Eintracht Frankfurt - Phönix Karlsruhe

Süddeutsche Meisterschaft, Gruppe Nord-Süd 1932/33 - 7. Spiel

1:0 (1:0)

Termin: 19.02.1933
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Hack (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Willi Lindner (3.)

 

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Eintracht Frankfurt Phönix Karlsruhe

 


  • Mayer
  • Lorenzer
  • Mohr
  • Fürst
  • Schleicher
  • Dickgieser
  • Graß
  • Föry
  • Heiser

 

Trainer Trainer

 

Ein knapper Eintrachtsieg — ein mäßiges Spiel

Eintracht Frankfurt — Phönix Karlsruhe 1:0 (1:0).

Wenn man sich vergegenwärtigt, daß durch dieses Treffen am Riederwald vielleicht ein entscheidender Umschwung in der Anwartschaft auf die Abteilungsmeisterschaft eingetreten, mindestens aber die Tabelle der Abteilung Nord-Süd wesentlich umgestaltet worden ist, so vergrößert sich das Gefühl des Unbehagens, das jeder Augenzeuge dieses Spiels, soweit er ein aufrichtiger Anhänger guten Sportes ist, empfinden muß.

Drei Umstände wirkten mit, um die Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und Phönix Karlsruhe zu einer wenig angenehmen Erinnerung zu machen. Erstens der auch heute wieder sehr ungünstige Boden, der mit seiner ungewöhnlichen Glätte noch mehr Tücken in sich barg, als der Stadionrasen vor acht Tagen. Zweitens die an sich ziemlich mäßigen Leistungen beider Parteien und schließlich und hauptsächlich die viel zu harte Spielweise beider Parteien, genauer gesagt: einiger Spieler beider Parteien.

Was die Platzverhältnisse betrifft, so brauchten sämtliche Spieler geraume Zeit, um sich einigermaßen an die Glätte des Bodens zu gewöhnen. Leider vergaß man, daß unter den obwaltenden Umständen der Flachpaß immer noch die angebrachteste Spielweise gewesen wäre. Leider wurde namentlich von Karlsruher Seite, aber recht oft auch seitens der Frankfurter, viel zu hoch gespielt, und zu allem Ueberfluß dem Ball meistens noch ein Uebermaß von Effet mit auf den Weg gegeben. Die Spieler merkten anscheinend nicht, wie sehr sie sich hierdurch die Arbeit unnütz selbst erschwerten.

Das reine Können der Mannschaften befriedigte nicht. Allenfalls, daß man der Eintracht zugestehen könnte, vor der Pause einen ausreichend guten Eindruck gemacht zu haben. Sie kommandierte in den ersten fünfundvierzig Minuten das Geschehen ziemlich unbeirrt, hatte zeitweilig sehr gute Momente und verdiente sich auf alle Fälle den eigentlich etwas zu knappen Torvorsprung von 1:0. Mit zwei Lattenschüssen hatte sie kurz vor der Pause großes Pech. Die Gäste kamen vor der Pause wenig zu eigenen Unternehmungen und waren fast durchgängig auf Abwehrarbeit angewiesen. Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild erheblich, obwohl Phönix spielerisch keineswegs besser geworden war. Trotzdem die Karlsruher zeitweilig nur zehn Mann auf dem Felde hatten, da Mohr und später Föry auf kurze Zeit verletzt ausschieden, war von einer Ueberlegenheit der Frankfurter, die merklich schlechter geworden waren, nichts mehr zu verspüren. Im großen ganzen hielten sich beide Parteien nunmehr die Waage, aber Phönix wurden zwischendurch so bedrohlich, daß mit einem Ausgleich des Torstandes gerechnet werden mußte. Einmal hatte der Eintrachttormann sogar großes Glück, als der, Nachschuß eines saftigen Lattenschusses neben das leere Tor ging. Auf alle Fälle hätte man auf Grund der zweiten Halbzeit den Gästen einen etwaigen Punktgewinn nicht mißgönnen können. Aber — und das gilt für beide Parteien fast in gleichem Maße — sehr rühmlich war diese zweite Halbzeit gewiß nicht. Es wurde ebenso schlecht und planlos, als hart und rücksichtslos gekämpft, und die Art und Weise, wie einige Spieler „hineinstiegen", hätte einen wesentlich energischeren und aufmerksameren Spielleiter erfordert. Man kann Herrn Hack aus Ludwigshafen zubilligen, daß er vor der Pause sein Amt ordnungsgemäß versah. Nach der Pause ließ er sich das Spiel aus der Hand nehmen, übersah eine ganze Menge grober Tätlichkeiten gegen Frankfurter Spieler. Dergestalt glitt das Niveau des Treffens immer mehr ab, so daß man zum Schluß froh war, daß alles ohne ernstliche Verletzung abgegangen war.

Trotz aller Mängel, die den gesamten Leistungen anhafteten, konnte man doch einige Feststellungen von größerer Geltungsdauer machen. So z.B., daß der vor 8 Tagen sehr gut in Fahrt gewesene Innensturm vom Riederwald unmöglich in dieser Aufstellung und in dieser Form schwerere Aufgaben wird lösen können. Behning scheint doch nicht in die Kombinationsmaschinerie der Eintracht zu passen, weil er im Feldspiel zu langsam und ohnedies hauptsächlich auf Eigenaktionen eingestellt ist. Mantel wird sich ebenfalls auf die Dauer als Mittelstürmer nicht halten können, weil er gegen Zerstörungsmannschaften zu wenig kämpferisch eingreift und nur ungenügendes Schußvermögen besitzt. Ueberhaupt blieb diesmal vom Eintrachtsquintett nur Trumpler und Lindner gut in Fahrt, und, soweit sie Mängel zeigten, darf man auf die Bodenverhältnisse hinweisen. In der Läuferreihe war der kämpferische Leis der gegebene Mann, auch Gramlich arbeitete wieder sehr wirkungsvoll. Die Frankfurter Läuferreihe hat wieder einmal die Hauptlast des Kampfes zu tragen. Ausreichend waren auch beide Verteidiger, Stubb sogar in der ersten halben Stunde auffallend gut disponiert. Bester Mann auf Eintrachtseite war Torwart Schmitt, der, genau genommen, den Sieg rettete.

Auch die Gäste hatten in Mayer einen ausgezeichneten Torwart und seine beiden Vordermänner, namentlich der rechte Verteidiger Lorenzer, schlugen sich erstaunlich gut. Leider gaben sie ihre Abschläge zu hoch, was man übrigens auch den Karlsruher Läufern und einigen Stürmern vorzuhalten hat. Diese drei Läufer waren so vollkommen auf Zerstörung der gegnerischen Kombination zugeschnitten, daß sie sich mehr und mehr in ihrer Defensivaufgabe erschöpften. Selbst nach der Pause, als Phönix zeitweilig mit Nachdruck im Angriff lag, blieben die Deckungsspieler ausnahmslos nach rückwärts orientiert. Daraus ergab sich von selbst die schwierige Lage des Sturms, der ohne Rückhalt blieb. Schade, daß Spieler wie Fürst, Schleicher und Dickgieser demnach nur einen Teil ihrer Läuferaufgabe gerecht wurden. Im Sturm fehlte bei der anderen Ligamannschaften wesentlich ausgeprägtere Zusammenhang. Die meisten Vorstöße waren Einzelaktionen, von denen allerdings Heiser und Föry mitunter sehr wuchtige sehen ließen. Auch der Rechtsaußen Graß wußte dem Gegner manchmal hart zuzusetzen. Aber sobald es ans Schießen ging, offenbarte sich die gemeinsame Schwäche aller Karlsruher Stürmer. Aber gerade bei mangelndem Schußvermögen oder bei fehlendem Schußglück hätte planmäßige Kombination im Sturm die Rettung bringen können. Aber man sah tatsächlich nur recht wenig Zusammenarbeit in dieser Angriffsreihe.

Das einzige Tor dieses in seiner Gesamtheit nur wenig befriedigenden Spiel fiel bereits drei Minuten nach Beginn. Eingeleitet wurde es von Trumpler, der sich energisch im Besitz des Balles behauptete und dann zu Gramlich zurückspielte. Der plötzliche und sehr gut überlegte Flankenwechsel des rechten Läufers brachte den Ball zum Linksaußen Lindner, der mit Diagonalball einschoß. Es scheint, als wolle sich Lindner zum Goalgetter der Eintracht heranbilden.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 21.02.1933)

 

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