FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 2019/2020 - Halbfinale

2:1 (1:0)

Termin: 10.06.2020, 20:45 Uhr
Zuschauer: ./.
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 1:0 Perisic (14.), 1:1 da Costa (69.), 2:1 Lewandowski (74.)

 

 

>> Spielbericht <<

FC Bayern München
Eintracht Frankfurt

  • Neuer
  • Pavard
  • J. Boateng
  • Alaba
  • Davies
  • Kimmich
  • Goretzka
  • Coman
  • T. Müller
  • Perisic
  • Lewandowski

 


  • Trapp
  • Abraham
  • Hinteregger
  • Ndicka
  • Toure
  • Ilsanker
  • Chandler
  • Kohr
  • Rode
  • Gacinovic
  • Silva

 

Wechsel
  • Thiago für Perisic (61.)
  • Hernandez für Coman (61.)
  • Javi Martinez für Goretzka (86.)
Wechsel
  • Kamada für Gacinovic (66.)
  • da Costa für Toure (66.)
  • Dost für Kohr (77.)
  • Torro für Ilsanker (77.)
Trainer
  • Hans-Dieter Flick
Trainer

 

 

Aus im Halbfinale

Losgelöst von den gerade in der Bundesliga ungleichen Kräfteverhältnissen standen sich Mittwochabend zwei Kenner ihres Fachs gegenüber. Während der FC Bayern neben 19 DFB-Pokalsiegen überhaupt im elften Jahr in Folge im Halbfinale stand, fand sich Eintracht Frankfurt, mit fünf Cupgewinnen an dritter Stelle, immerhin zum dritten Mal innerhalb der vergangenen vier Spielzeiten in der Vorschlussrunde wieder.

Chandler für Kostic, Sonderrolle für Kohr

Während die Hausherren im Vergleich zum 5:2 am 27. Spieltag, nebenbei ebenso geleitet von Marco Fritz, unverändert antraten, musste Adi Hütter in seinem 100. Pflichtspiel seit Amtsantritt den rotgesperrten Topscorer Filip Kostic sowie Gelson Fernandes ersetzen. Statt dem Schweizer kam Dominik Kohr zu seinem vierten Startelfeinsatz in Folge, der je nach Bedarf das zentrale oder rechte Mittelfeld beackerte. Den Serben vertrat Timothy Chandler auf der linken Außenbahn. Nach der Heimniederlage gegen Mainz rotierten Makoto Hasebe, Daichi Kamada und Bas Dost auf die Bank, dafür kehrten Evan Ndicka in die linke und Kapitän David Abraham die rechte Innenverteidigung zurück. Die Umstellung spülte Stefan Ilsanker ins defensive Mittelfeld. Mijat Gacinovic begann diesmal nicht neben, sondern anstelle von Kamada hinter der einzigen Spitze André Silva.

Schmeichelhafter Pausenrückstand

Eines wurde in der Allianz Arena schnell deutlich: Unterschätzen würden die Bayern den Außenseiter aus Hessen nicht. Die Hausherren drückten vom Anstoß weg aufs Gaspedal und hätten zur Halbzeitpause durchaus höher als 1:0 führen können. Bevor Ivan Perisic nach einem Ballgewinn und Chipball von Thomas Müller unbedrängt zur Münchner Führung einköpfte (14.), hatte Kohr nach einer Ecke einen Kopfball von Müller auf der Linie klären können (6.) und Robert Lewandowski einen Müller-Querpass alleinstehend zwei Meter vor dem leeren Kasten um Zentimeter verpasst (8.). Erst nachdem Kingsley Coman fast ebenso auf sich gestellt am langen Pfosten am schon geschlagenen Kevin Trapp, aber auch am Kasten vorbeizielte (25.), konnten die Gäste ihrerseits erste fußballerische Zeichen setzen. Allein, mögliche Gegenstöße versandeten aufgrund eigener Ungenauigkeit oder rechtzeitigen Rückzugsverhaltens des Rekordpokalsiegers. Nachdem Trapp nochmals gegen Lewandowski zur Stelle war (31.), behielten die Adler ihre Gegenspieler zwar weitgehend im Auge, ohne die durchgängige Dominanz des FCB allerdings gefährden zu können.

Wechsel mit Folgen

Nachdem Frankfurt in den ersten 45 Minuten drei Aktionen im gegnerischen Strafraum verzeichnet hatte, vermittelten sie mit Wiederanpfiff eine wesentlich größere Präsenz jenseits der Mittellinie. Die Roten sahen sich einem ungleich höheren und aggressiveren Anlaufverhalten ausgesetzt und kamen außer einem von Trapp entschärften Abschluss von Joshua Kimmich (58.) zu keiner nennenswerten Möglichkeit. Die sich verschiebenden Kräfteverhältnisse zwangen beide Trainer nach einer Stunde zu einem Doppelwechsel. Während Hansi Flick seine Flügelzange durch nominell defensivere Akteure austauschte, schickte Adi Hütter Kamada und Danny da Costa ins Rennen. Eine Entscheidung mit unmittelbaren Folgen, weil der Japaner drei Minuten nach seiner Einwechslung im Zusammenspiel mit Chandler zwei Gegenspieler stehen ließ und anschließend unter Mithilfe der Hintermannschaft für den heranrauschenden da Costa servierte, der die Kugel humorlos in die Maschen knallte (69.). Im Gegenzug scheiterte Müller am erneut aufmerksamen Trapp (73.). Doch nur wenige Augenblicke später schlug der Gastgeber endgültig zurück, als Alphonso Davies über den rechten Halbraum entwischt war und Lewandowski mustergültig zum 2:1 auflegte (73.). Die vermeintliche Abseitsstellung des Vorlagengebers revidierte Video Assistant Referee Bibiana Steinhaus nachträglich (74.). Dennoch: Die Adlerträger fuhren die Krallen aus, ließen nichts unversucht, während beim Branchenprimus längst nicht mehr jede Aktion mit größter Selbstverständlichkeit gelang.

Ins Wanken gebracht

Auch wenn die Eintracht vom Glück sagen konnte, nach der ersten Halbzeit überhaupt noch in Schlagdistanz gelegen zu haben, gebührt dem couragierten Auftritt nicht dem Seitenwechsel nicht weniger Respekt wie der kurzfristig auf die Beine gestellten Aktion #blacklivesmatter. Auch wenn in der K.-o.-Phase die Höhe einer Niederlage unerheblich ist – Frankfurt machte es dem seit 21 Spielen ungeschlagenen Kontrahenten so schwer wie wenige Mannschaften zuvor. Berlin ist nun für ein Jahr aufgeschoben, der Fokus gilt nun voll und ganz auf dem Ligaendspurt. Ein Auftreten wie in der zweiten Halbzeit vorausgesetzt muss der Klassenerhalt lieber früher als später in trockenen Tüchern sein. Angefangen ausgerechnet am Samstag in der Hauptstadt – bei Hertha BSC.

Stimmen zum Spiel

Sportvorstand Fredi Bobic: Die Bewegung #blacklivesmatter finde ich richtig gut. Auch wir konnten zum richtigen Zeitpunkt ein Statement setzen, in sehr klarer Form durch das Trikot. Indeed, unser Hauptsponsor aus den USA, lebt Vielfalt vor. Davon habe ich mir schon oft einen Eindruck live vor Ort machen können. Eintracht Frankfurt steht schon sehr lange für Vielfalt. Das hat rundum gepasst. Wir wollten heute zeigen, für was wir und die Jungs stehen. Die Jungs haben das Trikot mit Stolz getragen. Der Sport hat die Kraft, Brücken zu bauen. Diese Brücken versuchen wir durch solche Aktionen empfänglich für die große Öffentlichkeit zu machen. Ich bin froh, dass das so positiven Anklang findet.

Cheftrainer Adi Hütter: Bayern war die erste Halbzeit klar besser. Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, haben keinen Druck aufgebaut, waren zu passiv, sind nur hinterhergelaufen und haben nach Ballgewinnen das Leder zu schnell verloren. Beim 0:1 kann man es an verschiedenen Stellen besser verteidigen. Nach der Pause haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Das 1:1 von Danny freut mich besonders für ihn. Es war eine schwierige Situation für ihn, nach allen Spielen in der Vorsaison hatte er seinen Stammplatz ein bisschen verloren. Er hat aber nie aufgegeben, sich im Training immer angeboten. Ich habe gespürt, dass er bereit ist, eventuell von Anfang an zu spielen. Das Tor zum 1:2 ist unglücklich, weil wir nach der Pause die bessere Mannschaft waren. Kompliment, wie wir aufgetreten sind, wir hatten phasenweise sogar mehr Ballbesitz. Wir sind enttäuscht, aber sehr stolz, denn das hätten uns nicht viele zugetraut.

Sebastian Rode: Das 2:1 war der Nackenschlag. Bayern hat sich dann defensiv wieder gefangen. Aber wir haben einen guten Fight geliefert und uns in der zweiten Halbzeit gesteigert. Nach der Pause haben die Bayern nachgelassen, wir waren besser im Spiel und haben uns mehr zugetraut. Das war gut für unser Spiel. Wir haben noch vier wichtige Spiele in der Liga. Nach dem 0:2 gegen Mainz war es wichtig, eine Reaktion zu zeigen. Die Leistung aus der zweiten Halbzeit müssen wir weiter abrufen.

Martin Hinteregger: Wir haben ein gutes Spiel gezeigt und hatten Bayern am Rand einer Niederlage. Die erste Hälfte war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Nach der Pause waren wir stark, so stellen wir uns das vor. Bitter, dass wir mit zwei Chancen der Bayern ein Gegentor bekommen. Wir haben mutiger nach vorne verteidigt, dann kann man auch Bayern zu Fehler zwingen. Am Samstag bei Hertha BSC wird es ein ganz anderes Spiel. Wir müssen auftreten wie in der zweiten Halbzeit.

Kevin Trapp: In der ersten Halbzeit hatten wir etwas zu viel Respekt, vielleicht, weil uns die Bayern hier erst vor zweieinhalb Wochen noch dominiert haben. Aber in der zweiten Halbzeit sind wir wesentlich mutiger aufgetreten, haben viele Chancen kreiert und waren gefährlich. Nach dem folgerichtigen Ausgleich kassieren wir im Gegenzug unglücklich das Gegentor, bei dem noch alle gehofft haben, dass es Abseits war. Insgesamt war es eine gute Leistung, von der wir uns zwar nichts kaufen können, aber auf der wir aufbauen können. Wenn wir Aggressivität, Leidenschaft und Emotionen in unser Spiel bringen, können wir gegen jede Mannschaft bestehen. Die Schwankungen sind in dieser Saison offensichtlich, aber auch schwer zu erklären. Wenn wir es wüssten, würden wir es abstellen. Trotz allem muss es unser Ziel sein, die nächsten vier Spiele zu gewinnen. Wir sind mit allen kommenden Gegnern auf Augenhöhe. Es freut mich für Danny, der zuletzt weniger gespielt hat, weil er sich im Training immer voll reinhaut. Er will sich dem Trainer zeigen, hat heute die Chance bekommen und sich mit dem Tor gleich belohnt.

 

>> Spieldaten <<

 

Bericht und Fotos von www.eintracht.de



 

© text, artwork & code by fg