint angesichts der Bilanz der Frankfurter seit Einführung der Bundesliga auf dem gefürchteten Betzenberg geradezu verwegen: In 10 Pflichtspielen – ein DFB-Pokalspiel eingeschlossen – gab es nur einen einzigen Eintracht-Sieg zu bejubeln, und der stammt aus dem Jahr 1964 … Die Frankfurter müssen zudem ohne Bernd Hölzenbein antreten, der sich am Bornheimer Hang beim 7:0 gegen Neunkirchen verletzt hat. Für ihn spielt heute Krauth, der schon beim letzten Spiel für "Holz" eingewechselt wurde und ein Tor erzielen konnte, von Beginn an. Bernd Nickel, der vorgestern auch in der Olympia-Mannschaft pausieren musste, hat seine Zerrung wohl auskuriert, denn er nimmt den Platz von Konca ein. Im Tor steht wieder Dr. Kunter. Wienhold, der gegen Neunkirchen von Rudolf vertreten wurde, sitzt erwartungsgemäß auf der Bank. Im ersten Abschnitt tut sich die Eintracht schwer, die Lauterer sind feldüberlegen. Der ehemalige Eintrachtspieler Jürgen "Atze" Friedrich ist - wie so oft in Spielen gegen seinen alten Verein - die treibende Kraft. Aus ihrer Überlegenheit können die Lauterer aber kein Kapital schlagen, was auch daran liegt, dass der von Eintracht Trier an den Betzenberg gewechselte junge Stürmer Toppmöller nicht andeuten kann, dass er schon in seiner ersten Saison als Lizenzspieler zu einer Verstärkung wird. Die Unfähigkeit der Gäste, das Spiel offener zu gestalten, liegt auch darin begründet, dass Jürgen Grabowski in Lothar Huber einen enorm starken Gegenspieler hat. Erich Ribbeck lobt Huber in der Halbzeitpause nicht zufällig: "Grabowskis Gegenspieler lässt ihn nicht zur Entfaltung kommen!" "Optisch hatte der 1. FCK bis jetzt mehr vom Spiel. Ich bin mit meiner Elf gar nicht zufrieden", lässt der Eintracht-Trainer keinen Zweifel daran, dass auch er die Überlegenheit der Pfälzer erkannt hat. Im zweiten Durchgang erleben die 2.500 Zuschauer eine veränderte Gästemannschaft, man könnte sogar behaupten, eine verwandelte. Lauterns Torhüter Stabel, der sich mit Elting um die Nummer 1 im Kasten der Lauterer sportlich streitet, bekommt nun gleich mehrfach die Möglichkeit, sich bei seinem Trainer als Stammtorhüter zu empfehlen. Die Eintracht, die in der ersten Hälfte bereits in Dr. Kunter eine überragende Kraft besaß, nimmt durch Parits, Weidle und Krauth einen vorher nicht zu vermutenden Aufschwung. Das Signal zum Angriff gibt aber Jürgen Grabowski, der sich in der 52. Minute gegen Huber durchsetzen kann und das Leder mit einem leider zu platzierten Schuss an den Pfosten schmettert, dass es nur so kracht. Drei Minuten später ist es aber soweit, Raimund Krauth, der immer in Bewegung ist, erzielt das Führungstor für die Eintracht. Die Frankfurter haben sich in diese Partie gekämpft und überzeugen nun durch eine eindrucksvolle Leistungssteigerung, die nicht ohne Folgen bleibt: Der gewohnt fleißige Weidle krönt seine Leistung in der 72. Minute mit einem Bogenschuss vor der Strafraumgrenze und erhöht auf 2:0. Vier Minuten später trifft mit Parits der letzte des heute so starken Trios zum 3:0 – die Partie ist endgültig entschieden. Dass keine 120 Sekunden danach Kliemann Hosic im Strafraum zu Fall bringt und der eingewechselte "Hexer" Vogt den Pfälzern mit dem folgenden Foulelfmeter zu ihrem allerdings verdienten Ehrentreffer verhilft, interessiert fast nur noch die Statistiker. "Eine unverdient klare Niederlage", findet Lauterns Trainer Dietrich Weise und Erich Ribbeck kann es sich im Glanz des unerwarteten Sieges leisten, ehrlich zu sein: "Wir siegten ein Tor zu hoch." So oder so - die Tabellenführung in der Gruppe 7
wurde erfolgreich verteidigt. Bevor es mit dem Ligapokal weitergeht, fliegen
die Riederwälder am Samstag zu einem Turnier nach Mallorca und anschließend
von dort nach Brüssel, wo sie am Donnerstag der kommenden Woche ein
Freundschaftsspiel beim belgischen Meister und Pokalsieger RSC Anderlecht
austragen werden. (rs)
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