Archäologie, Theater und Sport im Frankfurter Waldstadion

Im Jahre 1925 wurde in Frankfurt am Main die vierte Großsportanlage Deutschlands eröffnet, das Frankfurter Waldstadion. Große Aufmerksamkeit erregte die Rekonstruktion einer antiken griechischen Theaterbühne, die in das Tribünengebäude integriert worden war. Sie prägte nicht nur die Gestaltung des Gebäudes, sondern war auch das ideelle Zentrum des gesamten Stadions, wollte man doch mit dieser Maßnahme die geistige Anknüpfung der Sportbewegung an die Athletik und Kunst der Antike zum Ausdruck bringen. Grundlage für die Gestalt der Bühne waren die Forschungen des Würzburger Archäologen Heinrich Bulle in den antiken Theatern von Segesta auf Sizilien und Athen. Die „griechische" Bühne im Stadion wurde offenbar ausschließlich von der Arbeitersportbewegung genutzt, für deren Massenchorwerke die weiträumige Anlage sich gut eignete. Die postulierte innere Verbundenheit von Sport und Kunst war jedoch nicht stark genug, um den bereits wenige Jahre nach der Einweihung des Stadions laut gewordenen Forderungen nach mehr überdachten Sitzplätzen standzuhalten.


Ulrich Schädler. Archäologie, Theater und Sport im Frankfurter Waldstadion.
Aus der Zeitschrift Stadion. Heft 23. 1997., S. 16 - 59



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