Daniel Meuren: 602 - Ein Rekord für die Ewigkeit. Die Karriere des Karl-Heinz Körbel

Es gibt eine Reihe von Büchern über die Eintracht, die ihre Schwächen haben. Meist lässt sich über diese Schwächen und inhaltlichen Fehler hinwegsehen, was umso leichter fällt, wenn der Autor ein Eintrachtfan ist, der mit dem Schreiben nicht seinen Lebensunterhalt verdient.

Bei einem Sportjournalisten wie Daniel Meuren, der für die FAZ arbeitet, gelingt das nur schwer. Schließlich lässt sich von einem Journalisten erwarten, dass er sein Handwerk versteht und auch Auftragsarbeiten gewissenhaft ausführt. Zumindest bei "602. Ein Rekord für die Ewigkeit - Die Karriere des Karl-Heinz Körbel" hat Meuren diese Erwartung restlos enttäuscht.

Eine gewissenhafte Ausführung darf man übrigens auch vom jeweiligen Verlag erwarten, der ein Buch veröffentlicht. Zwar wäre es nicht angemessen, von einer Mogelpackung zu sprechen. Aber es ist offensichtlich, dass man hier bereits Mühe hatte, dem Buchpreis von 19,90 Euro mit einer entsprechenden Seitenanzahl zu rechtfertigen. Kurzum: Es mangelt dem Buch nicht nur an Qualität, sondern auch an Inhalt.

Ein etwas mehr als 100 Seiten umfassendes, großformatiges Buch, das Frank nicht zu Unrecht ein rot-weißes Küchenbrett genannt hat. Die dreistellige Seitenzahl wird nur mit Hilfe einiger Tricks erreicht. Die Schriftgröße ist ebenso großzügig zu nennen wie der Zeilenabstand, neben einem halben Dutzend reiner Werbeseiten werden mit sieben Einzelfotos unterschiedlicher Güte ebenso viele Doppelseiten gefüllt. Fotos, bei denen der Autor nicht einmal in der Lage ist, sie zeitlich wenigstens einem bestimmten Jahr eindeutig zuzuordnen. Dort, wo er eine Zuordnung unternimmt, stimmt sie teils nicht. So soll das Foto auf Seite 40/41 Körbels Beinbruch 1984 dokumentieren. Deutlich sichtbar ist allerdings das Trikot mit dem Werbeflock 'Remington', das die Eintracht nur 1974 und 1975 trug. Auch auf Seite 35 liegt Meuren falsch: Im Bild, das "Körbel als Nationalspieler" zeigen soll, trägt dieser ein Eintrachttrikot. Zudem ist im Hintergrund Jürgen Grabowski zu sehen - beide standen nie gemeinsam für die DFB-Auswahl auf dem Platz.

Den negativen Höhepunkt bilden zudem zwei Fotos, von denen das eine Körbel mit einem Fön zeigt und das andere über eine Doppelseite aufgeblasene Bild lediglich einen Ausschnitt des ursprünglichen Bildes von Erich Ribbeck mit den Neuzugängen der Saison 1972/73. Auch das Foto, das Wolfgang Kraus und Karl-Heinz Körbel beim Verlassen des Spielfeldes darstellt, wurde ebenso wie das von Körbel kurz nach seinem Beinbruch einfach vergrößert, um eine Doppelseite zu füllen.

Eine Nachbearbeitung der Fotos, damit wenigstens eine brauchbare Qualität erreicht wird, wurde aus Gründen unterlassen, die nur der Verlag kennt. Grundlegende Fotokorrekturen wie das Entfernen von Moiréeffekten oder das kleine Einmaleins des Freistellens von Objekten sind wahrlich kein Hexenwerk. Ob letztlich mangelndes Wissen, mangelnde Zeit oder schlichtweg mangelndes Interesse am Ergebnis der Grund dafür war, sowohl auf das Eine als auch auf das Andere zu verzichten, ist müßig zu diskutieren. Aber so schlampig aufbereitet, wie sich beispielsweise die vier Farbfotoseiten am Ende des Buchs präsentieren, legt den Verdacht nahe, dass alle drei Gründe zutreffen könnten.

Was jedoch am meisten stört, sind die inhaltlichen Schwächen des Buches, die Fehler, die einem Eintrachtfan sofort auffallen, obwohl manches Spiel fast 30 Jahre her ist. Daniel Meuren ist Jahrgang 1973, er hat diese Spiele wahrscheinlich nicht gesehen, umso wichtiger wäre für den Journalisten dann aber eine gründliche Recherche gewesen.

Es beginnt recht harmlos auf Seite 21, auf der Meuren über Körbels erste Niederlage gegen die Bayern in einem Pflichtspiel im Waldstadion berichtet: "Erst 1989 muss Körbel nach 17 Bundesligaspielen, zwei Pokalspielen und einem UEFA-Cup-Duell im 21. Aufeinandertreffen mit den Bayern erstmals als Verlierer in die Katakomben des Waldstadions gehen."

Nun, vor dem 20.8.1989 spielte die Eintracht nur ein DFB-Pokalspiel im Waldstadion gegen die Bayern. Dafür hat Meuren übersehen, dass Körbel mit der Eintracht im UEFA-Cup zwei Mal gegen die Bayern im Waldstadion angetreten ist. Beide Partien sind Legende. Am 23.11.1977 schlug die Eintracht die Bayern mit 4:0, vier Tage später besiegte sie die Bayern auch in der Liga mit demselben Ergebnis. Und am 22.4.1980 zog die Eintracht mit einem 5:1 nach Verlängerung in das Finale des UEFA-Cups ein, den sie in jenem Jahr gewinnen sollte.

Recherche mag nicht besonders aufregend sein und Zeit kosten. Sie tut aber eben Not, besonders dann, wenn man über eine Zeit schreibt, die man nicht erlebt hat, und über eine Geschichte, mit der man ganz offensichtlich nicht vertraut ist. Dazu hätte Meuren unter anderem beim gemeinsamen Rundgang mit Körbel im Eintracht-Frankfurt-Museum Gelegenheit gehabt, der passend zum Rest des Buches mit drei großen Fotos auf zwei Seiten (53 und 54) dokumentiert wird. Bezeichnend, dass Meurens Text zu diesem Besuch nicht einmal reicht, um die Leere zwischen den drei Fotos vollständig zu füllen - fast die Hälfte der zweiten Seite über den Museumsbesuch bleibt leer.

Hätte Meuren den Rundgang zu einer Sichtung des dort vorhandenen und für jeden Besucher zugänglichen Filmmaterials genutzt, wären ihm die folgenden Fehler auf Seite 39 sofort aufgefallen. Meuren schreibt über das Rückspiel im Halbfinale des UEFA-Cups gegen Bayern München: "Harald Karger wird an jenem Abend des 22. April (1980) in der Verlängerung zum Helden, als er die Treffer drei und vier (..) markiert. Karger (..) erledigt seine Torjägerpflicht in so unnachahmlicher Weise, dass er fortan nur noch unter dem Beinamen "Schädel-Harry" am Riederwald firmiert."

So so. Ich weiß, wie Karger zu seinem Spitznamen kam. Wer es nicht weiß, so wie Meuren, dem hilft im Internet eine Suchmaschine. So findet man dann problemlos ein Interview mit Harald Karger, der die Geschichte der Entstehung seines Spitznamens zum Besten gibt: "Stefan Lottermann. Bei einem Trainingslager mit der Eintracht hat er beim Essen irgendwas mit Schädel-Harry erzählt und einer von der Bild-Zeitung hat’s aufgeschnappt. Am nächsten Tag stand es schon drin." (mittelhessen.de)

Es wäre auch seltsam gewesen, wenn man Karger nach seinen beiden Toren gegen die Bayern den Spitznamen verliehen hätte, denn er erzielte nur eines davon mit dem Kopf ... Im Eintracht- Museum könnt ihr wie gesagt beide Tore sehen. Ihr müsst euch nur ein wenig mehr Zeit nehmen als Daniel Meuren.

Recherche hätte auch auf Seite 42 Not getan. Dort behauptet Meuren: "Für ein Spiel springt nach Zebecs Abgang Jürgen Grabowski als Interimstrainer ein, die Eintracht kassiert dabei mit einem 0:7 in Köln eine deprimierende Schlappe." Falsch. Denn Grabi hatte zur Unterstützung von Klaus Mank nicht nur bei der höchsten Auswärtsniederlage der Bundesligageschichte der Eintracht in Köln auf der Bank Platz genommen, sondern bereits eine Woche zuvor beim 1:1 gegen Gladbach.

Nicht besser, eher schlimmer, wird es dann auf der nächsten Seite. Ein Tippfehler mag es sein, wenn er sich auf Seite 43 um ein Jahr vertut und schreibt: "1983 sind Körbels Sorgen noch rein sportlicher Natur: Für ihn ist der Schien- und Wadenbeinbruch die erste schwere Verletzung seiner Karriere (..)." Denn natürlich ist 1984 gemeint, als sich Körbel am 5.5. beim 3:1-Sieg gegen Nürnberg diese Verletzung zuzog. Aber das geschah nicht so, wie es Dietrich Weise Meuren im Interview auf Seite 59 erzählt hat: "Charly machte zwei Tore, (..) beim zweiten Tor verletzte er sich." Meuren hat sich nicht die Mühe gemacht und Weises Aussage überprüft. Das ist schade, denn sie stimmt nicht. Und so schreibt Meuren auf Seite 43: "Körbel erzielt zwei Tore, bezahlt den Treffer zum 3:1 jedoch sehr teuer: Er bricht sich Schien- und Wadenbein (..)." Nun steht es also zwei Mal in Meurens Buch, doch wahr ist es dennoch nicht. Körbel hatte das Tor zum 2:1 in der 81. Minute erzielt, die Nürnberger hatten ihren Anstoß ausgeführt und kurz darauf rasselte Körbel bei einem Abwehrversuch etwa 25 Meter vor dem eigenen Tor mit Abramczik zusammen, der auf Körbels Unterschenkel fiel.

Streiten mag mancher über einen Satz Meurens auf Seite 44. Wer die damalige Saison verfolgt hat, wird allerdings eher mit dem Kopf schütteln. "Lajos Detari, der eine starke Saison spielt ..." steht da. Nun, Lajos Detari war sicher ein überragender Fußballer, aber bei der Eintracht wusste er gerade in der Hinrunde über lange Zeit nicht zu überzeugen. Ein einziges Tor in den ersten 15 Bundesligaspielen, das Detari am 9. Spieltag bei der 2:5-Niederlage beim FC Homburg gelang, sollten ein ausreichendes Indiz für die sein, die sich an die Schlagzeile "Detari - die teuerste Lachnummer der Bundesliga" nicht mehr erinnern können.

Das Fußballmagazin "11 Freunde" erinnert sich und fragt den Ungarn im Interview: "Sie hatten Anlaufschwierigkeiten. Die Mannschaft steckte tief im Tabellenkeller, sie spielten nicht gut und gerieten schnell ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik. Wie schwer waren diese ersten Monate für Sie persönlich?" Und Detari bestätigt: "Das war eine sehr schwere Zeit. Es war damals so ein großer Sprung aus dem armen Ungarn in eines der reichsten Länder der Welt zu kommen. Ich war noch sehr jung, 24 Jahre, kam aus einem anderen Land, sprach nicht deutsch, habe eine andere Mentalität. Ich brauchte einfach Zeit."

Auf den Seiten 44/45 unterläuft Meuren dann der nächste vermeidbare Fehler. Mit den (verbands-) politischen Gegebenheiten jener Jahre, scheint er nicht vertraut, denn in Unkenntnis der Lage schreibt er: "Nach der Saison wird Detari indes für die Rekordsumme von 15 Millionen Mark zu Olympiakos Piräus (..) verkauft. 5 Millionen gehen an Detari (..)."

Detari war jedoch damals alles andere als sein eigener Herr und spielte ohnehin nur mit Erlaubnis seines Verbandes im Ausland, weil dieser sich mit Detaris Hilfe Devisen beschaffen konnte. Eine Recherche im Internet hätte dem unwissenden Daniel Meuren aber auch hier weitergeholfen. Im bereits zitierten Interview von "11 Freunde" findet sich folgende Aussage Detaris: "Ich war ja nicht einmal definitiv verkauft an Frankfurt, sondern nur vom Verband ausgeliehen. (..) Am Ende waren es 17 Millionen Mark. Das war ein super Geschäft für den ungarischen Verband und den Sportminister (..)."

So schreibt auch Jörg Heinisch in seinem ebenfalls im Agon-Sportverlag erschienenen Buch “Eintracht intim”, dass ein großer Teil der Detari-Ablöse nach Ungarn ging. Danach erhielt bei Detaris Transfer zu Piräus von den insgesamt 17,67 Millionen DM Ablöse die Eintracht 10,7 Millionen DM und Detaris alter Verein Honved Budapest noch einmal 6,5 Millionen DM. Die Transferrechte lagen nicht vollständig bei der Eintracht, sie wurde am Weiterkauf nur beteiligt, auch weil sie die Ablöse für Detari noch nicht vollständig bezahlt hatte. Nebenbei erwähnt: Wenn die Eintracht 10,7 Millionen erhalten hat und - wie Jörg schreibt - über fünf Millionen davon direkt zur Schuldentilgung in die Eishockeyabteilung gegangen sind, bleibt nicht mehr viel, wenn man die 3,6 Millionen abzieht, die Detari gekostet haben soll. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Zusage von Frankfurts damaligen OB Brück über 700.000 DM (für Hallenmiete und Bandenwerbung) an die Eintracht zum Erhalt der Eishockey-Bundesligamannschaft nach dem Detari-Transfer zurückgezogen wurde ...

Auf den beiden bereits erwähnten, spärlich gefüllten Seiten über den "Museumsrundgang mit der Legende Körbel" tritt Meuren auf Seite 53 dann das nächste Mal so unzweifelhaft ins journalistische Fettnäpfchen, dass das Fett nur so spritzt: "Egal, ob es sich um die Gründung der 1899 ins Leben gerufenen SG Eintracht handelt (..)"

Irgendwann reicht es dann auch dem Geduldigsten mit dieser zum Himmel schreienden Unwissenheit, mit der sich ein kenntnisloser Schreiber fortgesetzt an der Geschichte meines Vereins vergreift. Gute Güte, Meuren war doch in unserem Museum. Ist es zu viel verlangt, von den Tafeln dort abzuschreiben? Oder sich wenigstens im Internet auf die Heimatseite des Vereins Eintracht Frankfurt zu begeben? Dort ist doch nachzulesen, dass die Vorläufervereine der Eintracht, die 1899 gegründet wurden, "Frankfurter Fußball-Club Victoria" und "Frankfurter Fußball-Club Kickers" hießen. Beide fusionierten 1911 zum Frankfurter Fußball-Verein, aus dem wiederum 1920 nach der Fusion mit der "Frankfurter Turn- und Sportgemeinde Eintracht von 1861" die "Eintracht" wurde. Die "SGE", die "Sportgemeinde Eintracht von 1899", existierte dann nach der Trennung von den Turnern von 1927 bis 1968. Dann vereinigen sich die "Sportgemeinde Eintracht von 1899 e.V." und die "Turn- und Fechtgemeinde Eintracht Frankfurt von 1861 e.V." erneut und zwar zu dem Verein, den auch Daniel Meuren kennen sollte: Eintracht Frankfurt e.V. ...

Auf Seite 57 ist es dann soweit. Meuren sitzt einer der vielen Mythen auf, die einfach nicht totzukriegen sind, weil sie von unter anderem von Journalisten und Autoren wie Meuren am Leben erhalten werden. In vollem Vertrauen auf die Geschichten, die erzählt werden oder als Abschrift einer inhaltlich ebenso falschen Quelle, schreibt Meuren über den 38. Spieltag der Saison 1991/92: "Die Eintracht braucht gegen Hansa, ein Team, dessen Abstieg in die Zweitklassigkeit bereits feststeht, lediglich zu gewinnen, dann wäre die zweite Meisterschaft (..) perfekt."

Uff. Daniel Meuren gibt als Quelle im arg überschaubaren Statistik-Teil, das aus einer Seite und wenig Zahlen besteht, die Webseite eintracht-archiv.de an. Hätte er dort zu seinem Satz nur zwei Minuten in Recherche investiert, würde er festgestellt haben, dass für Rostock vor dem letzten Spieltag bei einem Sieg über die Eintracht der Klassenerhalt sehr wohl noch möglich war: Hansa hatte als Tabellen-18. in der 20er-Liga nur einen Punkt Rückstand auf den rettenden 16. Platz und gegenüber dem 16. Wattenscheid eine nur um zwei Tore schlechtere Tordifferenz.

Dass es für Rostock trotz des Sieges gegen die Eintracht am Ende nicht reichte, lag daran, dass von den direkten Konkurrenten nur Duisburg mit 0:1 gegen den Vizemeister aus Dortmund verlor. Die Stuttgarter Kickers und Wattenscheid 09 blieben jedoch gegen Bochum und Gladbach siegreich, die den Klassenerhalt bereits vor dem letzten Spieltag in der Tasche hatten.

Um das herauszufinden, muss man seine Arbeit nicht lieben, man muss ihr nicht einmal Interesse entgegen bringen, es genügt völlig, dass man den Anspruch hat, seine Arbeit ordentlich zu erledigen.

Es fällt schwer, bei dieser Anhäufung von inhaltlichen Fehlern nicht irgendwann kleinlich zu werden. Aber gut, sehen wir darüber hinweg, dass auf Seite 59 bei der Vorstellung aus Dietrich Weise "der 1934 geborene Dietrich Wiese" wird. Nicht hinwegsehen kann ich, wenn Meuren im selben Satz behauptet, Weise sei "zwei Mal und insgesamt fast sieben Jahre lang Trainer von Charly Körbel" gewesen. Auch hier hilft ein Blick in Franks Eintracht-Archiv: Weise war Eintracht-Trainer vom 01.07.1973 bis 30.06.1976 und 30.10.1983 bis 03.12.1986. Das sind 6 Jahre, 1 Monat und 5 Tage und nicht "fast sieben Jahre". Dass Meuren bei Weises Antworten nicht auffällt, dass Körbel sich das Bein eben nicht beim Tor zum 2:1 gegen Nürnberg gebrochen hat, habe ich ja bereits erwähnt.

Daniel Meuren hätte dies im Detail nachlesen können. Es steht in Hartmut Scherzers und Peppi Schmitts 1986 erschienener Biographie "Karl-Heinz Körbel und die Eintracht - Der treue Charly". Scherzers und Schmitts Rückblick konnte natürlich nur ein unvollständiger sein, aber er hätte es allemal verdient, nicht gerade von Meuren auf Seite 61 im Zusammenhang mit dem 'vermeintlichen Ehrentitel "Der treue Charly"' als einem "derart betitelten Buch aus dem Jahr 1986" abgetan zu werden.

Den Vogel schießt Meuren dann aber auf Seite 83 ab. Selbst bei einem Autor, der sein Buchprojekt derart ungenügend vorbereitet hat, kann ich erwarten, dass bekannte Vorgänge, die nur sieben Jahre zurückliegen, korrekt dargestellt werden. Aber selbst das gelingt Meuren nicht. Ich bitte um Nachsicht für das harte Wort, aber dieser Satz auf Seite 83 über die Nichterteilung der Lizenz für die Frankfurter Eintracht im Juni 2002 ist nun wirklich Unfug: "Nun ist es eben eine Bürgschaft der Hessischen Landesbank, die nicht rechtzeitig den Weg zur DFL-Zentrale in der Nachbarschaft des Waldstadions findet."

Aber Meuren schafft es tatsächlich und widerspricht sich eine Seite später selbst: "Am Stichtag bringt Volker Sparmann die Urkunde der Helaba höchstpersönlich vom Sitz der Helaba zum DFL-Sitz in der Otto-Fleck-Schneise. Um 16 Uhr muss das Schriftstück vorliegen, die Polizei gewährt sogar Polizeischutz für den Aufsichtsratsvorsitzenden, weil Fans der Offenbacher Kickers angekündigt hatten, die Eintracht-Verantwortlichen mittels einer Straßensperre aufzuhalten. Der Klub kommt wieder mal mit einem blauen Auge davon."

Wie man in der FNP vom 18.6.2002 noch heute im Pressespiegel auf eintracht.de nachlesen kann, waren gegen 15.00 Uhr "Sparmann, Finanzvorstand Thomas Pröckl, sein Mitarbeiter Oliver Frankenbach und Hellmann in der Otto-Fleck-Schneise vorgefahren, um der Deutschen Fußball-Liga die Unterlagen vorzulegen." Die Abgabefrist endete um 16.00 Uhr, die Bürgschaft hat also fristgerecht vorgelegen, was die DFL laut FNP vom 21.6.2002 auch bestätigte: "DFL-Sprecher Michael Pfad erklärte am Mittwoch, dass am Montag um 16 Uhr eine unwiderrufliche, nicht an Bedingungen geknüpfte Bürgschaft vorgelegen habe. Diese sei aber später „fernmündlich“ und anschließend per Fax widerrufen worden."

Der letzte Satz war übrigens eine von Herrn Pfad verbreitete Fehlinformation. Christoph Schickhardt stellte bereits am 23.6.2002 klar: "In diesem Fax geht es nicht um eine Rücknahme der Garantie oder Bürgschaft. Dies ist ein interner Schriftwechsel der nur die Helaba, das Land Hessen und die landeseigenen Investitionsbank als Rückversicherer etwas angeht. Etwaige Irritationen haben die DFL überhaupt nicht zu interessieren gehabt. Die nach Ablauf der Frist wahrscheinlich von einem übereifrigen Bankmitarbeiter nachgereichte Korrespondenz hätte die DFL überhaupt nicht mehr berücksichtigen dürfen."

Mit anderen Worten: Die von Volker Sparmann fristgerecht vorgelegte Bürgschaft war "unwiderruflich und unter Ausschluss aller Einwendungen und Nebenabreden", entsprach dem von der DFL geforderten Wortlaut und diese Bürgschaft wurde, anders als von Sparmann zwischenzeitlich vermutet, "nachträglich nicht korrigiert". So bestätigte es Helaba-Sprecherin Susanne Lapp in der FR vom 20.6.2002. Und zu spät abgegeben wurde die Bürgschaft schon gar nicht.

Das soll das "Werk" eines Autors sein, den der Verlag auf Seite 102 als Sportjournalisten der FAZ vorstellt, der "sich vor allem den hintergründigen Themen des Fußballs und des Sports im Allgemeinen verbunden fühlt"? Ich tue mich mit vernichtenden Urteilen immer etwas schwer. Die beste Ehefrau von allen ist da anders. Sie hat sich das Buch angeschaut, für das sie die Verantwortung tragen, Herr Meuren, und ich soll Ihnen etwas ausrichten: Sie mögen Geld dafür bekommen haben, verdient haben Sie es sich nicht. (rs)


Daniel Meuren
602 - Ein Rekord für die Ewigkeit. Die Karriere des Karl-Heinz Körbel
112 Seiten. Agon Sportverlag. Fuldabrück. 2009. 19,90 Euro


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