Eintracht/FSV - Újpest
Budapest |
Freundschaftsspiel 1932/33
7:3 (2:1)
Termin: 03.06.1933 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Best (Höchst)
Tore: August Möbs (4), Knapp (2), Willi Lindner; Budapest: Kiß, Avor, Szabo
Eintracht/FSV | Újpest Budapest |
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Eingewechselt
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FSpV.-Eintracht komb. - Ujpest FC 7:3 Es ist rund zehn Jahre her, da sonnten sich ziemlich sämtliche ungarischen, namentlich aber die Budapester, Vereine im Ruhme eines MTK. Budapester Fußballkunst stand damals sehr hoch im Kurse, und zahlreiche Mannschaften von dort überschwemmten Mitteleuropa, um die Verkünder des Hohenliedes eines Alfred Schaffer und seiner gelehrigen Schüler zu sein. Dann wurde es wieder etwas stiller, aber die eine Gewißheit blieb bestehen, daß, wer in Ungarn Landesmeister werden will, zu den Spitzenvereinen des Festlandes zählen muß. Nun hat eine Kombination der beiden Frankfurter Vereine, Fußballsportverein und Eintracht, den derzeitigen Ungarn-Meister Ujpest Budapest schwer geschlagen. Wer nicht Augenzeuge dieser erhebenden Begebenheit war, könnte versucht sein, in den mit 3:7 Toren vernichtend abgefertigten Gästen eine von den berüchtigten Ferienmannschaften zu erblicken, wie wir sie früher des öfteren gegen schweres deutsches Geld urteilslos ins Land hereingelassen haben. Dem ist nicht so, und es ist ungemein wichtig, dies gleich anfangs mit größtem Nachdruck zu betonen, denn einesteils besteht nicht der geringste Anlaß, den grandiosen Sieg unserer Frankfurter Mannschaft auf diese Weise herabzusetzen, und andererseits wäre eine derartige Mutmaßung gleichbedeutend mit einem durchaus unberechtigten Vorwurf gegenüber den Gästen. Und diese haben ja schließlich weiter nichts verbrochen, als daß sie sich von einer ausgezeichnet aufgelegten Kombination der beiden Frankfurter Spitzenvereine besiegen ließen. Sie waren weder ferienmüde, noch zeigten sie sich als schlechte Verlierer. Also besteht keinerlei Anlaß, sie von oben herab zu behandeln. Im Gegenteil. Man muß den Ujpest-Spielern trotz ihres Schlachtenpechs nachrühmen, daß sie wirklich tüchtige und reife Könner ihres Faches sind. In der Tat war es, wenn man die Gastmannschaft losgelöst von dem den Frankfurter Lokalwünschen selbstredend angenehm schmeichelnden Spielergebnis betrachtet, schade, daß man vor lauter Begeisterung über die mainischen Leistungen und den mainischen Erfolg der Gegenseite kaum noch genügend Wertschätzung entgegenbringen mochte. Aber das darf den Kritiker doch nicht hindern. Wer sich genügend Zeit nahm, auch die Magyaren unter die Lupe zu nehmen, konnte sehr erfreuliche Feststellungen auf der ganzen Linie machen. Da war vor allem die bekannt reife Ballbehandlung, da war die quecksilbrige Beweglichkeit, da war das ausgeklügelte Ineinanderspielen aller Mannschaftsteile, da war das instinktive Vorausfühlen taktischer Möglichkeiten und vor allem der unentwegte Schneid. Und bei allem dem wurde auch die Schönheit des Gesamteindrucks nichts außer acht gelassen. Mit anderen Worten: die Ungarn spielten gut, reif, schön und klug. Und trotzdem verloren sie. Die sichere Handarbeit ihres Tormanns, das vorzügliche Stellungs- und Abwehr-Spiel der beiden Verteidiger, die unentwegten Zerstörungsbemühungen aller drei Läufer, die übrigens auch sehr sinnfällige Aufbauarbeit zeigten, die Zusammenarbeit der Stürmer, ihre Durchschlagskraft und ihre Schießkunst nützte sie nichts. So oft auch der ausgezeichnete Linksaußen P. Szabo vorzustoßen versuchte, so oft der fast ebenso durchschlagskräftige Rechtsaußen Pusztal seine effektvollen Flankenbälle zur Mitte gab, so oft die gut aufeinander abgestimmten Innenstürmer Avar, Javor oder Kiß daraus Vorteile zu erzielen suchten oder auf eigene Rechnung mit Innenkombination durchzukommen suchten, ebenso oft fast stand ihnen die Frankfurter Hintermannschaft im Wege. Auch der in jeder Hinsicht befähigte Mittelläufer Szues, übrigens vor allem ein ausgezeichneter Kopfballspieler und sicherer Schütze, und seine beiden Nebenleute Saros und Szalay versuchten vergeblich, den Kampf nach vorne zu verlegen. Und ebenso ließen sich die drei Schlußleute Dudas, Sternberg oder der Torwart Höri nicht weniger als sieben Mal überlisten, trotzdem sie alle spielerischen Voraussetzungen mitgebracht hatten, um gegen jeden anderen Gegner wesentlich besser abzuschneiden. Das Geheimnis des Frankfurter Großerfolgs, der uns Einheimischen nach den schweren Enttäuschungen der letzten Sonntage schnell angenehmste Pfingstfreude bereitete, ist sehr leicht zu erklären. Die Frankfurter Spieler, von denen anfangs die Eintracht sechs, der Fußballsportverein fünf gestellt hatte, verfiel eben nicht in den verhängnisvollen Fehler so vieler „kombinierter" Mannschaften, in denen meistens der eine Spieler seinem Kameraden aus dem „andern" Lager zeigen will, daß er allein die Sache richtig zu machen verstehe. Diesmal hatten die elf Frankfurter nur das eine löbliche Bestreben, die unentbehrliche Tüchtigkeit des andern anzuerkennen, ihm aber zu zeigen, daß man nicht und in nichts hinter ihm zurückstehe. So entstand unter den elf Frankfurtern ein sehr rühmlicher Wettlauf um die bessere Tüchtigkeit, mit dem Ergebnis, daß sich die Leistungen des einen an dem Vorbild des andern Spielers emporrankten. Kein Wunder, daß auf diese Weise eine Gesamtleistung zustandekam, die unserem Lokalstolz Zucker auf Honigbrot bedeutete. Und bezeichnend für die geistige Einstellung der Mannschaft war, daß gerade die weniger bekannten und seither weniger gefeierten Spieler dieser Elf die eigentlichen Träger dieses Aufsehen erregenden Erfolges waren. Denn darüber besteht kein Zweifel, daß Leute wie Nadler, Heldmann, Knapp, Möbs, Lindner und Trumpler den berühmten Internationalen Mantel und Schütz an Vollwertigkeit nicht nachstanden und daß auch Torwart Schmitt und die Läufer May bzw. Tiefel und Wühler, in der letzten Viertelstunde auch der Außensstürmer Hensel vollkommen ihrer Aufgabe gewachsen waren. Man kann sogar sagen, daß die eigentliche Ueberraschung dieses Tages in der blendenden Form Nadlers, Heldmanns, Knapps, Trumplers, Möbs und Lindners beruhte. Wir stehen dicht vor dem wichtigen Länderkampf gegen Oesterreich, den wir so gerne gewinnen möchten, aus sportpolitischen Gründen sogar gewinnen müssen. Man weiß, daß sich die verantwortlichen Stellen des Bundes zur Zeit noch die Köpfe zerbrechen, wem sie die Wahrnehmung deutschen Fußballinteressen an dem wichtigen Tag im Frankfurter Stadion anvertrauen sollen. Wir wollen uns gewiß nicht in die Funktionen des Bundesspielausschusses einmischen, gewiß nicht die Gedankenkreise der Herren des Auswahlkomitees stören, weil wir ihnen ja trotz besten Willens die Verantwortungspflicht nicht abhandeln können. Deshalb sagen wir nicht mit klaren Worten, man möge eine ungefähre Elf in der Zusammensetzung dieses Frankfurter Pfingstsamstags stellen. Aber wir haben doch den bescheidenen Wunsch, daß unsere Auswahlmannschaft am 26. Juni eine Leistung zuwege bringen möge, wie sie der Frankfurter Kombination glückte, die den Ungarnmeister 7:3, in Worten sieben zu drei (!!), einwandfrei und verdient schlagen konnte. k.a. (aus dem 'Kicker' vom 07.06.1933)
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