Eintracht Frankfurt -
Glasgow Rangers FC |
Europa League 2021/2022 - Fnale
5:4 n.E. (1:1, 1:1, 0:0)
Termin: 18.05.2022, 21:00 Uhr
Zuschauer: 38.842
Schiedsrichter: Slavko Vincic (Slowenien)
Tore: 0:1 Aribo (57.), 1:1 Borré (69.)
Elfmeterschießen: 0:1 Tavernier, 1:1 C. Lenz, 1:2 Davis, 2:2 Hrustic, 2:3 Arfield, 3:3 Kamada, Ramsey (Trapp hält), 4:3 Kostic, 4:4 Roofe, 5:4 Borré
Eintracht Frankfurt |
Glasgow Rangers FC |
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Trainer
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EUROPA-LEAGUE-SIEGER! In einem auf dem Rasen wie auf den Rängen energiegeladenen Finale haben die Adlerträger nach über 120 Minuten, Verlängerung und Elfmeterschießen das bessere Ende für sich. In der regulären Spielzeit hatte Rafael Santos Borré (69.) für den 1:1-Ausgleich gesorgt. Der Held kurz vor Mitternacht heißt Kevin Trapp mit einem gehaltenen Elfer. Borré vollendet. Personell hatten sich beide Trainer nicht in die Karten blicken lassen, schließlich 80 Minuten vor dem Anpfiff keine Überraschungen aus dem Hut gezaubert. Oliver Glasner schickte die Elf der Vorwochen ins Rennen, mit dem Unterschied, dass Jesper Lindström nach seiner am 5. Mai gegen West Ham erlittenen Oberschenkelverletzung rechtzeitig fit für Startformation geworden war. Ein Spielertausch stand dennoch früh zu befürchten, als Sebastian Rode mit John Lundstram zusammenrasselte, als der Fuß des englischen Abräumers den Kopf des Frankfurter Kapitän erwischte (5.). Nach mehrminütiger Behandlungspause, Turban und neuem, nicht mit Blut bekleckertem Trikot, ging es für Rode weiter. Nach dem gewissermaßen Restart ergriff die Eintracht zuerst die Initiative, wirkte konzentriert, wie die Gers um schnelles Spiel in die Spitze bemüht, aber wie der Kontrahent von der Insel nicht mit der größten Leichtigkeit unterwegs. So hatte jedes Team seine abwartenden und dominanteren Phasen, wenngleich die Hessen gefühlt gefährlicher waren. Bemerkenswert, dass bei weitgehenden ausgeglichenen Spielanteilen nach der ersten Halbzeit 19 zu 21 Angriffe, aber elf zu drei Torschüsse zu Buche standen. Den Anfang machte Daichi Kamada, als er nach einem Ballgewinn, Vorstoß und langem Ball von Almamy Toure ins Dribbling ging, der Ball vor die Füße von Djibril Sow abprallte und der Schweizer in die Arme von Allan McGregor schlenzte (12.). Zielstrebig zeigte sich daraufhin Ansgar Knauff, der in den rechten Halbraum zog, aufs kurz Eck zielte, jedoch in McGregor seinen Meister fand (20.). Dem daraus resultierenden Eckstoß folgte eigentlich ein Querschläger des im Hinterhalt lauernden Lindström, der aber fast noch interessant geworden wäre (21.). Sow setzte das Leder wenige Augenblicke aus dem Rückraum später einen Tick zu hoch an (21.). Die erste wirkliche Chance hatten die Rangers unmittelbar vor dem Cooling Break in Person von Joe Aribo, dessen Versuch wenige Zentimeter am Kreuzeck vorbeiflog (26.). Heiß wurde es auch nach einer halben Stunde, als Lindström nach einer weiteren Eckballfinte draufhielt, aber in der blauen Mauer hängen blieb (30.). Im zweiten Anlauf traf Filip Kostic das Tordach (30.). Der Serbe stand auch im Fokus, als er einen Gegenstoß buchstäblich im Alleingang über die linke Seite initiierte, sich schließlich den Abschluss selbst nahm und rechts vorbeischoss (32.). Die Schotten ihrerseits kamen Richtung Pause etwas zur Geltung, auch weil die Adler zeitweise etwas zurücksteckten. Eine im Ursprung vermeidbare Ecke zog eine weitere nach sich, woraufhin Lundstram erstmals Kevin Trapp prüfte, der den Kopfball mit den Fingerspitzen über die Latte lenkte (36.). Als gerade die sechsminütige Nachspielzeit angebrochen war, fand Ryan Jack etwas Raum vor, setzte das Spielgerät aber über das Gehäuse (45. + 2). Analog des ersten Abschnitts fanden die Adlerträger auch nach der Pause zunächst besser in die Begegnung und mehr Räume vor. Tuta fand zwar keine Anspielstation, aber auch keinen Gegenspieler und versuchte es einfach mal aus der dritten Reihe – nicht ungefährlich (48.). Kurz darauf drehte Lindström an der Sechzehnerkante eine Pirouette inklusive abgefälschtem Abschluss, bei dem McGregor machtlos gewesen wäre, aber in einem Eckstoß mündete (49.). Auf der Gegenseite fand James Tavernier mit einem Querpass über die ganze Feldbreite mangels Klärung Ryan Kent, der freistehend verzog (54.). Ruhiger blieb Aribo, als ein Abstoß direkt wie ein Bumerang zurückflog, Sow versehentlich nach hinten köpfte und Tuta ungewollt in ein Laufduell verstrickte, der als letzter Mann die Balance verlor und die Rängers in Führung gingen (57.). Obendrein hatte sich der Brasilianer verletzt, Makoto Hasebe nahm die zentrale Rolle der Abwehrkette ein (58.). Die Reaktion auf den doppelten Rückschlag hätte beinahe auf dem Fuß gefolgt. Kostic verlagerte auf Knauff, der legte die Kugel mit einem weiten Ausfallschritt unorthodox zurück und Lindström traf statt dem Netz Verteidiger Calvin Bassey (59.). Keine zehn Zeigerumdrehungen darauf eroberte der Däne den Ball, Rode steckte diesen durch auf Daichi Kamada, der über McGregor, aber auch die Kiste lupfte (67.). Aber dann! Scharfe Flanke Kostic, richtiger Riecher Borré und schon stellte der Stürmer aus nächster Nähe auf 1:1 (69.). Alles also wieder auf Anfang, und doch sprinteten und fighteten beide Seiten, als gäbe es kein Ende. Der mittlerweile für Lindström reingekommene Jens Petter Hauge (70.) war gleich im Spiel, sein erster Versuch geriet aber zu hoch (77.). Anschließend hätte ein Flatterfreistoß von Kostic auch ohne Abnehmer fast nochmal Fahrt aufgenommen, McGregor wirkte vom Aufsetzer überrascht – nächste Ecke (80.). Die Nummer zehn war ebenso bei der letzten nennenswerten Szene der regulären Spielzeit beteiligt, das Geschoss zischte aber am langen Pfosten vorbei (89.). Danach machte Rode Platz für Kristijan Jakic (90. ) und nach weiteren fünf Minuten Nachspielzeit rief die Verlängerung im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán. Mit schwindenden Kräften, aber ausgeprägtem Willen war Frankfurt wie Glasgow anzumerken, dass sie die andalusische Sommernacht nicht in der Elfmeterlotterie beenden wollten. Mit allen verfügbaren Mitteln ging es hin und her, mit Mut zum Risiko – und mehr Möglichkeiten der SGE. Borré war nach einem Ausrutscher Basseys auf und davon, geriet aber schließlich zu sehr in Bedrängnis (94.). Auch Knauff entwischte, zielte im Vollsprint aber nicht genau genug (100.). Auf der Gegenseite fackelte der frisch gekommene Scott Arfield nicht lange, hatte aber seinerseits zu wenig Zielwasser getrunken (94.). Also ein letztes Mal Seitenwechsel, eine Viertelstunde auf die weiße Wand zu. Neben Christopher Lenz für Evan Ndicka (100.) nun auch mit Ajdin Hrustic für Sow auf dem satten Grün (106.). Dem Australier gehörte gleich die nächste Aktion – drüber (107.). Trapp hielt gegen Borna Barisic (106.) und Kent (114.) die Stellung. McGregor musste bei Jakics Distanzknaller nicht eingreifen (114.). Dafür dessen Pendant in Orange, als der deutsche Nationalkeeper erst im Eins-gegen-eins mit Kent löschte (118.) und in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit der Verlängerung einen Freistoß von Tavernier aus dem Winkel fischte (120.) und damit das Elfmeterschießen besiegelte. Den ersten Stich setzten die Blauen, indem sie die Platzwahl gewannen und sich für den Entscheid vor dem eigenen Anhang entschieden. Nachdem die jeweils ersten drei Schützen verwandeln konnten, parierte Trapp gegen Aaron Ramsey. Kostic zeigte dafür keine Nerven und knipste sein Team in Front. 4:3. Glasgow trifft. 4:4. Borré – trifft! 5:4! Eintracht Frankfurt ist Europa-League-Sieger 2022!!! Stimmen zum Spiel Cheftrainer Oliver Glasner: Ich bin stolz auf die Spieler. Wir haben das gezeigt, was uns speziell in der Europa League auszeichnet. Es war genau das Spiel, das wir erwartet haben. Die Rangers waren sehr schwierig zu bespielen, physisch stark und haben viel mit langen Bällen gearbeitet. In der ersten Halbzeit hatten wir nicht die Entschlossenheit im Strafraum und die Intensität, alle Räume zuzulaufen. Wir sind unglücklich in Rückstand geraten und dann wieder zurückgekommen. Das zeichnet uns aus. Vor dem Elfmeterschießen habe ich den Jungs gesagt: Zieht euer Ding durch, seid entschlossen und lasst euch nicht vom Schiedsrichter stressen beim Laufen zum Elfmeterpunkt. Unsere Elfmeter haben wir gut geschossen. Wir haben das nicht explizit trainiert. Die Spieler haben immer mal wieder nach dem Training geschossen, Kevin und ich auch. Er wäre aber der elfte Schütze gewesen. Das Jahr ist schwierig gestartet für uns alle. Die Spieler haben immer an sich und an uns geglaubt, haben immer voll mitgezogen. Das zeigt ihren Charakter und ihre Mentalität. Dieser Spirit hat sich entwickelt. Es waren immer alle positiv, obwohl manche nicht mal nominiert waren für den Kader. Sie waren trotzdem immer bei der Mannschaft. Wir brauchen jeden, um so ein Spiel zu gewinnen. Kevin Trapp: Ich liebe diesen Verein. Ich liebe Eintracht Frankfurt. Dieser Verein ist in den vergangenen Jahren gewachsen und wird weiter wachsen. Es macht unglaublich viel Spaß, ein Teil davon zu sein. Und die Leidenschaft, die von den Fans ausgeht, greift auf uns Spieler über. Es ist ein ganz besonderer Verein. Es gibt kein Wort, um das zu beschreiben. Wir haben den ersten Europapokal für die Eintracht seit 42 Jahren gewonnen... Es ist der schönste Moment meiner Karriere. Es ist einfach nur purer Stolz. Es war bis zum Ende unglaublich heiß, beide Mannschaften hatten Spieler mit Krämpfen. Es gibt kein Wort, das zu beschreiben. Ich dachte, ich würde weinen. Aber bis jetzt ist nichts passiert. Wahrscheinich, weil es mir so unrealistisch vorkommt. Wir haben sehr, sehr viele Menschen stolz gemacht. Natürlich bereitet man sich auf mögliche Elfmeterschützen vor. Nachdem es bei den ersten drei nicht geklappt hat, war es auch ein bisschen eine Gefühlsentscheidung. Wobei ich wusste, dass Ramsey lange wartet, bis er entscheidet, wohin er schießt. Ich bin dafür da, der Mannschaft zu helfen, wenn ich gebraucht werde. Wir hatten durchweg das Gefühl, es muss so sein, dass wir gewinnen. Wir haben es uns einfach verdient nach dem Chelsea-Drama vor drei Jahren und den Europa-League-Auftritten in dieser Saison. Das musste belohnt werden. Vielleicht gibt es in der Hinsicht so etwas wie Karma. Sebastian Rode: Diese Mannschaft ist unglaublich. Wir haben es alle einfach verdient und sind überglücklich, jetzt mit den Fans zu feiern. Es war ein harter Weg. Martin Hinteregger: Was war das für ein Spiel. Im Elfmeterschießen zu gewinnen, passt zu dieser Geschichte und ist Wahnsinn. Es ist unglaublich, was da heute geliefert wurde. Die Reise geht nächste Saison weiter, aber jetzt genießen wir erstmal den Triumph. Gratulation an alle Beteiligten! Djibril Sow: Wir haben auf dem Weg zum Titel einige der größten Teams der Welt geschlagen. Wir wussten, dass es heute auf Einsatz und Leidenschaft ankommen würde. Wir haben nie aufgegeben und sind jetzt überglücklich. Ich wusste nicht, dass unsere Fans in der Unterzahl waren. Sie waren die ganze Zeit total verrückt. Barcelona war außergewöhnlich, aber ich denke, die nächsten Tage könnten noch besser werden. Giovanni van Bronckhorst (Cheftrainer Rangers FC): Wir haben alles gegeben. Es war ein ganz enges Spiel über die komplette Dauer. Wir haben sehr gut angefangen. Aber in diesen Spielen muss man sich auch am Ball wohlfühlen. Manchmal hat man den Druck gemerkt, als wir auf die einfachen Bälle gegangen sind, anstatt riskanter zu spielen. Trotzdem waren die Chancen da, am Ende haben wir es leider nicht geschafft. Natürlich sind alle enttäuscht und emotional verletzt. Das ist normal. Aaron hat Verantwortung übernommen, letztlich den Elfmeter nicht verwandelt. Ich möchte Spieler, die Elfmeter schießen möchten. Kurz vor Ende der Verlängerung hatten wir eine große Chance, es war eine tolle Parade. Vor allem in diesen Minuten hätte jedes Tor entscheidend sein können.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de
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