04.06.2006 Wenn schon, denn schon am 25.05.2003 Warum schon wieder dieser 25.05.2003? Weil es ein etwas anderer Bericht ist, aus einem anderen Blickwinkel, aus einem anderen Stadion, in vereinshistorischer Umgebung. Da haste fast 30 Jahre Eintracht auf dem Buckel, gab es etwas besonderes, dann war man dabei - Glück eben. Halbfinale gg. die Bayern und ne Runde später der UEFA-Pokalsieg - klar. Gegen Bremen die 9:2-Gala, nachdem mich bei 0:1-Rückstand zu Anfang so ein Fischkopp blöde anquasselte, naja, kurz nach der Halbzeit war er verschwunden. Valencia, Juve, Kaiserslautern, Jay Jays 'schiess doch endlich', Detaris Kunstschuss in Berlin, UEFA-Cup-ekordsieg gg. und in Olympia Ljubljana, etliche Abschiede von unseren Größen und selbstverständlich jedes letzte Heimspiel seit meiner Stadionpremiere gg. den AS Monaco im Jahre 1974. Außer eines. Es war Winterpause, man sitzt daheim bei Kaffee & Kuchen und spricht über dies und das. Was zieht man zur Konfirmation der Schwägerin an, wo feiern wir, wann ist Kirche und überhaupt, bla bla bla. Stop, break wie??? 25.05.2003 Konfirmation??? Das geht nicht, das kann nicht sein, kann man das verschieben??? Ich hab das wortwörtlich so gesagt, die Antwort war Totenstille und 8x Killerblick in meine Richtung - Schluck. Mist, 100 Gedanken auf einmal rasen durch meinen Kopf, wie rette ich die Kaffeerunde (eher unwichtig), wie kann ich die Konfi absagen (eher unmöglich), wie bekomme ich die alle ins Stadion an diesem Tag (absolut unmöglich), wie kann ich den Tag einigermaßen retten (gar nicht), gibt´s nen Fernseher wo wir feiern und wo feiern wir überhaupt, was, wenn der letzte Spieltag mal wieder ein ganz besonderer wird, kann man an so einer Feier ein Trikot tragen und vor allem was habe ich nur verbrochen??? Jeder verfluchte Spieltag der Rückrunde, immer nur dieser eine verdammte Gedanke sollte mich begleiten: Was passiert an diesem 25.05.2003. Ich erinnerte mich viele Jahre zurück, wo ich mit meinem Vater und Bruder an dem Sportplatz der Erbismühle im Weiltal stand, ich meine es war 1978 vor dem Spiel gg. die Grasshoppers, welches 3:2 gewonnen wurde ,aber das spätere Ausscheiden bedeutete. Männer wie Grabi, Pahl, Trinklein, Nickel, Nachtweih, ein junger Körbel, ein eher unbekannter Beverungen, Hölzenbein und Co trugen den Adler auf der Brust. Eine tolle Location, absolutes Eintracht-Land, das Hotel beherbergte zu diesen Jahren ständig die Eintracht, ob als Kurztrainingslager oder einfach auch mal nur so vor wichtigen Spielen. Das wäre doch was. Dort schwebt der Adler in allen Räumen, dort ist der Rasen von heiligem Adlerschweiß vieler Generationen getränkt, dort habe ich als Bub mal nen Ball wiedergefunden, den Dr. Hammer weggeblasen hatte und der erfolglos von vielen Eintrachtlern gesucht wurde. OK wenn schon, denn schon. Wenn ich dieses Spiel eben nicht live erleben darf, dann muss es wenigstens eine angemessene Umgebung sein. Die Schwiegereltern wurden sodann direkt dorthin gelotst, man eruierte die Räumlichkeiten, die Karte und was alles so dazu gehört. Alle zeigten sich sehr angetan und man legte sich Gott sei Dank früh darauf fest dort zu feiern - wenigstens ein Teilerfolg. Nun rückte der letzte Spieltag immer näher. Trotz dieser hässlichen 3:2 Niederlage gg. M1 war die Chance durch Siege gg. Waldhof (4:1) und in Oberhausen (2:0) am letzten Spieltag da. War ja ganz klar, es war schon ab dem Tag klar, wie ich wusste das Konfirmation und letzter Spieltag auf einen Tag fallen. Dann war es so weit. Ich hoffe Du schaffst es einmal, nicht nur an Fußball zu denken, oder es gibt wichtigeres im Leben wie Fußball, wage es bloß nicht, ein Trikot mit zu nehmen - geschweige denn drunter zu ziehen, waren so intelligente Sätze, die man sich noch am Morgen anhören musste. Ich war natürlich gedanklich voll auf schwarz/rot eingestellt. Singen in der Kirche - muhahaha wenn ich nur gedurft hätte, die hätten feine Liedchen zu hören bekommen.
15:00, raus auf den Trainingsplatz, Zigarette rauchen 'nen Boni trinken, Auto möglichst nahe am Raum parken um ständig raus zu rennen und wenigstens im Radio dabei sein zu können. Der Fernsehraum bot temporär kein Premiere - so eine Sche... . Dann noch schnell den Kellner informiert, wie das die folgenden 2 Stunden zu laufen hat. 1 x Hand heben sind 2 Äppler und 2 Jubis, sollte der Aufstieg geglückt sein, dann bitte 1 große Flasche Schampus, pronto und bitteschön noch verschlossen. Anpfiff - es geht los. Mittlerweile haben wir natürlich alle angesteckt und dieses Spiel sowie das der M1er war Top-Thema. Riesenschrei in der 5. Minute, rein in den Saal Tooooooor Jones die geile Sau. Juhuuuu und einmal Hand heben . Freut Euch nicht zu früh hieß es dann - Spaßverderber - egal. Nico wer, was, 1:1 Schei... keine 2 Minuten und wie... M1 führt..., doppelt,... das gibt´s doch gar nicht. 2:1 Hand heben und 3:1 wieder Handzeichen, etwas verhaltener feiern und auf Gegentore für M1 in der 2. Halbzeit hoffen. Unerträglich das Gesabbel das wir dieses Spiel eh nicht gewinnen würden und M1 schon so gut wie aufgestiegen wäre. Woher bitteschön wollen diese Balletttänzer und Fußballahnungslosen das wissen? Pah, keine Ahnung haben die. Handzeichen - Prost auf die Eintracht. Gambo wer? Handzeichen war ja nur ein Ausrutscher. Wir flitzen ständig zwischen Auto und Saal hin und her, die externen Gäste sind mittlerweile auch aufmerksam geworden, unser Auto wurde zu einer kleinen Versammlungsstätte. Oh Gott, nein, das ist doch nicht wahr - Handzeichen - Würrl. Wer zum Teufel ist Würll? 3:3 Gegen diese Gurken unfassbar - Handzeichen. Haben wir Euch doch gleich gesagt, war ja eh klar, nehmt´s nicht so schwer - diese Klugscheißer, ich könnte kot..., innerlich. Äußerlich habe ich die natürlich erstmal ganz cool aufgeklärt, das solche Zwischenstände Eintracht-typisch wären und das uns 'ne starke Schlussviertelstunde allemal ausreichen würde - hey, wir sind Eintracht Frankfurt. Handzeichen für den Ehrentreffer gegen M1 und die kurze Meldung an alle Anwesenden, dass uns nun 3 Tore reichen würden. 17:00 - mit Handzeichen verabschieden wir uns bis auf weiteres Richtung Auto, geben aber kurz bekannt, dass wir die sicherlich folgenden SGE-Tore schon akustisch vermelden würden, Alkohol macht mutig. Jaaaaa Diakité 4:3. Jungs, tut mir den Gefallen und lasst mich hier nicht im Regen stehen und diese Häme der versammelten Mannschaft ertragen. Rein, Handzeichen, kurze Info an die Runde es wären noch fast 10 Minuten incl. Nachspielzeit, da ist im Fußball schon viel passiert. Raus ans Auto, Radio volle Lautstärke, voll im Rausch mittlerweile mit dem Bruder die Jubis gekippt und angestoßen auf den hoffentlich folgenden Endspurt - und der kam. Wieder Diakité - jaaaa nur noch eins, nur noch eins, rein Handzeichen und mittlerweile wurde die Häme leiser und so was wie "packen die es doch noch" machte sich auf den Gesichtern breit. Euch geb ich. Kellner, stellen se schon mal den Schampus bereit...... Toooooor Toooor Tooooor jaaaaaaaaa ---- Abseits, Foul, was, wieso, im Leben nicht, niemals Beschiss wie immer. Ich hab zwar nix gesehen, aber ich hätt schwör'n können, dass es Betrug ist. Ecke, Schuuuuuuur Toooooooooor jaaaaaaaaaa, geiiiiiiiiiil wir woll'n den Schampus seh'n, wir woll'n den Schampus seh'n, Eintracht Frankfurt o..... usw. Der Kellner hat uns natürlich gehört, wie wohl jeder im Weiltal, wir sind raus auf den Rasenplatz und waren die glücklichsten Menschen der Welt, so wie wohl alle Frankfurter an diesem Tag. Der Schampus ist gespritzt, der Korken in die selbe Richtung geflogen wie die Pille vom Nickel damals und alles war ein Traum. Eines kann ich jedem nur empfehlen, wenn nicht Stadion an solchen Tagen, dann sucht euch eine Location wo der Geist dieser Mannschaft lebt, wo Bilder von Generationen von Eintracht-Mannschaften verewigt sind und die Wände zieren. Es war mein mit Abstand geilstes Nicht-Dabei-Erlebnis. Die Gratulationen der versammelten Runde gingen runter wie Öl. Wie das im Stadion abgelaufen sein musste, konnte ich mir ja ganz gut vorstellen, man kennt das ja. Die Bilder am Abend im Fernsehen haben tatsächlich das wiedergegeben, was die Radiokonferenzreportage uns schon am Mittag geliefert hatte. Irgendwie war ich doch mitten drin, irgendwie habe ich die ganze Zeit im Stadion gestanden und dieses geile Erlebnis tief in mir verankert. 'lt.commander' ist Arndt Kolk aus Rosbach v.d.H. und in der glücklichen Lage, sogar den Geburtstag seiner Liebe zur Eintracht zu kennen: den 17.09.1974 mit dem 3:0 gegen AS Monaco.
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