Eintracht Frankfurt - TSG Ulm 1846

Oberliga Süd 1958/59 - 11. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: 09.11.1958
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Freimut (Mainz)
Tore: 1:0 Eckehard Feigenspan (66.), 2:0 Eckehard Feigenspan (69.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt TSG Ulm 1846

 


  • Paul
  • Dornhecker
  • Stocker
  • Zatopek
  • Mohring
  • Buck
  • Wahler
  • S.Kronenbitter
  • L.Kronenbitter
  • Ruoff
  • Deißler

 

Trainer Trainer
  • Kurt Koch

 

Feigenspans Torriecher

Eintracht Frankfurt — TSG Ulm 1846 2:0 (0:0)

Eine Tonne Steine mögen in der 66. Minute dem Eintrachtanhang von den Herzen gefallen sein, der Jubelschrei über das 1:0 war bestimmt bis Bergen zu hören. So schwer hatten es die Ulmer der Eintracht gemacht und man verstand jetzt, wieso sich dieser Neuling bisher so gut gehalten hatte. Dabei war im Grunde genommen sein ganzes Spiel hausbacken und durchsichtig, aber die Abwehr stand großartig und man kämpfte verbissen um jeden Meter Boden.

Hätten die Gäste schußstarke Außenstürmer besessen, dann wäre vielleicht eine Ueberraschung fällig gewesen. Zweimal bot sich den Außenstürmern bis zur Pause die ganze Fußballherrlichkeit, aber weder Deißler noch Wahler nutzten ihre Chance aus. Einmal allerdings hatte Loy Glück, das war, als Ruoff sieben Minuten vor der Pause frei stand und den herausstürzenden Eintrachtmann am Fuß traf.

Immerhin nahm keiner das 0:0 zur Pause allzu tragisch, denn im Mittelfeld hatten sich die Riederwälder breitmachen können. Man verzweifelte noch nicht über die nicht zu übersehenden Schwächen: ein noch nicht disponierter Sztani ein zu überhasteter Feigenspan und ein zaghafter Lindner, den scheinbar die Körperfülle eines Dornhecker sehr beeindruckte. Pfaff hatte sich mit ausgezeichneten Vorlagen angeboten und einmal mit dem falschen Fuß abschießen müssen, nachdem er drei Ulmer umspielen konnte. Kreß, sehr eifrig, hatte in dem hart, aber sauber spielenden Ex-Bornheimer Stocker meistens seinen Meister gefunden.

Die Abwehr hatte stabil gestanden, lediglich Eigenbrodt hatte nervös gewirkt und sich etliche Fehlschläge geleistet. Die Ulmer Stürmer waren nicht ungefährlich, aber doch manchmal zu umständlich gewesen. Es stand am Riederwald 0:0, und seelenruhig hörte man sich die Zwischenergebnisse der anderen Spiele an. Was sollte passieren?

Nun, die Ruhe war nach den ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit wie fortgeblasen. Pfaff hatte geschickt Sztani angespielt, der mit seinem Schuß den Ulmer Torwart traf. Diese vergebene Chance nahm der Mannschaft alle Nervenkraft. Zwar hob Sztani den Ball, von Mohring hart bedrängt, über Torwart Paul, aber der zurückrasende Stocker schlug im Fallen den Ball noch aus dem Tor. Zwar überlistete Pfaff bei einem direkten Freistoß die Mauer der Gäste, aber Paul lenkte den Ball mit einer tollen Faustparade über die Latte.

Die Nervosität wurde immer schlimmer und griff selbst auf die Abwehr über. Einmal warf Loy in seiner Aufregung den Ball einem Gegner zu. Die alten Füchse im Ulmer Sturm, die Brüder Siegfried und Leo Kronenbitter, erkannten die Gunst der Stunde. Mit Querpässen rissen sie die. Frankfurter Abwehr auseinander und fanden lediglich bei ihren Nebenleuten kein Verständnis. Die Ulmer strebten verbissen einer l:0-Führung zu, da warf sie ein unnötiger Eckball zurück. Zurück für immer.

Für einen Augenblick war Leo Kronenbitter nicht im Bilde. Völlig unbedrängt nahm er den Ball seitlich des eigenen Tores auf und köpfte den Ball (warum nur?) über die Torauslinie. Den Eckball griff sich der hochspringende Paul, aber der scharf geschossene Ball sprang ihm aus den Händen. Da stürzte sich Feigenspan, Kopf und Kragen riskierend, dem herabfallenden Ball entgegen, und sein Lockenschopf stieß das Leder ins Ulmer Tor. Die Eintracht war da. Eine Kombination lief von Lindner über Kreß zu Sztani, der den Ball verfehlte, aber schon war Feigenspan zur Stelle, und es stand innerhalb von drei Minuten 2:0.

Erstaunlich, wie kalt die Ulmer diese beiden rasch aufeinander folgenden Treffer schluckten. Zwar stand jetzt Paul unter stärkstem Druck, aber auf der anderen Seite mußte Loy hart am Pfosten einen Nahschuß Ruoffs abfangen. Ein drittes Tor Feigenspans wurde vom Schiedsrichter wegen Abseits nicht gegeben, einen Schuß Sztanis schlug Paul neben den Pfosten, und als Stocker sein erstes und einziges Foul beging — er säbelte den durchgebrochenen Kreß um —, wehrte der Ulmer Torwart den Elfmeterschuß Höfers mit dem Fuß ab. Beim Nachschuß zauderte Höfer so lange, bis ihm Buck den Ball vom Fuß schlagen konnte.

Der Eintrachtsieg war verdient, aber immer wieder ist festzustellen, daß hausbacken und nüchtern spielende Mannschaften der Eintracht nicht liegen. Immer wieder ist festzustellen, daß die Mannschaft leicht den Faden verliert, wenn es nicht gleich zu ihren Gunsten läuft. Das kann leicht ins Auge gehen, gegen Ulm ist es dank Feigenspans Torriecher noch einmal gut gegangen.      Horst Kickhefel (aus 'Der neue Sport' vom 10.11.1958)

 

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