Eintracht Frankfurt - Karlsruher FV

Süddeutsche Meisterschaft, Gruppe Nord-Süd 1932/33 - 4. Spiel

1:1 (1:0)

Termin: 22.01.1933
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Theo Maul (Nürnberg)
Tore: 1:0 Karl Ehmer, 1:1 Schneider

 

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Eintracht Frankfurt Karlsruher FV

 


  • Stadtler
  • Kastner
  • Siccard
  • Bekir
  • Müller
  • Braun
  • Schneider
  • Gaßmann

 

Trainer Trainer

 

Eintracht - KFV. 1:1

Auf dem Eintracht-Sportplatz am Riederwald wehen, die große Tribüne stolz flankierend, zwei Flaggen mit der Aufschrift: „Süddeutscher Meister". Wie lange noch, werden sich bange Eintracht-Gemüter fragen, und der Titel wird an einen anderen Verein übergegangen sein. In dieser Form und mit diesen Leistungen werden die Riederwalder in dem großen Wettrennen um die Punkte bald endgültig abgetan sein.

Es ist etwas eigenartiges um diese elf Spieler. Jeder einzelne ein Könner und doch, wie auch immer die jeweilige Zusammenstellung der Mannschaft sein mag, nicht mehr die Elf von einstmals. Pech, nichts als Pech auf der ganzen Linie! Eine Pechsträhne, deren Anfänge auf jenes unselige Spiel in Stuttgart um die letzte Verbandsmeisterschaft zurückdatiert werden muß. Aber! Nicht Mißgeschick allein! Die Frankfurter spielen schablonenhaft, rasseln ihr allerdings manchmal gut sitzendes Pensum herunter und kümmern sich nicht um jeweilige Tageseinflüsse, bedingt durch die Eigenart des Gegners oder der Boden- und Witterungsverhältnisse. Auch heute wieder eine Spielweise gegen alle Vernunft nach der Methode hoch, höher, am höchsten. Trotz Wintersonne, die doch auch einem Eintrachtler die Sicht erschwert. Die wenigen Flachbälle, scharf und mit einem Uebermaß von Effet getreten, als ob die Ballkontrolle auf gefrorenem Rasenboden nicht ohnedies schwierig genug wäre! Eintracht muß umlernen, gründlichst umlernen, muß individuell spielen lernen, wenn anders ...!

Immer noch wird im Sturm experimentiert. Allerdings sind Möbs und Berger I noch verletzt. Aber das hat mit Ehmers Verwendung als Mittelstürmer nichts zu tun. Ehmer ist ein Halblinker, aber man hat ihn dort noch nie ausgeprobt, ihn immer auf dem für ihn unmöglichen Mittelstürmerposten abgehetzt. Dietrich gehört auf diesen Posten, Echon und Ehmer und Behming, die nicht zusammenpassen, zu trennen. Seit 1924, seit dem Pariser Olympia, ist auch Walter Dietrich fast neun Jahre älter geworden. Selbstredend ist er kein Stürmer mehr, wie damals, aber nach wie vor ein ausgezeichneter Sturmführer. Also muß man ihn mit Ehmer den Platz tauschen lassen. Warum nicht wenigstens einmal eine halbe Stunde lang versuchsweise? Taktisch war Dietrich übrigens auch heute wieder ideenreich und produktiv. Beide Parteien machten den gleichen grundlegenden Fehler der Vernachlässigung der Flügelstürmer. Selbst nach der Pause, als Berger II und der Karlsruher Bekir einige Beschäftigung fanden und sehr wirkungsvoll in Aktion traten, vergaß man, auch einem Lindner bezw. einem Gaßmann ähnliche Gelegenheiten zu bieten. Selbstredend lag auch viel Schwäche in dem unüberlegten und deshalb ungenauen Zuspiel. Auch dieses Manko war beiden Parteien gemeinsam. Man sollte meinen, es sei garnicht so schwer, einen Ball ordnungsgemäß zuzuspielen. Nur muß man sich mit des Gedankens Schnelle klar geworden sein, wohin man seine Ballabgabe zu richten hat.

Es kam, wie es kommen mußte, und doch wieder nicht zu kommen brauchte. Mit viel Mühe und Not konnte Eintracht ihre leichte Ueberlegenheit vor der Pause mit einem Tore Ehmers bekräftigen. Den Torchancen nach hätten es mehrere Treffer sein können. Nach der Pause half alle deutliche, teilweise sogar drückende Ueberlegenheit nichts, den berechtigten Sieg sicherzustellen. Eine einzige, aber gewiß nicht d i e einzige Unsicherheit Stubbs genügte, um den Gästen den Ausgleich zu schenken. Gaßmann „versetzte" den Internationalen, und Schneider besorgte den Rest. Stubb war sehr schwach. Seine häufigen Kicks über die Seitenlinie, seine zahlreichen „Kerzen" und Querschläger bewiesen seine Verlegenheit. Sein Nebenmann Schütz war vortrefflich in der Ballabnahme, im Abschlag und Zuspiel aber auch nicht immer fehlerfrei. Kämpferisch ebenso gut war Leis, aber der Spielaufbau liegt ihm nicht. Berger II (nach der Pause!) und Dietrich gefielen im Sturm allein. Auf Karlsruher Seite lieferte Kastner eine ganz ausgezeichnete Partie. Rein physisch betrachtet, muß man ihm schon Lob zollen. Aber er opferte sich nicht umsonst auf. Hinter ihm stand mit Stadtler der nächstbeste Spieler der Gäste. Fast schien es, als sei dieser Tormann gegen Frosteinflüsse unempfindlich. Er zeigte eine Reihe erstklassiger Paraden. Auch der rechte Läufer Siccard behauptete sich im Vordergrund. Sein kluges Stellungsspiel legte Lindners Gefährlichkeit vollkommen brach. Im Sturm fiel Bekirs Produktivität auf. Soweit er einen Ball bekam! Siehe die Paranthese oben zu Berger II. Auch Müller und Gaßmann (allerdings nur vereinzelt) hatten sehr hübsche Momente. Sogenannte Schwächen gab es bei den Gästen überhaupt nicht, sieht man von dem Umstand ab, daß die gesamte Hintermannschaft viel zu defensiv arbeitete. Und dann natürlich dieses viel zu hohe Spiel. Wie bei Eintracht! "Wer" hat nun eigentlich „wem" diese Spielart aufgezwungen, die doch bekanntlich beiden Parteien gar nicht liegt?

Eintracht und KFV., zwei faire aber nicht überzeugende Gegner, trennten sich 1:1. Da kann man halt nichts machen! Schiedsrichter Theo Maul war regeltechnisch ausgezeichnet Wie aber war es mit den beiden Elfmeter-Bällen für Eintracht?      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 24.01.1933)

 

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