Erfolgreicher Start des FFV

1911
1912


Inserat in der 'Süddeutschen
Sportzeitung' aus dem Januar 1912

Nach nur zwei Testspielen gegen den FV Kaiserslautern (2:2) und Phönix Mannheim (1:0) startet der Frankfurter Fußball-Verein mit einer neu zusammengestellten Mannschaft aus Spielern der Victoria und der Kickers in die Meisterschaftsrunde des Nordkreises. Als Spielführer tritt ein echter Globetrotter in Sachen Fußball an: Dr. Paul von Goldberger, genannt Gilly, hatte zuvor schon in der Schweiz, in Ungarn und in Österreich gespielt, mit der Berliner Britannia die Berliner Meisterschaft errungen und war mit dem FC Freiburg im Jahr 1907 Deutscher Meister geworden.

Der Start des neuen FFV gelingt: Nach sechs Spieltagen und einem Sieg in Hanau steht man an der Tabellenspitze, am neunten Spieltag wird Spielführer Gilly für sein 350. Wettspiel mit einem Lorbeerkranz und einem 3:2-Sieg gegen den OFC geehrt. Erst am 15. Spieltag, ausgerechnet am Heiligabend 1911, gibt es beim FSV Frankfurt die erste Niederlage (0:1). Zwischenzeitlich erregt ein Spielabbruch gegen Britannia die Gemüter - der FFV führt bereits 2:0, ehe der Schiedsrichter den Platz zwölf Minuten vor Schluss für unbespielbar erklärt. Auch reduziert sich das Feld der Konkurrenten um den Nordkreis-Titel während der laufenden Runde von zwölf auf elf: Der FV Amicitia und 1902 (ein Vorgänger von Rot-Weiss Frankfurt) wird für ein Jahr vom Spielbetrieb ausgeschlossen, nachdem Zuschauer einen Gastspieler mit Stöcken traktiert hatten.


Aus dem Spiel SpVgg. Fürth - FFV
am 14. April 1912

Alles das kann den FFV aber nicht vom Kurs abbringen, nach nur noch einer weiteren Niederlage in Bürgel (0:1) feiert man mit Abschluss der Punktrunde zum ersten Mal den Titel eines Nordkreis-Meisters mit vier Punkten Vorsprung vor Hanau 93 und dem Ortsrivalen FSV. Damit ist der FFV, dessen Mitgliederstand im November 1911 mit rund 400 angegeben wird, für die Endrunde zur Süddeutschen Meisterschaft qualifiziert.


Nordkreismeister FFV

Bei den Spielen um die 'Süddeutsche' zahlt der FFV allerdings Lehrgeld, und das nicht zu knapp. Gegen die Spvgg. Fürth gibt es zwei Niederlagen, zudem scheidet Stammspieler Jakob Dornbusch gleich im ersten Spiel mit einem Beinbruch aus. Das Aufeinandertreffen mit dem Südkreismeister Karlsruher FV (der später das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen Holstein Kiel mit 0:1 verliert) endet sowohl im Hin- als auch im Rückspiel mit 0:7 für die Badener, nur gegen Phönix Mannheim reicht es zu zwei Unentschieden. Am Ende der Runde liegt der FFV mit 2:10 Punkte auf einem enttäuschenden letzten Platz der Vierergruppe.

Abschied nehmen heißt es am Ende der Saison von Thélin, der nach London geht. Auch Stammtorhüter Charbout-Mollard wird verabschiedet - er muss in seiner Heimat Frankreich zum Militärdienst einrücken. Mitte Juli verlässt überraschend zudem Spielführer Gilly den FFV aus beruflichen Gründen.

 

 

 
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© text by fg