Union Böckingen - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft, Gruppe Nord-Süd 1932/33 - 1. Spiel

2:0 (2:0)

Termin: 26.12.1932
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Kreichauf (Nürnberg)
Tore: 1:0 Hofmann (13.), 2:0 Schadt (30.)

 

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Union Böckingen Eintracht Frankfurt

  • Hengsteller
  • Walter II
  • Stegmüller
  • Frey
  • Graf
  • Collmer
  • Grau
  • Schadt
  • Hofmann
  • Walter I
  • Sammet

 


 

Trainer
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Union Böckingen — Eintracht Frankfurt 2:0

In siebenjähriger Zugehörigkeit zur Bezirksliga zum vierten Male die Teilnahme an den Endspielen zu erringen, spricht für sich. Unverrückbar hat die tapfere Mannschaft der Böckinger das Ziel im Auge gehabt und hat es auch geschafft. Dem Entscheidungskampf mit Stuttgarter Kickers um den Meistertitel sieht man am See mit berechtigter Hoffnung entgegen. Nicht zuletzt auf Grund des heutigen Spieles. Die Böckinger haben den Kampf vollauf verdient gewonnen. Nachdem sie merkten, daß auch die Frankfurter nur mit Wasser kochen, lief die Mannschaft — und zwar hauptsächlich in der zweiten Spielhälfte — zu ganz großer Form auf. Hengsteller im Tor hat sich selbst übertroffen, er war wohl heute der beste Mann. Ganz hervorragend war Frey als Mittelläufer, gut assistiert von Graf und Collmer. Dieses Dreigestirn stand der Läuferreihe der Frankfurter in nichts nach. Unermüdlich in der Abwehr, hervorragend Im Aufbau, ausgezeichnet im blitzschnellen Seitenwechsel, entschied sie den Ausgang des Spieles.

Walter II und Stegmüller in der Verteidigung wehrten mit einer verblüffenden Ruhe die Angriffe der Eintrachtstürmer ab und zeichneten sich dabei durch gegenseitiges, feines Verständnis aus. Der Böckinger Sturm stand entschieden über der Fünferreihe der Eintracht. Wie immer war Walter I die treibende Kraft, dabei ging er heute noch nicht einmal ganz aus sich heraus. Hoffmann braucht noch etwas mehr Selbstvertrauen, Sammet etwas mehr Energie, um den rechten Flügel gefährlicher und produktiver zu gestalten. Bei Grau wird man den Eindruck nicht los, daß der Linksaußenposten nur ein Notbehelf für ihn ist, trotzdem bildete er mit Schadt auf halblinks einen guten Flügel.

Die Frankfurter Eintracht hat man hier in besserer Erinnerung. Nach dem heutigen Spiel hat sie eine leise Enttäuschung hinterlassen. Der Sturm hat an Gefährlichkeit viel verloren. Möbt ist zwar immer noch der alte, ebenso sind Lindner und Berger I auf dem linken Flügel tadellos, Behning versteht es, seinen Sturm zusammen zu halten, und doch hatte man mehr von ihm erwartet. Gramlich, Leis und Mantel in der Läuferreihe, wie auch Kron und Schütz in der Verteidigung hatten schwere Arbeit zu verrichten. Sie erledigten diese in aufopfernder Art. Daß dabei verschiedene Spieler über den Rahmen des Erlaubten hinausgingen, stellt ihnen sportlich nicht das beste Zeugnis aus. Böckingen tat gut daran, nicht auf das mehr als harte Spiel der Frankfurter einzugehen.

*

Der Spielverlauf sieht in der ersten Halbzeit verteiltes Spiel, wobei die Angriffe der Böckinger weit gefährlicher sind. Wenige Minuten nach Beginn kann Kron in höchster Not gerade noch zur ersten Ecke retten. Ein gefährlicher Angriff Eintrachts wird durch Abseitsstellung Lindners unterbunden. Die Abseitstaktik der Union-Verteidiger verdarb überhaupt den Eintrachtlern oft das Konzept. In der 13. Minute gibt Walter II famos zu seinem Bruder, dieser zieht ab, spielt zu Sammet, welcher Hofmann vorlegt, Kron greift an, verfehlt, und Hofmann sendet unter dem Jubel der zirka 4000 Zuschauer zum unhaltbaren Führungstreffer ein.

Jetzt dreht Frankfurt mächtig auf. Alles scheitert jedoch an der vorzüglichen Böckinger Abwehr. Abermals ist Hofmann durch und gibt den Ball vors Tor. Schmitt kann in letzter Sekunde gerade noch vor dem anstürmenden Grau den Ball in Sicherheit bringen. Gleich darauf muß Hengsteller im Hochsprung eine fast sichere Sache zunichte machen. In der 30. Minute naht zum zweiten Male das Verhängnis für die Frankfurter. Nach feinem Zuspiel kommt Schadt zum Schuß, und unhaltbar landet der Ball in der äußersten linken Torecke. Kurz vor Halbzeit hält Hengsteller einen wegen Foulspiels gegebenen Elfmeter von Möbs in ausgezeichneter Art.

Wenn man der Meinung, war, daß Eintracht in der zweiten Spielhälfte zum Ausgleich kommen würde, so hatte man nicht mit dem nie erlahmenden Kampfgeist der Böckinger gerechnet. Und so brachte die zweite Spielhälfte eine oft drückende Ueberlegenheit der Union. Nur der ganz großen Arbeit ihres Torwartes Schmitt haben es die Eintrachtler zu verdanken, daß sich diese Ueberlegenheit nicht ziffernmäßig auswirkte. Schiedsrichter Kreichauf-Nürnberg leitete das Treffen einwandfrei.      W. (aus dem 'Kicker' vom 27.12.1932)

 


 

Eintracht besucht die „Heimmannschaft" Böckingen

Union Böckingen - Eintracht Frankfurt 2:0 (2:0)

Der Union großer Tag am Böckinger See! 4500 erwarten den süddeutschen Meister der vergangenen Spielsaison zum großen Auftakt der Endrunde. Wir haben die Eintracht in Württemberg seit dem Tumultspiel auf dem Kannstatter Wasen in Stuttgart nicht mehr gesehen. Wir haben ihr Mannschaftsspiel bewundert, ihre Ausdauer, ihr großartiges technisches Rüstzeug, kurz alles, was ihnen den klaren 2:0-Sieg über die Bayern-Elf einbrachte. Wir sahen die Massen ins Spielfeld dringen, den Abbruch des Spieles 10 Minuten vor dem Schlußpfiff des Schiedsrichters erzwingend, der die beiden „Hands" von Schütz und Stubb im Frankfurter Strafraum „nicht sah" ---. Eintracht bekam die Meisterschaft am grünen Tisch zugesprochen, eine Meisterschaft, die, dem ganzen Kampfverlauf nach, an der Feldüberlegenheit und all den Prädikaten gemessen, die wir ihrem Fußball eben gegeben haben, eine mehr als wohlverdiente war.

Wie würde sich die Eintracht von heute präsentieren? Sie ist ohne Zweifel nicht mehr die Elf der vergangenen Saison, sie hat an Kampfnerv, an Selbstvertrauen eingebüßt; die Niederlage im Finale gegen Bayern ist noch nicht überwunden ---. Die Frankfurter bereiteten sich auf das Böckinger Match mit erdenklichster Sorgfalt vor. Man hatte das harterkämpfte knappe 3:2 in der Meisterschaftsrunde vor zwei Jahren nicht vergessen, man wußte, daß man auf diesem Auswärtsboden vor Überraschungen nicht sicher war, die von entscheidender Bedeutung für den ganzen weiteren Verlauf der Endrunde sein konnten. Um es gleich vorwegzunehmen: Eine „Überraschung" im Sinne des Wortes war das Treffen der Rivalen nicht. Böckingen hatte in diesem Kampf die klareren und zahlreicheren Torgelegenheiten, ihr Spiel war wohl primitiver als das der Frankfurter, deren zwar saubere, aber immer von der Gegenseite im voraus erkannte Kombinationen immer wieder in der Abseitsfalle der Union erstarben.

Böckingens Fußball jedoch war weitaus gefährlicher, der Druck aufs gegnerische Tor ein ununterbrochener, und nicht zuletzt trug der Elan, mit dem Württembergs Elf, angefeuert von einer begeisterten Masse, alle Aktionen vortrug, entscheidend zum Erfolg bei. Dieser Schwung in der Stürmerreihe ließ in der zweiten Halbzeit ein zahlenmäßig sogar noch klareres Resultat erhoffen. Aber hier erwies sich die immer besser werdende Eintrachtverteidigung als unüberwindliches Bollwerk. Schütz lief zu Extraklasse auf, Kron als linker Verteidiger kam nach anfänglichem Schwimmen immer besser in Fahrt, Schmidt im Tor sicher, stets ausgezeichnet in Position. Damit hätten wir — neben der Erwähnung von Mittelläufer Leis, der den Eintrachtsturm ausgezeichnet unterstützte und mit Abstand der beste Mann auf Halfback war — genug Kritisches über die Frankfurter gesagt und können nun an eine Sezierung der Unionelf herangehen. Über allem: Feuer, aufopferungsvolle und nie erlahmende Arbeit in allen Reihen. Das Schlußdreieck nach bald überwundener Nervosität sicher. Überragend: Hengsteler (Schübels Vertreter) im Tor. Der Ersatz in der Läuferreihe ließ sich vielversprechend an, Kollmer am rechten Flügel besonders sauber und wirkungsvoll. Gut auch der Sturm, der in Sammet, Schadt und Hoffmann seine besten, die Eintrachtverteidigung ständig unter Druck haltenden Leute hatte. Etwas überlegtere Kombination hätte der Union-Vorderreihe zu zwei bis drei Toren verholfen, die absolut „fällig" waren.

Um auf die erwähnten Vorbereitungen der Frankfurter zurückzukommen: man hatte sich schon am Sonntag im Hotel „Central" in Heilbronn eingefunden. Komplett bis auf Stubb, den Verletzten. Ein gleiches Handicap auf Seiten Böckingens, durch die Erkrankung Schnabels, des Böckinger Mittelläufers, hervorgerufen.

Kreichbauf, Nürnberg, dem unbeirrbaren Schiedsrichter, der sich durch keinerlei Proteste verwirren ließ, stellten sich die Mannschatten in folgender Besetzung:

Eintracht Frankfurt: Schmidt; Schütz. Kron; Gramlich, Leis, Mantel; Berger II, Möbs, Behning, Linder, Berger I.

Union Böckingen: Hengsteler; Stegmüller, Walter II; Kollmer, Frei, Graf; Hoffmann, Sammet, Walter I, Schadt, Grau.

Ein Schattenriß des Spiels.

Union drängt vom Anstoß weg. Ein Hand der Eintracht im eigenen Strafraum wird übersehen. 10. Minute: Eintrachts große Chance, Möbs unbehindert vor dem Uniontor. Hengsteler pariert mit Schneid. Unions Gegenattacke führt in der 12. Minute zum ersten Erfolg. Kombination Walter—Sammet, Verlängerung zu Hoffmann, Spurt und unhaltbarer Schuß — 1:0 für Böckingen.

Eintrachts rechter Flügel schnell und gefährlich. Drei Ecken für Frankfurt. Massierte Abwehr. Graf und Walter zeichnen sich aus. 30. Minute: Einwurf, das Leder kommt zu Schadt. Dribbling an den Strafraum und satter Flachschuß — 2:0 für Böckingen! Hengsteler liefert in den folgenden Minuten eine große Partie, nimmt Behning das Leder vom Fuß, hält einen unheimlich scharfen, aber schlecht placierten „Elfer" Möbs'. Halbzeit.

Die zweite Spielhälfte sieht die Union weiter drängend. Feldüberlegen, aber überhastig in den Aktionen vor dem Strafraum. Mit Ruhe und Routine klärt Schütz brenzliche Situationen. Ein Durchbruch Frankfurts. Behning, wieder vor Hengsteler, geht den Tormann sehr gefährlich an, ohne ihn glücklicherweise zu verletzen. Wieder wird Frankfurt in die Verteidigung gezwungen, Tor? Ach, Frei hat aus einem Gedränge heraus Zentimeter neben den Pfosten geschossen. In der 25. Minute scheidet Möbs (verletzt?) aus. Mit zehn Mann steht Frankfurt, sprich Schütz und Kron, den Endspurt der Böckinger durch. Allen Anstrengungen der Böckinger jedoch bleibt der zählbare Erfolg — einige Bomben von Walter und Grau streifen über den Kasten — versagt. Es bleibt beim 2:0 für die Union.      T. P. (aus dem 'Fußball' vom 28.12.1932)

 

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