Eintracht Frankfurt - FC Augsburg

Bundesliga 2019/2020 - 21. Spieltag

5:0 (1:0)

Termin: 07.02.2020, 20:30 Uhr
Zuschauer: 48.800
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)
Tore: 1:0 Chandler (37.), 2:0 Chandler (48.), 3:0 Silva (56.), 4:0 Kostic (89.), 5:0 Kostic (90.)

 

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Eintracht Frankfurt
FC Augsburg

  • Trapp
  • Toure
  • Abraham
  • Hinteregger
  • Ndicka
  • Ilsanker
  • Gacinovic
  • Kohr
  • Chandler
  • Kostic
  • Silva

 


  • Koubek
  • Jedvaj
  • Gouweleeuw
  • Uduokhai
  • Max
  • Khedira
  • Baier
  • M. Richter
  • Vargas
  • Finnbogason
  • Niederlechner

 

Wechsel
  • Hasebe für Abraham (29.)
  • Rode für Gacinovic (65.)
  • Paciencia für Silva (84.)
Wechsel
  • Löwen für Finnbogason (65.)
  • Lichtsteiner für Jedvaj (74.)
  • Sarenren Bazee für Richter (81.)
Trainer Trainer
  • Martin Schmidt

 

 

Chandlers Doppelpack ebnet den Weg

Eintracht gewinnt gegen den FC Augsburg mit 5:0 (1:0) und bleibt im Jahr 2020 ungeschlagen.

Vor dem Spiel stand der FC Augsburg einen Punkt vor der Eintracht, die mit drei Siegen aus vier Pflichtspielen in das Jahr 2020 gestartet war. Die Bilanz gegen die Fuggerstädter ist dagegen weniger positiv, nur drei Siege aus 15 Bundesliga-Partien standen zu Buche. Der FCA hatte der SGE zudem in den vergangenen beiden Kalenderjahren jeweils die erste Pflichtspiel-Niederlage zugefügt.

Personal: Neue Mittelfeldachse

Im Vergleich zum Sieg unter der Woche im DFB-Pokal hatte sich zumindest das zentrale Mittelfeld bei den Adlerträgern verändert. So rotierten Sebastian Rode, Djibril Sow und Makoto Hasebe auf die Bank, dafür standen der ehemalige Augsburger Dominik Kohr und Winter-Zugang Stefan Ilsanker erstmals in dieser Saison in der Startelf. Hasebe kam dann unplanmäßig nach 29 Minuten auf den Platz. Djibril Sow bekam eine Pause, wodurch Mijat Gacinovic in die offensive Zentrale rückte. Timothy Chandler besetzte dieses Mal von Beginn an den Posten auf der rechten Außenbahn.

Eintracht effizient

„Es wird ein Geduldsspiel“, sagte Eintracht-Legende Uwe Bein nach 20 Minuten am Mikrofon von EintrachtFM. Bis dahin hatten die Adlerträger vor 48.800 Zuschauern insbesondere über Kostic und Chandler schon gefühlte 100 Flanken geschlagen, es fehlte aber an Genauigkeit. So gab es bis dato keine Tormöglichkeit für die Elf von Adi Hütter, während auf der anderen Seite Vargas Trapp zu einer Glanzparade zwang (9.). Die Frankfurter kamen zwar immer besser ins Spiel, Augsburg zeigte derweil seine gewohnte Stärke im Umschaltspiel – ohne Ertrag auf beiden Seiten. Nach 29 Minuten musste Adi Hütter reagieren, David Abraham ging angeschlagen vom Feld. Stefan Ilsanker rückte in die Innenverteidigung, Makoto Hasebe kam ins Spiel und ging auf die alleinige Sechserposition. Kurz danach hatte die Eintracht die erste Gelegenheit. Chandler köpfte nach einer Ndicka-Flanke aus kurzer Distanz aufs Tor, Koubek fischte das Leder aus dem Eck. In der 37. Minute machte es Chandler besser, dieses Mal mit dem Fuß. Dominik Kohr spielte dem Eintracht-Eigengewächs in den Lauf und dieser nagelt das Leder unter die Latte. Bemerkenswert an dieser Kombination: Chandler traf im dritten Bundesliga-Spiel in Folge, Kohr kam zu seinem ersten Assist seit dem Hinrundenspiel. Augsburg antwortete mit Niederlechner, der Ilsanker im Fünfer ausspielte und Trapp aus spitzem Winkel forderte (40.). Trapp blieb auch mit einer sensationellen Fußabwehr gegen Finnbogason Sieger (45.). Zwischenzeitlich hätte Silva erhöhen können, sein Abschluss aufs kurze Eck war jedoch zu harmlos (42.).

Schnelle Entscheidung

Die zweite Hälfte begann nach Plan für die Eintracht. Chandler schnürte den ersten Doppelpack seiner Profikarriere, in dem er eine Kostic-Ecke am kurzen Pfosten artistisch unter die Latte köpfte (48.). Vorlagengeber Kostic betätigte sich auch acht Minuten später als Assistent, als er von Gacinovic auf die Reise geschickt wurde. Es folgte eine butterweiche Flanke des Serben auf den Kopf des völlig freistehenden Silvas, der keine Mühe hatte (56.). Augsburg versuchte weiterhin mitzuspielen, die Eintracht hatte aber nun die Partie im Griff. Das letzte Viertel der Partie plätscherte dahin, der deutliche Sieg geriet nicht mehr in Gefahr, auch wenn Chandler nochmal auf der Linie rettete (86.). Zumal die Adlerträger in der Schlussphase noch zwei sehenswerte Treffer nachlegten. Toure flankte auf Kostic - 4:0 (89.); und der Serbe legte nochmal nach, keine 60 Sekunden später. Rode erkämpfte sich den Ball im Zweikampf, legte ab auf Paciencia, der das Leder quasi für Kostic stoppte. Die Nummer 10 schob aus kurzer Distanz ein.

Fazit: Verdienter Erfolg nach zähem Start

Die Führung zur Pause war glücklich, denn Augsburg hatte mehr klarere Chancen. Dass es dennoch 1:0 stand, hatten die Adlerträger Torschütze Timothy Chandler und Torhüter Kevin Trapp zu verdanken. Binnen acht Minuten nach der Pause machte die Eintracht den Sack zu. Danach ließen die Frankfurter nichts mehr anbrennen und kontrollierten die Partie, Uwe Bein fasste es so zusammen: „In der ersten Halbzeit war es etwas kalt, nach der Pause war es erwärmend.“ Kurz vor Schluss krönte Filip Kostic seine erneut starke Leistung mit zwei Treffern zum letztlich etwas zu hoch ausgefallenen Erfolg.


Stimmen zum Spiel

Sportvorstand Fredi Bobic: Es war ein toller Auftritt gegen einen Gegner, der uns eher nicht so liegt. Es war ein wichtiger Sieg für uns, denn wir müssen in der Tabelle einiges gutmachen. Wir hatten endlich mal eine Pause und konnten uns im Winter erholen, was das Team einfach mal gebraucht hat. Man braucht auch das Spielglück, die Mannschaft hat sich diesen Erfolg heute aber auch verdient. Wir hatten einige tolle Aktion nach vorne und waren in der zweiten Hälfte überragend. Häufig hatten wir vier Spieler im Strafraum und konnten es dann super ausspielen. Mijat Gacinovic musste mit Übelkeit ausgewechselt werden, er hat bis dahin aber ein überragendes Spiel gemacht.

Vorstandsmitglied Axel Hellmann: Ohne unseren Torhüter wäre das Spiel anders gelaufen, das muss man in der Dramaturgie sehen. Eine Sache finde ich spannend: Den Kraftakt, den wir aufgewendet haben, um die sieben nicht gewonnenen Spiele vor der Winterpause zu kompensieren. Wir sind wieder in der Spur. Dass wir rotieren und von der Bank nachlegen können, stimmt mich hoffnungsfroh.

Cheftrainer Adi Hütter: Über 90 Minuten gesehen war das ein absolut verdienter Sieg. In der ersten Halbzeit können wir uns bei Kevin Trapp bedanken, dass wir im Spiel geblieben sind. Im ersten Durchgang hat die Emotionalität gefehlt. Das 2:0 durch Timmy Chandler war der Schlüssel. Danach waren wir kombinations- und offensivfreudig. Das ist bemerkenswert für das dritte Spiel binnen sechs Tagen. Deshalb hat sich die Mannschaft zwei freie Tage verdient. Das ist der beste Rückrundenstart seit 1970 und sicherlich nicht selbstverständlich. Der Gegentorschnitt von über zwei Toren pro Spiel war zu viel. Deshalb haben wir mit Martin und David zwei schnelle, kopfballstarke und zweikampfstarke Innenverteidiger gewählt. Stefan Ilsanker hatte ein tolles Startelfdebüt, erst auf der Sechserposition und dann als Innenverteidiger. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass wir zu null gespielt haben. Am Ende des Tages geht es um die Eintracht, um das Team. Die Richtung stimmt.

Timothy Chandler: Das war ein perfekter Freitagabend für uns und die Fans. Normalerweise erziele ich nie mehr als zwei Tore pro Saison, in diesem Jahr sind es jetzt schon vier. Hoffentlich kommen noch ein paar dazu. Unter der Woche habe ich mit den Jungs noch gescherzt, dass mein „Tor-Jahr“ mit dem zweiten Tor schon wieder gelaufen ist (lacht). Das zweite Tor war keine einstudierte Variante, ich bin nur an den kurzen Pfosten gegangen, weil David Abraham nicht mehr auf dem Platz war. Der erste Doppelpack in meiner Karriere, ich bin überglücklich mit dem Ergebnis und meiner Ausbeute. Ich habe eine Tochter, die mich auf Trab hält. Ich habe Selbstvertrauen, bin öfter vor dem Tor, das macht einfach Spaß. Ich freue mich, dass es momentan so gut läuft. Ich hatte mit Filip darüber gesprochen, dass es schwer zu verteidigen ist, wenn der Ball auf den zweiten Pfosten kommt. Nach dem 2:0 haben wir es gut zu Ende gespielt. Es zeigt sich, dass wir im Winter gut gearbeitet haben. Alle sind topfit. Silva ist nicht sauer über den Torklau. Ich habe ja zwei gemacht, eins für ihn und eins für mich (lacht).

Kevin Trapp: Timmys erster Doppelpack waren wichtige Tore für ihn und für uns. Er war lange verletzt, hat sich die Chance verdient und zahlt sie mit Leistung zurück. Wir stehen stabiler, sind aggressiv in den Zweikämpfen und lassen wenig zu. Wir haben es im Trainingslager angesprochen, öfter ohne Gegentor bleiben zu wollen. Wir haben weiter Selbstvertrauen getankt, es geht immer weiter. Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn ich einen Ball halten darf. Die Punkte tun uns gut. Aber höhere Ziele zu formulieren, wäre aktuell vermessen. Wir müssen die Konzentration hochhalten. Jetzt spielen wir gegen Dortmund, die hohe Ziele haben. Wir müssen uns gut vorbereiten und regenerieren nach den anstrengenden Wochen. Wenn wir auftreten wie in dieser Woche, können wir jedem Gegner Probleme bereiten.

Stefan Ilsanker: Man kann schwer in Worte fassen, wie dieser Abend mit den Fans hier für uns war. Während des Spiels hatten wir trotzdem noch ein paar Sachen dabei, die wir besser machen müssen. Aber am Ende haben wir sicherlich ein überragendes Spiel gemacht. Es waren zwei aufregende Wochen für mich. Erst der Wechsel auf den letzten Drücker, dann mein erster Einsatz ohne Training mit der Mannschaft und heute so ein Startelfdebüt.

Martin Schmidt (Trainer FC Augsburg): Wir haben das 0:1 vor der Pause nicht gut verteidigt. Die zweite Hälfte war unsere schlechteste Halbzeit in diesem Jahr. Wir haben uns in Sachen zweite Bälle, Zweikampfführung und am Ende auch Mentalität den Schneid abkaufen lassen. Unser Torhüter hat uns vor einem 0:8, 0:9 bewahrt. Wenn alle Spieler nicht überzeugen, liegt das an der Einstellung und der Konzentration.

Alfred Finnbogason (FC Augsburg): Nach so einem Spiel herrscht natürlich keine gute Stimmung. Das ist schwer für alle und die Rückfahrt nach Augsburg wird jetzt ziemlich lang. Das Spiel lief sicherlich nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. In der ersten Halbzeit waren wir nicht so schlecht und es lief noch ganz gut, aber wir haben ein paar Mal die falschen Entscheidungen getroffen. Dann macht Frankfurt das 1:0 und zeigt die Effektivität, die uns gefehlt hat.


Nicht zurücklehnen, aber genießen

Nicht nur „Air Chandler“ setzt seinen Höhenflug fort. Sportvorstand Bobic spricht nach dem 5:0 gegen Augsburg von einem Statement. Allein am Flutlicht kann es nicht liegen.

Vor zwei Tagen, im Rahmen der obligatorischen Spieltagspressekonferenz, hatte sich die anwesende Journalistenrunde den Jux erlaubt, den nächsten Gegner FC Augsburg auf der Magnettafel auf Tabellenplatz zwei zu schieben. Die Botschaft dahinter leuchtete ein, wie Adi Hütter kurz darauf selbst aufzeigte: „Auffällig ist, dass wir in der vergangenen Saison gegen die Topteams kaum und gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte fast voll gepunktet haben. Momentan gestaltet es sich eher andersrum“, nahm der Cheftrainer die mentale Hilfestellung mit Humor zur Kenntnis und fügte an: „Das wollen wir ändern.“ Mit der Leidenschaft aus den Leipzig-Duellen statt der Destruktivität aus Düsseldorf.

Die neue alte Gier

Oder wie am Dienstag noch der leidtragende Julian Nagelsmann anerkannt hatte: „Frankfurt war galliger.“ So wie Frankfurt-Schreck Martin Schmidt, der zuvor fünf von acht Vergleichen mit der SGE gewonnen hatte, seinen Mannen im zweiten Durchgang kollektives Versagen vorwarf, war Trainerkollege Hütter umso erfreuter, wie die Adler nach dem Seitenwechsel die Krallen ausfuhren. „In der ersten Halbzeit hat noch die Emotionalität gefehlt.“ Welche sich aber spätestens, als die Hessen auf die Nordwestkurve zustürmten, vom Publikum auf die Profis übertrug. Und bei manch einem scheinbar das Schmerzempfinden beeinträchtigte. So hatte sich Mijat Gacinovic noch in der Halbzeitpause trotz Magenproblemen gegen eine Auswechslung gewehrt, ehe das heutige Geburtstagskind Mitte des zweiten Durchgangs Platz für Sebastian Rode machte, der im DFB-Pokal seinerseits eine Gesichtsverletzung davon getragen hatte. Und in der Nachspielzeit mit einem energischen Ballgewinn den 5:0-Endstand einleitete. Während die für ihre Puppenkiste berühmten Augsburger wie Marionetten wirkten, denen jemand die Schnüre abgetrennt hatte, waren „wir nach dem 2:0 kombinations- und offensivfreudig“, bemerkte Coach Hütter den zehnten Frankfurter Kopfballtreffer, Topwert in dieser Bundesligasaison, als Schlüsselszene für den am Ende höchsten Sieg in dieser Spielzeit. Auf den Doppeltorschütze Chandler ebenso großen Einfluss hatte wie Filip Kostic mit vier direkten Torbeteiligungen. Das war zuvor weder dem umfunktionierten wie gelernten Außenstürmer gelungen.

Ilsanker gleich Fixpunkt

Vor der Pause wiederum stand weniger die Flügelzange als die Defensivzentrale im Mittelpunkt. „In der ersten Halbzeit können wir uns bei Kevin Trapp bedanken, dass wir im Spiel geblieben sind“, wusste Hütter im Nachgang den Spielverlauf ebenso einzuordnen wie Vorstandsmitglied Axel Hellmann: „Ohne unseren Torhüter wäre das Spiel anders gelaufen.“ Ordentlich und von allen Akteuren mit 11,72 Kilometern am meisten gelaufen ist auch Dominik Kohr, der im dritten Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Klub in Folge einen Treffer vorbereitete. Erst an der Seite und nach einer halben Stunde vor Stefan Ilsanker, weil der Winterneuzugang nach der verletzungsbedingten Auswechslung David Abrahams in die Innenverteidigung und Makoto Hasebe ins defensive Mittelfeld rückte. „Stefan Ilsanker hatte ein tolles Startelfdebüt. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass wir zu null gespielt haben“, lobte Hütter seinen Landsmann, der mit 90 Ballkontakten und 62 angekommenen Pässen in dieser Hinsicht den dominantesten Part am Freitagabend, dem 17. ungeschlagenen seit 18 Spielen, einnahm.

Entspanntes Wochenende

Und damit seinen Teil dazu beitrug, dass beim planmäßigen Überholmanöver gegen die Fuggerstädter die einzigen Ausrutscher die auf dem durchnässten Rasen blieben. Weshalb Hütter in Anbetracht des besten Rückrundenstarts der einträchtigen Bundesligageschichte und den bevorstehenden Englischen Wochen zwei freie Tage gewährte, während denen sich die Frankfurter Fußballer nach dem gelungenen Eröffnungsspiel den 21. Spieltag in aller Ruhe ansehen können. „Die Punkte tun uns gut. Aber höhere Ziele zu formulieren, wäre aktuell vermessen. Wir müssen die Konzentration hochhalten“, weiß Rückhalt Trapp vorsichtig optimistisch. Gemäß der Devise: Nicht zurücklehnen, aber genießen.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de








 

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