SV Wiesbaden - FV Frankfurter Kickers

Nordkreis, A-Klasse 1910/1911 - 20. Spiel

5:0 (1:0)

Termin: 19.02.1911
Zuschauer:
Schiedsrichter: Bock (Germania Frankfurt)
Tore: 1:0 Safran, 2:0 Safran, 3:0, 4:0 Johnson, 5:0 Johnson

>> Spielbericht <<

SV Wiesbaden FV Frankfurter Kickers

  • Fahrenkamp
  • Rogler
  • Rauch
  • Bierbrauer
  • Lenhardt
  • Roth I
  • Fischer
  • Safran
  • Roth II
  • Johnson
  • Förster

 


 

 

Wiesbadener Sportverein — Frankfurter Kickers 5:0.

19. Februar 1911.

Dem Schiedsrichter, Herrn Bock, vom F.-C. Germania Frankfurt stellten sich in Wiesbaden die Mannschaften in folgender Aufstellung:

Wiesbaden. Tor: Fahrenkamp, Verteidiger: Rogler und Rauch, Halbspieler: Bierbrauer, Lenhardt und Roth I, Stürmer: Fischer, Safran, Roth II, Johnson und Förster.

Frankfurt. Tor: Charbout-Mollard, Verteidiger: Seibel und Claus, Halbspieler: Bertrand, Gilly und van t'Oever, Stürmer: ter Horst, Braun, Band, Becker und Fay.

Das Spiel beginnt mit sofortigem flottem Angriff Wiesbadens, dem gleich ein Angriff unserer Stürmerreihe folgt, bei welchem ter Horst unfair von Roth I zu Fall gebracht wird. Der gegebene Freistoß bringt einen gefährlichen Moment vor Wiesbadens Tor, aber die einheimische Verteidigung weiß sich schließlich zu befreien. Infolge des stürmischen Wetters gehen viele Bälle aus, wie überhaupt das Zuspiel beiderseits durch die Witterungsverhältnisse beeinträchtigt war. — Van t'Over und Gilly geben unseren Stürmern, welche hübsch zusammenspielen, schöne Gelegenheit, doch im letzten Moment können die Verteidiger Wiesbadens immer mit Erfolg eingreifen. Fahrenkamp im Tor bekommt entschieden mehr zu tun wie unser Torwächter und wird dabei sehr vom Glück begünstigt. — Kurz vor Halbzeit setzt ein scharfer Regen ein und während dieser Zeit fällt das erste Tor für Wiesbaden, nachdem Charbout vorher verschiedene Male schön gehalten hat. — Er kann aber einen hohen, aufs Tor gegebenen Ball nicht weit genug fortbringen, und sofort ist Safran zur Stelle und schießt scharf und unhaltbar ein.

Die zweite Hälfte des Spieles gestaltete sich infolge der offensichtlichen Ueberlegenheit der Wiesbadener einseitig. Anfänglich arbeiten unsere Stürmer sehr gut, und zwei Schüsse Beckers hätten ein besseres Schicksal verdient, zumal Fahrenkamp bei den Rollerbällen nicht so sicher ist wie bei hohen Schüssen. — Aber wir stecken nun einmal in der Pechserie, und während wir zusehen mußten, wie alle Chancen unserer Stürmer knapp und mit Glück vereitelt werden, klappt bei Wiesbaden alles. — Das zweite Tor kommt ebenfalls auf das Konto Safrans, welcher einen von links weit nach vorn gegebenen Ball erwischt und damit durchbrennt. Von Claus hart bedrängt, kann er noch seinen Schuß anbringen, welchen Charbout-Mollard auf der Linie hält. Auf Reklamation der Linienrichter gibt der Schiedsrichter Tor. Von da ab läßt unsere Mannschaft entschieden nach, zumal da unsere Halbspieler dem Tempo langsam, aber zusehends zum Opfer fallen. Einen Schuß des Halblinken Johnson wehrt Charbout ab, aber der Ball kommt zum rechten Außenstürmer, welcher den Ball in der entgegengesetzten Ecke landen läßt. — Zwei schöne Durchbrüche Johnsons erhöhen die Torzahl auf fünf, und bei diesem Resultat verbleibt es bis zum Schlusse des schönen, wenn für uns auch unglücklich verlaufenen Spieles.

Die Stärke des Wiesbadener Sportvereins liegt in der Verteidigung, während ich den Sturm bei weitem nicht so hoch einschätze als wie man auf Grund der erzielten guten Resultate des zukünftigen Nordkreismeisters meinen sollte. Das Spiel verlief im Wesentlichen fair, wenn auch Wiesbaden reichlich scharf spielte. Eine Ausnahme machte nur der linke Läufer Roth I, welcher die Stürmer bei Angriffen mit allen verbotenen Mitteln aufzuhalten sucht und von vorn und hinten mit den Händen stößt. — Es wirkte einmal sehr unschön, als er Becker offensichtlich mit den Fäusten bearbeitete und bei dem Pfiff des Schiedsrichters plötzlich zu hinken anfing, daß man mit diesem zart gebauten Spieler wirkliches Mitleid empfinden mußte. Dem einheimischen Publikum machte diese Szene anscheinend sehr viel Spaß, und es zeigte auch inniges Verständnis dafür, wie schnell der Heilungsprozeß vor sich ging. Ueberhaupt das Publikum. Aber: de gustibus non est disputandum. (aus der Vereinszeitung der Frankfurter Kickers vom 01.03.1911)

 


(Wiesbadener Tagblatt vom 22.02.1911)

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