Eintracht Frankfurt -
VfL Wolfsburg |
Bundesliga 2019/2020 - 12. Spieltag
0:2 (0:1)
Termin: 23.11.2019, 15:30 Uhr
Zuschauer: 50.700
Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)
Tore: 0:1 Weghorst (20.), 0:2 Joao Victor (65.)
Eintracht Frankfurt |
VfL Wolfsburg |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Heimserie endet Die Eintracht verliert beim 0:2 (0:1) gegen Wolfsburg erstmals in dieser Saison in der Commerzbank-Arena, trotz 45-minütiger Überzahl. Ausgangssituation: Punktgleich Beide Mannschaften waren punktgleich und hatten vor der Länderspielpause Niederlagen hinnehmen müssen, die Eintracht in Freiburg und Wolfsburg gegen Leverkusen. Für die Wölfe war es die zweite in Folge in der Bundesliga. Die Eintracht hatte vor dem Spieltag noch keine Heimpartie in der Bundesliga verloren (4/2/0), hatte aber die vorigen drei Bundesliga-Heimspiele gegen den VfL nicht gepunktet. Personal: Vier Neue Cheftrainer Adi Hütter nahm im Vergleich zur 0:1-Niederlage in Freiburg vier Änderungen in seiner Startelf vor. Für die gesperrten David Abraham und Gelson Fernandes kehrten Makoto Hasebe und Sebastian Rode zurück ins Team, außerdem durfte Mijat Gacinovic für Daichi Kamada ran und kam somit zu seinem 100. Bundesliga-Spiel (alle für die Eintracht). Zudem musste Keeper Frederik Rönnow krankheitsbedingt passen, dafür rückte Felix Wiedwald ins Tor. Es war sein erster Bundesliga-Einsatz seit Mai 2016, damals noch für Werder Bremen; er hatte aber die ersten drei Quali-Spiele in der Europa League bestritten. Viele Ecken, kein Ertrag Bis zum ersten Tor vor 50.700 Zuschauern war die Partie in den relevanten Statistiken ausgeglichen, beide Teams hatten zudem eine gute Möglichkeit gehabt. Paciencia köpfte kurz oberhalb der Grasnarbe einen Kostic-Freistoß aufs Tor, Casteels klärte zur Ecke (8.). Auf der Gegenseite spielte Guilavogui William frei, Wiedwald behält im direkten Duell mit einer Fußabwehr die Oberhand (10.). Das 0:1 fiel etwas aus dem Nichts. Arnold traf aus 18 Metern das Leder nicht richtig, Wout Weghorst fälschte per Kopf unhaltbar für Wiedwald ab (20.). Die Eintracht versuchte schnell zu antworten, Paciencia wurde im letzten Moment in vollem Lauf gestoppt (22.). Wie gewohnt flankte die Eintracht viel, erarbeitete sich viele Ecken (7:0 nach 33 Minuten, am Ende zwölf SGE-Ecken), aber es fehlte die letzte Konsequenz im Abschluss. Richtig gefährlich wurde es vor Casteels bis zur Pause nicht mehr. Überhaupt hatten beide Teams nur wenige Ballaktionen im jeweils gegnerischen Strafraum, es spielte sich sehr viel im Mittelfeld ab. Eine entscheidende Szene gab es noch vor der Halbzeit. Tisserand packte im Luftzweikampf gegen Paciencia den Ellenbogen aus – der VfL-Verteidiger hatte schon Gelb und wurde daraufhin in der Nachspielzeit von Schiedsrichter Daniel Siebert des Feldes verwiesen (45.). Eintracht drückt, Wölfe treffen Die Eintracht rannte nun dem Rückstand in Überzahl hinterher, mit Kamada statt Rode und gegen das Wolfsburger Defensivbollwerk. Dost traf mit der Hacke, stand aber im Abseits (49.), Paciencia verpasste eine scharfe Kostic-Hereingabe knapp (50.), und Gacinovic scheiterte mit einem Schüsschen (54.). Zwischenzeitlich prüfte Bruma per Kopf Wiedwald nach einem Freistoß, der Frankfurter Torhüter tauchte und wehrte ab (53.). Nach etwa 60 Minuten ähnelte die Partie einem Handballspiel, zudem wechselte Hütter zum zweiten Mal offensiv und brachte da Costa für Ndicka (Durm rutschte auf die Ndicka-Position). Mitten in diese Drangphase hinein schoss Wiedwald unbedrängt einen Rückpass in die Füße von Joao Victor, der sich nicht zweimal bitten ließ und zum 0:2 einschob (65.). Hütter ging nun aufs Ganze und brachte mit André Silva den dritten Stürmer. Da Costas Schuss wurde abgefälscht und ging vorbei (78.), Casteels parierte gegen Durm (86.) - es fehlte an Durchschlagskraft. Der Wolfsburger Sieg geriet nicht mehr in Gefahr. Fazit: Heimfluch gegen VfL geht weiter Vierte Heimniederlage in Folge in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg – irgendwie scheint ein Fluch über der Eintracht zu liegen, wenn der VfL in den Stadtwald kommt. Zur Pause führte der VfL etwas überraschend, weil beide Teams auf Augenhöhe waren. Nach dem Platzverweis gegen Tisserand kurz vor der Halbzeit rührten die Wölfe Beton an, Eintracht kam mit viel Tempo aus der Pause, der Ausgleich lag in der Luft – das vermeidbare 0:2 war jedoch ein Genickschlag. In der Folge konnte die Eintracht trotz Überzahl und drei Stürmern kaum Aktionen im Strafraum generieren, agierte nicht kreativ genug und prallte immer wieder an der taktisch sehr disziplinierten Wölfe-Defensive ab. Der Sieg für die Gäste geht daher in Ordnung.
Djibril Sow: Wir sind heute natürlich sehr enttäuscht. Uns hat in der Offensive vielleicht das letzte Feuer gefehlt, der entscheidende Punch war nicht da wie sonst. Wir haben versucht, unsere großen Stürmer mit Flanken zu füttern, das hat nicht funktioniert. Dennoch hatten wir Chancen für zwei Tore. Wir lassen uns unser Selbstvertrauen nach diesem Spiel aber nicht nehmen und werden am Donnerstag in London alles reinhauen, gerade auch für unsere Fans. Aber das wird naturlich eine schwere Aufgabe. Erik Durm: In der ersten Halbzeit haben wir es defensiv gut gemacht und wenig zugelassen. Das Tor ist dann naturlich extrem unglücklich gefallen und ist praktisch nicht zu verteidigen. Sonst hatte Wolfsburg nicht viel. Zu Beginn der zweiten Halbzeit nach dem Platzverweis fur Wolfsburg haben wir es gut gemacht und viel Druck entfacht. Das zweite Gegentor hat uns dann aber den Zahn gezogen. Kein Vorwurf an Wiede, der ein super Spiel gemacht hat. In Überzahl müssen wir unsere Chancen einfach besser ausspielen. Wir wollten heute wieder zeigen, dass wir eine Heimmacht sind. Das ist uns nicht geglückt. Jetzt wollen wir in London wieder ein anderes Gesicht zeigen und dort etwas mitnehmen. Am besten einen Dreier. Wenn wir offensiv draufgehen, ist auch dort etwas drin für uns. Goncalo Paciencia: Heute war nicht unser Tag. Wir haben nicht so gespielt wie sonst zuhause und zu wenige Chancen herausgespielt. Der Gegner war in der Defensive stark und wir waren nicht konzentriert genug im letzten Drittel. Wolfsburg war dagegen sehr effektiv. So ein Spiel kann passieren. Jetzt müssen wir zusehen, dass wir das Spiel schnell abhaken und noch stärker zurückkehren. Adi Hütter: Von unserer Heimstärke haben wir heute sehr viel vermissen lassen. Wir haben von Anfang an nicht richtig ins Spiel gefunden, waren nicht griffig und aggressiv genug und haben auch im Gegenpressing nicht das gezeigt, was wir können. Nach dem Platzverweis haben wir offensiv umgestellt mit Daichi Kamada. Wolfsburg stand dann natürlich noch tiefer und hat unsere Flanken mit den kopfballstarken Innenverteidigern super verteidigt. Am Ende des Tages ist es eine verdiente Niederlage, die mich deshalb stört, weil wir unser Leistungspotenzial nicht abgerufen haben. Uns hat einfach die Kreativität gefehlt, wir waren nicht variabel genug und letztlich zu harmlos. Oliver Glasner (Trainer VfL Wolfsburg): Das ist heute ein ganz wichtiger Sieg für uns nach unserer schlechten Phase zuletzt. Und dann fährst du zum heimstärksten Team der Liga und gewinnst. Wir waren taktisch sehr diszipliniert, haben konzentriert verteidigt und vorne immer wieder Nadelstiche gesetzt. Wir müssen aber auch sagen, dass wir glücklich in Führung gegangen sind. Nach der Gelb-Roten Karte ist uns schon etwas dir Kinnlade heruntergefallen. Aber wir haben uns in der Kabine gesammelt und wollten uns die Führung nicht mehr nehmen lassen. Es war großartig, wie wenig wir zu zehnt zugelassen haben. Am Ende haben wir verdient gewonnen. Wo das Bällchen hinfällt In Rückstand zu geraten ist grundsätzlich nie von Vorteil. Erst recht nicht gegen das Bollwerk der Bundesliga. Noch mehr als die 0:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg, mit zehn Gegentreffern der undurchlässigste Verbund im deutschen Oberhaus, an sich wurmte Adi Hütter nach dem Schlusspfiff vor allem das Zustandekommen der ersten Heimpleite. „Die Niederlage stört mich, weil wir unser Leistungspotenzial nicht abgerufen haben. Uns hat einfach die Kreativität gefehlt, wir waren nicht variabel genug und letztlich zu harmlos“, bemängelte der Cheftrainer, dass die Adlerträger gewissermaßen die von Hauptsponsor Indeed initiierte Kampagne „Platz für Vielfalt“ fußballerisch nicht mit Leben zu füllen vermochten. Zumal die Eintracht als bis dato stärkste Heimmannschaft der Liga vor einmal mehr über 50.000 unterstützenden Besuchern alles andere als unterlegen, optisch eigentlich überlegen war: 62 Prozent Ballbesitz, 83 zu 69 Prozent angekommene Pässe, 12:1 Ecken – half alles nichts. „Wir haben versucht, unsere großen Stürmer mit Flanken zu füttern. Das hat nicht funktioniert“, erkannte Djibril Sow hinterher den Zwiespalt zwischen hoher Motivation und einseitiger Kreation. Um Zahlen sprechen zu lassen: Am Ende standen aus dem Spiel heraus 29:5 Hereingaben zu Buche. „Wolfsburg hat viele Verzögerungen provoziert“, bemerkte Bas Dost nach dem Aufeinandertreffen gegen seinen Ex-Verein halb genervt, halb analytisch. Insofern fiel der Platzverweis in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit nur bedingt ins Gewicht. Weil sich die Verteidigungsmechanismen mit einem Mann weniger nicht veränderten, auch wenn Oliver Glasner nach der Begegnung mit Landsmann Hütter zugab, dass nach der Gelb-Roten Karte gegen Marcel Tisserand „uns schon etwas die Kinnlade heruntergefallen“ sei. Als Gegenmittel beorderte der Gästetrainer nach dem Seitenwechsel mit Abwehrkraft Robin Knoche für Angreifer Admir Mehmedi einfach den weggebrochenen fünften Verteidiger aufs Feld. Auch die Hessen reagierten, ordneten im zweiten Durchgang mit der Hereinnahme von Daichi Kamada für Sebastian Rode das Mittelfeld neu: Doppelzehn statt Doppelsechs, Sow als alleiniger Abräumer. „Nach dem Platzverweis haben wir offensiv umgestellt mit Daichi Kamada“, gab Hütter entsprechend zu Protokoll. Es sollte nicht die einzige Anpassung bleiben. Mit der Einwechslung von Danny da Costa für Evan Ndicka versuchten sich die Hausherren wie bereits im Test gegen den SV Sandhausen in einer Viererkette, zeitweise mit Makoto Hasebe und Sow in der Zentrale. Viererkette, Dreigestirn „Zu Beginn der zweiten Halbzeit nach dem Platzverweis für Wolfsburg haben wir es gut gemacht und viel Druck entfacht“, sagte Erik Durm, der für Danny da Costa begonnen hatte. „Das zweite Gegentor hat uns dann aber den Zahn gezogen. Kein Vorwurf an Wiede, der ein super Spiel gemacht hat“, sah der Rechtsaußen nicht nur das vermeidbare Gegentor des Vertreters des kurzfristig erkrankt ausgefallenen Frederik Rönnows, sondern auch dessen Rettungstaten, die frühere Einschläge verhindert hatten. Reflexe im eigenen Strafraum, Pech und Unvermögen im anderen. Sei es Dost, der um Millimeter am Ball vorbeischlitterte, um Zentimeter im Abseits stand oder der kurz vor Schluss an Koen Casteels scheiternde Durm. Zu diesem Zeitpunkt stand mit dem eingewechselten André Silva erstmals in dieser Saison sogar ein Dreiersturm auf dem Rasen, was sich bekanntlich nicht mehr in Zählbarem niederschlagen sollte, obwohl Sow wie Hütter die Möglichkeit auf zwei Tore ebenso herausstellten wie die Tatsache, dass die Eintracht an diesem Samstagnachmittag schlicht und einfach nicht ihr Leistungslimit erreicht hat. Dafür ging die Nordwestkurve unmittelbar nach dem Schlusspfiff des bereits 24. Saisonspiels (!) in die Verlängerung, beschallte das weite Oval mit einer unmissverständlichen Botschaft: „Auswärtssieg, Auswärtssieg!“ Durm sieht es genauso: „Wir wollen in London wieder ein anderes Gesicht zeigen und dort etwas mitnehmen. Wenn wir offensiv draufgehen, ist auch dort etwas drin. Am besten ein Dreier.“ Er wäre aus gegenwärtiger Perspektive wahrscheinlich der wichtigere.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de
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