Eintracht Frankfurt - VfR Mannheim

Oberliga Süd 1958/59 - 15. Spieltag

3:1 (0:0)

Termin: 13.12.1958
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Scheuring (Schweinfurt)
Tore: 0:1 Langlotz (52.), 1:1 Eckehard Feigenspan (65.), 2:1 Hans Weilbächer (69., Foulelfmeter), 3:1 Erich Bäumler (83.)

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Eintracht Frankfurt VfR Mannheim

 


  • Odenwald
  • Hoffmann
  • Kaulmann
  • Gründel
  • de la Vigne
  • Haberkorn
  • Schreck
  • Schmitt
  • O.Meyer
  • Langlotz
  • Keller

 

Trainer Trainer
  • Schmidt

 

Weilbächer reif für größere Aufgaben

Eintracht Frankfurt — VfR Mannheim 3:1 (0:0)

Es scheint bei der Eintracht zur Spezialität zu werden, aus einem 0:1-Rückstand einen 3:1-Sieg zu formen. Das spricht für die guten Nerven der Mannschaft, aber es spricht auch wieder gegen die Mannschaft, die sich erst dann zusammenreißt, wenn sie im Rückstand liegt Das kann eines Tages ins Auge gehen! Beim BCA ging es gut, gegen Mannheims Rasenspieler auch, aber am Riederwald hatte man das Glück etwas zur Seite.

Die Gewichte sind zur Zeit in der Eintracht-Mannschaft ungleich verteilt. Das begann am Samstag schon in der Abwehr, wo Lutz manches vorbeigelang. Dadurch geriet auch Horvat etwas ins Schwimmen, der überhaupt nicht mehr so souverän wie in der vergangenen Saison wirkt. Aber Routine macht viel aus, der lange Jugoslawe bügelte jeden Fehlschlag seinerseits mit eigenen Füßen aus. Um so mehr war Höfers Leistung zu werten. Etliche Male half Höfer bei Lutz aus, wenn wieder einmal die rechte Deckungsseite offen wie ein Scheunentor stand. Höfer und Loy sind zur Zeit die Unerschütterlichen der Eintrachtabwehr.

Die beiden Läufer Stinka und Weilbächer kann man nur loben, Stinka wirkte nicht ganz so überzeugend, vielleicht machte sich aber der schwache Tag von Lutz bei ihm bemerkbar. Der beste und eifrigste Eintrachtspieler ist zur Zeit aber Hans Weilbächer. Er zerrupft sich förmlich, geht hart an den Mann und überschüttet seinen Sturm mit großartigen Vorlagen. Sein ganzes Spiel erinnert in seiner Anlage und Kraft an einen der größten Außenläufer, den der deutsche Fußball besessen hat, an den Ander Kupfer aus Schweinfurt, Und wenn man sich an das schwache Spiel Eckels gegen Oesterreich zurückerinnert, so möchte man hoffen, daß Weilbächer seine derzeitige Form konserviert und Chancen für größere Aufgaben erhält.

Was Sorgen bereitet, ist der Sturm. Vor der Pause strahlten lediglich Bäumler und Pfaff Gefahr aus. Feigenspan hing meistens weit zurück, das taten aber auch Sztani und Kreß. Bei jedem Vorstoß mußte der Ball (auf schwerem Boden!) erst weit in die Mannheimer Hälfte geführt werden, nahm es wunder, daß dann die Kraft zum Schuß fehlte? Sztani wirkt in seiner derzeitigen Form als Ballast, ein paar Kabinettstückchen mit dem Ball, das ist aber auch alles. Beeindruckt ihn die Härte, die in Ungarn nicht so ausgespielt wird wie bei uns, bedrücken ihn Dinge, die außerhalb der Mannschaft liegen? Etwas ist los mit diesem hochtalentierten Spieler, wir hoffen, daß er bald wieder seinen früheren Schwung zurückgewinnt. Kreß kam einfach nicht zum Zuge, zumal Kaulmann rasch seine Tricks durchschaut hatte, Kreß kommen ließ, der dann meistens an seinem Gegenspieler nicht vorbeikam.

Die Mannheimer Mannschaft baute sich auf den beiden Routiniers de la Vigne und Langlotz auf. Langlotz hing meistens zurück und zog die Fäden, aber seine Nebenleute inklusive Oette Meyer blieben harmlos. So mußte Langlotz selbst seine Elf in Führung bringen, aus unmöglichem Winkel nahm er einen Eckball aus der Luft auf und Loy stellte verdutzt fest, daß es bei ihm eingeschlagen hatte. Jetzt antwortete die Eintracht mit wütenden Gegenangriffen. Fast wäre in der gleichen Minute der Ausgleich gelungen, aber Feigenspans Kopfball (auf Flanke von Weilbacher) landete am Torpfosten. Ohne Zweifel ist Feigenspan umständlich in seinem Spiel geworden, man vermißt den frischen Zug aufs Tor, aber eins hat er sich bewahrt, seinen Instinkt für Torchancen. Hatte er mit seinem Kopfball kein Glück, so war er zur Stelle, als Odenwald Bäumlers Flanke verpaßte — 1:1.

Das ging den Gästen an die Nieren, sie wurden bissig, Kaulmann ließ den von rechts einschwenkenden Pfaff übers Knie stürzen und Scheuring deutete auf den Elfmeterpunkt, Gegen Weilbächers Bombenschuß hatte Odenwald keine Chance — 2:1.

Noch einmal deutete Scheuring auf den Elfmeterpunkt, er kannte keine Konzessionen und ließ sich nichts vormachen: Hoffmann hatte Pfaff umgestoßen. Wieder lief Weilbächer an, wieder hatte Odenwald keine Chance, aber der Ball traf nur den Pfosten. Ein toller Alleingang Pfaffs, der bestens aufgelegt war und sogar Kopfbälle (!) fabrizierte, hatte beinahe zu einem weiteren Tor geführt. Bäumler hatte es da besser, er wurde für seine schöne Leistung belohnt: nach einem Zusammenspiel Pfaff—Kreß schlug er den Ball an Odenwald und Hoffmann vorbei über die Torlinie — -3:1.      Horst Kickhefel (aus 'Der neue Sport' vom 15.12.1958)

 

 

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