25.03.2007

Die Geschichte einer Kappe oder wie ich zum Fanatiker wurde...

Ein Leben ohne Fußball? Für mich war das nie denkbar. Seit 1996 spiele ich selber Fußball, und um diese Zeit muss es auch gewesen sein, als ich angesteckt wurde. Mein Vater arbeitete damals wie heute bei den Milchwerken Fulda Lauterbach. Da die Milch immer schön in Tetra Paks abgepackt wurde, bekam mein Vater auch manchmal Freikarten für die Eintracht… lang, lang ist’s her.

Damals war ich fünf Jahre alt und kann mich noch genau an die Momente erinnern, als ich meinen Vater und meinen drei Jahre älteren Bruder nach Frankfurt verabschiedet habe. Dann fragte ich meine Mutter immer, wann ich denn auch endlich mal mitfahren könne. Sie meinte immer, ich sei noch zu klein und bot mir als Ausgleich einen Zirkusbesuch oder eine Fahrt in ein amerikanisches Schnellrestaurant an. Aber dann überschlugen sich die Ereignisse und ich war im Stadion.

An mein erstes Spiel kann ich mich nur noch insoweit erinnern, als dass ich auf der Haupttribüne links gesessen haben muss, und dass mir das mit meinen fünf Jahren alles viel zu laut war. Ich glaube, es muss das Heimspiel gegen Dortmund im Jahr 1996 gewesen sein. Bei diesem Spiel bekam ich dann endlich meinen ersten Schal - der natürlich heute immer noch bei jedem Spiel dabei ist - und meine Eintracht-Kappe. Manche werden jetzt denken, toll, eine Eintracht Kappe… Aber für mich war das damals etwas ganz Besonderes. Diese Kappe verdeutlicht auch meine Verbundenheit zur Eintracht. Aber dazu später mehr.

Nach diesem erstmaligen Zusammentreffen zwischen der Eintracht und mir im Stadion, war erst einmal Pause. Meine Eltern sahen damals in diesem Spiel die Bestätigung, dass ich noch zu jung für das Stadion sei. Es folgte der Abstieg. Ob zum Glück oder nicht - auf jeden Fall verstand ich, das damals alles noch nicht. Ich erinnere mich noch genau an die Bilder im HR: Weinende Fans und eine Straße gepflastert mit dem damaligen Maskottchen - das war ein gelber Plüschadler, wie er auch auf meiner ersten Fahne zu sehen war. Ich fragte meine Eltern, was das alles zu bedeuten hatte, aber ich verstand es trotzdem nicht.

Es kam für mich eine sehr dunkle Zeit in meinen Eintrachterinnerungen. Da Tetra Pak nicht mehr Hauptsponsor war, bekam mein Vater auch keine Freikarten mehr und ich glaube, die Zweitligasaison hat ihn nicht sonderlich interessiert. Nach dem Aufstieg 1998 begann auch wieder das Interesse an der Eintracht. Ich fuhr zu manchen Spielen und im nächsten Jahr auch zur Saisoneröffnung. Ich kann mich noch erinnern wie Felix Magath und Jan-Aage Fjørtoft vorgestellt wurden. Ich stellte mich brav bei der Autogrammstunde an und ließ fast jeden Spieler auf meiner Kappe unterschreiben, Fotos wurden geschossen und mein erstes eigenes Trikot (das rote Fila mit Genion als Sponsor) wurde gekauft.

Diese Saison müsste meine erste gewesen sein, in der ich ziemlich regelmäßig im Stadion war. Meine Kappe war natürlich immer dabei. Die Spiele wurden zu Familienausflügen. Mein Vater, mein Bruder, mein Cousin und die ganze Familie von meinem Schulfreund waren dabei. Ich weiß noch ganz genau, wie ich die Treppen zum G-Block damals ehrfürchtig hochschaute. Bei jedem Spiel wurde die obligatorische Runde ums Stadion gedreht.

Dann kam der Umzug. Ich zog mit meiner Familie in unser neues Haus und die Eintracht zog wieder in die 2. Liga um. Um diese Zeit bekam ich die Ergebnisse immer im TV oder am nächsten Werktag in der Zeitung mit. Die Zeit plätscherte so dahin und meine Kappe ging durch den Umzugsstress auch irgendwie verloren. Das einzige Spiel, an welches ich mich aus dieser Zeit richtig erinnere war das 6:3 gegen Reutlingen. Ich weiß nicht wieso, aber in dieser Zeit verflachte zusehends das Interesse an der Eintracht. In meinem Freundeskreis gab es zwar viele Eintracht-Sympathisanten, aber richtige Fans waren diese auch nicht. Mein Vater verlor auch das Interesse und damals war ich noch zu jung, um allein nach Frankfurt zu fahren.

Aber dann ging es erst richtig los. In der Zweitligasaison 04/05 weckte mein Bruder bei mir wieder das Interesse an der Eintracht. Mein erstes Spiel im Stehblock war ein 3:0 gegen Saarbrücken. Es folgten ein paar weitere Spiele und der Höhepunkt war das 3:0 gegen Wacker Burghausen. In dieser Zeit erwachte die alte Liebe von neuem, aber die Kappe suchte ich noch vergeblich…

In der Saison 05/06 war ich eigentlich, obwohl ich keine Dauerkarte hatte, bei jedem Spiel im Stadion zu finden. Highlights waren natürlich das 6:3 gegen Köln, das 6:0 gegen Schalke oder alle anderen DFB-Pokalspiele, wie der Finaleinzug gegen Bielefeld. Mit dabei waren immer mein Bruder, mein Cousin und ein paar Freunde von mir. Am vorletzten Spieltag war der Klassenerhalt gesichert und man konnte schon erahnen, das etwas ganz Großes wächst. Beim letzen Spiel gegen Gladbach war eigentlich nur noch Partystimmung im Stadion. Meine Kappe war leider immer noch nicht aufgetaucht, aber ich vergaß auch mit der Zeit, das sie existierte…

Europa… 11 Jahre war die Eintracht nicht mehr in einem europäischen Wettbewerb. Diese Saison sollte sich das ändern. Gegen Brøndby war ich leider auf Klassenfahrt, aber das Spiel kam zum Glück im TV. Es wurden bisher alle Heimspiele besucht, auch ganz besondere, wie gegen Palermo oder Newcastle. Ich fuhr zu meinem ersten Auswärtsspiel nach Hannover und fand ganz plötzlich durch einen Zufall meine Kappe wieder. Sie ist zwar schon ein bisschen eingestaubt und etwas verblasst, aber ich werde sie mal wieder im Stadion anziehen. Diese Kappe erinnert mich an Momente in meiner schönen Eintrachtkindheit und ich beschere ihr bald einen Ehrenplatz in meinem Zimmer…

Ach ja, und noch etwas: Ein Leben ohne Fußball? Undenkbar!

Das ist mein kleiner Beitrag zur Fanhistorie. Ich hoffe, er gefällt euch. Wenn nicht - auch nicht schlimm. Mir hat es Spaß gemacht, ihn zu schreiben.


Der Autor „d3vlL“ ist Simon Kretz aus Fulda und ist Eintrachtfan seit 1991.


 

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