FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2019/2020 - 13. Spieltag

2:1 (0:1)

Termin: 02.12.2019, 20:30 Uhr
Zuschauer: 33.184
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)
Tore: 0:1 Hinteregger (34.), 1:1 Onisiwo (50.), 2:1 Szalai (69.)

 

 

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FSV Mainz 05
Eintracht Frankfurt

  • Zentner
  • St. Juste
  • Fernandes
  • Niakhaté
  • Öztunali
  • Kunde
  • Latza
  • Aaron
  • Boetius
  • Onisiwo
  • Quaison

 


  • Rönnow
  • Toure
  • Hinteregger
  • Ndicka
  • da Costa
  • Sow
  • Kostic
  • Kohr (44.)
  • Rode
  • Kamada
  • Paciencia

 

Wechsel
  • Szalai für Latza (57.)
  • Brosinski für St. Juste (65.)
  • Maxim für Quaison (90.)
Wechsel
  • Torró für Paciencia (46.)
  • Gacinovic) für Roder (74.)
Trainer
  • Beierlorzer
Trainer

 

 

Führung verspielt

Die Eintracht verliert in Mainz nach der Pause 1:2, nachdem Hinteregger für die Führung gesorgt hatte (34.). Nach Rot gegen Kohr (44.) spielt Frankfurt über eine Halbzeit in Unterzahl.

Ausgangssituation: Im Wissen des Möglichen

Zum Abschluss des 13. Spieltags traten die Rhein-Main-Konkurrenten im Bewusstsein an, was tabellarisch zu erreichen war. Beide Seiten hatten nach zurückliegendem Ergebnistief zuletzt eine Motivationsspritze erhalten: Der Gastgeber durch das 5:1 in Hoffenheim, das dem neuen Trainer Achim Beierlorzer einen Traumeinstand bescherte. Die Hessen reisten nach zwei torlosen Bundesliganiederlagen mit dem 2:1-Coup beim Arsenal FC im Rücken in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt.

Personal: Toure zurück, Rode Kapitän

Wie angekündigt ersetzte der wiedergenesene Almamy Toure den gesperrten David Abraham als rechten Innenverteidiger. In der Abwehr musste außerdem der erkältete Makoto Hasebe kurzfristig passen, wofür Evan Ndicka nach links und Martin Hinteregger in die Zentrale rückte. Im Mittelfeld ging mit der Hereinnahme von Dominik Kohr eine 1-2-Anordnung einher, Daichi Kamada rückte neben Goncalo Paciencia in die Doppelspitze, André Silva nahm zunächst auf der Bank Platz. Sebastian Rode wurde erstmals seit dem 1:0 gegen Schalke am 20. April 2013 die Kapitänsbinde zuteil. Bei Mainz begann Danny Latza für den rotgesperrten Ridle Baku.

Eckstöße als Schlüsselmomente

Ihrem Naturell entsprechend verzichteten Mainz wie Frankfurt weitgehend auf Mittelfeldgeplänkel und versuchten, auf direktestem Weg vors Tor zu kommen, was wiederum nicht immer mit der größten Genauigkeit einher ging. Nach dem ersten Warnschuss von Pierre Kunde über den Kasten (6.) bediente Filip Kostic Kohr nach einem schnellen Gegenstoß, doch der schnell nachgerückte 25-Jährige setzte seine Direktabnahme etwas zu hoch an (11.).

In der Folge präsentierte sich der Gastgeber als das passsichere Team, dem auch mehr Durchbrüche gelangen, allerdings spätestens im Strafraum verebbten. Nach jener überstandenen Drangphase verzeichnete die Eintracht nach einer halben Stunde wieder mehr Spielanteile und lag denn auch in Führung. Nach einer indirekten Ecke verstolperte Djibril Sow das Leder zunächst im Sechzehner, doch Toure behauptete die Kugel, legte zurück auf Hinteregger, der mit rechts zum 1:0 einschob (34.). Es war bereits das fünfte Eckballtor für die Eintracht in dieser Bundesligasaison. Kurz darauf rettete Robin Zentner gegen seinen eigenen Mitspieler (37.), ehe den Adlern der nächste Eckstoß zum Verhängnis wurde, weil die Absicherung nicht funktionierte, Kohr als letzter Mann Levin Öztunali foulte und wegen Notbremse Rot sah (44.). Der daraus resultierende Freistoß von Kunde war bei Rönnow in sicheren Händen (45.).

Unterzählig und unterlegen

Doch die Null sollte nicht länger halten. Erst konnte sich Rönnow noch nach einem scharfen Geschoss von Jean-Paul Boëtius auszeichnen (48.), war dann aber geschlagen, als Jeremiah St. Juste aus dem Halbfeld einfach mal draufhielt und Karim Onisiwo den Ball mit der Fußspitze zum 1:1 über die Linie bugsierte (50.). Frankfurt versteckte weiter nicht, doch die zielführenderen Aktionen gehörten mehr und mehr den Hausherren. Erst stand Rönnow noch gegen Onisiwo seinen Mann (64.) oder war mit der Latte im Bunde (68.), doch dann schlug der eingewechselte Adam Szalai aus der Drehung zu: 2:1 für Mainz (69.). Die Adler blieben bis zum Schluss emsig, aber harmlos und konnten sich bei Rönnow – gegen Robin Quaison (81.) und Szalai (86.) – bedanken, im Spiel geblieben zu sein. In der Nachspielzeit bot sich Kostic am langen Eck gar die Chance auf den Lucky Punch, aber Zentner lag goldrichtig.

Fazit: Chance vertan

Mit einem Sieg wäre die Eintracht in die obere Tabellenhälfte zurückgekehrt, verharrt nach dem verlorenen Nachbarschaftsduell aber auf Platz zehn und liegt punkteemäßig jenseits von Gut und Böse. Im ausgeglichenen Schlagabtausch genießt Frankfurt nach der Führung sogar Vorteile, muss dann wieder wie in Freiburg eine Halbzeit in Unterzahl bewältigen. Dennoch wären die Gegentore zu verteidigen gewesen.


Stimmen zum Spiel

Vorstandsmitglied Axel Hellmann: Wir haben außerhalb des Platzes kein gutes Bild abgegeben. Das Thema Montagsspiele hat sich mittlerweile erledigt, deswegen würde ein Protest dagegen keinen Sinn ergeben. Bei Protestaktionen erwarte ich klare Botschaften und keine destruktiven Maßnahmen wie heute. Mir erschließt sich der Sinn davon nicht. Das Werfen von Böllern ist für mich ein Rückschritt. Wir müssen den Anlass für derlei Provokationen angehen und die Hintergründe herausfinden. Auf diesem Weg können wir nicht weitermachen.

Cheftrainer Adi Hütter: Gratulation zum zweiten Sieg in Folge, Achim. Wir wollten Geschichte schreiben, als erste Eintracht-Mannschaft in der Bundesliga in Mainz zu gewinnen. Wir waren auf einem guten Weg, sind in Führung gegangen, haben uns dann aber um die Früchte unserer Arbeit gebracht. Nach der Roten Karte hat uns Mainz in den ersten 20 Minuten nach der Pause sehr zugesetzt. Die Platzverweise tun uns weh. Trotzdem hat die Mannschaft nie aufgegeben und weiter nach vorne gespielt. Möglicherweise wäre aufgrund der gezeigten Leidenschaft ein Punkt – ich weiß nicht, ob verdient – aber auf jeden Fall möglich gewesen wäre. Das ist uns nicht gelungen. Die Mannschaft hat auch im 26. Pflichtspiel Punch und Power gezeigt. Mainz hat verdient gewonnen, aber es immer schwer, Leistungen nach einer Halbzeit in Unterzahl zu bewerten. Die Gegentore können wir besser verteidigen.

Mijat Gacinovic: Ich denke, wir haben es insgesamt nicht so schlecht gemacht. Aber klar, mit einem Spieler weniger wird es schwer. Wir haben am Ende eine gute Reaktion gezeigt und sind auf den Ausgleich gegangen, wenngleich unsere Möglichkeiten nicht die besten waren. Mainz hat gut verteidigt und auf Konter gelauert. In den letzten 20 Minuten waren wir die bessere Mannschaft und haben Pressing und Wille entgegengesetzt. Wir haben zwar ein paar Spiele nicht gewonnen, wissen aber um unsere Stärken.

Danny da Costa: Das Spiel ist sehr bitter für uns gelaufen. Wir haben es zunächst gut gemacht, dann aber diese Rote Karte kassiert. Anschließend wurde es schwer. Wobei wir es auch mit zehn Spielern in meinen Augen eigentlich gar nicht schlecht gemacht haben. Nach dem Spiel haben uns unsere Fans Trost gespendet und uns gesagt, dass wir weiter nach vorne schauen sollen. Das werden wir tun – zum Glück geht es am Freitag schon weiter.

Lucas Torró: Leider haben wir verloren. Aber ich muss der Mannschaft ein Kompliment aussprechen, wie sich alle gewehrt haben. Wir sind bis zum Schluss aufs zweite Tore gegangen. Es war nicht alles schlecht, wir haben Mut bewiesen. In den vergangenen Wochen habe ich mich voll eingebracht, im Training alles gegeben. Heute ist mir diese Rolle zugefallen, auch wenn sie situationsbedingt war. Ich habe versucht, die Vorgaben bestmöglich umzusetzen.

Almamy Toure: Im Nachbarschaftsduell möchte jeder als Sieger vom Platz gehen. Selbst in Unterzahl hatten wir die Möglichkeit, die Punkte mit nach Hause zu bringen. Wir haben bis zum Schluss alles versucht. Wir müssen den Kopf oben behalten und uns auf das nächste Spiel einstellen. Vor dem 1:2 stellt Szalai seinen Körper geschickt rein, danach fällt es mir schwer, die Situation zu klären.

Martin Hinteregger: Wir haben es im ersten Abschnitt eigentlich gut gemacht. Mainz hatte in den ersten 45 Minuten in der Offensive kaum Ideen. Die Rote Karte war dann der Knackpunkt für uns. Mit elf Spieler hätten wir das Ding gewonnen, davon bin ich überzeugt. Unser Ziel war es nach dem Seitenwechsel, möglichst lange das 1:0 zu halten und im Zentrum kompakt zu stehen. Das haben wir auch eigentlich ordentlich gemacht, dann aber so ein ärgerliches 1:1 kassiert. Mit zehn Spielern wird es dann natürlich schwer und kräftezehrend.

Sebastian Rode: Wir müssen die Niederlage einordnen, waren eine Halbzeit lang in Unterzahl. Gegen eine gute Mainzer Mannschaft zu verlieren, kann immer passieren. Die Niederlage gegen den VfL Wolfsburg ärgert uns mehr. Jetzt lenken wir den Fokus auf das Spiel gegen Berlin. Tabellarisch hängen wir etwas in der Mitte fest. Kein Vorwurf an Dominik wegen der Roten Karte, wir haben die Ecke im Verbund schlecht verteidigt. Die Situation lässt sich nicht mit der in Lüttich vergleichen, als wir in der Nachspielzeit die Chance auf die Führung vor Augen hatten.

Achim Beierlorzer (Trainer 1. FSV Mainz 05): Wir sind am Ende nochmal in Hektik verfallen, weil die Eintracht nie aufgegeben und selbst in Unterzahl alles nach vorne geschmissen hat. Wir haben unsere Konter nicht so eiskalt ausgespielt wie in Hoffenheim und deswegen bis zur letzten Sekunde zittern müssen. Der Sieg ist insgesamt verdient, weil wir in den ersten 20 Minuten nach der Pause Powerfußball gezeigt haben. 312 Sprints zeigen, dass die Mannschaft die Partie unbedingt drehen wollte. Das Standardtor hat uns wehgetan. Jeder hat gesehen, wie gefährlich Frankfurt im Umschaltspiel ist, wenn sie ins Tempo kommen. Dann sind sie eine richtig starke Mannschaft.

Kurzer Dienstweg, langer Atem

Die Arbeitswoche begann mit einem Dämpfer, weil alte Muster wiederkehrten. Im Schlechten, aber auch im Guten.

Verlass war nämlich einmal mehr auf die ruhenden Bälle, auch wenn das 1:0 nach einer Ecke auf Umwegen zustande kam. Der Einschuss von Martin Hinteregger war bereits der fünfte von der Eckfahne initiierte Saisontreffer. Ebenfalls eine Handvoll Standardtore stehen in der UEFA Europa League zu Buche, in der die Hessen anteilig mit 83 Prozent sogar am gefährlichsten – manche würden sagen: abhängigsten – aller Wettbewerber sind.

Doch weil vier Tage nach dem Triumph in der Hauptstadt Englands in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt nicht auf alle Frankfurter Naturgesetze eintraten, bleibt der Auswärtsfluch in Mainz nach dem zwölften sieglosen Bundesligaspiel am Rhein bestehen. Diesen brechen zu wollen, war Adi Hütter im Nachgang sichtlich anzumerken. „Wir wollten Geschichte schreiben, waren auf einem guten Weg, sind in Führung gegangen, haben uns dann aber um die Früchte unserer Arbeit gebracht“, befand der Cheftrainer, wohl wissend, dass die optimistische Handhabe eigener Eckbälle nicht nur zum Dosenöffner, sondern kurz vor der Pause auch zum Bumerang gereichte.

Ecke hat’s gegeben, Ecke hat’s genommen

„Kein Vorwurf an Dominik wegen der Roten Karte, wir haben die Ecke im Verbund schlecht verteidigt“, erstickte Sebastian Rode sämtliche Diskussionen um den Platzverweis gegen den für André Silva in der Startelf stehenden Kohr im Keim. Auch Hütter bemängelte „die fehlende Absicherung.“ Der Chefcoach übertrug in Abwesenheit von David Abraham (gesperrt), Makoto Hasebe (krank) und Gelson Fernandes (Bank) eben Rode die Kapitänsbinde, die der Mittelfeldmotor erstmals seit dem 20. April 2013, seinerzeit beim 1:0 über den FC Schalke 04, von Beginn an trug. Überhaupt war es bemerkenswert, dass sich die Frankfurter Formation ausschließlich aus U30-Spielern zusammensetzte, auch die eingewechselten Lucas Torró und Mijat Gacinovic sind erst Mitte 20.

Dass ein Mann mehr oder weniger aber nicht ausschlaggebend sein muss, zeigten die vergangenen Wochen: Mainz gewann auch in Unterzahl in Hoffenheim, während Frankfurt sowohl in Unter- als auch in Überzahl in Freiburg und gegen Wolfsburg unterlag. „Die Platzverweise tun uns weh“, sagte Hütter dennoch, gleichzeitig darauf hinweisend, dass die Gegentore besser zu verteidigen gewesen wären. Weshalb am Ende nach fünf ungeschlagenen Spielen nicht nur die erste einträchtige Niederlage an einem Montagabend, sondern auch die erste Partie, welche die Hessen in dieser Spielzeit nach eigener Führung noch verloren haben.

Willkommen im Niemandsland

Wenngleich sie die Partie längst nicht verloren gaben. Wir sind am Ende nochmal in Hektik verfallen, weil die Eintracht nie aufgegeben und selbst in Unterzahl alles nach vorne geschmissen hat, zollte M05-Coach Achim Beierlorzer der Moral der nach dem Seitenwechsel und der Einwechslung von Lucas Torró für Goncalo Paciencia ohne gelernten Stürmer agierenden Adlerträger großen Respekt. „In den letzten 20 Minuten waren wir die bessere Mannschaft und haben Pressing und Wille entgegengesetzt“, meinte auch der belebende Gacinovic, dem die ausgelassenen Möglichkeiten zum Schluss bewusst waren. Am Eifer mangelt es ja grundsätzlich nicht: 210 Torschüsse sind die meisten nach den Bayern.

Dagegen empfängt die Eintracht am Freitag die gebeutelte Hertha im berüchtigten Niemandsland. Worüber sich die Hessen aber nur bedingt den Kopf zerbrechen wollten. „Gegen eine gute Mainzer Mannschaft zu verlieren, kann immer passieren. Die Niederlage gegen den VfL Wolfsburg ärgert uns mehr“, blieb Rode nach der dritten Bundesliganiederlage in Folge einordnend sachlich. Oder um es mit Danny da Costa zu nehmen: „Zum Glück geht es am Freitag schon weiter.“

Dominik Kohr für zwei Spiele gesperrt

Die Eintracht muss für zwei Bundesligapartien auf Mittelfeldspieler Dominik Kohr verzichten. Das hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Einzelrichterverfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss wegen eines unsportlichen Verhaltens am heutigen Dienstag entschieden.

Kohr, der in der laufenden Spielzeit bisher in 20 Pflichtspielen zum Einsatz gekommen ist, wurde bei der 1:2-Niederlage beim 1. FSV Mainz 05 in der 44. Minute von Schiedsrichter Manuel Gräfe aufgrund einer Notbremse des Feldes verwiesen. Der Spieler beziehungsweise der Verein hat dem Strafantrag zugestimmt, das Urteil ist damit rechtskräftig.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de



 

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