David Brenner: Neues aus der Fankurve
Wie Ultras und andere Fangruppierungen die Fankultur verändern
Vorweg: Der Autor David Brenner kommt aus der Marburger Ecke, ist Eintrachtfan und hat im Rahmen seines Studiums eine Hausarbeit verfasst und jetzt veröffentlicht. Auslöser war u.a. auch ein Proseminar "Gewalt und Hooliganismus im Sport" im Jahre 2003 im Rahmen seines Studiums. Der ersten Teil des Buches ist vereinsübergreifend und beschreibt u.a. die Einflüsse auf die Fanszenen und den Wandel von Kutte & Fanclubs zu Ultras, Hooligans, Supporter und Eventfans. Der zweite Teil ist interesanter, da eintrachtbezogen. Basis bilden u.a. 7 Interviews (ohne Namesangabe). Die UF stand laut Autor nicht zu einem Interview zur Verfügung. Große Enthüllungen oder Internas sind dabei nicht zufinden. Aber wer sich z.B. für die Struktur der UF, die geschätze Anzahl passiver und aktiver Mitglieder, für die These zum höheren Bildungsstand der Mitglieder im Vergleich zu Fanclubs interessiert, wird mit Interesse schmökern. Als Grund für die erfolgreiche Manifestierung der Ultras - im Vergleich zu anderen Fussballszenen - wird (wenig überraschend) der Abstieg 1996 genannt: "Bis zu diesem Abstieg sind die Dinge doch mehr oder weniger den Gang gegangen, die sie jahrzehntelang gegangen sind", und: "Es hat sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt, was vorher nach meiner Sicht nicht gegeben war." Neben der Faszination an Support und Choreos besonders durch Jugendliche wird auch ein weiterer Erfolgsgarant der UF aufgeführt, Martin Stein: "Das ist auch den Ultras zu verdanken, dass es diese Neigung der Fanszene gibt zu supporten. Das ist auch die Besonderheit an Eintracht Frankfurt, [...] dies gibt es in anderen Fanszenen nicht." Falsch ist allerdings die Aussage des Autors, dass Frauen in der UF keine wichtigen Posten einnehmen. Ein Blick an den UF-Stand hätte da sicherlich nicht geschadet oder man schreibt besser gar nichts darüber. Die zunehmende Eventizierung der Fanszene ist auch ein Thema: "Entertain me - ich singe dann mit wenn es die Situation erfordert", wie wahr. Dem Komsumwahn bei Fanartikeln treten Fanclubs und UF mit eigenen Fanartikeln entgegen und kommunizieren ihren Unmut über Missgriffe wie "Stoppt Rosa" via Internet und Banner. Die Säulen des Erfolgs der Frankfurter Fanszene werden als sehr vielschichtig dargestellt: Fanabteilung, Fanprojekt, über 500 Fanclubs, Fan geht vor, United Color of Bembeltown, Graffti-Szenen und auch Hip-Hopp werden erwähnt. Auch das Forum hat seinen Abschnitt, Garant für Kommuikation und Vernetzung der Fans untereinander... mit all seinen Problemen und auch Erfolgen wie die Enttarnung des neuen JAKO-Mannschaftstrikot als "Stangenware". Ingesamt fällt das Fazit zu diesem Buch durchaus positiv aus: Kein Fehlkauf. Die viele Quellenangaben machen es authentisch und überzeugen, ohne die wissenschaftliche Distanz zu verlieren. Viel Neues ist für den in der 'Szene' beheimateten Fan nicht zu entdecken. Vergleiche zu anderen Szenen werden nur selten aufgezeigt, auch die Erfolge der Eintracht Fanszene in Bezug auf die erfolgte Änderung der SV-Richtlinien oder der Protestmarsch zum Confedcup in Frankfurt fehlen zum Beispiel. Matthias aka Redzone |
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