Eintracht Frankfurt - RB Leipzig

DFB-Pokal 2019/2020 - Achtelfinale

3:1 (1:0)

Termin: 04.02.2020, 18:30 Uhr
Zuschauer: 47.400
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Silva (17., Handelfmeter), 2:0 Kostic (51.), 2:1 Olmo (69.), 3:1 Kostic (90.+5)

 

 

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Eintracht Frankfurt
RB Leipzig

  • Trapp
  • Toure
  • Abraham
  • Hinteregger
  • Ndicka
  • Sow
  • Hasebe
  • Rode
  • Gacinovic
  • Silva
  • Kostic

 


  • Mvogo
  • Klostermann
  • Upamecano
  • Halstenberg
  • Laimer
  • Nkunku
  • Angelino
  • Sabitzer
  • A. Haidara
  • Poulsen
  • Schick

 

Wechsel
  • Kohr für Rode (78.)
  • Chandler für Gacinovic (81.)
  • Paciencia für Silva (88.)
Wechsel
  • Dani Olmo für Haidara (46.)
  • Werner für Laimer (61.)
  • Lookman für Nkunku (81.)
Trainer Trainer
  • Julian Nagelsmann

 

 

Die Pokalreise geht weiter

Die Eintracht besiegt Leipzig zum zweiten Mal in diesem Jahr und steht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Silva (17.) und Kostic (51., 90.) sorgen für das 3:1.

Ausgangssituation: Junge Erinnerungen

Ausnahmezustand in Frankfurt, denn zum ersten Mal seit zwei Jahren fand ein Heimspiel im DFB-Pokal in der heimischen Commerzbank-Arena statt. So wie die Eintracht die vergangenen drei Pokalheimspiele gegentorlos geblieben war, hatten die Sachsen die vorangegangenen sechs Pokalpartien in der Fremde für sich entscheiden können. Obendrein standen sich im Stadtwald die Finalisten der vergangenen drei Jahre gegenüber. Nach dem 2:0 vor zehn Tagen hatten sich beide Seiten am Samstag mit einem Unentschieden begnügen müssen: Frankfurt beim 1:1 bei Fortuna Düsseldorf, Leipzig mit dem 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach.

Personal: Alter Hase

In der Grundordnung orientierte sich die Eintracht an der zweiten Halbzeit in Düsseldorf, als vor einer Viererabwehrkette Sebastian Rode und Djibril Sow die Achterpositionen bekleidet hatten. Mit dem Unterschied, dass nicht Stefan Ilsanker, sondern Makoto Hasebe den absichernden Sechser gab, während Mijat Gacinovic nach ausgestandenen Adduktorenproblemen anstelle von Timothy Chandler über die rechte Seite kam. Außerdem kehrte Almamy Toure für Danny da Costa als Rechtsverteidiger zurück.

Freigeschwommen

Wie am 19. Spieltag drückten die Sachsen von Beginn an aufs Tempo und den Gastgeber in deren Hälfte. Die Befreiungsaktionen blieben auch aufgrund technischer Ungereimtheiten von kurzer Halbwertszeit, umgekehrt schalteten die Roten Bullen ein ums andere Mal gefährlich um. Nach dem ersten zu hoch angesetzten Warnschuss von Patrick Schick (3.) schoss Amadou Haidara aus halblinker Lage haarscharf vorbei (10.), ehe Kevin Trapp im Eins-gegen-eins mit Schick die Oberhand behielt (10.). Einer der ersten Frankfurter Vorstöße sollte sodann die Ausgangslage zugunsten der Hausherren verändern, als Marcel Halstenberg eine Hereingabe von Filip Kostic an den Arm sprang (14.) und Schiedsrichter Felix Brych auf Hinweis des Videoassistenten auf Elfmeter entschied (17.), den der erstmals in der Rückrunde von Beginn an aufgebotene André Silva sicher im rechten unteren Eck platzierte (17.). Von nun an kam die kämpferische Seite der Adlerträger umso besser zur Geltung, die mit Bissigkeit und Disziplin keine klare Gelegenheit mehr zuließen. Umgekehrt mangelte es weiter an Durchschlagskraft, ein Abschluss Silvas ans Außennetz blieb unmittelbar vor dem Pausenpfiff die einzige nennenswerte Möglichkeit (45.+1).

Ausgehebelt

Den Wiederbeginn hätten sich die Hessen nicht schöner malen können. Die zweite Halbzeit war fünf Minuten jung, als Sebastian Rode gegen aufgerückte Bullen Filip Kostic auf die Reise schickte, der unter Bedrängnis die Nerven bewahrte und ins lange Eck zum 2:0 einschob (51.). Ebenfalls nach einem Angriff über die linke Seite traf der eingerückte Gacinovic im Fallen das Außennetz (58.). Anlass genug für den Herbstmeister, die Drehzahl weiter zu erhöhen, wie Gäste-Coach Julian Nagelsmann mit den Einwechslungen von U21-Europameister Dani Olmo (46.) und Toptorjäger Timo Werner (61.) auch nominell untermauerte. Der Spanier Olmo ließ sich nicht lange bitten und verkürzte Mitte des zweiten Durchgangs aus zentraler Position auf 2:1 (69). Doch Frankfurt ließ sich nicht beirren und legte beinahe Zeugnis seiner Standardstärke ab, als Martin Hinteregger nach einem Freistoß aus dem Halbfeld per Kopf gegen Leipzigs Torhüter Yvon Mvogo den Kürzeren zog (72.). Im Gegenzug verfehlte Christopher Nkunku das Gehäuse nur knapp (79.). Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit setzte der sich in den Rücken der Abwehr gestohlene Werner eine Flanke direkt neben das Gehäuse (89.). Kostic klärte mit dem letzten Gegenstoß die Verhältnisse endgültig (90.+5).

Fazit: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Die Eintracht findet bis auf die Anfangsviertelstunde zu ihrer viel beschworenen taktischen Disziplin zurück und macht ihrem Ruf als K.o.-Mannschaft alle Ehre. Das spielstärkere Leipzig hat nicht weniger Chancen, doch Frankfurt präsentiert sich effizienter und zieht mit der Unterstützung des Publikums in die nächste Runde ein.


Stimmen zum Spiel

Sportvorstand Fredi Bobic: Es war ein verdienter und wichtiger Sieg. Die Mannschaft hat es insgesamt toll gemacht. In den großen Spielen ist sie da. Das sind die Spiele, die wir lieben. Woche für Woche auf diesem Niveau und vor diesen Fans zu spielen – das ist das, was wir wollen und ist 1000-mal besser als den Wettbewerb von der Couch zu verfolgen. Jetzt freuen wir uns auf Augsburg. Das wird ein harter Brocken, den wir voll konzentriert angehen werden.

Cheftrainer Adi Hütter: Wir haben besser gespielt als vor zehn Tagen, aber im Spielaufbau zunächst zu leicht die Bälle verloren. Ich wollte mit dem 4-3-3 Julian überraschen. Das hat geklappt, ich habe eine tolle Leistung gesehen. Marcel Halstenberg verhält sich vor dem Elfmeter unglücklich. Das 2:0 fiel dann nach Plan. Wir können auf das Weiterkommen gegen den Vorjahresfinalisten stolz sein. Wir haben einen Topgegner ausgeschaltet, aber es sind weitere Spitzenteams im Wettbewerb. André Silva hat alleine vorne sehr gut gearbeitet. Wir wollten das Leipziger Aufbauspiel mit drei Mann stören. Sebastian Rode hat einen Cut an der Stirn, der ist mittlerweile angeschwollen. Eine genaue Diagnose kann ich aber noch nicht geben. Ich hoffe, dass der Knochen nichts abbekommen hat. Makoto Hasebe hat länger nicht auf der Sechs gespielt. Mein Plan war, dass er den Raum vor der Abwehr besser schließen sollte. Das hat er sehr gut gemacht. Er wird immer ein Schlüsselspieler für uns sein.

Mijat Gacinovic: Wir waren von der ersten Minute an aggressiv, haben es gut gemacht und kompakt gestanden. Wenn wir gewinnen, ist es egal, auf welcher Position ich spiele. Aber am liebsten agiere ich im Dreier-Mittelfeld in der zentralen Position. Ich hatte keine Schmerzen mehr, alles ist okay. Filip hat überragend gespielt. Wir brauchen seine Sprints auf der linken Seite. André hat sich belohnt und seine Qualität aufblitzen lassen. Am Anfang hat nicht alles geklappt, aber sein Potential ist unverkennbar. So wie heute müssen wir auch am Freitag auftreten. Wir haben in den vergangenen Spielen gegen Augsburg nicht so gut ausgesehen, das wollen wir besser machen.

Filip Kostic: Es war sehr schwer, gegen eine der besten Mannschaften Deutschlands anzutreten. Leipzig musste nach dem 1:0 mehr Risiko gehen, das kam uns entgegen. Dieser Gegner liegt mir (lacht). Ich mache einfach, was der Trainer mir sagt. Wir arbeiten gut zusammen, ich habe auf der linken Seite viel Freude mit Evan. Der Sieg gibt uns viel Selbstvertrauen für die Liga. Wir hoffen, dass wir am Freitag genauso weitermachen. Jetzt müssen wir uns gut erholen und analysieren was wir gut, aber auch schlecht gemacht haben. Die Hintergründe des Fernglasjubels verrate ich vielleicht am Freitag. Das ist ein Insider aus der Kabine.

André Silva: Ich war sicher, dass ich den Elfmeter reinmachen würde. Ich habe nicht gesehen, was Mvogo macht. Ich habe einfach nur das Handspiel von Klostermann gesehen, mir den Ball schon genommen und mich darauf konzentriert, zu treffen. Wie ich ihn reinmache, bleibt mein Geheimnis. Ich fühle mich sehr gut und arbeite hart. Nach einem guten Einstand in Frankfurt hat mich die Verletzung zurückgeworfen. Jetzt bin ich bei 200 Prozent. Wir werden versuchen, nach Berlin zu kommen. Aber in Deutschland ist es schwer, das Pokalfinale zu erreichen.

Julian Nagelsmann (Trainer Leipzig): Wir hatten sehr gute erste zehn Minuten und drei sehr gute Chancen, diese aber nicht verwertet. Das ist der Unterschied zur Hinrunde, als wir aus diesen Möglichkeiten immer einen reingemacht haben. Vier gute Abschlüsse im Strafraum in der ersten Halbzeit müssen für ein Tor reichen. Nach dem Elfer ist das Spiel gekippt, danach waren wir nicht mehr so präsent. Trotzdem hatten wir unsere Chancen. Nach dem 0:2 wurde es schwer. Dann kommt Psychologie ins Spiel, weil wir hier vor zehn Tagen verloren hatten. Die Eintracht war insgesamt gallig und leidenschaftlich, einen Tick galliger als wir. Timo Werner hat nicht begonnen, weil wir vor zehn Tagen wenige Umschaltaktionen hatten und ich Adi mit einer Umstellung in der Offensive überraschen wollte. Normal haben wir bessere Lösungen gegen ein solches Pressing. Frankfurt war nicht besser, aber es geht um Ergebnisse. Deswegen gratuliere ich Adi zum Weiterkommen.

Man nehme

Oops, they did it again! Selbst wenn es für Favoritenstürze und K.o.-Siege kein Patentrezept gibt. Die Eintracht könnte allmählich eines schreiben.

Gewissermaßen kommen die Adler nach dem Jahreswechsel bislang weniger wie ein Adler daher, der die Lüfte beherrscht, sondern gleichen eher einem Chamäleon, das sich seiner Umgebung anpasst. Grundlagenarbeit bei der TSG Hoffenheim, am Limit gegen Leipzig in der Liga, unter den eigenen Möglichkeiten in Düsseldorf – und am Dienstagabend Ekstase im DFB-Pokal.

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ schallte es nach 97 Spielminuten frenetisch von den Rängen in der Commerzbank-Arena, die zwar mit 47.400 Zuschauern nicht ausverkauft war, worauf die Lärmkulisse aber nicht unbedingt schließen ließ. „Das sind die Spiele, die wir lieben. Woche für Woche auf diesem Niveau und vor diesen Fans zu spielen“, schwärmte Sportvorstand Fredi Bobic vom gegenüber dem schmeichelhaften 1:1 bei der Fortuna um 180 Grad gewandelten Geniestreich gegen den Herbstmeister und Vorjahresfinalisten.

Mit Mut und Mathematik

Wenig überraschend stellte Adi Hütter fest: „Wir haben besser gespielt als vor zehn Tagen. Ich wollte mit dem 4-3-3 Julian überraschen“, erklärte der Cheftrainer das modifizierte System, das dazu diente, die Dreierabwehrkette der Gäste im Spielaufbau Mann gegen Mann zu eliminieren, also Gleichzahl herzustellen. Das Einmaleins der Neutralisation, in der Theorie effektiv, in der Praxis laufintensiv. „Normal haben wir bessere Lösungen gegen ein solches Pressing“, räumte Julian Nagelsmann ein. Der Gäste-Coach hatte sich ebenfalls einen Kniff überlegt: „Timo Werner hat nicht begonnen, weil wir vor zehn Tagen wenige Umschaltaktionen hatten und ich Adi mit einer Umstellung in der Offensive überraschen wollte.“

Silvas Elfmetergeheimnis

Die Hausherren begannen ihrerseits zwischen der serbischen Flügelzange Gacinovic/Kostic mit der dritten verschiedenen Spitze in den vergangenen drei Partien. André Silva hatte schon vor dem Spiel angekündigt, auf alle Szenarien vorbereitet zu sein, Elfmeterschießen inbegriffen. Weil nicht nur die Auf- und Einstellung Frankfurts Hand und Fuß hatte, sondern auch Marcel Halstenberg nach einer Viertelstunde mit beiden Gliedmaßen den Ball berührte, schritt der Portugiese früher als gedacht zum Elfmeterpunkt und verwandelte sicher zum 1:0. „Ich habe das Handspiel von Klostermann gesehen, mir den Ball schon genommen und mich darauf konzentriert, zu treffen. Ich war sicher, dass ich den Elfmeter reinmachen würde. Wie ich ihn reinmache, bleibt mein Geheimnis“, sprach aus dem Sommerzugang im Nachgang die pure Überzeugung. Pikante Randnotiz: Der zurecht eingeschrittene Videoassistent kommt im DFB-Pokal erst seit dem Achtelfinale zur Anwendung.

Psychospielchen

Und trug indirekt seinen Teil dazu bei, dass „Leipzig nach dem 1:0 mehr Risiko gehen“ musste, wie Filip Kostic aufzeigte. Wovon der Tempomacher auf der linken Seite kurz nach Wiederbeginn zum ersten Mal profitierte, als er von den aufgerückten Sachsen nicht aufzuhalten war und zum 2:0 einschob. „Dann kommt Psychologie ins Spiel, weil wir hier vor zehn Tagen verloren hatten“, befand Nagelsmann, der bald alle Register zog und nach Dani Olmo auch Timo Werner einwechselte. Der Spanier traf zum Anschluss, Letzterer ließ kurz vor Schluss den Ausgleich liegen. „Vier gute Abschlüsse im Strafraum in der ersten Halbzeit müssen für ein Tor reichen“, bemängelte Nagelsmann insgesamt das (Abschluss-)Verhalten der Gäste. „Die Eintracht war einen Tick galliger.“

Seelenruhige Abwehrschlacht

Und abgezockter. Nicht nur beim entscheidenden 3:1, als der eingewechselte Goncalo Paciencia Kostic – wie bereits am 19. Spieltag – zur Vorentscheidung assistierte, sondern insgesamt während der leidenschaftlichen, aber vor allem unaufgeregten Abwehrschlacht, wozu nicht zuletzt Makoto Hasebe, schon 2011 für den VfL Wolfsburg gegen Leipzig angetreten, aber 2:3 verloren, seine Souveränität ausspielte. „Makoto hat länger nicht auf der Sechs gespielt. Mein Plan war, dass er den Raum vor der Abwehr besser schließen sollte. Das hat er sehr gut gemacht. Er wird immer ein Schlüsselspieler für uns sein“, lobte Hütter seinen ältesten Akteur, der im bislang wichtigsten Spiel 2020 zum ersten Einsatz in diesem Jahr gekommen war.

Glaube keiner Serie, die du nicht selbst durchbrochen hast

Vergleichbar antizyklisch durchbrach die Eintracht die Miniserie, wonach in den vergangenen drei Jahren immer der vorherige Finalverlierer den DFB-Pokal gewonnen hatte: 2017 Dortmund, 2018 Frankfurt, 2019 München. Stattdessen steht die Eintracht zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren in der Runde der letzten Acht. Genau wie tabellarisch gelesen aktuell als Elfter der Bundesliga. Was die Hessen schon am Freitag im Vergleich mit dem nur einen Platz und Punkt entfernten FC Augsburg aus eigener Kraft ändern können. Und möchten. „Jetzt freuen wir uns auf Augsburg. Das wird ein harter Brocken, den wir voll konzentriert angehen werden“, blickt Bobic schon auf Freitagabend, der angesichts nur einer Niederlage aus den vergangenen 17 Freitagsspielen statistisch wie gemacht für den Traditionsverein scheint. Dass sich Chamäleons bei hellstem Tageslicht am wohlsten fühlen, bleibe einmal dahingestellt.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de






 

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