VfR Mannheim - Eintracht Frankfurt

Süddeutscher Pokal 1958/59 - Finale

1:0 (1:0)

Termin: 06.09.1959 in Karlsruhe
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Kandlbinder (Regensburg)
Tore: 1:0 Egon Loy (13., Eigentor)

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VfR Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Benzler
  • Hoffmann
  • Kaulmann
  • Gründel
  • Haberkorn
  • Diehl
  • Schreck
  • Krug
  • Bast
  • Schmitt
  • Heinzelbecker

 


 

Trainer
  • Schmidt
Trainer

 

Das große Mißgeschick von Egon Loy

Bert Merz erlebte in Karlsruhe die Pokalsensation

Eintracht Frankfurt — VfR Mannheim 0:1 (0:1)

Die schwarzweißen Eintracht-Fahnen auf der Gegengeraden im Karlsruher Wildparkstadion wurden nach genau 13 Minuten eingerollt. Sie kamen nicht mehr zum Vorschein, und am Ende sprach man im Eintrachtlager oft von einer Wiederholung von Regensburg. Was nützte es, daß sich die Autogrammjäger in Massen später um den Eintracht-Bus scharten, und um den VfR sich kaum jemand kümmerte. Ein paar Steinwürfe weiter steckte sich der Bumbas eine Zigarre an. Seine VfR-Mannschaft brachte es fertig, zum erstenmal seit Bayern München — und das war am 19. Oktober 1958 — die Eintracht zu schlagen. Daß es mit dem VfR, der augenblicklich größte Außenseiter, den es in Südens Oberliga gibt, war, paßt genau zur Geschichte des Pokals, die für die Eintracht nun zu Ende ist.

Kein Mensch im Karlsruher Stadion, am wenigsten die Frankfurter Schlachtenbummler, dachte an eine Sensation, so sehr ließ die Eintracht zwölf Minuten lang den Ball und den Gegner laufen. Pfaff startete in die Gasse, in die Bäumler eine weite Vorlage schickte, und der Alfred probierte es einmal mit einem Fernschuß. Der Ball flog vorbei, und auch beim zweitenmal, als der Eintracht-Kapitän nach einem Sturmlauf von der rechten Eckfahne den winzigen Spalt zwischen dem Torwart und dem Pfosten nicht traf, nahm das niemand krumm.

Die Mannheimer kamen praktisch auf leisen Sohlen. Wenn der letzte Paß vor dem Strafraum erfolgen sollte, war es mit ihrer Herrlichkeit zunächst aus. Da lief der Ball immer in die verkehrte Richtung, er lief sogar vor dem mysteriösen Tor in der 13. Minute gar nicht dahin, wohin sein Schütze Bast ihn haben wollte. Bast brachte nur ein armes Schüßlein vor dem spärlich gedeckten Eintrachtstor zuwege. Die Gefahr schien gebannt. Entweder Lutz oder Loy, war die Frage, als das Leder ganz harmlos anrollte. Aber beide traten wie in einem Augenblick erhöhter Gefahr nach dem Ball, der kerzengerade hoch stieg und vom Wind knapp zwei Meter vor die Latte gedreht wurde. Loy versuchte, ihn im Rückwärtslaufen übers Tor zu schlagen, aber von seiner Faust sprang die gelbe Kugel genau in den Torwinkel. Ein eigenartiges Tor, zu dem die Mannheimer so gut wie gar nichts beitrugen, sieht man von dem gewonnenen Zweikampf des Ex-Friedbergers Krug gegen Weilbächer nach einem Einwurf und von der Vorlage nach innen ab.

In diesen Augenblicken geriet die Eintracht-Elf in ein Stadium wie kürzlich gegen Fürth, mit einem Unterschied: Gegen Fürth fing sich alles wieder, gegen den VfR nie mehr. Selbst als nach der Pause die Reserven ausgepackt werden mußten, blieb alles nur ein verzweifeltes Bemühen. Jeder zweite Querpaß wurde von den eifrigen Gegnern abgefangen, die ihn gleich wieder zu den Wegbereitern Krug und Schmitt im Mittelfeld weiterleiteten, die besonders in der ersten Halbzeit dort die Puppen tanzen ließen. Zeitweilig wußte man nicht mehr, wo der Meister und der Außenseiter stand. Dem Publikum gefiel dieses Spiel, und es stand bald wie ein Mann hinter den Mannheimern.

Aber dem VfR fehlte in diesem Teil zum vollkommenen Glück noch ein Oetti Meyer. Mit diesem Mittelstürmer auf Mannheimer Seite hätte die Eintracht die schlechteste Zeit bis zur Pause sicher nicht so gut überstanden. Denn so famos die Badenser mitunter aufspielten, so sehr sie kämpften und sich oft zerrissen, wenn es galt, einen Eintracht-Angriff zu unterbinden, einen guten Schützen besaßen sie nicht. So blieb für Pechvogel Loy außer der Ballholerei nur ein toller Schuß von Krug und einige Flanken übrig, bei denen er mehr als Routinearbeit zu verrichten hatte.

Vor ihm aber quälte sich der junge Lutz mit dem starken Bast ab, der zwar kaum zum Schuß kam, aber dennoch jeder Vorlage nachging und am Ball sich kein X für ein U vormachen ließ. Im allgemeinen blieb der Eintrachtstopper obenauf. In besonderen Fällen sah man aber, daß ihm zum Klasseläufer doch recht viel fehlt. Außerdem packte ihn oft der falsche Ehrgeiz. Bei seinen Alleingängen nach vorn wurde er prompt auf halbem Weg gestoppt.

An den Verteidigern hat es nicht gelegen, daß die Eintracht verlor. Höfer hielt den grimmigen Schreck trotz dessen harten Einlagen meist vom Hauptgeschehen ab, und Eigenbrodt kontrollierte sehr gut die Wege des kleinen Heizelbecker. Ja, wenn es einen Weilbächer in bester Form gegeben hätte oder einen Pfaff In Laune, aber beides war nicht der Fall, und Weilbächer zeigte bei den Zweikämpfen eine bei ihm recht ungewohnte Ungeschicklichkeit. Die Hälfte dieser Duelle gingen an den Gegner, und Stinka allein konnte schließlich das Mittelfeld für die Eintracht nicht erobern. Seinen Vorlagen fehlte auch die sonstige Präzision, und dem kleinen Lindner meistens die Unbekümmertheit, mit der er in sonstigen Spielen zu Werk ging.

Weil aus dem Mittelfeld keine guten Vorlagen und noch weniger vernünftige Ideen kamen, stachen auch die Angriffsspitzen nicht, die der VfR nach seinem überraschenden Führungstreffer doppelt absicherte. Erwin Stein schoß in der zweiten Hälfte zweimal, einmal vorbei, einmal hielt Benzler, und Kreß war bereits am zurückschnellenden Ball vorbeigestartet. Sonst kam der Eintracht-Mittelstürmer wenig in die Bereiche, wo eigentlich seine Haupttätigkeit liegen sollte. Bäumler brachte noch verhältnismäßig gute Bälle zur Mitte, aber er verjagte dann die beste Ausgleichschance vom Elfmeterpunkt zehn Minuten vor dem Ende, als er überhastet schoß und zielte. Kurz darauf waren sogar einmal drei Eintrachtspieler vor dem Mannheimer Hüter Benzler, um dem Leder noch den letzten Tupfer zu geben. Aber ein Mannheimer fischte es sich schließlich, und so war es fast immer, wenn die Eintracht in den dicht besetzten Strafraum eindringen wollte. Auch für Kreß, der im Mittelfeld verschiedentlich reihenweise seine Gegner überlief, war irgendwo bei Hoffmann, Kaulmann oder Haberkorn, der zum Schluß viele Helfer hatte, Endstation. (aus 'Der neue Sport' vom 07.09.1959)

 

 

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