VfB Stuttgart - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2020/2021 - 7. Spieltag
2:2 (2:0)
Termin: 07.11.2020, 15:30 Uhr
Zuschauer: ./.
Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)
Tore: 1:0 Gonzalez (17., Foulelfmeter), 2:0 Castro (37.), 2:1 Silva (61.), 2:2 Abraham (75.)
VfB Stuttgart |
Eintracht Frankfurt |
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Nach deutlicher Steigerung Die Eintracht kommt nach einem 0:2-Pausenrückstand beim VfB Stuttgart auf 2:2 zurück. Silva (61.) und Abraham (75.) treffen nach zwei Vorlagen von Barkok. Die Ausgangslage lag auf der Hand: Stuttgart als direkter Tabellennachbar lag punktgleich sechs Tore entfernt, weshalb ein Auswärtserfolg ein Vorrücken in die obere Tabellenhälfte bedeutet hätte. Für dieses Unterfangen hatten sich kurz vor dem Anpfiff in Bad Cannstatt zwei personelle Fragezeichen aufgelöst sowie ein neues ergeben: Daichi Kamada war nach Oberschenkelproblemen unter der Woche rechtzeitig fit für einen Einsatz von Anfang an geworden und Filip Kostic stand nach ausgeheilter Bänderverletzung erstmals seit dem zweiten Spieltag im Aufgebot. Dagegen musste Sebastian Rode wegen einer leichten Sehnenreizung im Gesäß kurzfristig passen. Der im zentralen Mittelfeld nachrückende Dominik Kohr blieb der einzige Neue in der Startelf im Vergleich zum 1:1 gegen Werder Bremen eine Woche zuvor. Karten offen, die Visiere auch Nachdem alle Karten auf dem Tisch lagen, blieben auch die Visiere vom Start weg geöffnet. Insbesondere Almamy Toure erwies sich im Vorwärtsgang als Aktivposten, als zwei seiner sieben Hereingaben André Silva und Bas Dost fanden. Den Kopfball des Portugiesen fing Stuttgarts Schlussmann Gregor Kobel sicher (6.), der Niederländer schoss aus nächster Nähe und spitzestem Winkel am kurzen Pfosten vorbei (14.). Dazwischen lag die erste Chance für die ein ums andere Mal blitzschnell umschaltenden Schwaben, als Gonzalo Castro knapp am Kreuzeck vorbeischoss (10.). Nach dieser schwungvollen Anfangsviertelstunde setzte es für die Gäste teilweise selbstverschuldet den ersten Dämpfer, als Toure Niclás Gonzáles im Strafraum zu Fall brachte (16.) und der Argentinier den fälligen Elfmeter selbst zur VfB-Führung verwandelte (17.). Auch wenn Silva wenig später einen Querpass abfing, Dost bediente, dieser auf Daichi Kamada ablegte und dieser haarscharf verzog (21.), hatte der Rückstand in der Folge eine gewisse Bremswirkung. Abschlüsse blieben Mangelware, wenngleich die Hausherren gerade nach Kontern immer gefährlicher wurden. Ausgerechnet, als sich die Hessen wieder gesammelt zu haben schienen und die Stuttgarter den auf Höhe des Elfmeterpunktes aufgetauchten Kohr im letzten Moment zur Ecke abgrätschte, ließ Castro die Männer mit dem Roten Brustring eines zweites Mal jubeln. Wieder überbrückte der Aufsteiger das Mittelfeld rasend schnell und der Routinier ließ Kevin Trapp diesmal keine Chance (37.). Joker Barkok serviert doppelt Die zweite Halbzeit begann mit einem Doppelwechsel. Wie nach einer Stunde gegen Werder brachte Coach Hütter erneut Aymen Barkok und Amin Younes für Toure und Steven Zuber (46.). Mehr Offensive, mehr Kreativität, mehr Risiko. Welches die Württemberger beinahe genutzt hätten, als Gonzáles nach einem Freistoß einen Tick zu hoch zielte (51.). In der gleichen Sequenz lockte Silva Kobel aus dem Kasten, servierte für Kohr, dessen Versuch jedoch erneut in der gegnerischen Defensive hängen blieb (51.). In dieser Schlagzahl ging es weiter. Erst köpfte Mateo Klimowicz einen ruhenden Ball an die Latte (56.), dann steckte Barkok die Kugel auf Silva durch, der mit seinem fünften Saisontor auf 2:1 verkürzte (61.). Keine Zeigerumdrehung später ließ der zweite Joker aufhorchen: Younes flankte auf Kohr, dessen Kopfball über das Tordach abrollte (62.). In der Folge kamen die Adler dem Ausgleich immer näher. Zunächst reagierte Kobel zwei Mal gegen Silva und Dost im Nachschuss (65.), ehe David Abraham nach einem gefühlvollen Eckstoß von Barkok per Kopf das mittlerweile überfällige 2:2 besorgte (75.) – nebenbei das erste Tor nach einer Ecke beziehungsweise durch einen Abwehrspieler in dieser Saison. Doch auch der VfB versteckte sich weiter nicht und zwang Trapp in Person von Tanguy Coulibaly zur Parade (79.). Dann war es Zeit für die nach Djibril Sow (80.) vierte Einwechslung: Filip Kostic feierte sein Comeback (87.) und hätte beinahe eine Rückkehr nach Maß erlebt. Den strammen Freistoß des Linksaußen parierte Kobel aber zur Ecke (89.), sodass es bei der chancenreichen Punkteteilung blieb. Stimmen zum Spiel Adi Hütter: Wir haben ein absolut gutes Bundesligaspiel zweier Mannschaften gesehen, die hohes Tempo gegangen sind. In der ersten Halbzeit hatte Stuttgart mehr vom Spiel und war auch im Umschaltverhalten konsequenter, besser und griffiger. Wir waren nicht so gut im Spiel, vor dem Tor nicht konsequent genug und haben es verpasst, aus den Fehlern der Stuttgarter Profit zu schlagen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten wir etwas Glück, als Stuttgart den Sack hätte zumachen können. Gemessen am weiteren Verlauf ist das Unentschieden aber gerecht, weil wir viel investiert haben und insgesamt besser im Spiel, weil griffiger und aggressiver, waren. Aymen und Amin haben auf den Außenbahnen zusätzlich für neuen Schwung gesorgt. Rückblickend können wir von einem gewonnenen Punkt sprechen. Zu kritisieren ist es trotzdem, dass wir unsere Leistung nicht über einen längeren Zeitraum abrufen können beziehungsweise es dafür einen Rückstand benötigt. Obwohl – auch wenn ich mich wiederhole – wir auch in der ersten Halbzeit unsere Möglichkeiten hatten. Dass die Mannschaft Mentalität und Charakter besitzt, hat sie heute wieder bewiesen. Nun gilt es, in der Länderspielpause zu regenerieren und uns gut auf die kommenden Spiele vorzubereiten. Sportdirektor Bruno Hübner: Mein Fazit dieses Spiels ist insgesamt positiv, da man nach einem 0:2 in Stuttgart auch erst mal wieder zurückkommen muss. Wir waren nach der Pause sehr dominant und hätten vielleicht sogar noch den Sieg verdient gehabt. Dennoch war es wichtig, dass wir nicht noch das dritte Gegentor bekommen haben. Die Mannschaft musste also auch hinten wachsam bleiben und konnte nicht blind nach vorne stürmen. Der Rückstand war schlecht für uns und hat uns nicht gerade in die Karten gespielt. Trotzdem hatten wir im Anschluss auch unsere Chancen auf das 1:1, konnten diese aber nicht nutzen. Wir waren insgesamt nicht so richtig in den Zweikämpfen drin, was wir für unser Spiel dringend brauchen. Nach der Pause ist uns das deutlich besser gelungen. Die gesamte Mannschaft hat sich nach der Pause stark verbessert gezeigt, wir haben aber auch von den positiven Elementen der eingewechselten Amin Younes und Aymen Barkok profitiert. In der zweiten Hälfte haben wir wieder an uns geglaubt und sind dann auch entsprechend anders aufgetreten. Das Remis heute gegen die hungrige, junge Mannschaft aus Stuttgart fühlt sich insgesamt besser an als manch anderes Unentschieden bisher. Liegen gelassen haben wir Punkte eher in anderen Partien, zehn Punkte zum jetzigen Zeitpunkt sind unter dem Strich okay. Makoto Hasebe: Wir haben leider wieder zwei unterschiedliche Gesichter gezeigt. Der erste Durchgang war ehrlich gesagt katastrophal von uns. Nach der Pause sind wir dann aber auch gut zurückgekommen. Nach diesem Spiel müssen wir unter dem Strich mit dem Ergebnis zufrieden sein. Klar ist aber, dass wir uns noch deutlich steigern müssen. Wir haben dem VfB diesen Elfmeter geschenkt, damit haben wir es ihnen viel zu einfach gemacht. Das war allerdings nicht die einzige Szene, wir waren insgesamt einfach zu passiv. Glücklicherweise haben wir das nach der Pause deutlich besser gemacht. In der Halbzeitpause haben wir gesagt, dass wir trotz der schlechten Leistung auch einige gute Chancen hatten. Wir haben gesagt, dass wir aggressiver sein müssen und insgesamt die Leidenschaft gefehlt hat. Mit Aymen Barkok können wir sehr zufrieden sein, er hat unserem Spiel mit seiner Schnelligkeit und seiner Stärke im Eins-gegen-eins gutgetan. Das hat uns sehr weitergeholfen. Kevin Trapp: Leider wie so häufig sind wir am Anfang nicht in die Zweikämpfe gekommen. So kamen die Qualitäten des VfB zum Tragen, um uns auszuspielen. Wenn wir nicht in die Zweikämpfe kommen, tun wir uns gegen jeden Gegner schwer. Nach dem 0:2 haben wir in der zweiten Halbzeit – ebenfalls wie so häufig – Moral bewiesen und die Attribute abgerufen, die uns auszeichnen. Wie vergangene Woche, haben die Einwechslungen von Amin und Aymen unserem Spiel gutgetan, gerade durch ihre Dribbelstärke. Bisher haben wir sicher vier bis sechs Punkte verschenkt. Jetzt geht es zur Nationalmannschaft. Das ist immer wieder etwas Besonderes und ich freue mich dabei zu sein. Martin Hinteregger: Schon letzte Woche haben wir im Grunde zwei Punkte verloren, heute fühlt es sich wieder ähnlich an. Wir haben zwei Treffer hergeschenkt, weil wir einfach nicht aufmerksam waren und zu viele Konter zugelassen haben. Ich glaube, über das gesamte Spiel hatten wir ein paar Vorteile und hätten sogar noch als Sieger vom Platz gehen können. Großen Respekt an Stuttgart, es war ein unterhaltsames Spiel, solche Spiele machen uns auch als Spielern Spaß. Es war klar, dass wir sie mit ihrer Schnelligkeit nicht über 90 Minuten von unserem Tor würden fernhalten können, der VfB hat viel Qualität. Das waren heute zwei Teams, die Fußball spielen und sich nicht hinten reinstellen wollen. Es war ein interessantes Spiel, ich würde mir wünschen, dass mehr Mannschaften so offensiv agieren. Aymen Barkok: Mit zwei Assists kann ich gut leben. Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft damit zum Punktgewinn verhelfen konnte. Vor dem Spiel wollten wir natürlich mit drei Punkten zurückkehren, nun müssen wir dem nach 0:2-Rückstand mit einem Punkt leben. Ich habe schon vor dem Spiel gesagt, dass Stuttgart eine gute, junge Mannschaft hat, aber auch wir unsere Stärken haben, weshalb während der 90 Minuten viel passieren und es offensiv zugehen wird. So ist es gekommen. Es gilt, positiv zu bleiben, wir werden uns schon das Quäntchen Glück erarbeiten. Ich würde nicht sagen, dass wir immer einen Rückstand benötigen, um wach zu werden. Das ist von Spiel zu Spiel unterschiedlich, denn gegen Bielefeld und Köln war auch die erste Halbzeit gut. Es geht voran, wir müssen Gas geben und uns endlich belohnen! Pellegrino Matarazzo (Trainer VfB Stuttgart): Wir haben etwas Zeit benötigt, um reinzukommen. Die Eintracht hat anders verteidigt als erwartet. Ich bin zufrieden damit, wie wir danach die Räume bespielt haben. Nach dem 2:1 waren wir zu passiv, die Eintracht wurde aggressiver. Nach dem 2:2 waren wir wieder gut im Spiel und sind besser mit dem Ball umgegangen. Mit dem Punkt können wir gegen eine erfahrene und ambitionierte Mannschaft zufrieden sein, auch wenn es etwas wehtut.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de