SpVgg Greuther Fürth
- Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2021/2022 - 11. Spieltag
1:2 (0:0)
Termin: 07.11.2021, 19:30 Uhr
Zuschauer: 10.250
Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)
Tore: 0:1 Rode (75.), 1:1 Itten (90.), 1:2 Borré (90.)
SpVgg Greuther Fürth |
Eintracht Frankfurt |
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Borré entscheidet Herzschlagfinale Frankfurt kassiert in der Nachspielzeit den Ausgleich (90. + 2) und gewinnt doch ganz spät 2:1 (0:0) in Fürth. Zuvor hatte Rode die erste Führung erzielt (75.). Drei Tage nach dem Weiterkommen in der UEFA Europa League trat Eintracht Frankfurt mit vier neuen Spielern bei der SpVgg Greuther Fürth an. Erik Durm nach Magen-Darm-Problemen und Filip Kostic waren wieder fit und bekleideten anstelle von Aymen Barkok und Timothy Chandler die Außenbahnen, während der in Piräus geschonte Martin Hinteregger Makoto Hasebe als zentralen Innenverteidiger und zugleich Kapitän vertrat. Außerdem begann Jesper Lindström in vorderster Front für Sam Lammers. Fürth begann forsch, doch Frankfurt hatte die ersten Vorstöße zumeist im Griff, weil die hinterste Kette die Gegenspieler entweder geschickt stellte oder Pässe in die Spitze direkt antizipierte. Allerdings konnten die Gäste daraus selten eigene Ballbesitzphasen generieren, weil die Bälle nach vorne oftmals im leeren Räum oder beim Gegner landeten. Infolge dessen erlangte die Spielvereinigung am heimischen Ronhof immer mehr Spielanteile, ohne sich wiederum zwingende Möglichkeiten zu erarbeiten. Der einzige Schuss aufs Tor blieb vor der Pause den Hessen vorbehalten, als sich Filip Kostic aus dem linken Halbraum versuchte, Kleeblatt-Keeper Marius Funk aber problemlos zupackte (14.). In der ersten halben Stunde durfte als bis dato fast gefährlichster Fürther Abschluss eine Defensivaktion von Lindström gelten, der entschlossen in einen Querpass gesprintet war und auf Kosten einer Ecke geklärt hatte (27.). Überhaupt näherten sich die Mittelfranken vorwiegend über Eckstöße, im ersten Durchgang vier an der Zahl, dem Frankfurter Kasten an. Auf der Gegenseite fasste sich Hinteregger bei einem direkten Freistoß ein Herz, blieb aber in der Mauer hängen (29.). Insgesamt zog sich das Spielgeschehen bis zur Pause wie Kaugummi, ehe Cedric Itten zwei Mal aufhorchen ließ, aber erst in der Frankfurter Deckung hängen blieb (36.) und dann eine Flanke aus sieben Metern mit dem Rücken zum Tor direkt nahm, aber zu hoch zielte (40.). Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff sprang eine Hereingabe von Jetro Willems zu Branimir Hrgota, der das Außennetz traf (44.). Mit Almamy Toure für Durm begannen die zweiten 45 Minuten für die Adler nicht verheißungsvoller. Nach einem abgeblockten Schuss von Willems gelangte das Leder zu Jamie Leweling, der freistehend verzog (48.). Im Gegenzug prüfte Lindström Funk aus halbrechter Position, doch der Torwart parierte (52.). Allmählich häuften sich die Frankfurter Angriffsszenen. Sow schoss aus dem Hinterhalt links (53.), Kostic von der Seite am rechten Pfosten vorbei (57.) und Toures Volleyabnahme rauschte nur wenige Zentimeter über den Querbalken (69.). Kurz darauf zog Cheftrainer Oliver Glasner seine nächsten beiden Wechseloptionen und beorderte Sebastian Rode sowie Ragnar Ache für Sow und Lindström auf die Spielfläche (72.). Ein doppelter Spielertausch mit unmittelbaren Folgen. Denn nachdem Itten mittig des Sechzehnmeterraums ein Luftloch geschlagen hatte (75.), schlug die Stunde des Spielführers. Kamada steckte das Spielgerät auf den durchgestarteten Rode durch, der gefühlvoll zur 1:0-Führung vollendete (75.). Daraufhin rannen die Hausherren folglich nochmal an, fanden aber erstmal kein Durchkommen, während die Eintracht die Vorentscheidung verpasste, was sich scheinbar rächen sollte. Nachdem sich Kevin Trapp sich erst gegen den eingewechselten Timothy Tillman zum ersten Mal mit einer Glanztat auszeichnen (87.) konnte, war der Schlussmann machtlos, als Itten den Ball nach einer verlängerten Ecke mit der Brust über die Linie drückte (90. + 2). Doch das war‘s nicht! In einer mit offenem Visier geführten Nachspielzeit konnte sich Kostic ein letztes Mal über den Flügel durchsetzen und fand den am langen Pfosten lauernden Rafael Santos Borré, der ins kurze Ecke zum 2:1-Endstand einschob (90. + 4). Stimmen zum Spiel Oliver Glasner: Heute fällt richtig viel Druck von uns ab. Die Jungs haben gefightet. Die erste Halbzeit war schlecht. Aber wir haben wieder Mentalität gezeigt. Das ist nur möglich, wenn alle mit Herz und Verstand dabei sind. Wir bekommen in der 92. Minute den Nackenschlag und ich behaupte, dass sich 99 von 100 Mannschaften davon nicht mehr erholen. Diese Jungs spielen weiter nach vorne, plötzlich gibt Evan Ndicka als linker Abwehrspieler der Dreierkette den Assist. Deswegen bin ich wahnsinnig stolz auf die Mannschaft. Der Sieg macht es etwas einfacher in der Länderspielpause. Jetzt haben wir wieder nur sieben Spieler im Training. So kämpfen wir uns durch die ganze Saison. Nach der Länderspielpause haben wir acht Spiele in vier Wochen. Im Januar und Februar erwarte ich dann, dass wir deutlich erkennbare Schritte nach vorne machen. Aktuell leben wir von der Mentalität der Jungs. Sebastian Rode: Es war eine sehr hektische Schlussphase, eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Zuerst mein eigenes Tor, was mir ja nicht so oft gelingt (schmunzelt). Daichi hat dem Gegner den Ball durch die Beine gespitzelt und ich hatte einen super Winkel für das rechte Eck. Wenn du dann in der 90. Minute den Ausgleich kassierst, denkst du, dass du zwei Punkte verloren hast. Wir haben aber wieder unsere Mentalität gezeigt und über Filip und Rafa das 2:1 gemacht. Ich gönne es ihm ungemein, da er unglaublich viel für die Mannschaft arbeitet. Insgesamt war es ein sehr schwieriges Spiel, in dem wir uns vor allem in der ersten Halbzeit sehr schwergetan haben. In der zweiten Hälfte sind wir besser reingekommen und hatten längere Passstafetten. Wir müssen uns im Spiel mit dem Ball verbessern, mehr Torchancen kreieren, mehr in die entscheidenden Räume kommen, damit unsere Stürmer zu mehr Abschlüssen kommen. Sie arbeiten unheimlich viel, kommen aber zu selten in die entscheidenden Zonen. Daran gilt es zu arbeiten, auch wenn in der Länderspielpause viele Spieler unterwegs sind. Ich hoffe, dass uns diese beiden Siege viel Kraft und Selbstvertrauen gegeben haben und wir gegen Freiburg deutlich besser spielen. Timothy Chandler: Es war ein Wechselbad der Gefühle. Als ich wusste, dass unser Goalgetter reinkommt, wusste ich: der netzt heute ein (lacht)! Es war wirklich unglaublich. Es war zwar gar kein gutes Spiel von uns, aber ich denke, wir müssen diesmal einfach den Mund abputzen und die drei Punkte mitnehmen. Sie sind sehr wichtig, deswegen sind wir überglücklich – auch über den späten Sieg. Für die Emotionen war es Hammer, deshalb freuen wir uns einfach. Djibril Sow: Wir haben wieder eine sehr schlechte erste Halbzeit gespielt, in der wir überhaupt nicht ins Spiel kommen und viel zu kompliziert versuchen, von hinten heraus zu spielen. Die Ruhe hat komplett gefehlt. In der Halbzeit haben wir uns noch einmal gesammelt und die Dinge angesprochen. In der zweiten Halbzeit wurde es zunehmend besser. Am Ende war es ein Auswärtsspiel mit einem brutal emotionalen Ende für uns. Das Tor in der Nachspielzeit spiegelt die Tradition des Vereins wider, dass wir niemals aufgeben, egal wie schwer die Situation ist. In der Nachspielzeit das 1:1 zu bekommen und dann noch das 2:1 zu schießen, zeigt den unfassbaren Charakter dieser Mannschaft und auch den Willen, für diesen Verein alles zu geben. Rafael Santos Borré: Es war hintenheraus ein Wahnsinnsspiel. Zunächst führen wir 1:0. Da ist die Welt noch in Ordnung und es sah danach aus, dass wir den Dreier relativ sicher nach Hause bringen. Der Ausgleich nach einer Ecke war in diesem Moment natürlich ein Nackenschlag. Aber es spricht für die Mannschaft, dass sie nochmal aufsteht, das wegsteckt und aufs zweite Tor geht – das möchte ich an dieser Stelle nochmal hervorheben. Insgesamt war es ein umkämpftes Spiel. Gerade Fürth hat es im ersten Durchgang vorgemacht, ist in die Duelle und auf die zweiten Bälle gegangen. In der zweiten Halbzeit sind wir besser ins Spiel gekommen, haben ein besseres Gesicht gezeigt, den Ball schneller laufen lassen, flüssiger kombiniert und sind dadurch zu entsprechenden Chancen gekommen. Nach der Führung musste Fürth aufmachen, was uns weitere Räume eröffnet hat. An der zweiten Halbzeit lässt sich ablesen, dass sich die Mannschaft immer mehr findet, die Abläufe immer besser passen und dass etwas zusammenwächst. Der Sieg war definitiv sehr wichtig. Wir waren mental auf einen Sieg ausgerichtet, wussten aber natürlich, dass Fürth etwas dagegen hat und es uns schwermachen würde. Der Dreier tut uns allen sehr gut und ist auch tabellarisch ein Schritt in die richtige Richtung. Damit können wir beruhigt in die Länderspielpause gehen, was dem gesamten Team zugute kommen wird. Ich denke, wir werden dadurch zusätzliches Selbstvertrauen und Kraft tanken und können die kommenden Aufgaben etwas beruhigter angehen. Stefan Leitl (Trainer SpVgg Greuther Fürth): Wir haben sehr gut gespielt, sehr viele Torchancen kreiert und hätten mindestens einen Punkt verdient. Fußball ist manchmal nicht erklärbar. Wenn man sieht, wie die Jungs aufgetreten sind, ist es bitter, dass wir mit leeren Händen dastehen. Ich habe totales Vertrauen in die Mannschaft. Es ist nicht selbstverständlich, wie sie auftritt, bei all den Rückschlägen, die wir erlitten haben. Zum Beispiel mussten wir eine komplett neue Innenverteidigung aufstellen. In der Mannschaft merkt man, auch von außen, dass sie funktioniert, Fortschritte macht und enger zusammengewachsen ist. Heute kann ich sehr viel Positives herausziehen.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de
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