Eintracht Frankfurt -
Bayer 04 Leverkusen |
Bundesliga 2020/2021 - 14. Spieltag
2:1 (1:1)
Termin: 02.01.2021, 15:30 Uhr
Zuschauer: ./.
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Tore: 0:1 Amiri (9.), 1:1 Younes (22.), 2:1 Tapsoba (54., Eigentor)
Eintracht Frankfurt |
Bayer 04 Leverkusen |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer | Trainer
|
Selbstbewusster Auftakt Frankfurt bezwingt Leverkusen nach Rückstand (9.) mit 2:1 (1:1). Younes (22.) und ein von Kamada eingeleitetes Eigentor (54.) bescheren den perfekten Start ins neue Jahr. Das im Vorfeld formulierte Vorhaben, an den 2:0-Erfolg in Augsburg anzuknüpfen, untermauerte die Eintracht gegen den Tabellenzweiten Bayer 04 Leverkusen zweifelsohne mit Taten. Die Gäste kamen zwar bald zu mehr Spielanteilen, von ruhigem Spielaufbau konnte dennoch nur selten die Rede sein, weil die Hausherren ihre Gegenspieler bei jeder Gelegenheit pressten und stressten. Doch zwei technische Klasseleistungen genügten der Werkself, um mit dem ersten und letzten Schuss aufs Tor vor der Pause in Führung zu gehen. Erst lupfte Florian Wirtz die Kugel in den Strafraum auf Nadiem Amiri, der schließlich den machtlosen Kevin Trapp mit der Hacke überwand (9.). Dreifache Rochade in der Innenverteidigung Aber die Hessen ließen sich nicht beirren und suchten ihr Heil konsequent im Weg nach vorne. Chancen ließen nicht lange auf sich warten. Zunächst legte André Silva für den heranrauschenden Makoto Hasebe auf, der seinen Ex-Kollegen Lukas Hradecky zu einer ersten Glanztat zwang (21.). Hasebe war für den gelbgesperrten Sebastian Rode auf die Doppelsechs gerückt, wofür Martin Hinteregger die Rolle als zentraler Innenverteidiger ausfüllte, flankiert von den ihrerseits neu in der Startelf auftauchenden David Abraham und Evan Ndicka. Dritter Wechsel im Vergleich zu Augsburg war Hasebes Landsmann Daichi Kamada, der erstmals von Beginn an mit Amin Younes die Doppelzehn hinter Silva bildete. Younes' Torpremiere und Möglichkeiten auf mehr Younes war es denn auch, der mit seinem ersten Treffer für die Eintracht und erstmals in der Bundesliga seit 2013 den Ausgleich herbeiführte, nachdem der Sommerneuzugang nach einem überlegten Steilpass von Djibril Sow nicht mehr zu halten war und schließlich Hradecky keine Abwehrmöglichkeit ließ (22.). In der Folge agierten die Adlerträger noch selbstbewusster und verzeichneten alsbald ein leichtes Chancenplus. Die dickste Gelegenheit bot sich erneut Younes, der nach einer zackigen Kombination über die rechte Seite von Kamada freigespielt auf Höhe des Elfmeterpunkts unbedrängt zu hoch zielte (39.). Die übrigen verheißungsvollen Abschlüsse verfehlten ebenfalls ihr Ziel, sowohl von David Abraham (15.) und Filip Kostic (38.) aus der zweiten Reihe, als auch von Patrick Schick nach einem Freistoß aus knapp 30 Metern (33.). Kein Grund zur Zurückhaltung also, entsprechend gingen die Adler auch den zweiten Durchgang an. Kompromisslos in den Zweikämpfen, zielstrebig Richtung gegnerisches Gehäuse. Keine zehn Zeigerumdrehungen nach Wiederanpfiff gelangte ein hoher Ball von Younes zu Kamada, der Mitchell Weiser entwischt war, scharf ins Zentrum passte und mit Edmond Tapsoba einen (un)dankbaren Abnehmer fand – 2:1 (54.)! Bezeichnende Randnotiz zur gegensätzlichen Herangehensweise beider Seiten: Zu diesem Zeitpunkt hatte Frankfurt 213 und Leverkusen 363 Pässe gespielt, doch die entscheidenden Zuspiele gelangen auch im weiteren Spielverlauf dem Gastgeber. Beispielhaft eine seelenruhige Koproduktion von Ndicka und Kostic über die linke Außenbahn, an deren Ende der Serbe auf den völlig freistehenden Kamada flankte, der offensichtlich nicht mit derlei Freiraum gerechnet hatte, es aus neun Metern direkt mit der Innenseite probierte und das Leder nicht optimal traf (74.). Nichtsdestotrotz ließ die knappe Führung in die eine wie andere Richtung bis zum Schluss alle Möglichkeiten offen. Mit etwas Glück und Können überstanden die Frankfurter Fußballer die letzten Minuten, als Hinteregger erst mit dem Schienbein das eigene Lattenkreuz touchierte und nach der folgenden Ecke Trapp gegen den eingewechselten Lucas Alario klärte (82.). Fazit: Mit Kampf und Köpfchen Mehr Chancen gleich mehr Tore griffe in der Analyse sicher zu kurz, dient aber als Anhaltspunkt, um die drei Punkte gegen Bayer 04 Leverkusen als verdient einzuordnen. Vor allem, weil die Gäste nach ihrer frühen Führung erst in der Schlussphase zu einer klaren Gelegenheit kamen. Dass die Eintracht den Favoriten überflügelt, verdankt sie nicht zuletzt ihrem eigenen Auftreten, das mitnichten dem eines vermeintlichen Außenseiters entsprach, sondern knapp mit Kampf und Köpfchen zu betiteln wäre. Der eigene Anspruch, „Leverkusen mehr als Paroli bieten“ zu wollen, wurde hiermit erfüllt. Stimmen zum Spiel Adi Hütter: Es ist ein absolut verdienter Sieg, sowohl in offensiver als auch defensiver Hinsicht. Wir hatten auf der einen Seite tolle Passstafetten und haben auf der anderen Seite auch richtig gut verteidigt. Die Balance hat gestimmt, wir hätten nur früher für die Entscheidung sorgen können, dafür haben wir bis zum Schluss gut dagegengehalten. Ich würde nicht von einer Demonstration sprechen, das wäre übertrieben. Aber wir haben ein Zeichen gesetzt, indem wir gegen eine Spitzenmannschaft gewonnen haben. Besonders die Art und Weise hat mir imponiert, einen Rückstand zu drehen und zu Hause weiter ungeschlagen zu bleiben. Wenn wir häufiger so über 90 Minuten spielen, bin ich sicher, dass wir noch einige Siege einfahren werden. Wir haben uns für Makoto Hasebe auf der Sechs entschieden, weil er taktisch clever ist und sich im Spielaufbau auch nach hinten fallen lassen kann. Er hat neben Djibril Sow im zentralen Mittelfeld ein hervorragendes Spiel gemacht und unter Beweis gestellt, dass er ein klasse Spieler ist. Djibi hatte nach seiner Verletzung in der ersten Vorbereitung Probleme, in Tritt zu kommen, hat sich aber mit Ruhe und beinhartem Training zurückgekämpft. Er hat nie gemotzt, sondern an sich gearbeitet. Jetzt ist er da, wo ich ihn mir wünsche. Auch die Spiele in der Nationalmannschaft haben ihm gutgetan. Amin Younes hat in Augsburg schon gezeigt, dass er torgefährlich sein kann. Ich habe ihm gesagt, wenn er so weitermacht, trifft er bald. Heute hätte er sogar zwei Mal treffen müssen. Er hat dem Spiel seinen Stempel aufgedrückt, war immer anspielbar, giftig gegen den Ball und ein absoluter Schlüsselspieler. Daichi Kamada hat für Aymen Barkok begonnen, weil wir alle drei offensiven Mittelfeldspieler brauchen, keiner kann im Januar sieben Spiele am Stück bestreiten. Dass beide Zehner an den Toren beteiligt waren, tut uns natürlich gut. In den vergangenen Wochen haben wir gezeigt, dass wir an guten Tagen auch mit Spitzenteams mithalten können. Mit Selbstvertrauen fällt meistens vieles leichter. Das haben wir diesmal nach dem Sieg in Augsburg bestätigt. Jetzt sind wir auf Tuchfühlung und haben die Möglichkeit, in den nächsten Wochen eine noch bessere Ausgangssituation zu schaffen. Dafür müssen wir aber immer an unsere Grenzen gehen, in der Bundesliga ist jeder Sieg hart erkämpft. Mit fünf oder zehn Prozent weniger wird es schwer. Sportdirektor Bruno Hübner: Wir haben hochverdient gewonnen. Leverkusen spielt sich gegen jeden Gegner viele Chancen heraus, aber wir haben heute kaum etwas zugelassen. Wir sind hinten kompakt gestanden, deswegen war ich trotz der Erfahrung gegen Mönchengladbach etwas ruhiger als sonst. Wir haben trotzdem einige Chancen liegenlassen. Amin Younes tut uns richtig gut, insbesondere seine Ballsicherheit. Er bietet sich immer an, das ist sehr wichtig. Wir haben lange überlegt, ob wir Hasebe auf der Sechs bringen. Es war ein Spiel für Hase, er hat es richtig gut gemacht. Djibril Sow wird immer besser, er dreht auf, hat das erste Tor hervorragend vorbereitet, traut sich was zu und läuft Räume zu. Insgesamt sind wir stabiler, die Mannschaft ist gereift. Martin Hinteregger: Wir haben genauso weitergemacht wie in den letzten Spielen im vergangenen Jahr, das 0:1 hat uns nicht aus dem Konzept gebracht. Gegen eine richtig starke Offensive haben wir hervorragend verteidigt, das war der Schlüssel heute. Das Gegentor war ein bisschen Zufall, ansonsten haben wir Leverkusen weit weg von unserem Strafraum gehalten. Der Sieg in Augsburg war zwar ein Brustlöser, aber die stetige Steigerung im Saisonverlauf insgesamt war ausschlaggebend. Man merkt, dass uns zwei, drei Spieler nach vorne gebracht haben. Mit Amin und Aymen haben wir einen Ruck mehr Mut, die Konkurrenz für Daichi ist nicht schlecht. Dadurch sind wir spielerisch mutiger. Wir haben das heute nur über 60, 70 Minuten geschafft, aber insgesamt super verteidigt. Mein Fast-Eigentor war kurios. Ein Dank an die Schienbeinschoner, dass ich sie gut gerichtet hatte. Ich habe schon viele Eigentore geschossen, heute hatte ich Glück. Das haben wir uns aber verdient. Wir tun uns leichter gegen Teams, die mitspielen. Aber tief stehende Kontrahenten sind auch kein Problem mehr, weil wir spielerisch zugelegt und uns gesteigert haben. Ich habe mich richtig für Makoto gefreut, als ich die Aufstellung erfahren habe. Er tut uns richtig gut mit seiner spielerischen Intelligenz, das eröffnet uns gute Möglichkeiten nach vorne. Was Djibril heute abgerissen hat – große Klasse. Genauso wie Erik, der die rechte Seite zugemacht hat. Djibril Sow: Wir sind überglücklich, dass wir zu Hause einen Sieg über die Zeit gebracht haben. Es war wieder sehr eng. Wir hatten die Chance auf das 3:1, haben es aber nicht gemacht. Ich fühle mich gut und habe an mir gearbeitet. Wir spielen immer besseren Fußball, heute auch gegen eine Topmannschaft. Mit Makoto zu spielen, ist sehr einfach. Er hat gefühlt schon 1000 Bundesligaspiele gemacht. Er hilft mir als jungem Spieler sehr. Wir haben aber so viel Qualität in der Mannschaft – es ist egal, mit wem ich spiele. Nächsten Samstag in Mainz müssen wir wieder so eine Leistung abrufen. Peter Bosz (Trainer Bayer 04 Leverkusen): Wir waren heute in vielen Bereichen nicht gut, das habe ich schon nach zehn Minuten gesehen. Deswegen haben wir früh die Spielweise umgestellt. Die Feldbesetzung war dann etwas besser, aber die Großchancen hatte Frankfurt. Die Eintracht hat verdient gewonnen.
|
Bericht und Fotos von www.eintracht.de