VfB Stuttgart - Eintracht
Frankfurt |
DFB-Pokal 2022/2023 - Halbfinale
2:3 (1:0)
Termin: 03.05.2023, 20:45 Uhr
Zuschauer: 47.500
Schiedsrichter: Daniel Schlager (Hügelsheim)
Tore: 1:0 Tiago Tomas (19.), 1:1 Ndicka (51.), 1:2 Kamada (55.), 1:3 Kolo Muani 77., Foulelfmeter), 2:3 Millot (83.)
VfB Stuttgart |
Eintracht Frankfurt |
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Die Eintracht steht im Pokalfinale! Frankfurt fährt nach einem 3:2 (0:1)-Sieg beim VfB Stuttgart nach Berlin. Dank einer Leistungssteigerung nach der Pause drehen Ndicka (51.), Kamada (55.) und Kolo Muani (77.) die Partie. Der Mittwochabend begann verheißungsvoll. Als eine Stunde vor Beginn des DFB-Pokalhalbfinals zwischen dem VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt die Aufstellungen erschienen, standen wie erhofft aufseiten der Gäste die am Wochenende ausgefallenen Evan Ndicka, Djibril Sow und Randal Kolo Muani. Dafür nahmen Aurélio Buta, Ansgar Knauff und Rafael Santos Borré auf der Bank Platz, Éric Junior Dina Ebimbe rotierte vom zentralen ins rechte Mittelfeld. Das Traditionsduell in der stimmungsvollen Mercedes-Benz Arena war weitgehend geprägt von mehr Kampf als Kunst. Allein in den ersten zehn Minuten sah sich Schiedsrichter Daniel Schlager zu drei Verwarnungen an Mario Götze (4.), Ndicka (9.) und Serhou Guirassy (9.) veranlasst. Überhaupt verwickelten sich beide Seiten in giftige Duelle, in denen sich der VfB in der Anfangsphase häufiger behaupten konnte. Auch wenn sich das Verhältnis bis zur Pause auf 50:50 Prozent ausgleichen sollte, gelang es dem Gastgeber öfter, die Eintracht zu überspielen und zunächst ein Chancenplus zu verbuchen. Nachdem Tiago Tomás Kevin Trapp mit dem ersten Abschluss vor keine Probleme stellte (8.), saß der zweite Versuch. Die Schwaben zogen einen Angriff über ihre rechte Seite auf, Josha Vagnoman fand im Strafraum den Portugiesen, der unbehelligt ins kurze Eck einschob (19.). Zwei Zeigerumdrehungen später hatte erneut der 20-Jährige aus Lissabon seine Füße im Spiel, den versuchten Querpass klärte Tuta im letzten Moment zur Ecke (21.). Insgesamt fehlten den ganz in Rot gekleideten Hessen bis dahin erst Genauigkeit und, wenn sie doch mal in Tornähe auftauchten, Entschlossenheit. Dies besserte sich bis zur Pause etwas. Während bei den Hausherren verletzungsbedingt Konstantinos Mavropanos für Dan-Axel Zagadou Platz machen musste (32.), verzeichnete Sebastian Rode die erste Abschlussgelegenheit, der Kapitän traf die Kugel nach Vorlage von Kolo Muani aber nicht optimal (32.). Im Gegenzug rettete Trapp im Eins-gegen-eins-Duell gegen Silas Katompa Mvumpa (35.). Weitere aussichtsreiche Situationen für Frankfurt verpufften: Christopher Lenz‘ Versuch blockten die Württemberger zur Ecke (39.), Ndicka köpfte einen Lenz-Freistoß über den Kasten (41.) und Daichi Kamadas Volley aus nächster Nähe landete in den Armen von Fabian Bredlow (44.). Unmittelbar vor dem Pausenpfiff musste Trapp nochmal doppelt gegen Vagnoman und Tiago Tomás seinen Mann stehen (45. + 2), es blieb beim 0:1-Pausenrückstand. Für den zweiten Durchgang blieb Captain Rode draußen, Dina Ebimbe nahm dessen Posten auf der Sechs ein und Buta beackerte fortan die rechte Außenbahn. Am meisten Betrieb war gleichwohl auf der anderen Seite. Wie in der 51. Minute, als Lenz mit dem schwächeren rechten Fuß sein Glück versuchte, Kolo Muani den Flatterball zurücklegte auf Ndicka, der im Hinterhalt lauernd wuchtig das 1:1 erzielte (51.). Alles wieder auf Null! Aber nicht lange. Kamada behauptete sich im linken Halbfeld, dribbelte nach innen, fasste sich ein Herz und überlistete Bredlow im kurzen Eck (55.). 2:1, Spiel gedreht! Gewissermaßen hatte der Pokalsieger von 2018 damit auf Knopfdruck so etwas wie sein Selbstverständnis zurückerlangt, blieb gegen den Ball konzentriert und nach vorne fokussiert. Richtig zwingende Möglichkeiten sprangen zwar nicht heraus, aber immerhin so etwas wie Kontrolle. 20 Minuten vor Schluss hätte Kolo Muani nach einer Freistoßflanke die Führung noch ausbauen können, jagte die Direktabnahme aber mit links am Gehäuse vorbei (70.). Nicht so fünf Minuten später. Ein Freistoß des VfB verwandelte der konternde Kamada zum Bumerang. Der Japaner passte in den Lauf von Kolo Muani, den Bredlow fällte. Gelbe gegen den Stuttgarter Schlussmann und Strafstoß die Konsequenz. Der Gefoulte schritt selbst zur Tat und verwandelte zum 3:1 (77.). Die Spannung blieb greifbar, die Emotionen kochten! Enzo Millot traf zum 3:2-Anschluss (83.), Borna Sosa sah Gelb-Rot (85.). Stuttgart warf schließlich alles nach vorne, Frankfurt alles rein; Guirassy prüfte mit einem Freistoß nochmal Trapp (90. + 3)... schließlich Diskussionen im Eintracht-Strafraum, fast das komplette Stuttgarter Stadion forderte Handelfmeter, was schließlich weder Schiri Schlager noch der VAR bestätigen konnten (90. + 8) – dann war Schluss. Eintracht Frankfurt spielt am 3. Juni gegen Leipzig den DFB-Pokalsieger 2022/23 aus! Stimmen zum Spiel Oliver Glasner: Ich bin sehr erleichtert und wahnsinnig stolz. Zunächst hatten wir mit der Aggressivität und Physis von Stuttgart ein bisschen Probleme. Trotzdem sind nach dem 0:1 die Köpfe oben geblieben. Wir haben in der zweiten Halbzeit eine Reaktion gezeigt, mit Power nach vorne agiert und die Tore erzwungen. In der Pause haben wir den Jungs zwei Videoszenen aus der ersten Halbzeit gezeigt. Wir haben nicht viel ändern müssen, wollten nur vorne enger zusammenrücken, den ballfernen Achterraum besser nutzen, mehr Tiefe über außen finden – und gleichzeitig immer auf der Hut vor den Kontern des VfB mit seinen schnellen Spielern sein. Hinten raus wurde es nochmal wahnsinnig spannend. Dafür lieben wir den Pokal – ich als Trainer diesmal natürlich weniger. Der Gegentreffer war unnötig, das Stadion war wieder da. Herzschlagfinale, VAR... Am Ende bin ich wahnsinnig froh über den Sieg und die Willensleistung. Kompliment an die Jungs, dass wir im zweiten Jahr zum zweiten Mal in einem Finale stehen. Das zeigt, was für eine geile Truppe wir sind. Sebastian Rode: In die zweite Halbzeit sind wir leidenschaftlich reingekommen. So ein Tor wie das 1:1 war der Dosenöffner, den es manchmal braucht. Wir haben auch richtig gut verteidigt und Umschaltaktionen gehabt. Am Ende war es ein brutaler Pokal-Fight, mit etwas Glück auf unserer Seite. In der Pause ist nichts Weltbewegendes passiert. Wir wollten einfach entschlossener und mit mehr Mut nach vorne spielen. Das ist uns gelungen. Das schnelle Tor hat uns mehr Power gegeben. Im Fußball kann man nicht immer alles greifen und begründen. Nach den schwierigen Wochen ist das Finale Balsam für die Seele. Wir arbeiten auf ein absolutes Highlight hin, schreiben aber die Bundesliga deshalb nicht ab. Kevin Trapp: Diese Momente muss man genießen. Wir hatten in der Liga eine lange Phase, die nicht so gut war – mit vielen Enttäuschungen. Nun hier wieder mit den Fans feiern zu dürfen, ist eine große Freude. Das ist der Grund, weshalb man Fußball spielt: um diese Emotionen teilen zu dürfen. Es schwingt unheimlich viel Erleichterung mit, es war ein sehr intensives Spiel, vor allem die letzten zehn Minuten nach dem Anschlusstreffer. Innerhalb von zwölf Monaten zwei Finals spielen zu dürfen, ist für den Verein nicht selbstverständlich. Die Vorfreude ist riesig. Dafür haben wir hart gearbeitet und es uns am Ende auch verdient. Die erste Halbzeit war von uns nicht gut, Stuttgart war die bessere Mannschaft. In der Halbzeitpause ist nicht viel passiert, wir haben nur ein paar Dinge angesprochen, die wir besser machen müssen. Der Trainer hat uns Szenen gezeigt, wir haben noch einmal untereinander gesprochen, dass wir alles tun müssen, um ins Finale zu kommen – egal wie! In der zweiten Hälfte waren wir griffiger, haben wesentlich besser gespielt. Mit zwei schönen Toren und dem Elfmeter haben wir den ersten Schritt gemacht, hinten raus ist es dann nochmal eng geworden. Djibril Sow: Ich freue mich sehr. Nicht nur für uns als Mannschaft, sondern auch für den Verein, dass es endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis gibt. Es wird sicherlich ein grandioses Finale. Wir haben schon gemerkt, dass Stuttgart mehr Selbstvertrauen hatte als wir in den vergangenen Wochen. Da mussten wir durch. Unsere Qualität spricht aber für uns, und wenn wir die auf den Platz bringen, dann können wir Stuttgart schlagen – das wussten wir. Wir waren nach der Pause viel griffiger und haben die gefährlichen Räume besser angelaufen. Das Spielglück war heute wieder auf unserer Seite. Mir fallen viele Steine vom Herzen. Es war eine schwierige Zeit für alle, das hat man gemerkt. Man versucht es immer, es hat aber nicht geklappt. Jetzt freut es mich extrem, dass wir das bis zum Schluss durchziehen konnten. Es ist viel Erleichterung dabei. Titel bleiben in Erinnerung, das ist das Ziel. Wenn wir das wieder schaffen können, wäre das grandios. Mario Götze: Die erste halbe Stunde war sicherlich nicht unsere beste Leistung. Das erste Gegentor bekommen wir viel zu einfach. Die Mannschaft wollte unbedingt dieses Spiel gewinnen. Am Ende war es wichtig, dass wir drei Tore erzielt haben, sonst hätte es vielleicht nicht gereicht. Wir haben immer an uns und unsere Qualität geglaubt. Wir wussten, dass wir unsere Chancen bekommen – wie in den anderen Spielen auch. Grundsätzlich war es wichtig, endlich mal wieder ein Spiel zu gewinnen. Sebastian Hoeneß (Cheftrainer VfB Stuttgart): Wir sind sehr enttäuscht über das Ergebnis. Wir spielen eine sehr gute erste Halbzeit, die ersten 30 Minuten waren stark. Wir gehen mit einem 1:0 in die Pause. Die Führung hätte aber auch höher ausfallen können, wenn wir effizienter gewesen wären. Wir hatten drei, vier aussichtsreiche Chancen. In der zweiten Hälfte sind wir dann nicht gut rausgekommen, das Momentum lag somit schnell auf Frankfurter Seite. Und dann sind sie mit ihrer Klasse in der Lage, Druck zu erzeugen. Kaltschnäuzig machen sie das 1:1 und 2:1, diesen Schock mussten wir erst einmal verdauen. Dann kassieren wir auch noch ein sehr unglückliches 1:3, die Staffelung bei der Standardsituation zuvor war nicht gut. Anschließend habe ich dann aber wieder eine Mannschaft gesehen, die eine unglaubliche Moral an den Tag gelegt hat. Wir waren in der Lage, einer Mannschaft wie Frankfurt richtig Probleme zu bereiten. Die Situation am Ende ist für uns schwer zu akzeptieren – eine schwierige Situation für den Schiedsrichter, eine bittere Situation für uns.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de