Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Qualifikation zur Endrunde Deutsche Meisterschaft 1932/33

2:0 (1:0)

Termin: 23.04.1933 im Stadion
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Walter (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Karl Ehmer, 2:0 Willi Lindner

 

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Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Vogelmann
  • Vollmer
  • Weidner
  • Bökle
  • Rutz

 

Trainer Trainer
  • Emil Fritz

 

Der Pokalmeister scheidet aus

Eintracht Frankfurt — VfB. Stuttgart 2:0 (1:0).

Man muß sich vorweg vergegenwärtigen, daß es sich bei dieser Vorentscheidung um die Frage nach dem dritten Vertreter des süddeutschen Verbandes bei den demnächstigen Endkämpfen des Bundes um den gegenwärtigen Verbandsmeister und den frisch gebackenen Pokalmeister handelte. Das sind zwei immerhin sehr gewichtige Titel, und nach dem alten Spruch, daß Rang verpflichtet, hätte man sich von dieser Begegnung im Frankfurter Stadion recht viel versprechen sollen. Jetzt, da die Begebenheit hinter uns liegt, muß man eigentlich mit einer gewissen Betrübnis feststellen, daß die Tatsachen hinter den Erwartungen zurückblieben. Das Treffen war sicherlich nicht das, was man sich von zwei solch bekannten Mannschaften gerne hätte zeigen lassen. Fast möchte man sogar sagen, daß das voraufgegangene Damen-Handballspiel um die süddeutsche Verbandsmeisterschaft zwischen den elf Bubi-Köpfchen der „Eintracht" und den nicht minder anmutigen des „1. FC. Nürnberg", das die Frankfurterinnen mit 9:1, also mit überwältigender Ueberlegenheit gewannen, die sportlich reizvollere Veranstaltung war.

Ein Teil der etwa 7000 Zuschauer wird sich vermutlich damit begnügt haben, daß die Frankfurter Elf auch das Haupttreffen gewonnen hat, und sich über das Wie keine großen Gedanken machen. Angesichts der von der Eintracht noch zu lösenden weiteren Aufgaben, muß aber festgestellt werden, daß ihr Sieg, so berechtigt er auch war, in nicht allzu überzeugender Form erzielt wurde. Es standen sich da zwei solch unterschiedliche Parteien gegenüber, daß der Erfolg des Ganzen dadurch beeinträchtigt wurde. Eintracht, als technisch sehr reif, kämpferisch aber weniger geeignete Elf, hatte selbstredend gegen die Stuttgarter Spielweise einen sehr schweren Stand. Wären die Frankfurter bei ihrem gewohnten flachen Zuspiel geblieben, hätten sie, wie sie es gewöhnt sind und worin sie anerkannte Meisterschaft besitzen, den Ball engmaschig und hart am Boden zugeschoben, dann wäre ihnen ein deutlicherer Erfolg geglückt, als es dieses ziemlich magere 2:0 darstellt. So aber ließen sich die Eintrachtler, allen vorausgegangen Warnungen zum Trotz, von den Gästen mit ihrem ausgesprochen hohen Spiel ins Schlepptau nehmen. So staken die Trümpfe, sofern überhaupt welche ausgespielt wurden, in den Händen der Schwaben, allerdings ohne daß diese allzu deutlichen Gebrauch davon machten. Eines ergab sich auf alle Fälle: solange Eintracht gerade in solch wichtigen Spielen nicht darauf bedacht ist oder es nicht zuwege bringt, dem Gegner, wer er auch immer sei, ihre eigene Spielweise aufzuzwingen, so lange wird man auf ihren ferneren Verbleib im „großen Rennen" nicht allzu große Hoffnungen setzen dürfen.

Im einzelnen ist mehr Freundliches als Abfälliges zu sagen, namentlich weil es keine offenkundigen Schwächen gab. Beide Parteien waren vollzählig angetreten, nur bei den Frankfurtern spielte für Dietrich Tiefel linker Läufer. In der Frankfurter Hintermannschaft war zwar Stubb nach seiner kürzlichen Verletzung noch nicht ganz bewegungsfrei, stellte aber trotzdem voll und ganz seinen Mann. In sehr vielen Fällen der Gefahr war er sogar die letzte Rettung. Das muß man gerade ihm nach den vorliegenden Verhältnissen doppelt hoch anrechnen. Auch sein Nebenmann Schütz und noch mehr der Torwart Schmitt waren gut aufgelegt. Aber auch auf der Gegenseite erkannte man bald in den drei Schlußleuten den wertvollsten Mannschaftsteil des VfB. Vogelmann zeigte sehr geschickte Paraden bei gutem Stellungsspiel und schnellem Start. Seine beiden Vordermänner, Vollmer und Weidner, fallen allein schon durch ihre gute Gestalt sehr angenehm auf. Das will in der durchweg sehr kraftvollen und körperlich ebenmäßigen Stuttgarter Mannschaft viel sagen. Dazu kam bei beiden Verteidigern große Ballsicherheit und unermüdliche Beweglichkeit. Die Abwehr durch Kopfspiel war planvoller, als in manchen Fällen die Fußtätigkeit. Hier hätte man sich bessere Ballberechnung denken und wünschen können. Beide Läuferreihen taten ihre Schuldigkeit allerdings auf unterschiedliche Art. Die Stuttgarter Läuferreihe zeigte sich mehr auf Abwehrspiel eingestellt. Die Frankfurter Deckungsspieler taten wesentlich mehr für den Aufbau. Im Sturm klappte es auf beiden Seiten nicht richtig. Der VfB.-Sturm macht sich anscheinend nicht viel aus engmaschigem Zuspiel. Er scheint mehr auf Steilvorlagen auszugehen, um dort seine körperliche Schulung ausspielen zu können. Mehrere Ansätze hierzu gelangen recht gut. Die volle Durchführung scheiterte aber an dem mangelhaften Schußvermögen. Trotz aller Fehler in dieser Angriffsreihe als Gesamtheit tat sich ihr Rechtsaußen Bökle derart hervor, daß man ihn als den besten Mann auf dem Platze bezeichnen möchte. Wir Frankfurter, die wir den famosen Stürmer Rutz in allen seinen Eigenheiten, also in allen seinen Vorzügen genau kennen, haben bedauert, daß der ehemalige „Rotweiß"-Mann noch immer nicht seine Wiederauferstehung feiern konnte. Im Frankfurter Sturm fehlte die Schnelligkeit in allem, im Start, in der Ballaufnahme, in der Ballweitergabe, im Schuß und im Entschluß Und dabei kann man dem VfB. wirklich nur mit gesteigerter Schnelligkeit beikommen. Trumpler und Ehmer, nach der Pause auch Lindner, fielen in dieser Hinsicht nicht so sehr auf, wie Mantel und Möbs. Das ist naturgemäß. Gerade diese beiden Spieler sind ausgesprochene Techniker, werden also immer mehr Zeit brauchen, als sämtliche VfB.-Leute, die mehr auf Husarenstil eingestellt sind.

Beide Mannschaften spielten fair, ohne weich zu sein. Eintrachts Sieg ist verdient, wenn auch ziemlich mühevoll errungen. Es fehlte nicht an Spannungsmomenten und somit auch nicht an lebhafter Anteilnahme der Zuschauer. Mantel ermöglichte durch eine Steilvorlage Ehmer den Führungstreffer etwa Mitte der ersten Halbzeit. Kurz darauf schoß Lindner einen Elfmeter gegen die Querlatte. Eine Viertelstunde vor Schluß führte bemerkenswerterweise ein Flachpaß Möbs' mit anschließendem Flachschuß Lindners zum zweiten Treffer. Auch Stuttgart hatte mehrfach recht gute Schußgelegenheiten, aber die Schießkunst versagte.

Schiedsrichter Walter aus Ludwigshafen zeichnete sich durch unantastbare Ehrlichkeit aus. Von kleinen Gelegenheitsfehlern oder -Irrtümern braucht man kein Aufhebens zu machen. Nur eines nahm wunder, daß der alte Pfeifenpraktiker zweimal die Eintracht einen Strafstoß der Gäste von der Strafraumlinie aus weit weniger als neun Meter Abstand abwehren ließ. Das hätte der Schiedsrichter keinesfalls zulassen sollen.      D.B. (aus dem 'Kicker' vom 25.04.1933)

 

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