Frankfurter Fußball-Verein - FSV Frankfurt

Nordkreis Liga-Klasse 1912/1913 - 2. Spiel

2:0 (1:0)

Termin: 29.09.1912, 15:15 Uhr
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Schmuntzsel (Leipzig)
Tore: 1:0 Karl Jockel (30.), 2:0 K. Burkhardt (67.)

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Frankfurter Fußball-Verein FSV Frankfurt

 


  • Schenk
  • Thein
  • Schäfer
  • Gelbart (scheidet verletzt aus)
  • Ph. Hohmann
  • A. Hohmann
  • Schmidt
  • Nuss
  • Jäck (Platzverweis wg. Foulspiel und Schiedsrichterbeleidigung)
  • Böttcher
  • v. Basthuysen

 

Unhaltbare Zustände in Frankfurt a. M.

Nach Mitteilungen verschiedener Sportleute, die keinem der beteiligten Vereine angehören, sind gestern beim Spiel Fußballverein—Fußballsportverein Frankfurt unhaltbare Zustände zutage getreten, welche die Existenz unseres Spieles gefährden, und deren Beseitigung durch nachstehende Äußerungen einleitet werden soll.

Frankfurter Fußballverein—Fußballsport-Verein Frankfurt 2 :0. Es mögen an die 2000 Zuschauer gewesen sein, die sich auf dem neuen Sportplatze des Frankfurter Fußballvereins eingefunden hatten, um der „Sensation" im Nordkreis beizuwohnen. Man ist ja die Jahre her gewöhnt, daß die Spiele zwischen den beiden führenden Vereinen in Frankfurt mit einer Hartnäckigkeit ausgetragen werden, die durch die nun einmal vorhandene Rivalität und die Sucht nach Hegemonie menschlich nur zu leicht erklärbar ist. So lange sich dieser Kampf in annehmbaren Grenzen abspielt — wir wollen den Ausdruck „fair" gar nicht heranziehen —, läßt sich die Sache ja noch ertragen. Die Spieler sind nun meistens älter geworden und es liegt der Schluß nahe, daß frühere Unzuträglichkeiten ausgemerzt worden sind, ganz abgesehen davon, daß in vielen Fällen noch die persönliche Bekanntschaft im Laufe der Jahre getreten ist, die doch selbst bei den fanatischsten Vereinskämpfen den Gedanken kann und soll aufkommen lassen, der Gegner ist doch auch ein Sportsmann und genau so wie du bestrebt, den Sieg an seine Fahne zu haften. Tragen wir den Kampf anständig aus und vermeiden wir alles, was dazu beitragen könnte, unserer Bewegung zu schaden! — Wie oft sind diese Worte schon gesprochen, wie oft die heiligste Versicherung abgegeben worden, danach zu verfahren — und nun das faktische Ergebnis — Null, ja noch mehr wie null! Das, was sich in der zweiten Hälfte des Treffens abspielte, ist einfach nicht zu beschreiben. Es tut einem bitter leid, wenn man als gewissenhafter Chronist seine Pflicht in den Dienst einer Begebenheit stellen muß, zu deren Schilderung einem die parlamentarischen Worte fehlen.

Im vergangenen Jahre hatte der Fußballsportverein eine Amateurmannschaft bei sich zu Gaste. Das Spiel nahm einen Verlauf, der schlechterdings nicht zu schildern war, wenn man nicht unserer Bewegung einen großen Schaden durch Publizierung der Vorgänge zufügen wollte. Der Fußballsportverein vermochte damals nicht, auf dem Spielfelde das Benehmen an den Tag zu legen, wie man es von einem Vereine seiner Stellung im Verbände unbedingt hätte erwarten müssen. Man konnte und wollte den Verein als solchen damals nicht für die Vorkommnisse verantwortlich machen und hegte, nachdem die Vorkommnisse auch die höchste Behörde, den DFB, beschäftigt hatte, die stille Hoffnung, daß der Verein die damaligen Haupt-Matadoren kalt stellen würde. Statt dessen wirken diese Herren nach wie vor als unersetzliche Größen in der Mannschaft! Ihre Spielweise ist direkt lebensgefährlich und das ganze Gebahren zeugt von einer derartig unnoblen Gesinnung, daß es tatsächlich an der Zeit wäre, die Herren ein für allemal kalt zu stellen und zwar von Verbands wegen. Der Verbandsvorstand gibt sich die größte Mühe, unsere Bewegung mehr zu popularisieren und dann kommen Mitglieder von einem seiner spielstärksten Vereine und benehmen sich in einer solch skandalösen Weise, daß selbst der größte Optimist zu der Überzeugung kommen muß, so kann es unter keinen Umständen weiter gehen. Es muß unnachsichtlich Remedur geschaffen werden. Keinem Menschen kann man es übelnehmen, wenn er in solchen Fällen zu einem wenig schmeichelhaften Urteil über unsere Bewegung kommt. Es muß laut an die Öffentlichkeit, daß wir ein für allemal derartige Auswüchse auf das Allerentschiedenste verurteilen und jede Gemeinschaft mit solchen Sportgenossen weit von uns weisen. Sie sollen vor aller Öffentlichkeit an den Pranger gestellt werden. Will sich der Verein nicht mit ihnen identifizieren, dann hat er Gelegenheit, dies öffentlich zu bekunden. Sein Schaden wird es nicht sein.

Ferner schreibt man uns:

Ich bin in Frankfurt auf der Durchreise und sah mir das „Frankfurter Fußballderby" wie es in den Annoncen genannt wird, an. Nun frage ich jeden echten Freund unseres schönen Sports, der Gelegenheit hatte, diesem Treffen beizuwohnen, ob man dieses abstoßende, rohe Treiben als Fußball"spiel" bezeichnen kann. Alles, was unsere Gegner über Fußball schreiben, hier konnte man es sehen. Die Mannschaft des Fußball-Vereins spielte, von einigen Ausnahmen abgesehen fair, ja der Sturm sogar ängstlich. Aber ein roheres Spiel als das der Fußballsportvereins-Elf habe ich noch nicht gesehen. Großes leisteten besonders der rechte Verteidiger und der Mittelstürmer, der als Kapitän, mit dem Beispiel voranging. Die Art und Weise wie der rechte Läufer des Fußball-Vereins förmlich attakiert wurde, war unglaublich. Sollte man es für möglich halten, daß der Kapitän einer erstklassigen Mannschaft vom Spielfeld verwiesen, dieses nicht verläßt, sich dann umzieht und wieder in das Feld eindringt. Oder, daß dem Linienrichter der Ball nachgeworfen wird. Herr E. Blüher Leipzig, der das Spiel, so gut es ging, sehr schön leitete, wird einen schönen Begriff, von der Art in Frankfurt Fußball zu spielen, bekommen haben.

Hier ist es doch Pflicht des Verbandes energisch einzuschreiten und hilft eine Verwarnung nichts, ist der Verein nicht imstande anständige Sportsleute als Spieler zu stellen, dann eben raus. Rohlinge gehören nicht zum Sport.

Hochachtend
Adam Oechsner, Lobeda bei Jena.

(Der vorstehende Brief ist unter Milderung einiger scharfer Ausdrücke wiedergegeben.) (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 40/1912 vom 30.09.1912)

 


 

Über den Verlauf der Begegnung Frankfurter Fußballverein — Fußballsportverein Frankfurt

schreibt man uns im Anschluß an die Veröffentlichung unter der Überschrift: Unhaltbare Zustände in Frankfurt a. M. in der Montagsnummer vom 30. September:

Eine begreifliche Aufregung lastete auf beiden Parteien, als der Schiedsrichter, Herr Blüher aus Leipzig, das Spiel anpfiff. Sportverein war etwas schneller auf den Beinen, vermochte jedoch anfänglich, da die Verteidigung des Vereins, wie überhaupt während des ganzen Treffens, sehr sicher und gewandt war, nichts zu erreichen. In der 6. Minute werden beiderseits — das Tempo war anfänglich direkt beängstigend — günstige Chancen nicht ausgenutzt. Sportverein errang in der 10. Minute eine Ecke, die jedoch sicher abgewehrt wird. Jetzt kam die Mannschaft des Vereins etwas mehr in Schwung und wurde allmählich überlegen. Hievon zeugen 5 Eckbälle, deren letzter von Jockel zum 1. Tore verwandelt wurde. 2 Minuten vorher hatte der Sportverein ebenfalls einen Eckball zu verzeichnen gehabt, der jedoch nichts einbrachte. Das Tempo wurde nach dem Erfolge des Vereins noch schneller und die Erbitternis über das verlorene Terrain wuchs ständig. Das sehr zahlreich erschienene Sportvereins-Publikum fing als „Wetterleuchten" an, die Maßnahmen des Schiedsrichters zu kritisieren. Gott sei Dank, konnte der Herr den Dialekt nicht verstehen. Die, gelinde gesagt, Nervosität der Anhänger übertrug sich natürlich auf die Spieler der Sportvereinsmannschaft und zwar sehr zu ihrem Nachteile. Die Kombination ließ nach und die Spielweise wurde zusehends robuster. Leider wußte der Schiedsrichter keine Maßnahmen, um den Auswüchsen zu steuern. Zu seiner Entschuldigung soll angenommen werden, daß er mit den einschlägigen Verhältnissen nicht genügend vertraut war, vielleicht auch annahm, er habe es beim Sportverein mit einer vorübergehenden Erscheinung zu tun. Seine Annahme dürfte er aber im weiteren Verlauf des Treffens wohl wieder fallen gelassen haben; es war allerdings dann zu spät. Das robuste Treiben war nachher derart eingerissen, daß er nur noch eingriff, wenn ein Spieler liegen blieb. In der 42. Minute erhielt Sportverein wegen unfairen Nachsetzens des einen Verteidigers Fußballvereins im Strafraum einen Elfmeterball zugebilligt, der aber in der Aufregung daneben geschossen wurde. Das war der Erfolg der fortgesetzten geschmackwidrigen Beeinflussung der Spieler Sportvereins von Seiten ihrer Anhänger.

Die zweite Spielhälfte brachte sofort eine große Offensive von Seiten Sportvereins. Nach den ersten 10 Minuten flaute jedoch das Tempo etwas ab; es war normal zu nennen. In der 22. Minute glückte eine schön durchgeführte Innenkombination, die zum zweiten Erfolge für den Verein führte. Damit war eigentlich das Fußballspiel zu Ende. Denn, was jetzt folgte, war ein wüstes „auf den Mann" gehen, wobei natürlich auch beim Fußballverein jede Kombination im Keime erstickt wurde. Vorher hatte der Schiedsrichter noch den Spielführer des Fußballsportverein vom Platze stellen müssen, dann schied Becker durch eine erlittene Prellung aus der Mannschaft des Vereins. Ihm folgte nach einigen Minuten Gelbhardt vom Sportverein infolge einer durch eigene Schuld erlittenen Verletzung. Der Vereinsstürmerreihe boten sich noch verschiedene Chancen, sie nutzte sie jedoch aus Selbsterhaltungstrieb nicht aus. Wie gesagt, das Spiel hatte gegen Ende jedes Interesse, auch für die Spieler des Vereins selbst, verloren. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 41/1912 vom 02.10.1912)

 



F.F.-V. gegen Fussballsportverein Frankfurt 2:0 (1:0)

Die Feder sträubt sich, sie will nicht und spritzt, aber sie muss. Es geht nicht an, das zu verschweigen, was bei diesem Spiel zu sehen war. Folgende Mannschaften traten an:

F.F.-V.: Neppach, Claus, Pfeiffer, Henkel, Jockel, Becker, Burkhardt, Pickel,Weiss, Dornbusch, Leising.

F.Sp.-V.: Schenk, Thein, Schäfer, Gelbart, Ph. Hohmann, A. Hohmann, Schmidt, Nuss, Jäck, Böttcher, v.Basthuysen.

Schiedsrichter Schmuntzsch vom Leipziger Ballspielclub eröffnet 1/4 nach 3 das Spiel. Fussballverein findet sich sofort zusammen und bedrängt in der ersten Hälfte mit wenig Ausnahmen des Gegners Tor. Mit dem Anstoss setzte ein feiner Regen ein, der das Spiel bis Halbzeit jedoch kaum beeinträchtigte. Der Wind hatte ganz nachgelassen. Die bedrängte Verteidigung Sportvereins trat viele Bälle aus, auch einige Ecken werden auf diese Weise verwirkt. Einen der zahlreichen Eckbälle kann Jockel aufnehmen. Sein Schluss findet glücklich den Weg in die rechte Torecke und freudiger Jubel begrüsst diesen Erfolg, der nach halbstündiger Spieldauer fiel.

Die Spielweise Sportvereins wird erheblich schärfer und der Spielführer selbst gibt das Zeichen dazu, doch der Schiedsrichter kann durch rechtzeitiges Einschreiten und einige Verwarnungen das Spiel noch einigermassen in den Grenzen halten und mit 1:0 für uns werden die Seiten gewechselt.

Während der Pause regnet es etwas stärker und in der zweiten Halbzeit ist der Boden ein wenig glatt. Das Spiel nimmt von Seiten unserer Gegner immer mehr an Schärfe zu und sie können eine Zeitlang unser Tor bedrängen, jedoch ohne Erfolg. Die Strafstösse für uns mehren sich. Ein wüstes Gedränge vor unserem Tor endigt mit einem Strafstoss für uns. Weiss nimmt den Ball auf und schiesst. Der Ball, schlecht getroffen, gleitet vom Fuss ab nach links und kann von dem hereingelaufenen Burkhardt zum zweiten Tor verwandelt werden, das wieder jubelnd begrüsst wird. Voraus ging, dass Jäck vom Sportverein einen gegen uns wegen Beinstellens im Strafraum verhängten Elfmeter sehr schlecht getreten und einige Meter neben unser Tor gesetzt hatte.

Kurze Zeit darauf wird Jäck wegen unfairen Spiels in mehrfacher Wiederholung und Beleidigung des Schiedsrichters vom Platz gewiesen. Dieser Umstand, sowie der verscherzte Ausgleich, unser zweites Tor und der vom Verbandsvorstand (nach anderer Meinung natürlich vom Kreisvorsitzenden) vollzogene Ausschluss zweier Spieler des Sportvereins wegen Berufspielertums aus dem Verband, schlugen dem dünnen Fass den Boden aus. Was nun einige Spieler der Bornheimer zeigten, war derart, dass die Gesundheit unserer Spieler, wenn nicht mehr als das, beständig in Gefahr schwebte. Wie Stiere, denen das rote Tuch vorgehalten, gingen einige gegnerische Stürmer auf unsere Leute los und Nuss, der sich besonders hervortat, machte Becker kampfunfähig. Kaum war dieser vom Platz getragen, als Gelbart vom Sportverein ganz unnötigerweise zu retten versuchte und mit seinem Torwächter zusammenrannte Die hierbei erlittene Verletzung, an der wir zum Glück schuldlos sind, verbot ihm das Weiterspielen und gleich darauf machte der Schiedsrichter der Knochensäbelei ein Ende, da die Zeit um war.

Unsere Mannschaft mag sich diesmal mit einem Gesamtlobe begnügen. Jeder hat sein Bestes und an der Einzel- wie Gesamtarbeit aller elf Spieler waren Energie in Angriff wie Verteidigung, also starker Wille zum Sieg, deutlich wahrnehmbar.

Wir spielten bei weitem anständiger und auch besser. Fussballsportverein spielte nur in der ersten Hälfte Fussball. In der zweiten Hälfte, wo es nötig gewesen wäre, zu spielen, führten diese Leute ein ekelerregendes Draufgängerspiel vor und begaben sich dadurch aller Vorteile, da sie unser Zusammenspiel nicht zu zerstören vermochten. Der anständige Kampf bringt es scheinbar doch weiter als das Stiergefecht.

Das Spiel war sehr gut besucht; die Einnahme ist die grösste, die wir bis jetzt bei einem Spiel zwischen ortsansässigen Vereinen erzielten.      Menningen. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 25.10.1912)

 


 

Fußballberichterstatter

Eine Studie aus dem Nordkreis

Wir haben schlechte Freunde im Fußballsport! Wollen unserer Sache dienen und schädigen uns mehr, wie die Spieler, die wir disqualifizieren. Fußballberichterstatter sind es, die ihr Handwerk in den Tageszeitungen üben. Da fand das sogenannte Frankfurter Fußballderby statt, „Fußballverein contra Sportverein". Ich war nicht da, entnehme wie jeder Leser, der unserer Sache freundlich, feindlich oder ganz fremd gegenübersteht, meine Kenntnisse der Ereignisse den Zeitungen und lese da:

Eine Fußballschlacht.

Zu wüsten Szenen kam es gestern bei den Fußballspielen zwischen dem Fußballverein Frankfurt und dem Sportverein Frankfurt, dem 1500 Personen beiwohnten. Die beiden Vereine sind alte Gegner. Es ist stets erbittert zugegangen, wenn sie ihre Kräfte gemessen haben. Früher unterlag gewöhnlich der Fußballverein. Gestern kam es nun anders. Gleich bei Beginn sah man, daß der Fußballverein die besseren Spieler hatte. Er brachte die Gegner derart in Harnisch, daß einige von ihnen sich zu einer Kampfesart hinreißen ließen, die von jedem Sportsmann auf das entschiedenste verurteilt werden muß. Ein Mitglied des Fußballvereins erhielt sogar Tritte auf das Nasenbein, was kaum glaublich erscheint. Dies Opfer mußte mit der Tragbahre vom Platze getragen werden. Wenige Minuten später wurde dann ein Sportvereinler vom Platze getragen, der — wie versichert wird — durch eigenes Verschulden schwere Verletzungen erlitt. Es scheint, daß sich die andern diesem Jüngling gegenüber in Notwehr befunden hatten. Der Hauptheld dieser Fußballschlacht scheint der Mittelstürmer Jäck vom Sportverein gewesen zu sein, der seine Kunst dazu benutzte, die Gegner auf die Kniescheiben zu treten. Der Jüngling wurde schließlich vom Schiedsrichter Blüher aus Leipzig vom Platze verwiesen. Gegen derartige ungezügelte Elemente sollte im ureigensten Interesse des Sports und von der Sportbehörde auf das entschiedenste eingeschritten werden.

Die Exzesse, die da vorgekommen sind, wird jeder Sportsmann mit allem Nachdruck verurteilen und jeder anständige Fußballer wird solche Elemente aus seinen Reihen weisen. Wir müssen nicht nur das Ansehen unseres Sportes fördern, sondern auch die Gesundheit der uns anvertrauten Jugend wahren. Die Ligaspiele sollen Wettkämpfe sein, in die unsere Spieler nicht mit der Anwartschaft auf Knochenbrüche ziehen, sondern sie sollen sein ein faires Messen der Kräfte und des Könnens anständiger Gegner. Darüber sind wohl nicht viel Worte von Nöten. Das ist ein Zustand, den wir alle hoffentlich erstreben und den herbeizuführen jeder in dem Rahmen seiner Fähigkeiten wirken soll. Alle Mitarbeiter sind uns da willkommen; die aber, welche Artikel, wie den obigen, in den Tagesblättern dem Publikum bieten, das doch nunmal zum größten Teil gegen unsere Sache voreingenommen ist, die nützen nicht, die schaden dem Sport. Der Mann, der den Satz geschrieben hat: „das Opfer mußte mit der Tragbahre vom Platze getragen werden" ist sich wohl gar nicht klar darüber, wie eine derartige Schilderung auf das Publikum wirkt und welche Waffen er unseren Gegnern in die Hand drückt. Wäre er nicht von dem Verlangen beseelt gewesen, Rache an dem Schuldigen zu nehmen, sondern von dem sportlichen Gedanken „durch seinen Artikel Besserung zu schaffen", dann hätte er (selbst wenn er berufsmäßiger Publizist ist) diesen Artikel nicht in der Tageszeitung zur Freude unserer Widersacher veröffentlicht, sondern die häßlichen Vorkommnisse in der Sportpresse demjenigen Forum unterbreitet, das ihm das richtige Verständnis entgegengebracht hätte. Dann nur hätte er unserer Sache genutzt, denn nur bei dem sachkundigen Leserkreise der Fachpresse fallen die schädlichen Verallgemeinerungen fort, die in Laienkreisen nur zu natürlich sind.

[...] Welchen Wert hat nun eine Berichterstattung, wie ich sie nun durch zwei Beispiele gekennzeichnet habe? Nützt die vielleicht unserem Sport??? Mögen diejenigen, welche diese Tätigkeit in den Tagesblättern ausüben, sich ihrer Verantwortlichkeit bewußt werden. Möge ihnen klar werden, daß es Schranken gibt, die für sportliche Erörterungen in der Tagespresse gezogen sind, und daß sich der an unserer großen Sache vergeht, der diese Schranken nicht respektiert. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 42/1912 vom 07.10.1912)

 


 

Aus dem Nordkreis

Im Nordkreis zittert noch die Erregung nach über die tief bedauerlichen Vorkommnisse bei dem Spiel Fußballverein — Fußballsportverein in Frankfurt a. M. So viel in Erfahrung zu bringen war, wird sich der Verbandsvorstand bei seinem demnächstigen Zusammentritt mit der Angelegenheit befassen. Bis dahin wollen wir die Feder ruhen lassen. Wir haben das Vertrauen, daß der Vorstand geeignete Mittel und Wege findet, um die Störenfriede zur Rechenschaft zu ziehen und seinen Gesetzen Achtung zu verschaffen. Bemerkenswert ist, daß der Nordkreisbehörde von fast allen Ligavereinen im Nordkreis, deren Vertreter dem Treffen beiwohnten, unaufgefordert Urteile zur Verfügung gestellt wurden, die ein unparteiisches Bild der Vorgänge geben. Herr Hetebrügge, der als Vorsitzender der Behörde und gleichzeitig des Frankfurter Fußballvereins ganz unqualifizierbaren persönlichen Angriffen von Mitgliedern des Fußballsportverein Frankfurt ausgesetzt war und noch fortgesetzt ist, hat das gesammelte Material dem Verbandsvorstand unterbreitet. Wir wollen also abwarten. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 43/1912 vom 09.10.1912)

 


 

Verband Süddeutscher Fußballvereine E.V.

Unter dem Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Alfons von Bayern

28. Oktober 1912
Amtliche Mitteilungen
Fußball Nr. 48

Kreisbehörde

Kreissitzung am 17. Oktober 1912 in Frankfurt, Hotel zum großen Kurfürst. Anwesend die Herren Hetebrügge, Lotz, Preis und Thomer; ferner als Ersatz die Herren Lavis und Hell; als Protokollführer Herr Schwarz.

... Anzeige des Schiedsrichters Schmuntzsel Leipzig gegen Jeck (FSV Frankfurt) wegen rohem Spiel und Schiedsrichterbeleidigung, b) Beschwerde FV Frankfurt gegen das Spiel mit FSV Frankfurt, c) Anzeige der Behörde gegen Nuß (FSV Frankfurt) wegen rohem Spiel.

Nach längerer eingehender Verhandlung fällt die Behörde folgende Entscheidung:

  1. Der Spieler Fr. Jeck (FSV Frankfurt) wird wegen Beleidigung des Schiedsrichters mit 3 Monaten und wegen unfairem Spiel mit 1 Monat, zusammen 4 Monaten Disqualifikation gemäß § 31, 34 des Kodexes bestraft. (Vom 29.X.12 bis 28.II.1913.) Die Kreisbehörde setzte die gerinste zulässige Strafe an, weil Jeck bis jetzt unbestraft war.
  2. Der Spieler Heinrich Nuß (FSV Frankfurt) wird gemäß § 34 des Kodexes wegen rohem Spiel mit einem halben Jahre Disqualifikation bestraft. (Vom 29.X.12 bis 29.IV.1913.)
  3. Den beiden Vereinen (FV und FSV Frankfurt) wird auferlegt, in Zukunft dafür Sorge zu tragen, daß bei Wettspielen von den Mitgliedern und Anhängern eine äußerst sportliche Disziplin gewahrt wird, damit die Wettspiele im Interesse der Allgemeinheit und des Ansehens unseres Sportes in anständigen Formen ausgeführt werden können. Die Behörde stellt bei der sehr umfangreichen Beweisaufnahme fest, daß von Seiten der Anhänger beider Vereine in dieser Hinsicht gefehlt wurde. Im Wiederholungsfalle haben die Vereine strengste Bestrafung zu erwarten.

Anzeige F. Jeck gegen den Spieler Willi Caesar (FV Frankfurt) wegen Beleidigung. Urteil: W. Caesar (FV Frankfurt) wird wegen Beleidigung des Gegners nach § 32 des Kodexes mit einem Monat Disqualifikation bestraft. (Vom 29.X. bis 29.XI.1912.)

Anzeige gegen den Spieler Philipp Hohmann (FSV) wird retour gestellt.

Alle Bestrafungen treten sofort in Kraft, auch wenn eventl. Berufungen eingelegt werden.

Otto Thomer, stellv. Kreisvors.

 


 

Verband Süddeutscher Fußballvereine E.V.

Unter dem Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Alfons von Bayern

4. Januar 1913
Amtliche Mitteilungen
Fußball Nr. 1

Spiel-Ausschuß

Berufung des Frankfurter FV gegen das Urteil der Kreisbehörde in Sachen Spiel gegen Fußball-Sportverein Frankfurt.

Die Berufung wird insoweit abgelehnt, als sie sich gegen Ziffer 3 des Urteils richtet („den beiden Vereinen wird auferlegt ..."), weil es auch auf Grund neuester Erhebungen als festgestellt betrachtet werden kann, daß auch die Mitglieder des FFV über das erlaubte Maß hinaus durch Schreien und Zurufe das Spiel gestört haben.

Der Berufung wird insoweit stattgegeben, als sie beantragt, gegen den FSpVF ein höheres Urteil zu verhängen. Aus dem vorliegenden Material geht mit kaum zu übertreffender Deutlichkeit und Klarheit hervor, daß sich die Spieler des FSpVF nach Halbzeit fortgesetzt des rohesten Spieles schuldig machten, und zwar in solchem Maße, daß ein Schrei der Entrüstung über dieses Verhalten durch die ganze Presse ging. Angesichts dieser Tatsache und der damit verbundenen erheblichen Schädigung unserer Sache ist es unerklärlich. daß die Kreisbehörde sich damit begnügt hat, zwei Spieler herauszugreifen und zu bestrafen. Dieses Urteil kann weder als eine hinreichende Sühne für die begangenen Vergehen, noch als wirkungsvolles Vorbeugungsmittel für die Zukunft gelten. Wohl allseits wurde ein exemplarisches Urteil gefordert und erwartet. Ueberdies handelt es sich beim FSpVF um eine Mannschaft, die seit Jahren den Ruf genießt, daß sie ein viel zu scharfes Spiel pflege. Es erscheint daher unter Berücksichtigung aller Umstände folgendes Urteil gerechtfertigt: Die elf Teilnehmer des FSpVF an diesem Spiele werden auf drei Monate disqualifiziert, beginnend am 16. Dezember 1912, endigend am 15. März 1913; der Spieler Nuß wird anschliessend auf weitere drei Monate disqualifiziert, endigend am 13. September 1913 (die Zeit vom 1. Juli bis 1. September zählt nicht).

Von der Berufungsgebühr sind 15 Mk. verfallen, 15 Mk. werden zurückvergütet.

Der FFV wird wegen eines in der Berufungsschrift gegenüber der Nordkreisbehörde gebrauchten Ausdrucks mit 10 Mk. bestraft.

Der Spieler Becker vom FFV wird wegen rohen Spiels auf 3 Monate disqualifiziert (vom 16. Dezember 1912 bis 15. März 1913).


Der Spielausschuß: I. A.: Keyl.

 


 

Nachtrag zu den amtlich. Mitteilungen des
Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine.

Verbandsvorstand.

Auszug aus dem Protokoll der Vorstandssitzung am 11. und 12. Januar 1913 in Würzburg.

Anwesend sind die Vorstandsmitglieder Dr. Popper, Albert, Schindel, Casser, Kiehmle, Keyl, Banzhaf, Wünschel und Dr. Rassbach.

1. Berufung der 11 Spieler des Frankfurter FSpV gegen das Urteil des Spielausschusses i. S. gegen Frankfurter FV, veröffentlicht in Nr. 1 der amtlichen Mitteilungen vom 4. Januar 1913.

Der Verbandsvorstand erläßt folgendes Urteil: Das genannte Urteil des Spielausschusses wird, insoweit es die 11 Spieler des Frankfurter FSpV bestraft, aufgehoben und die Sache insoweit zur nochmaligen Verhandlung und Entscheidung an den Spielausschuß zurückverwiesen. — Das Urteil des Spielausschusses im übrigen bleibt bestehen, desgleichen das der Nordkreisbehörde vom 17. Oktober 1912 (Amtl. Mitt. Nr. 48 vom 28. Oktober 1912), ebenso die Bestrafung des Spielers Jäck nach Maßgabe des Beschlusses des Verbandsvorstandes vom 24. November 1912. — Die Berufungsgebühren sind zurückzuerstatten.

Begründung: Der Frankfurter FV hat gegen das Urteil der Nordkreisbehörde, mit dem Antrag eine höhere Strafe gegen FSpV bezw. dessen Spieler zu verhängen, Berufung an den Spielausschuß eingelegt. Der Spielausschuß hat diesem Antrag stattgegeben und die an dem Spiel FFV—FSpV teilnehmenden Spieler der Ligamannnschaft des FSpV mit Disqualifikation bestraft. Weder FSpV, noch die 11 Spieler der Mannschaft desselben sind erneut gehört worden. Das hätte aber -- da §28 der Satzungen eine zwingende Vorschrift enthält — erfolgen müssen, und war, da diese Vorschrift außer Acht gelassen ist, der in Betracht kommende Teil des Urteils aufzuheben, ohne daß in eine sachliche Entscheidung einzutreten war.

2. Berufung des Spielers Hohmann vom Frankfurter FSpV gegen das Urteil der Kreisbehörde vom 20. November 1912. — Diese Berufung wird dem Spielausschuß zuständigkeitshalber zur Behandlung überwiesen.

3. Gnadengesuch des Heinrich Kuch (früher FSpV Frankfurt) vom 20. Dezember 1912. — Das Urteil des Verbandsvorstandes vom 22. September 1912 wird, insoweit es den Spieler Kuch betrifft, mit Wirkung vom Tage der Veröffentlichung dieses Beschlusses ab, im Gnadenweg aufgehoben.

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