SC Paderborn - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2019/2020 - 17. Spieltag

2:1 (2:0)

Termin: 22.12.2019, 18:00 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Sabiri (9.), 2:0 Schonlau (41.), 2:1 Dost (72.)

 

 

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SC Paderborn
Eintracht Frankfurt

  • Zingerle
  • Jans
  • Kilian
  • Schonlau
  • Collins
  • Gjasula
  • Sabiri
  • Zolinski
  • Pröger
  • Antwi-Adjei
  • Mamba

 


  • Wiedwald
  • Chandler
  • Hasebe
  • Falette
  • Ndicka
  • Fernandes
  • Kohr
  • da Costa
  • Kostic
  • Gacinovic
  • Dost

 

Wechsel
  • Michel für Mamba (66.)
  • Oliveira Souza für Zolinski (79.)
  • Hünemeier für Pröger (86.)
Wechsel
  • Silva für Fernandes (46.)
  • Sow für Kohr (64.)
  • Kamada für Gacinovic (76.)
Trainer
  • Steffen Baumgart
Trainer

 

 

Auf dem Zahnfleisch

Die Eintracht verliert zum Jahresabschluss mit 1:2 (0:2) beim SC Paderborn und überwintert auf Rang 13.

Ausgangssituation: Formtabellen-Kellerduell

Es war das Duell des Tabellenletzten (ein Sieg aus sieben Spielen) gegen die seit sechs Bundesliga-Partien sieglose Eintracht. Beide Teams hatten unter der Woche verloren, Paderborn mit 0:2 in Mönchengladbach und die Eintracht mit 2:4 gegen Köln.

Personal: Rode und Paciencia fehlen

Die Hoffnungen, dass Sebastian Rode und Goncalo Paciencia (beide muskuläre Probleme) mitwirken können, zerschlugen sich kurzfristig. Gemeinsam mit dem gesperrten Martin Hinteregger musste Adi Hütter somit auf mindestens drei Positionen umstellen, hinzu kamen freilich noch die Langzeitverletzten. Der Cheftrainer änderte jedoch noch zwei andere Positionen, denn Kamada und Toure nahmen zunächst auf der Bank Platz. Simon Falette, Evan Ndicka, Gelson Fernandes, Mijat Gacinovic und Danny da Costa rückten in die Startelf. Für Falette war es der erste Pflichtspieleinsatz in dieser Saison, taktisch bedeutete das eine Viererkette mit Falette und Hasebe als Innenverteidiger.

Sabiris Sonntagsschuss

Die Eintracht kam vor 15.000 Zuschauern eigentlich gut ins Spiel, der erste ernsthafte Torschuss der Gastgeber saß aber sofort. In der neunten Minute bekam Abdelhamid Sabiri das Leder auf der linken Angriffsseite, zog in die Mitte und dann aus 22 Metern einfach mal ab – 1:0 für den SCP, ein Sonntagsschuss. Versuche aus der zweiten Reihe waren oft ein Paderborner Mittel in der ersten Halbzeit, gingen aber nicht aufs Tor. Die Eintracht versuchte mit Kampfgeist und Wille dagegenzuhalten, einige teilweise gut herausgespielte Chancen sprangen trotz weniger Ballbesitz dabei heraus. Nach Kilians Handspiel hatte Schiedsrichter Markus Schmidt bereits auf Elfmeter entschieden, der VAR korrigierte jedoch auf Freistoß, der nichts einbrachte (19.); später wurde da Costas Direktabnahme abgeblockt (27.), Kohr zielte drüber (31.) und Dost scheiterte aus einem halben Meter an Zingerle (38.). Die große Doppelchance auf das 2:0 hatten jedoch die Gastgeber, als sich Pröger durchtankte, Wiedwald parierte und Antwi-Adjei den Nachschuss aus zwölf Metern über das Gehäuse drosch. Das Tor fiel dann doch noch vor der Pause. Prögers scharf und gut getretener Freistoß von links erreichte am langen Pfosten den ungedeckten Sebastian Schonlau, der aus zwei Metern nur noch einnicken brauchte (41.).

Dost verkürzt

Hütter brachte nach der Pause mit Silva für Fernandes einen zweiten Stürmer. Betrieb machten aber zunächst die Gastgeber Mamba (50./Wiedwald hält; 57./vorbei), Sabiri (57./vorbei) und eine halbe Minute später Zolinski (57.) hatten beste Gelegenheiten zur Vorentscheidung. Dosts Kopfbälle (51./59.) waren dagegen nicht druckvoll genug. Als der Niederländer mit dem Fuß an den Ball kam, klappte es besser. Ndicka hatte ihn über die linke Seite bedient, Dost musste nur noch sein langes Bein hinhalten (72.). Die Eintracht versuchte in der Schlussphase noch einmal alles, konnte aber nicht mehr den Ausgleich erzwingen. Der beste Versuch von da Costas aus zentraler Position ging knapp vorbei (90.). Bei einem Konter hätte auf der anderen Seite Cauly den Deckel draufmachen können, Wiedwald rettete zur Ecke (90.).

Fazit: Verdiente Niederlage

Durch das bereits siebte SCP-Tor in der ersten Viertelstunde mittels eines Fernschusses gingen die Gastgeber in Führung und bauten diese nach einem Standard aus. Die Eintracht spielte währenddessen eine solide erste Halbzeit, kämpfte und ackerte, hatte aber kein Spielglück und war nicht zwingend genug vor dem Paderborner Kasten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit suchte Paderborn die Entscheidung, verpasste diese jedoch und ließ die Eintracht nochmal durch Dosts Treffer in die Partie zurückkommen. Dennoch stand am Ende eine verdiente Niederlage zu Buche, da die Eintracht offensiv zu wenig Akzente setzen konnte und zu viele Ungenauigkeiten produzierte - auch wenn sich die Adlerträger gewehrt haben. Nach sieben Partien ohne Sieg überwintert die Eintracht mit 18 Punkten auf Rang 13.


Stimmen zum Spiel

Fredi Bobic: In den vergangenen Wochen war es ein Tick zu wenig, dadurch haben wir uns die gute Ausgangsposition von Anfang November verspielt. So kennen wir die Jungs nicht, es waren zu viele individuelle Fehler dabei. Die Mannschaft hat zuletzt nicht gezeigt, was sie kann. Wir suchen jetzt keine Ausreden, die Gründe für die Niederlagen liegen alle bei uns. Es ist keine Qualitätsfrage, sondern eher eine Mentalitätsfrage. Wir haben uns diese Situation selbst eingebrockt. Jetzt gilt es, den Kopf frei zu kriegen, die Winterpause tut uns gut. Ab 2. Januar greifen wir wieder an. Dann müssen wir den Kampf annehmen und Bereitschaft zeigen, um in ruhigere Gefilde zu kommen. Die Jungs haben jetzt in der freien Zeit die Aufgabe darüber nachzudenken, was sie wollen. Wir müssen schauen, dass wir wieder zeigen, was uns stark gemacht hat. Das haben zuletzt eher unsere Gegner gezeigt. Paderborn hat verdient gewonnen.

Mijat Gacinovic: Wir müssen wieder zeigen, was wir können. Im Moment läuft alles gegen uns. Die Niederlagen sind nicht durch ein Kraft- oder Kopfproblem erwirkt worden. Wir kriegen zu einfache Gegentore und müssen zu viel Energie aufwenden, um selbst eins zu erzielen. Ich glaube an unsere Mannschaft. Ich liebe diese Jungs, wir sind gute Fußballer.

Adi Hütter: Ein verdienter Sieg für Paderborn. Sie hatten kurz nach der Pause dreimal die Möglichkeit, das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Nach der Umstellung auf zwei Spitzen haben wir versucht, den Ausgleich zu erzielen und den Kampf angenommen. Wir haben nur einmal die Viererkette in dieser Besetzung trainiert. Dafür war es gut. Die Entstehung der Gegentore ist viel zu einfach, da ist dann egal, mit welcher Kette wir spielen. Ich bin zuversichtlich für die Rückrunde, weil einige Spieler retour kommen und wir die Möglichkeit haben, in der Vorbereitung im technisch-taktischen Bereich zu arbeiten. Das gibt mir Zuversicht, um die Mannschaft so auf die Rückrunde vorzubereiten, dass wir wieder ein anderes Gesicht zeigen. Die Situation ist sehr ernst. Wir sind aber noch in drei Wettbewerben dabei. Am Ende des Tages ist die Bundesliga aber das Wichtigste. Wir sind enttäuscht, auch über die letzten Spiele, weil die Ergebnisse nicht gepasst haben.

Steffen Baumgart (Trainer SC Paderborn): Die Eintracht hatte heute offenkundig einige personelle Probleme. Wir haben unsere Chancen dann nach der Pause nicht genutzt und hätten früher den Sack zu machen können. So haben wir am Ende ein bisschen Glück. Wir haben auch ein paar Fehler gemacht, welche die Eintracht heute glücklicherweise nicht bestraften konnte. Unser Gegner war heute angeschlagen und wir hatten auch unsere Probleme. Trotzdem haben wir es meiner Meinung nach gut gemacht und am Ende verdient gewonnen. Denn das Gegentor kam aus dem Nichts. Das war ärgerlich, weil es dann wieder eng wird.

Wieder anderes Gesicht zeigen

Der erhoffte Befreiungsschlag in Paderborn ist ausgeblieben. Ab Januar sollen klaren Worten auch Taten folgen.

Fredi Bobic hatte sicherlich schon angenehmere Situationen, in denen er vor den Medienvertretern stand. Am Sonntagabend, nach dem Spiel gegen den SC Paderborn, stellte sich der Sportvorstand in der Mixed-Zone der Benteler-Arena den Journalisten und beantwortete geduldig die Fragen. Seine Gesichtszüge waren ernst, seine Antworten klar. Man müsse nun den Kampf annehmen, meinte er, es sei eine Mentalitäts-, keine Qualitätsfrage. Er wolle keine Ausreden in Richtung der vielen Spiele oder Platzverweise gelten lassen. „Es war in den vergangenen Wochen ein Tick zu wenig“, analysierte Bobic.

Fakt ist: Eintracht Frankfurt hat aus den vergangenen sieben Bundesliga-Spielen nach dem 5:1 gegen Bayern München am 2. November nur einen Punkt geholt, beim 2:2 gegen die Hertha in der Commerzbank-Arena. Von acht Auswärtsspielen in dieser Saison wurde nur eines gewonnen, und mit dem 1:2 zum Jahresabschluss in Paderborn am Sonntag hat auch der Tabellenletzte die Eintracht besiegen können. Zahlen, die die Alarmglocken naturgemäß erklingen lassen, denn tabellarisch schlägt sich das freilich nieder. 18 Punkte nach Ende der Hinrunde bedeuten Rang 13.

Gut erholen, akribisch vorbereiten

Eine Situation, mit der die Adlerträger sicherlich nicht in die kurze Winterpause gehen wollten. Letztlich fehlte nach strapaziösen Wochen mit 31 Spielen seit Ende Juli vielleicht der letzte Punch und die geistige Frische, um in den entscheidenden Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen. So waren es Kleinigkeiten, die die Niederlage in Paderborn begünstigten: auf der einen Seite hatte die Eintracht-Verteidigung die beiden Torschützen nicht richtig angegriffen, auf der anderen Seite zu viele falsche Entscheidungen im Offensivspiel getroffen – und schon hat der Gegner am Ende ein Tor mehr geschossen. Einfache Gegentore: ja. Einfach erzielte Tore: nein. So fasste es auch ein enttäuschter Mijat Gacinovic zusammen. Dass die Eintracht nach dem 0:2 überhaupt nochmal ins Spiel zurückkam, hatte sie dem Chancenwucher der Gastgeber zu Beginn der zweiten Halbzeit zu verdanken. Bas Dost brachte in echter Mittelstürmermanier nach einer feinen Kombination über Silva und Ndicka sein Team zwar mit dem 1000. und letzten Bundesliga-Tor des Kalenderjahres wieder heran, letztlich nützte aber auch das Aufbäumen in der Schlussphase nicht.

Ob nun geistige und/oder körperliche Müdigkeit vorliegt oder nicht, ist für die Protagonisten nicht entscheidend. Wichtig sei nun, die Akkus mittels zunächst einer optimalen Erholung über die Weihnachtstage und dann einer guten Vorbereitung wieder aufzuladen und ab der ersten Rückrundenpartie in Sinsheim am 18. Januar ein anderes Gesicht zu zeigen. Dabei mithelfen sollen wieder zahlreiche Akteure, die in Paderborn aus verschiedenen Gründen nicht mitwirken konnten. Mit Kevin Trapp, Martin Hinteregger, Sebastian Rode und Goncalo Paciencia fehlten in jedem Mannschaftsteil Akteure, die, waren sie im Vollbesitz ihrer Kräfte, immer gespielt haben. „Das gibt mir Zuversicht“, sehnt sich Adi Hütter nach der Rückkehr zahlreicher Spieler. In der Summe fehlte in Paderborn fast eine ganze Mannschaft.

Fredi Bobic ehrt, dass er auch das nicht als Ausrede nutzte. „Die Gründe für die Niederlagen liegen alle bei uns“, sagte er und meinte damit nicht die fehlenden, sondern die spielenden Akteure. Wenn diese wieder das zeigen, was in ihnen steckt, dürfte sich die Miene des Sportvorstands wieder aufhellen.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de



 

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