VfR Mannheim - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1958/59 - 30. Spieltag

1:3 (0:2)

Termin: 10.05.1959
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Meißner (Nürnberg)
Tore: 0:1 Eckehard Feigenspan (20.), 0:2 Istvan Sztani (35.), 1:2 O.Meyer (53.) 1:3 Istvan Sztani (81.)

>> Spielbericht <<

VfR Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Benzler
  • Hoffmann
  • Kaulmann
  • Denk
  • Schreck
  • Haberkorn
  • de la Vigne
  • Schmitt
  • O.Meyer
  • Keller
  • Siegel

 


 

Trainer
  • Schmidt
Trainer

 

Sorgen um Alfred Pfaff

VfR Mannheim — Eintracht Frankfurt 1:3 (0:1)

Günter Wölbert berichtet aus Mannheim

Als an den Mannheimer Brauereien der Schlußpfiff ertönte, waren die Schlachtenbummler des neuen Süddeutschen Meisters nicht mehr zu halten. Keine ermahnenden Worte aus dem Lautsprecher, keine Barrieren und keine Platzordner konnten sie daran hindern, auf das Feld zu stürmen und ihre Lieblinge auf den Schultern im Triumphzug in die Kabinen zu tragen. Allen voran Alfred Pfaff, den Kapitän. Doch der Triumph der Eintrachtanhänger fand sein Ende nicht am Kabineneingang — er löste sich erst in Frankfurt auf.

Ueber das graue Band der Autobahn zogen die langen Kolonnen von Wagen mit Frankfurter Nummern und aus den Cabriolets und Schiebedächern flatterten die schwarz-weißen Fahnen mit dem Eintrachtadler lustig und stolz im Wind. Es trübte die Hochstimmung der Eintrachtanhänger nicht im geringsten, daß ihre Mannschaft das Spiel gegen den VfR nicht mit einer hochklassigen, mit einer faszinierenden Leistung gewonnen hatte. Ja, das wäre in dieser Situation — so paradox das vielleicht klingen mag — eher ein Anlaß zu Besorgnis als zu Jubel gewesen. Denn bei dieser Bullenhitze und sechs Tage vor Beginn der kräftezehrenden Gruppenspiele um die Deutsche Fußballmeisterschaft hieß der oberste Grundsatz: Energien sparen! Die Eintrachtspieler folgten denn auch dem Gebot der Stunde.

Sie spielten gerade so, daß sie die Spielführung nie aus der Hand verloren. Trotz der verhaltenen Gangart waren sie in jeder Hinsicht besser als der VfR und der 3:1-Sieg ist verdient. Es lief freilich auch alles so glatt wie man es sich kaum besser wünschen konnte. Nach der 21. Minute fiel das Führungstor für die Eintracht durch Feigenspan. Das war schon die halbe Meisterschaft und beim 2:0 in der 35. Minute durch Kreß warfen die Eintrachtspieler praktisch alle Sorgen ab. Als dann die Zwischenergebnisse aus Stuttgart gemeldet wurden — 2:0 und 3:0 für den VfB — da galt es eigentlich nur noch, das Spiel leidlich über die Zeit zu bringen. Die Eintracht geriet zwar nach dem Anschlußtor des VfR in der 53. Minute durch Oetti Meyer ein wenig ins Schwanken, aber auch während der zweiten Halbzeit zeigten die Frankfurter den geschliffeneren und schwungvolleren Fußball und neben dem dritten Tor des mit einer Steilvorlage losziehenden Sztani gab es noch zwei Pfostenschüsse durch Feigenspan und Sztani.

Ja, es lief alles glatt. Dabei sah man am Samstag im Eintrachtlager finstere Gesichter: es schien sicher zu sein, daß Pfaff in Mannheim nicht würde spielen können. Die alte Leistenverletzung machte ihm ganz plötzlich zu schaffen. Heizkissen und Ruhe bewirkten jedoch über Nacht ein kleines Wunder. Als Trainer Oßwald und Spielausschußvorsitzender Berger am Sonntagmorgen noch einmal bei Pfaff reinschauten, um ihn ein wenig zu trösten, eröffnete er ihnen überraschend, daß er glaube, spielen zu können. Schnell ein kurzes Probetraining und tatsächlich, es ging.

Vielleicht hätte die Eintracht auch ohne Pfaff gewonnen, aber das ist doch sehr zweifelhaft, ob ihr Spiel ohne den klug und sicher dirigierenden Alfred so leicht und flott gelaufen wäre, wie in der ersten Halbzeit und ob die Eintracht unter dem relativ geringen Aufwand an Kraft einen so beachtlichen Effekt erzielt hätte. Hans Weilbächer wirkte erstmals nach seiner Verletzungspause wieder mit und stellte sich in recht guter Verfassung vor.

Man muß dieses Spiel unter einem besonderen Gesichtspunkt sehen. Der Pirmasenser Trainer Helmut Schneider, der als Beobachter auf der Tribüne saß, sagte dann auch: „Das Spiel von heute und das, was am nächsten Samstag anfängt, haben im Grunde nichts miteinander zu tun!" Auch Werder Bremens Betreuer, Schorsch Knöpfle, schaute sich die Eintracht an. „Es ist mir klar", stellte er fest, „daß die Eintracht nur so viel tun würde, wie unbedingt erforderlich ist. Sie war die bessere Mannschaft und hat verdient gewonnen. Aber die richtige Eintracht kann natürlich noch mehr." (aus 'Der neue Sport' vom 11.05.1959)

 

Horvat, Lutz, Höfer, Lindner und Sztani nach dem Schlusspfiff

 

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