Eintracht/FSV - 1. FC Nürnberg

Freundschaftsspiel 1935/36

2:4 (1:2)

Termin: 30.05.1936 am Riederwald
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Best (Höchst)
Tore: 0:1 Friedel (13.), 0:2 Gußner (26.), 1:2 Peter (40.), 1:3 Gußner (71.), 1:4 Schwab (85.), 2:4 Friedrich Groß

 

>> Spielbericht <<

Eintracht/FSV 1. FC Nürnberg

 


  • Köhl
  • Billmann
  • Munkert
  • Uebelein
  • Carolin
  • Dehm
  • Gußner
  • Eiberger
  • Friedel
  • S. Schmidt
  • Schwab

 

Wechsel
Wechsel
  • Luber für Carolin
Trainer
Trainer
  • Dr. K. Michalke

 

1. FCN. probte in Frankfurt

Alle Horizonte des Frankfurter Fußballhimmels sind verhängt. Das 0:9 der Südwestmannschaft liegt den „Fans" im Magen wie ein unverdaulicher Käse, und daß mit der Eintracht und ihrer 1:2-Niederlage gegen Flörsheim auch die letzte Frankfurter Mannschaft aus dem Pokalbewerb verschwand, hat die Lähmung über dem Fußball-Leben noch verstärkt. Wenn man den Leuten zuhört, die sich in der Tram, in den Kaffeehäusern oder beim Haareschneiden über Fußball unterhalten, dann hört man die alten Namen mit Wehmut nennen und längst hat man vergessen, daß man damals auch nicht mit allen zufrieden war. „Leute müßten da sein mit einem Ehrgeiz wie ihn der Willy Pfeiffer hatte!", hörte ich einen sagen. „Der hat, solang er auf dem Felde stand, keinen anderen Gedanken gehabt, als den Sieg seines Vereins, und wenn er einmal eine Dummheit gemacht hat, dann lags immer nur am Temperament!" Die Namen der Hennes Klumpp und Schütz, der Dietrich und Schaller werden aufgerufen, und es ist kein Wunder, daß bei so allgemeiner Verdrossenheit manche Ungerechtigkeit gegen die heutigen Spieler unterläuft.

In diese Stimmung hinein leuchtete der mohnrote Name 1. FCN. von den Plakaten. Und alle Hoffnung der Frankfurter auf guten Fußball klammerte sich an das berühmte Zeichen. Der Club wurde zum Pfingstgeschenk.

10.000 Menschen am Riederwald. 10.000, obwohl zu der Stunde des Spielbeginns noch die Einkaufsschlacht zum Fest geschlagen wurde. 10.000, obwohl Unzählige bereits auf Pfingstfahrt waren. 10.000 trotz allen Verdrusses der letzten Wochen! Nur der „Club" konnte eine solche Zahl beschwören. Er fuhr auf zwei Tage in den Taunus; R. A. Müller, Stadtrat Biemüller, Rechtsanwalt Franz und der geschäftsführende Vorstand Fritz Arnold waren dabei. Aus Wiesbaden kam unser Gauführer Dr. Raßbach. Es war ein angenehmer Abend, noch standen die Zeichen für das Pfingstwetter günstig.

Nürnberg kam, bis auf Spieß, komplett: Köhl; Billmann, Munkert; Uebelein, Carolin, Dehm; Gußner, Eiberger, Friedel, S. Schmidt, Schwab. Er traf auf eine Kombination der Frankfurter Großvereine: Kersten [FSpV.); H. Schweinhardt (FSpV.), Stubb (Eintracht); J. Schweinhardt (FSpV.), Gramlich (Eintracht), Mantel (Eintracht); Trumpler (Eintr.), Weidmann (FSpV.), Peter (FSpV.), Groß (Eintracht), Haderer (FSpV.). Es schiedsrichterte Best aus Höchst.

Zuerst ließen die Nürnberger freilich auf sich warten. Die Frankfurter Mannschaft wurde wiederholt gefährlich, aber Billmann—Munkert paßten auf. Trumpler und Peter waren jetzt schon die auffallenden Leute der Frankfurter Elf. Zwei weißblonde Stürmer, aber sonst sehr verschieden. Trumpler ist ein glänzender Techniker, aber meist zu verspielt, von Peter weiß man noch nicht recht, ob er ein guter Fußballer ist, aber daß er gefährlich ist, steht fest. Harte Peterschüsse für Köhl; ein Heldmannschuß saust an den Pfosten. Der Club denkt daran, daß es Zeit sei, aufzudrehen.

Er tuts. Ein 25-Meter-Schuß von „Sepp" bringt die erste Ecke und gleich darauf setzt Gußner einen Ball mit solcher Gewalt aufs Tor, daß Kersten nur abschlagen kann und Friedel einschiebt. Eine Weile hat der Club großes Spiel eingeschaltet, und ganz verwirrt stehen die schneeweißen Frankfurter mitunter zwischen den Roten, die sich vor dem Tor zu verdoppeln scheinen. Aber bei einem flotten Frankfurter Vorstoß muß Munkert einen Trumplerschuß fast von der Torlinie wegräumen. In der 26. Minute kurvt Gußner aufs Tor und schießt schlank ins hohe Eck. Aus dem 2:0 wird knapp vor der Pause 2:1. denn Peter und Trumpler überlaufen zusammen den zur Rettung herangeeilten Billmann und Peter schießt das Ehrentor der ersten Hälfte.

Bald nach Beginn verliert er, freigespielt, Nerven und Ball. Uebelein glänzt. Ein großer Läufer. Carolin drückt aufs Tempo. Der Club greift wieder an. Aber plötzlich sieht man, wie Carolin, Hände vorm Magen, langsam vom Feld geht. Uebelein nimmt seine Stelle ein, Luber kommt. Das Nürnberger Spiel wird nicht sohlechter, zweimal wird es zu Unrecht abseits gepfiffen. Der Kampf bleibt fair und ruhig. In der 26. Minute nimmt Gußner einen feinen Paß Uebeleins auf und überspielt Stubb, überspielt auch Kersten, schießt das 3:1 ins leere Tor. Ein Friedelschuß knallt an den Pfosten. Schwab sorgt fünf Minuten vor dem Ende für das 4:1, dann schießt Groß noch rasch ein Tor.

Ist Nürnberg für Stuttgart gerüstet? Die Nürnberger spielten einen in vielen Einzelheiten überzeugenden Fußball. Sie gewannen klar, ohne jemals besonderen Wert auf das Ergebnis zu legen. Und schließlich hatten sie es mit einer Mannschaft zu tun, die ehrgeizig genug war, so gut wie möglich abzuschneiden. Aber nun rundheraus, herrschaftnocheinmal: So stark, wie gegen Wormatia war Nürnberg nicht. So stark waren nur einzelne: Gußner, Eiberger, Uebelein, Carolin.

Aber wir hatten stets den Eindruck: Nürnberg deckt nicht alle Karten auf. Gegen Schalke wird es sie aufdecken. Wir werden dabei sein. Und darauf freuen wir uns heute schon wie die Schneekönige.

Am Abend seines Sieges noch fuhr der Club in die Taunusberge.      Jan Jansen. (aus dem 'Kicker' vom 03.06.1936)

 

 

Am 7. Juni 1936 schlägt der 1. FC Nürnberg den FC Schalke 04 im Halbfinale um die Deutsche Fußballmeisterschaft mit 2:0, anschließend siegt der Club im Endspiel gegen Fortuna Düsseldorf am 21. Juni mit 2:1 n.V.

 

 

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