FC Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2019/2020 - 15. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: 15.12.2019, 18:00 Uhr
Zuschauer: 60.811
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Tore: 1:0 Raman (53.)

 

 

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FC Schalke 04
Eintracht Frankfurt

  • Nübel (66.)
  • Kabak
  • Mascarell
  • McKennie
  • Kenny
  • Oczipka
  • S. Serdar
  • Caligiuri
  • Matondo
  • Harit
  • Raman

 


  • Rönnow
  • Toure
  • Hinteregger
  • Ndicka
  • Chandler
  • Torró
  • Sow
  • Kostic
  • Rode
  • Gacinovic
  • Dost

 

Wechsel
  • Miranda für McKennie (13.)
  • Schubert für Harit (69.)
  • Burgstaller für Raman (77.)
Wechsel
  • Kamada für Rode (55.)
  • Paciencia für Gacinovic (70.)
  • Durm für Toure (82.)
Trainer Trainer

 

 

0:1 auf Schalke

Kampf, Disziplin und eine knappe halbe Stunde Überzahl genügen nicht, bei den heimstarken Königsblauen zu punkten. Raman erzielt das Tor des Tages für Schalke (53.).

Ausgangssituation: Nachholbedarf

Zum Abschluss des 15. Spieltags bot sich beiden Traditionsvereinen die Möglichkeit, mit einem Sieg tabellarisch zu klettern. Der FC Schalke 04 hätte in den Champions-League-Bereich, Eintracht Frankfurt in die obere Tabellenhälfte zurückkehren können. Sowohl S04 (1:2 in Leverkusen), als auch die SGE (2:3 gegen Guimaraes) hatten sich zuletzt mit einer Niederlage auseinandersetzen müssen. Gerade Frankfurt sah nach vier sieglosen Bundesligaspielen in der letzten Englischen Woche bis zur Winterpause Nachholbedarf.

Personal: Dosts Blitzheilung und Rodes Rolle(n)

Rotationsbedarf wiederum sah Adi Hütter. Der Cheftrainer schickte mit Blick auf drei Spiele innerhalb von acht Tagen sechs frische Kräfte ins Rennen: Almamy Toure, Evan Ndicka, Timothy Chandler, Lucas Torró, Mijat Gacinovic und der blitzgenesene Bas Dost anstelle von David Abraham (gesperrt), Makoto Hasebe, Danny da Costa, Daichi Kamada, André Silva und Goncalo Paciencia. Gelson Fernandes fehlte krankheitsbedingt im Kader. Kapitän Sebastian Rode besetzte bei gegnerischem Ballbesitz weniger, wie angenommen, das zentrale Mittelfeld, sondern bildete mit Gacinovic eher eine Doppelzehn, um im Verbund mit Dost die dreiköpfige erste Aufbaulinie zu stören.

Erbarmungsloser Widerstand

Jene Anordnung füllten die Adlerträger alsbald auch mit ordentlich Leben, sprich: Aggressivität und Zweikampfhärte. Der Gastgeber hatte zwar mehr vom Spiel, verzeichnete bis Mitte der ersten Halbzeit zwei Drittel Ballbesitz, klare Chancen blieben aber Fehlanzeige. Auf beiden Seiten. Frederik Rönnow musste sich erstmals nach knapp einer halben Stunde auszeichnen, als er einen Distanzversuch Suat Serdars um den Pfosten lenkte (28.). Erst kurz vor der Pause kamen die Einschläge allmählich näher, angefangen bei den Hessen, als Almamy Toure freistehend eine Freistoßhereingabe von Filip Kostic aus dem rechten Halbraum auf Alexander Nübel köpfte (39.). Wäre aber wohl Abseits gewesen. Im Gegenzug trieb Ozan Kabak den Ball über die rechte Seite und zog letztlich klar am langen Eck vorbei (40.). Eine schnelle Kombination später tauchte Benito Raman frei vor Rönnow auf, der aber nicht zu überwinden war (42.). Noch in der Nachspielzeit flankte Chandler aus vollem Lauf auf Gacinovic, dessen platzierter Kopfball bei Nübel in sicheren Händen war (45.+3).

Richtungswechsel

Gewissermaßen spiegelbildlich zum späten Chancenwucher ließen die nächsten Gelegenheiten unmittelbar nach dem Seitenwechsel nicht lange auf sich warten. Erst fasste sich Kostic aus der Ferne ein Herz, zielte aber knapp am langen Pfosten vorbei (48.), dann fand Daniel Caligiuri aus dem Hinterhalt in Rönnow seinen Meister. So sich die Hessen auf Augenhöhe gekämpft hatten, kippte das Geschehen wenige Augenblicke darauf zugunsten von Königsblau, als Amine Harit Raman im Strafraum freispielte und der aus dem linken Halbraum trocken ins rechte untere Eck abschloss (53.). Nach einem geblockten Versuch Kostics (65.) war es zwei Zeigerumdrehungen später Landsmann Gacinovic, der dem Geschehen die nächste Richtungsänderung verlieh, als der Serbe auf und davon schien und der herausgeeilte Nübel ihn beim Herauslaufen unglücklich, aber hart traf. Nübel sah daraufhin wegen Notbremse Rot (67.), Gacinovic spuckte Blut und wurde ins Krankenhaus gefahren.

Fortan kannten die Gäste nichts anderes als den Vorwärtsgang, nach Kamada kam mit Paciencia der nächste Offensive, im zweiten Durchgang zeitweise über 60 Prozent Ballbesitz sprechen für sich. Kaum Schüsse auf dem Schalker Kasten jedoch auch. Kamen die Knappen nochmal in Tornähe, dann richtig, wie bei Daniel Caligiuris Pfostenknaller (83.). Auf der Gegenseite zog der ebenfalls eingewechselte Erik Durm aus nächster Nähe, aber spitzem Winkel ab, doch der neue Keeper Markus Schubert rettete bei seinem Pflichtspieldebüt zur Ecke (87.). Auch sieben Minuten Nachspielzeit halfen nicht mehr, am Ergebnis noch etwas zu ändern. Die Schlussphase bestritt auch die Eintracht quasi mit zehneinhalb Mann, denn Torró verletzte sich bei einem Zweikampf und konnte nicht mehr mit voller Kraft zum Ball oder in die Zweikämpfe gehen; Hütter hatte schon dremal gewechselt.

Fazit: Wechselhafte Aussichten

Die Eintracht lässt (heim-)starke Schalker bis zur Pause kaum zur Entfaltung kommen, der Rückstand kurz nach dem Seitenwechsel kommt zur Unzeit. Mit einem Mann mehr neuen Mut schöpfend schnuppert Frankfurt bis zum Schluss am Punktgewinn, scheitert aber wie so oft an der eigenen Konsequenz, sodass zwei Spieltage vor der Winterpause Platz zwölf sowie je sieben Punkte Abstand zur direkten Abstiegszone wie den Europapokalrängen zu Buche stehen.


Stimmen zum Spiel

Cheftrainer Adi Hütter: Gratulation an David Wagner und Schalke 04 zum Sieg. Wir haben einen offenen Schlagabtausch angeboten, in der zweiten Halbzeit mutiger nach vorne gespielt und nach dem Platzverweis nochmal alles versucht. Schalke war ein sehr laufstarker Gegner, dem meine Mannschaft in dieser Hinsicht ebenbürtig war. Allerdings haben wir es nicht verstanden, die Phase in Überzahl besser auszuspielen. Dafür hatten wir zu wenige Möglichkeiten, auch wenn es Schalke im 4-4-1 gut gemacht hat. Mijat Gacinovic befindet sich Krankenhaus, ist aber wohl glimpflich davongekommen. Er hat eine starke Rippenprellung, für eine klare Diagnose müssen wir aber noch ein, zwei Tage warten.

Timothy Chandler: Der Spielverlauf lässt sich kurz zusammenfassen: Viel Aufwand, wenig Ertrag. Wir haben Schalke unter Druck gesetzt. Nach dem 0:1 haben wir uns schwergetan und in Überzahl die Situationen nicht gut zu Ende gespielt. Wir kämpfen und arbeiten, aber im letzten Drittel fehlt auch mal das Glück, dass ein Ball irgendwie durchrutscht. Das Wichtigste ist, dass alle kämpfen und füreinander arbeiten. Das haben die Jungs getan. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir bald wieder Punkte sammeln werden. Ich habe mich gefreut, der Mannschaft helfen zu dürfen, hätte natürlich auch lieber etwas aus Schalke mitgenommen. Ich habe auch schon mit Mijat sprechen können, es geht ihm gut.

Frederik Rönnow: Natürlich ist der Spielausgang enttäuschend. Uns war die Schwere des Auswärtsspiels bewusst. Ich denke, wir haben uns ordentlich präsentiert. Mit einem Mann mehr müssen wir aber mehr Chancen kreieren. Vorne wie hinten fehlt aktuell das gewisse Etwas. Dann verliert man solche Spiele. Ich konnte die Szene mit Mijat nicht gut sehen, habe mir aber sagen lassen, dass es ihm soweit gut geht. Als Torhüter muss man in so einer Situation in kürzester Zeit entscheiden und gibt dann 100 Prozent. Dass es dann zur Kollision kommt, ist unglücklich. Uns ist die Mehrzahl der Niederlagen zuletzt bewusst, natürlich möchten wir das ändern und am liebsten in den verbleibenden zwei Spielen vor der Winterpause sechs Punkte holen. Wir glauben an uns.

Djibril Sow: Dass uns aktuell die Leichtigkeit fehlt, ist nach einem Punkt in fünf Spielen, denke ich, normal. Heute hatte ich das Gefühl, dass wir müde waren. Nach dem 1:0 hat es Schalke gut gemacht. Das ist irgendwann auch eine Kraftfrage nach so vielen Spielen. Gerade für mich ist das eine neue Situation. Wir sind aktuell nicht so spritzig. Auf der anderen Seite wollen wir diesen Rhythmus auch. Es ist logisch, dass unser Selbstvertrauen schon größer war. Wir nehmen uns jedes Mal vor, auch für unsere Fans einen Sieg zu holen, während dem Spiel läuft es dann aber anders. Schalke hat eine gute Phase, wir nicht, das wirkt sich auf das Auftreten auf. Sie hatten das Selbstvertrauen und die Leichtigkeit, die uns abgegangen sind. Das können wir nur über die nächsten Spiele und Punkte zurückgewinnen.

David Wagner (Trainer FC Schalke 04): Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, allerdings mit zu wenig Tempo. Ich habe nur zwei klare Chancen gesehen. Die zweite Halbzeit wollten wir mit mehr Tempo angehen, das war ordentlich. Es war ein besonderer Tag, weil wir gegen viele Widerstände über Grenzen gegangen sind, mit den Ausfällen von Kutucu, McKennie und Nübel. Am Ende sind wir glücklich, uns gegen eine sehr gute Frankfurter Mannschaft belohnt zu haben.

Irgendwo im Nirgendwo

Zum achten Mal verliert Frankfurt mit nur einem Tor Unterschied. Erfreulich, dass alle Beteiligten mehr handeln als hadern.

Es laufen die letzten Minuten vor der Halbzeitpause, die Adlerträger setzen sich in der Hälfte des FC Schalke 04 fest, im linken Halbraum kommt die Nummer elf zum Abschluss, scheinbar traumwandlerisch gelangt die Kugel fließend per Hacke in die Maschen – und Fredi Bobic dreht grinsend zum Torjubel ab. So geschehen beim Aufeinandertreffen der Traditionsmannschaften des S04 und der SGE am Sonntagnachmittag im Vorfeld der Bundesligapartie der Profis. Es könnte alles so einfach sein.

Ist es aber nicht. „Schalke hatte das Selbstvertrauen und die Leichtigkeit, die uns abgegangen sind“, stellte Djibril Sow nach der knappen 0:1-Niederlage auf Schalke niedergeschlagen fest. Der Schweizer bestätigte seinen Cheftrainer rückblickend sowohl verbal, als auch in sportlicher Hinsicht. „Schalke hat eine gute Phase, wir nicht, das wirkt sich auf das Auftreten auf“, verwies Sow auf die bereits am Freitag aufgezeigt Erklärung von Adi Hütter: „Mit Selbstvertrauen fallen viele Dinge leichter, geschehen intuitiver. Wenn man anfängt nachzudenken, sind manche Situationen meist schon vorbei.“ In schmerzhafter Ausführung zu beobachten bei Mijat Gacinovics Zusammenprall mit dem eben keinen Sekundenbruchteil zögernden Alexander Nübel. „Er hat eine starke Rippenprellung. Für eine klare Diagnose müssen wir aber noch ein, zwei Tage warten“, gab der Österreicher am Sonntagabend vorsichtig Entwarnung.

O Tannenbaum

Zum Sportlichen befragt meinte er: „Schalke war ein sehr laufstarker Gegner, dem meine Mannschaft in dieser Hinsicht ebenbürtig war. Das Team ist gut in Schuss!“ Tatsächlich grasten die Hessen 115,5 Kilometer ab, die Knappen 113. An der Spitze: Dauerbrenner Sow mit 12,7 Kilometern, der an der Seite von Lucas Torró, mit 11,08 Kilometern der zweitlaufstärkste Frankfurter trotz sichtbarer körperlicher Beschwerden in der Schlussphase, die von Timothy Chandler und Filip Kostic flankierte Doppelsechs bildete. Davor spitzte sich die Formation mit der Doppelzehn Mijat Gacinovic und Sebastian Rode sowie dem überraschend schnell wiedergenesenen Zielspieler Bas Dost sprichwörtlich zu, sodass die Gäste am dritten Advent in einer Art Tannenbaumanordnung verteidigten. Die mathematische Logik dahinter war klar: den drei Schalker Innenverteidigern, von denen der ehemalige Frankfurter Omar Mascarell zentral agierte, im Aufbauspiel Mann gegen Mann zu begegnen. Die kollektive Maloche klappte so gut, dass S04-Coach David Wagner, seinerseits gebürtiger Frankfurter, vor dem Seitenwechsel nur zwei klare Chancen für seine Mannen verzeichnet sah.

Eight days a week

Weshalb es umso ärgerlicher erschien, als die Hessen den Königsblauen das Tor des Tages mehr oder weniger auf dem Silbertablett servierten. Immerhin datierte die letzte Heimniederlage vom 24. August, dem 0:3 gegen den FC Bayern. Jener Gegner also, den die Eintracht als letzten Bundesligisten zu bezwingen vermochte. Seitdem sprang in der Bundesliga ein Punkt in fünf Spielen heraus. „Klar, dass unser Selbstvertrauen schon größer war“, räumte der zweifache Schweizer Meister Sow ein. Ein Teufelskreis, der Hütter nach Rückfrage keineswegs bedenklich stimmt. Gleichzeitig gibt der Fußballlehrer mit Blick auf das zweite und dritte Spiel binnen acht Tagen gegen die Verfolger aus Köln und Paderborn zu. „Ich habe Respekt vor der Situation.“ Und diese ist angesichts nach Punkten gleicher Chancen und Risiken nach oben wie unten ebenso wenig zu greifen wie die Inspirationslosigkeit in Tornähe.

Urgestein Chandler, nach Rodes Auswechslung im Vergleich zu Donnerstag vom Tribünengast zum Kapitän geworden, prophezeite mit einer Mischung aus Erfahrungswerten und Zweckoptimismus: „Ich bin zuversichtlich, dass wir bald wieder Punkte sammeln werden, weil wir kämpfen und arbeiten. Aber im letzten Drittel fehlt auch mal das Glück, dass ein Ball irgendwie durchrutscht.“ Noch im April hatte ein Zufallsprodukt zum spätesten Elfmetertor der Bundesligageschichte geführt. Vielleicht würde aber auch schon eine Situation genügen wie vor dem zwischenzeitlichen 1:1 der Traditionself, als Sportvorstand Bobic, seinerzeit selbst ein Killer vor dem Tor, gar nicht anders konnte als den Ball ins Tor springen zu lassen.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de




 

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