TSG Hoffenheim - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2019/2020 - 18. Spieltag
1:2 (0:1)
Termin: 18.01.2020, 15:30 Uhr
Zuschauer: 29.610
Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)
Tore: 0:1 Dost (18.), 1:1 Stafylidis (48.), 1:2 Chandler (62.)
TSG Hoffenheim |
Eintracht Frankfurt |
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Zweiter Auswärtssieg Die Eintracht präsentiert sich bei der TSG Hoffenheim kompakt und zielsicher und gewinnt durch Tore von Dost (18.) und Chandler (62.) 2:1. Ausgangssituation: Neustart Auch wenn beide Kontrahenten vor dem Rückrundenauftakt sechs Plätze und neun Punkte getrennt hatten, standen gerade für die Eintracht die Uhren nach 56 Pflichtspielen 2019 nach dem Jahreswechsel gewissermaßen wieder auf Null: Zurückerlangte Frische, wiedergenesene Führungsspieler, neues System – Zeit für die Resettaste. Personal: Rückkehr der Abwehrkräfte Wie bereits bei den 1:2-Niederlagen in Paderborn und im einzigen Test gegen Hertha BSC vertraute Adi Hütter auf das im Trainingslager verfeinerte 4-2-3-1-System. Dabei setzte der Cheftrainer weitgehend auf die gegen Berlin in der ersten Halbzeit stabil aufgetretene Formation mit dem zurückgekehrten Defensivquartett aus Kevin Trapp im Tor, David Abraham, Martin Hinteregger in der Innenverteidigung und Sebastian Rode auf der Doppelsechs neben Djibril Sow. Evan Ndicka wurde erwartungsgemäß wieder die linke Abwehrseite hinter Kostic zuteil, auf rechts verteidigte Almamy Toure, wofür Timothy Chandler eine Ebene vorrückte. Mijat Gacinovic begann zentral hinter der einzigen Spitze Bas Dost. Geburtstagskind Makoto Hasebe war am Samstagmorgen krankheitsbedingt abgereist. Flankenfreude Im Gegensatz zum Hinspiel fiel das 1:0 für Frankfurt nicht nach 36 Sekunden, sondern in der 18. Minute. Die Verdoppelung der Flügelzange machte sich gleich bezahlt, zumal Gacinovic immer wieder die Außenbahnen überlud und nach einem Steilpass von Almamy Toure den auf den ersten Pfosten gelaufenen Dost bediente, der die erste Chance des Tages unnachahmlich über die Linie bugsierte. Keine zehn Minuten später eine fast synchrone Aktion über Kostic auf der anderen Seite, doch Dennis Geiger klärte im letzten Moment auf Kosten eine Ecke (26.). Wenige Augenblicke darauf stand Gacinovic nach einem langen Schlag von Trapp völlig blank, konnte sich aber nicht wirklich zwischen Abschluss und Pass auf den mitgelaufenen Dost entscheiden, sodass Benjamin Hübner ein Bein dazwischen bekam (26.). Den daraus resultierenden Eckstoß nutzte Kostic zu einer kurzen Variante, um von der rechten Seite nach innen zu ziehen und die Latte zu treffen (27.). Erst nach einer halben Stunde fand der Gastgeber zu einer vergleichbaren Zielstrebigkeit und die ersten Lücken im insgesamt kompakten Frankfurter Gebilde vor. Zwei Mal war Trapp nach Distanzschüssen von Geiger (36.) und Konstantinos Stafylidis (41.) auf seinem Posten, parierte zudem glänzend nach einer Ecke und anschließendem Kopfball von Hübner (37.). Stafylidis' Hammer, Chandlers Antwort Nichts zu machen war für die Frankfurter Nummer eins kurz nach dem Seitenwechsel, als eine abgewehrte Ecke vor die Füße von Stafylidis fiel, der erneut Zeugnis seiner Schussgewalt ablegte und zum 1:1 einnetzte (48.). Von nun an übernahmen die Hausherren immer deutlicher das Kommando und suchten ihrerseits immer wieder ihr Heil über die Flügel. So kam nach einer Stunde Andrej Kramaric aus halblinker Lage zum Volleyschuss, den Trapp und Kollegen aber mit vereinten Kräften entschärfen konnten (60.). Ausgerechnet in diese Drangphase preschte im wahrsten Wortsinn Chandler, der eine Hereingabe von Kostic zur erneuten Führung einköpfte (62.). In der Folge schienen die Hessen der Vorentscheidung näher als die Kraichgauer dem Ausgleich. Gacinovic chippte von außen auf den eingerückten Toure, der halb liegend abschloss, ein Blauer aber blocken konnte (70.). Doch in der Schlussviertelstunde erhöhten die Badener nochmal die offensive Drehzahl, was beiden Seiten zugute kam. Erst rettete Sow nach einem Kopfball des eingewechselten Sargis Adamyan auf der Torlinie (76.). Fast im Gegenzug bediente Toure nach Doppelpass Dost, der knapp über den Kasten köpfte (78.). Kurz darauf eine serbische Koproduktion über die linke Seite, an deren Ende Gacinovic am ersten Pfosten auftauchte, aber vorbei zielte (84.). Kurz vor Schluss war der eingewechselte Danny da Costa schon auf und davon, setzte das Leder am herausgeeilten Philipp Pentke aber am Kasten vorbei (88.). Den letzten Konter setzte Kostic in der Nachspielzeit abgefälscht abermals an den Querbalken. Fazit: Auswärtssieg! Im ersten Pflichtspiel 2020 gelingt der Eintracht der zweite Auswärtssieg in der Bundesliga in dieser Saison. Wie im Hinspiel hätten beide Seiten mit einem Remis leben, die Gäste aber auch die Vorentscheidung herbeiführen können. Die Rückkehr der Defensivsäulen sowie die Systemumstellung führt zu sichtbar größerer Kompaktheit, vor dem gegnerischen Gehäuse präsentieren sich die Adler wesentlich effizienter als vor dem Jahreswechsel – und erzielen nicht zuletzt beide Treffer nach Flanken.
Sportvorstand Fredi Bobic: Die Jungs haben es sehr gut gemacht. Es war ein hochverdienter Sieg. Jetzt müssen wir den Schwung mitnehmen. Wir haben heute die DNA gezeigt, die uns ausmacht und die wir brauchen, um erfolgreich zu sein. Wir wussten, dass das Kalenderjahr 2019 anspruchsvoll werden könnte. Wir haben immer die Ruhe bewahrt. Jetzt müssen wir weitermachen. Am Samstag kommt Leipzig. Cheftrainer Adi Hütter: Wir haben heute verdient gewonnen, gerade in Anbetracht unserer Torchancen am Ende. Das war nach vielen Wochen ohne Sieg und angesichts unserer Auswärtsbilanz ein Befreiungsschlag. Ich habe eine tolle und sehr disziplinierte Mannschaftsleistung gesehen, speziell in den ersten 30 Minuten. Wir haben die Seiten gut zugemacht und wieder wesentlich vertikaler und schneller nach vorne gespielt. Es ist wichtig, dass wir verschiedene Systeme beherrschen. Ich habe nicht gewusst, dass Timmy so hoch springen kann, vielleicht hatte er Sprungfedern in den Schuhen (schmunzelt). Ich freue mich nicht nur über das Ergebnis, sondern auch über das Auftreten, wofür sich die Mannschaft ein Kompliment verdient hat. Timothy Chandler: Hoffenheim ist so etwas wie mein Lieblingsgegner in der Bundesliga, gegen keinen Gegner habe ich öfter getroffen (lacht). Wir haben im Trainingslager täglich hart an unserer Kompaktheit gearbeitet und viel miteinander gesprochen. Wir haben meiner Meinung nach einen großen Schritt nach vorne gemacht. Heute hat jeder für jeden gekämpft, das hat uns in der Vergangenheit stark gemacht, das müssen wir auch beibehalten. Mijat Gacinovic: Es ist klar, dass noch nicht alles funktionieren kann, aber wir haben viele gute Ansätze gezeigt. Wir haben daran gearbeitet, mehrere Systeme zu beherrschen. Dass wir das können, haben wir heute bewiesen. Ich hoffe, dass wir diesen Schwung mitnehmen. Wir dürfen jetzt natürlich nicht nachlassen und müssen weiterkämpfen. Nur so und als Mannschaft können wir in der Bundesliga bestehen. Wenn wir so auftreten wie heute, haben wir gegen jeden Gegner eine Chance. Kevin Trapp: Ich habe drei Monate intensiv an meinem Comeback gearbeitet, freue mich über meine heutige Rückkehr und bin noch glücklicher, weil wir heute gewonnen haben. In unserer Situation ist es wichtig, hinten kompakt zu stehen. Das ist uns heute gelungen. Daran haben wir in den vergangenen Wochen gearbeitet, das hat sich heute auch auf dem Platz widergespiegelt. Vorne sind wir immer dazu in der Lage, ein Tor zu schießen. Diesmal haben wir auch hinten wieder ein anderes Gesicht gezeigt. Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt und das Spiel gewonnen. Alfred Schreuder (Trainer TSG Hoffenheim): Wir müssen
entweder die Tore machen oder sie besser verteidigen. Das Ergebnis geht
in Ordnung. Wir hatten in der ersten Halbzeit Probleme, waren schwach
in Ballbesitz, mit zu wenig Mut und ohne Tempo. Die zweite Halbzeit lief
besser. Das zweite Gegentor haben wir nicht gut verteidigt. Wir konnten
uns am Ende zu wenige Chancen erspielen, auch weil wir den zweiten Pfosten
schlecht genutzt haben. Defensiv hatten wir weniger Probleme, außer
wenn Frankfurt schnell umgeschaltet hat. Maßstab 2:1 Für den gelungenen Neujahrsstart bedurfte es wahrlich keiner Wunderdinge. Doch die entscheidenden Maßnahmen hatten Hand, Fuß – und einmal mehr Kopf. Sie durften. Den der Tradition bewussten und verpflichtenden mitgereisten Eintracht-Fans blieb es vergönnt, kurz vor dem Anpfiff per Transparent an die vor über 60 Jahren errungene einzige Deutsche Meisterschaft zu erinnern. Für die Fußballer gibt es wiederum seit dem Jahreswechsel, dem Wintertrainingslager in Florida und spätestens mit dem Rückrundenstart am Samstag bei der TSG Hoffenheim nur eine Blickrichtung: vorwärts! So jenes glanzvolle Kapitel von 1959 nach nahezu der Hälfte der bald 121-jährigen Vereinsgeschichte Bestand hatte, möchten die Adlerträger ihrerseits in der zweiten Saisonhälfte eher klettern als abrutschen. Mit bewährten Mitteln und modifizierter Taktik. Kaum mehr überraschend setzte Adi Hütter wie bereits am 17. Spieltag beim SC Paderborn und im einzigen Test gegen Hertha BSC auf ein eher konservatives und weniger Spektakel, aber auch weniger Lücken, versprechendes 4-2-3-1-System. Wobei der Begriff „neu“ relativ zu sehen ist. Das Innenverteidigerduo David Abraham und Martin Hinteregger lernte bis zu ihrem Wechsel in die Mainmetropole fast keine andere Anordnung als die Viererabwehrkette kennen, der umgeschulte Evan Ndicka überzeugte als linke Absicherung mehrfach in den französischen U-Nationalteams und Almamy Toure zog als Rechtsverteidiger 2016 mit der AS Monaco ins Halbfinale der UEFA Champions League ein. Auch die Doppelsechs mit Djibril Sow und Sebastian Rode zahlte sich aus. Der Schweizer mit 12,8 Kilometern und der Hesse in seinem 150sten Pflichtspiel für die SGE mit 12,5 Kilometern waren die beiden laufstärksten Akteure auf dem Sinsheimer Rasen. Unter Beobachtung „Ich habe eine tolle und sehr disziplinierte Mannschaftsleistung gesehen. Wir haben die Seiten gut zugemacht“, sah sich Adi Hütter nach seinem vierten Sieg im vierten Aufeinandertreffen mit der TSG, die damit in der Bundesliga der Lieblingsgegner des Cheftrainers ist, in seiner Auf- und Umstellung bestätigt, ohne dabei in allzu großen Überschwang zu verfallen: „Wir werden das Ganze weiter beobachten“, bleibt dem Österreicher „wichtig, verschiedene Systeme zu beherrschen.“ Um sowohl auf den jeweiligen Gegner, als auch die eigene Personalsituation die richtigen Antworten zu haben. In diesem Zusammenhang erscheint als bemerkenswerte Randnotiz, dass beiden Seiten die in der Hinrunde passsichersten Akteure nicht zur Verfügung standen: Auf der einen Seite der nach Bremen verliehene Kevin Vogt (94,4 Prozent), auf der anderen der am Morgen seines 36sten Geburtstages erkrankte Makoto Hasebe (89,8 Prozent), die beiden etatmäßigen Liberos der Kontrahenten. Aber wie schon der selige Jörg Berger wusste: „Ich höre immer Dreierkette, Viererkette. Es gibt auch Perlenketten. Man soll das spielen, was man kann.“ Und das war am 18. Spieltag schnörkelloser Umschaltfußball. Hoffenheim, die mit neun Gegentreffern konteranfälligste Mannschaft der Hinrunde, verzeichnete zwar 65 Prozent Ballbesitz, Frankfurt aber 13:12 Torschüsse. „Wir haben wieder wesentlich vertikaler und schneller nach vorne gespielt“, freute sich Coach Hütter über eine Annäherung an einstige Ideale. Auch TSG-Trainer Alfred Schreuder erkannte: „Defensiv hatten wir weniger Probleme, außer wenn Frankfurt schnell umgeschaltet hat.“ Weshalb die scheinbar verfluchten Badener nun schon zum elften Mal am Stück nicht zum Rückrundenauftakt gewinnen konnten. Hierbei sei aber auch eine weniger berauschende SGE-Serie nicht verschwiegen. Die Adlerträger sind im zehnten Saisonspiel in Folge nicht ohne Gegentor geblieben, dafür aber bekanntlich nach einem Punkt in sieben Partien erstmals wieder ohne Punktverlust, zumal auswärts. Einen (dreifachen) Punktgewinn hatte Frankfurt bis dato nur Ende September bei Union Berlin eingefahren – als sich Kevin Trapp in der Nachspielzeit an der Schulter verletzte. Zwischen den beiden einzigen Auswärtssiegen und der Rückkehr des Nationaltorhüters einen Zusammenhang herzustellen, wäre zwar mehr als gewagt, fest steht aber, dass der 29-Jährige trotz Kaltstarts bei zu Beginn leichtem Schneefall schon wieder der bekannte Rückhalt war und hielt, was zu halten war. „Ich freue mich über meine heutige Rückkehr und bin noch glücklicher, weil wir heute gewonnen haben“, bekundete Trapp. „DNA, die uns ausmacht“ Eigentlich weniger erstaunlich als das Blitzcomeback war, dass Frankfurt einmal mehr ein Kopfballtor fabrizierte, schon das siebte in dieser Spielzeit. Bemerkenswert war eher der Schütze, der zum rechten offensiven Mittelfeldspieler umfunktionierte Timothy Chandler schraubte sich nach einer Stunde in schwindelerregende Höhen und nickte nach Flanke von Flügelpendant Filip Kostic zum 2:1-Siegtreffer ein, seinem ersten Erfolgserlebnis seit dem 19. Februar 2018. „Vielleicht hatte er Sprungfedern in den Schuhen“, witzelte im Hütter im Anschluss. Tags zuvor hatte der Fußballlehrer ganz rational vorgerechnet, dass die Eintracht bis zum zehnten Spieltag einen Torschnitt von 2,1 zu 1,5 verbuchte hatte. Diesem Maßstab kamen die Hessen wieder kopfballungeheuerlich nah, wenngleich in der Schlussphase sogar mehrfach die Vorentscheidung möglich war. Für Sportvorstand Fredi Bobic einerlei: „Wir haben die DNA gezeigt, die uns ausmacht und die wir brauchen, um erfolgreich zu sein. Jetzt müssen wir weitermachen. Am Samstag kommt Leipzig.“ Und dann ein mit sieben Begegnungen vollgepackter Februar. Ein Anfang ist gemacht.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de
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