Phönix Karlsruhe - Eintracht
Frankfurt |
Süddeutsche Meisterschaft, Gruppe Nord-Süd 1932/33 - 14. Spiel
1:3 (0:2)
Termin: 16.04.1933
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Scheel (Pirmasens)
Tore: 0:1 August Möbs (23.), 0:2 Karl Ehmer, 0:3 Karl Ehmer (65.), 1:3 Fürst (80.)
Phönix Karlsruhe | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Die Eintracht ist gesichert Phönix Karlsruhe — Eintracht Frankfurt 1:3. Am Ostersonntag waren wir 3000 im grünenden und blühenden Wildpark. Auch der Frankfurter Anhang beiderlei Geschlechts war zahlreich vertreten. Die Frankfurter Presse fehlte ebenfalls nicht, denn man konnte ja zur Zeit seiner Reisevorbereitungen noch nicht wissen, ob nicht der Fußballsportverein am gleichen Tage im Spiel gegen den KFV. zu einer Ueberraschung fähig war. Es kam nicht dazu, wie sich schon wenige Stunden später herausstellte. Der Fußballsportverein ist Meister auch über die spielkulturell bessere Eintracht geworden. Das Karlsruher Spiel hätte, ja hätte, eine große Sache werden können, wenn die Voraussetzungen hierzu gegeben gewesen wären. Von Phönix wußte man, daß wertvolle Kräfte fehlen würden. Dazu trat merkwürdigerweise abermals eine Umstellung in Deckung und Angriff, die auch den blutigsten Laien erkennen ließ, daß in diesem letzten Meistertreffen für den Phönix nichts zu holen sein wird. Stürmer spielten Läufer, der Mittelläufer machte den Stürmführer, Heiser spielte Halbrechts, der Halbrechte Linksaußen, und dazu fehlten der verletzte Föry und der gesperrte Schosser. Bei der Eintracht war's nicht anders. Für den verletzten Stubb spielte Dietrich in der Verteidigung. Mantel stürmte in der Verbindung, und an seinem gewohnten Platz sehr gut der lange Niederräder Tiefel. Für Trumpler sah man Berger am rechten Flügel wirken, und Behnings Posten nahm Möbs ein. Kunterbunt also auf beiden Seiten, was aber auf Seiten der Eintracht bei der Fülle ihres hervorragenden Materials augenscheinlich gar nicht ins Gewicht fiel. Der Sieg ist gut und gerne an die Eintracht gefallen. Wäre das Schlußtrio der Karlsruher nicht auf voller Höhe und hier Lorenzer nicht ein weiteres Mal der Turm in der Abwehrschlacht gewesen, dann hätte sich über eine höhere Torausbeute niemand wundern dürfen. Selbst in den wenigen Spielmomenten, da der Phönix der wirklich angreifende Teil war, gab die Eintracht die Initiative nicht aus der Hand. Zwar ist auch sie nicht mehr auf der ziemlich vereinsamten Höhe vergangener Jahre, doch spielkulturell noch und noch auf einer Stufe von gar hohem Wert. Im Anfang und besonders in der zweiten Hälfte, als die Eintracht mächtig drückte, sah man mitunter ein Paßspiel und ein Ballgeschiebe von geradezu zwingender Ueberzeugung. Bezüglich des Phönix mußte ich hingegen meinem Frankfurter Kollegen beipflichten, daß er um eine Klasse schlechter war als vor wenigen Wochen noch. Schon der Auftakt ließ erkennen, daß auch diese Formation der Eintracht stark in jeder Beziehung ist. Prächtig in Fahrt der rechte Flügelmann Berger; auch Lindner auf der linken Seite war diesmal sehr gut, trotz eines Lorenzers, doch hatte er mit seinen harten Schrägschüssen ausgesprochenes Pech. Mantel und Möbs fühlten sich geschmeidig in die Verbindung, und der letztere war es auch, der in der 23. Min. einen wiederholt abgewehrten Strafstoß von Tiefel durch Flachschuß ins Phönixnetz verpflanzte. Dann kam Phönix gut auf, doch fehlte dem Sturm selbst die innere Kraft und Einheitlichkeit, wie auch der Nachdruck der vom Gegner stark engagierten Läuferreihe. Wenzel vermochte den Sturm keinen Augenblick zusammen zu fassen, wie überhaupt das gegenseitige Sichverstehen dauernd versucht und bis zum Spielende nicht erreicht wurde. Ein von dem guten und gewissenhaften Schiedsrichter Scheel-Pirmasens übersehenes Hände von Schütz im Strafraum hätte dem Phönix den Ausgleich, kaum aber die Wendung des Spieles bringen können. Dafür reifte aber kurz vor der Pause der zweite Frankfurter Erfolg heran. Auf eine berechnete Steildurchlage von Möbs steht plötzlich der bedächtig führende und prächtig schießende Ehmer wunderbar frei, und sein kraftvoller Schuß saß unanfechtbar. Mit dem Wiederbeginn setzt eine anhaltende Ueberlegenheit der Gäste ein, und man gewinnt den Eindruck, daß der Phönix es eingesehen hat, gegenüber dem heutigen Gegner einfach nicht die richtigen Mittel zur Hand zu haben. Die Abwehr der Karlsruher bleibt aber nach wie vor dm starken Gegner nichts an Können und Leistung schuldig, auch die Läuferreihe wird nun in der Defensive besser, doch der arme Sturm, der im Laufe der Saison schon soviel von sich reden machte, verkümmert bei seinen Vorstößen mehr und mehr. Die Blicke fühlen sich deshalb immer wieder von den Gästen angezogen. Man sieht sie flüssiges Paßspiel treiben, als wären sie über jede Gefahr erhaben. Ehmer und Lindner schießen fleißig, aber die wenigsten Kugeln treffen, das war ja zum Glück schon im Kriege so. Leis in der Läuferreihe gefiel uns erstmals diesmal besser, Gramlich und insbesondere Tiefel zu beobachten war schon mehr als nur ein gewöhnlicher Genuß. Man spielte bereits wieder 20 Minuten, da macht Ehmer plötzlich eine Wendung, und unter der Marke Ehmerschuß flitzt das Leder zum dritten Male in den Phönixkasten. Dann kommt kurz vor dem Ende das Ehrentor heran. Schütz, der sich aus dem Spiel am wenigsten zu machen schien, allerdings auch verletzt schien und in den Schlußminuten an den rechten Flügel ging, gibt bei einem Phönixangriff des linken Flügels allzu gelassen den Ball an Schmitt zurück, Fürst spurtet dazwischen und schiebt das Leder an dem Frankfurter Schlußmann vorbei ins Tor. Bliebe noch zu sagen, daß auf dem Posten des linken Verteidigers der Schweizer Internationale Dietrich mit Ruhe und bekannte Routine fungierte. Die Phönixmannschaft konnte einem leid tun. Einzelne Spieler auf ihren völlig ungewohnten Posten zu kritisieren, wäre ungerecht und vermessen, Sie haben dort, wo man sie hinstellte, getan, was sie konnten und auch zweifellos zuvor schon gewußt, daß es so nicht oder kaum gehen wird. Wie schon gesagt, das Schlußtrio stellte seine Männer, aber Mayers Abschlagen hoher Bälle zur Erde beschwor auch diesmal wieder die heikelsten Situationen herauf. Die Läuferreihe tat sich besonders vor der Pause schwer, weil Reisch ja ein Stürmer, aber kein Flügelläufer ist. Hier mußte Hornungs Bild verschwimmen. Das wurde nach dem Wechsel deshalb besser, weil die Eintracht dann hauptsächlich ihren linken Flügel beschäftigte, wo in Dickgießer ein immer noch verläßlicher Mann zur Wehr stand. Im Anfang dieses Berichtes ist vom Sturm schon gesagt, daß er unter einer peinlichen Umstellung litt und sich dementsprechend auch präsentieren mußte. Julius Hüber. (aus dem 'Kicker' vom 19.04.1933)
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