FC St. Pauli - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 2019/2020 - 2. Hauptrunde

1:2 (1:2)

Termin: 30.10.2019, 20:45 Uhr
Zuschauer: 29.373
Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg)
Tore: 0:1 Dost (4.), 0:2 Dost (16.), 1:2 Sobota (42., Handelfmeter)

 

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FC St. Pauli
Eintracht Frankfurt

  • Ko. Müller
  • Kalla
  • Östigard
  • Buballa
  • Ohlsson
  • Flum
  • Knoll
  • Penney
  • Sobota
  • Möller Daehli
  • Gyökeres

 


  • Rönnow
  • Hinteregger
  • Hasebe
  • Ndicka
  • Durm
  • Fernandes
  • Chandler
  • Kohr
  • Rode
  • Kamada
  • Dost

 

Wechsel
  • Conteh für Kalla (79.)
  • Becker für Flum (85.)
  • Tashchy für Möller Daehli (87.)
Wechsel
  • Abraham für Hinteregger (46.)
  • da Costa für Chandler (46.)
  • Paciencia für Dost (88.)
Trainer
  • Jos Luhukay
Trainer

Joveljic (Eintracht Frankfurt) erhält wegen Spielverzögerung (85.).

 

Eintracht überwintert im DFB-Pokal

Frankfurt zieht mit 2:1 (2:1) beim FC St. Pauli ins Achtelfinale ein. Dost (4., 16.) sorgt für einen Traumstart, dann entwickelt sich der erwartet harte Fight.

Ausgangssituation: Frankfurt favorisiert

Unabhängig der Tatsache, dass im K.o.-Modus nur ein Sieg zählte, sprach neben der Ligazugehörigkeit auch der Trend der vergangenen Wochen für die Eintracht. Während der FC St. Pauli nach dem bemerkenswerten 2:0 über den Hamburger SV nur eines der vergangenen fünf Spiele gewinnen konnte, hatte die Eintracht vor der 2:4-Niederlage in Mönchengladbach sechs Mal hintereinander nicht verloren.

Personal: Frischer Wind

Im Vergleich zur kontinuierlichen Leistungssteigerung beim Spitzenreiter ließ Adi Hütter die Grundordnung im 3-5-2 zwar unverändert, wechselte das Personal aber fünf Mal positionsgetreu: Evan Ndicka ersetzte David Abraham, wofür Martin Hinteregger von der linken in die rechte Innenverteidigung rückte, Dominik Kohr erhielt den Vorzug vor Djibril Sow auf der Acht, auf den Flügeln begannen Timothy Chandler und Erik Durm für Filip Kostic und Danny da Costa und im Sturm startete Bas Dost anstelle von Goncalo Paciencia.

Der doppelte Dost

Der wiedergenesene Niederländer unterstrich sogleich eindrucksvoll seine in den Vorwochen vermissten Qualitäten: Kopfballstärke (aus dem Spiel heraus) und Kaltschnäuzigkeit. Erstere nach einer Halbfeldflanke von Hinteregger, die der Sturmtank gegen die Laufrichtung von Torwart Korbinian Müller verwertete (4.). Zweitere, nach einem Steilpass von Kohr, woraufhin der listige Schlaks die Nerven behielt und Müller mit einem überlegten Lupfer zum zweiten Mal überwand (16.). Bis dahin hatten die Hausherren dem Favoriten wie auch danach weitgehend das Spielgeschehen überlassen, nicht ohne bei Ballgewinn aber ihr Heil nach vorne zu suchen. So verzeichnete Frankfurt zwar ein optisches Übergewicht, die Angriffsversuche hielten sich aber in etwa die Waage. Vor allem Viktor Gyökeres sorgte ein ums andere Mal für Betrieb, blieb im Abschluss aber glücklos. Noch mehr Pech hatte Marvin Knoll mit seinem Pfostenschuss von der Strafraumkante (24.). Und so plätscherte die Partie einem ungefährdeten Pausenstand entgegen, ehe Hinteregger das Spielgerät ohne Reaktionsmöglichkeit aus nächster an den Arm bekam und Waldemar Sobota per Handelfmeter auf 1:2 verkürzte (42.).

Kampf und gut

Dem doppelten Dost zu Beginn der ersten folgte der Doppelwechsel zur zweiten Halbzeit: Abraham und da Costa kehrten für Hinteregger und Chandler in die Formation zurück, Durm wechselte dafür von rechts nach links. Auch sonst sollte auf Seiten der Hessen die Defensivabteilung die größere Aufmerksamkeit erhalten. Zum einen, weil die Adlerträger nach vorne wenig Zielführendes zustande brachten, zum anderen, weil die Norddeutschen immer aufmüpfiger wurden. Erneut in Person von Gyökeres, der die Kugel in der Mitte um Haaresbreite verpasste (58.) sowie durch den umtriebigen Mats Möller Daehli, den die Adler im entscheidenden Moment gemeinsam stören konnten (65.).

Fazit: Pokal pur

Flutlicht, zweite gegen erste Liga, ein treffsicheres Traumcomeback, ein zweifelhafter Elfmeter und vor allem nach dem Seitenwechsel ganz viel Kampf. Das einzige, was dem Schlagabtausch fehlte, waren mehr spielerische Glanzmomente wie von Dost vor dem 2:0. Sei's drum, die Eintracht entscheidet die nächste knifflige Aufgabe mit mehr Herz als Kunst für sich und überwintert im DFB-Pokal.

Stimmen zum Spiel

Cheftrainer Adi Hütter: Das Wichtigste ist am Ende des Tages, dass wir im Frühjahr weiterhin im DFB-Pokal dabei sind. Der FC St. Pauli hat eine gute und heimstarke Mannschaft, das haben sie vor allem in der zweiten Halbzeit gezeigt. Im ersten Abschnitt haben wir es gut gemacht und das Geschehen eigentlich kontrolliert, der Treffer hat den Gastgebern dann aber Selbstvertrauen gegeben. Nach dem Seitenwechsel waren sie überlegen, wenngleich es in den zweiten 45 Minuten kaum echte Torchancen gab. Kompliment an den FC St. Pauli für dieses Spiel, aber auch für dieses Publikum. Martin Hinteregger hat einen Schlag aufs Knie bekommen, das ist ihm schon bei der Partie in Mönchengladbach passiert. Er hat deshalb einen Wechsel signalisiert, sodass wir ihn runtergenommen haben. Bas Dost hätten wir eigentlich gerne heute früher runtergenommen und zum Beispiel Dejan Joveljic noch Einsatzzeit gegeben. Wir mussten allerdings in der Halbzeit zwei Mal unerwartet wechseln, auch weil wir seine Kopfballstärke benötigt haben.

Sportdirektor Bruno Hübner: Es war ein typisches Pokalspiel, wir sind froh, dass wir es gewonnen haben. So wie uns heute ging es vielen Klubs – trotzdem haben wir fast nichts anbrennen lassen und liegen somit im Lostopf fürs Achtelfinale.

Sebastian Rode: Vor allem in der zweiten Halbzeit haben wir es uns selbst sehr schwer gemacht. In der ersten Halbzeit hatten wir das Spiel noch im Griff, als wir geduldig geblieben sind. In der zweiten Halbzeit haben wir vorwiegend verwaltet und keine Lösungen mehr nach vorne gefunden. Der Elfmeter vor der Pause hat sein Übriges dazu beigetragen, dass noch mehr Stimmung in den Kessel kommt. Darauf können wir wiederum auch am Samstag gegen die Bayern zählen. Dafür gilt es, zwei Tage zu regenerieren. Bas Dost hat uns in den letzten Spielen gefehlt. Er ist ein super Knipser und enorm wichtig für uns, weil er die Bälle halten kann, klatschen lässt und vor dem Tor eiskalt ist. Die Belastung würde ich nicht als Ausrede anführen. Dafür sind wir Sportler, sind fit und haben einen großen Kader. Da müssen wir einfach durch.

Erik Durm: Wir haben einen super Start erwischt und nach 15 Minuten 2:0 geführt. Danach haben wir es zunächst weiter ordentlich gemacht. Wo Hinti vor dem Elfmeter mit der Hand hin soll, weiß ich nicht… Aber so fiel eben kurz vor der Pause das 1:2 zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. St. Pauli hat in der zweiten Halbzeit teilweise gut nach vorne gespielt. Nichtsdestotrotz haben wir ein gutes Auswärtsspiel gezeigt, 2:1 gewonnen und stehen in der nächsten Runde. Ich habe ähnlich oft auf rechts und links gespielt, von daher hat es für mich keine Bedeutung, auf welcher Seite ich zum Einsatz komme. Für mich zählt Bayern mit Borussia Dortmund zu den besten deutschen Mannschaften. Das sind die schönsten Spiele, dafür sind wir Profis geworden.

Bas Dost: Ich war nach dem Spiel gegen Leverkusen sehr froh, wie es gelaufen ist, doch auf einmal hatte ich Schmerzen in den Adduktoren. Dann hat mir die medizinische Abteilung für heute grünes Licht gegeben, was mich sehr gefreut hat. Ich hatte auch keine Schmerzen. Jetzt kann es weitergehen. Vor dem 1:0 flankt Hinti den Ball in den Strafraum, ich schmeiße mich rein und der Ball fliegt ins Tor. Egal wie: Tor ist Tor! Dem zweiten Treffer ist ein Traumpass von Dominik vorausgegangen. Der Lupfer erschien für mich die beste Lösung. Wenn er reingeht, hat man immer recht. Nach der Pause fiel es mir dennoch schwer, hereinzukommen, deshalb wäre es wichtig gewesen, häufiger in Ballbesitz zu bleiben. Auch ich hätte den Ball vorne öfter behaupten müssen. Aber Kompliment, wie wir in der zweiten Halbzeit verteidigt haben. St. Pauli hatte nicht viele Möglichkeiten, aber trotzdem eine starke Leistung gezeigt.

Jos Luhukay (Trainer FC St. Pauli): Wir haben sehr unglücklich angefangen. Wenn man gegen eine so starke und ballsichere Mannschaft früh 0:2 hinten liegt, ist es sehr schwer. Aber mein Team hat immer an sich geglaubt, nach dem Treffer hatten wir große Hoffnung. In der zweiten Hälfte haben wir richtig viel investiert, aber die Eintracht ist eine Mannschaft, die immer kontrolliert ihr System beibehält. Das ist eine große Qualität, sodass wir kaum zu richtigen Abschlüssen gekommen sind. Ich bin aber stolz, dass wir gleichzeitig auch kaum etwas zugelassen haben. Ich kann der Mannschaft daher keinen Vorwurf machen. Wir sind gegen ein sehr starkes Team ausgeschieden, können uns aber erhobenen Hauptes aus diesem Wettbewerb verabschieden.

Der erste Glockenschlag

Mit dem 2:1 gegen St. Pauli gewinnt die Eintracht das erste von zwölf verbleibenden Spielen bis zur Winterpause – und das vorerst wichtigste.

Mit 20 Pflichtaufgaben im Spieljahr 2019/20 stellt die Eintracht weiter alle anderen deutschen Mannschaften in den Schatten. Dank des Überwinterns im DFB-Pokal, den nebenbei nur Bayern und Bremen öfter gewannen als der fünffache Titelträger Eintracht Frankfurt, und angesichts des durchaus realistischen Einzugs in die K.o.-Phase der UEFA Europa League spricht vieles dafür, dass dieses Alleinstellungsmerkmal auch nach dem Jahreswechsel zunächst Bestand haben wird. Dem war gleichwohl nicht der erste Kraftakt einer Saison vorausgegangen, in der lediglich ein halbes Dutzend Begegnungen mit mehr als einem Tor Unterschied endeten. Gerade in der zweiten Halbzeit hat es der in den vergangenen Wochen nicht immer von personellen Rückschlägen verschonten Eintracht im Millerntor-Stadion an Entlastung gefehlt. Chancen nach dem Seitenwechsel: Fehlanzeige. „Die Belastung würde ich nicht als Ausrede anführen. Dafür sind wir Sportler, sind fit und haben einen großen Kader“, duldet Sebastian Rode, ganz seiner Kämpfernatur entsprechend, allerdings kein Lamentieren und verweist lieber auf die gewachsenen Möglichkeiten im Aufgebot. So konnte es sich Cheftrainer Adi Hütter am Kiez erlauben, gleich die Hälfte aller Feldspieler positionsgetreu zu tauschen. Ohnehin bemerkenswert, dass der österreichische Fußballlehrer bislang 26 Akteuren das Vertrauen schenkte, den mittlerweile verliehenen Ante Rebic inklusive.

Es geht auch anders

Noch im August hatte der Kroate die Hessen mit einem lupenreinen Hattrick zum 5:3-Spektakel beim SV Waldhof Mannheim vor dem Aus bewahrt, als die Gäste eine Tiefschlafphase inklusive 0:2-Rückstand erwischten. In Hamburg wiederum gestaltete sich der Spielverlauf gewissermaßen gegenteilig, nicht allein auf das Erlebnis in der Quadratestadt reduziert. Denn war Frankfurt in dieser Spielzeit in unschöner Regelmäßigkeit mit wechselndem Erfolg einem Rückstand hinterhergerannt, zuletzt in Mönchengladbach mit einem ligaweiten Saisonbestwert von 287 Sprints gar sprichwörtlich, erwischte der Bundesligist im hohen Norden einen Start nach Maß. Und einer ganz besonders: Bas Dost, sich seit zwei Wochen mit für ihn selbst überraschend aufgetretenen Adduktorenbeschwerden herumquälend, war endlich wieder schmerzfrei und markierte in der Anfangsviertelstunde den komfortablen 2:0-Vorsprung: Erst mit erhobenem Köpfchen, dann mit feinem Füßchen, der Titel des „Man of the Match“ war nur noch eine Frage des Endergebnisses. „Vor dem 1:0 flankt Hinti den Ball in den Strafraum, ich schmeiße mich rein und der Ball fliegt ins Tor. Dem zweiten Treffer ist ein Traumpass von Dominik vorausgegangen. Dann hat mir die medizinische Abteilung grünes Licht gegeben, was mich sehr gefreut hat“, verteilte der glückselige Niederländer im Nachgang Lob hoch drei. Die Komplimente beruhen auf Gegenseitigkeit. So mag Rode den Wandspieler nicht allein auf seinen Torriecher reduzieren: „Er ist enorm wichtig für uns, weil er die Bälle halten kann und klatschen lässt.“ Auch wenn der 1,96-Meter-Schlaks einräumte, „ich hätte den Ball vorne öfter behaupten müssen.“ Was wiederum mit der verloren Fitness zusammenhing. „Bas Dost hätten wir eigentlich gerne früher runtergenommen und zum Beispiel Dejan Joveljic noch Einsatzzeit gegeben. Wir mussten allerdings in der Halbzeit zwei Mal unerwartet wechseln. Dazu haben wir auch seine Kopfballstärke benötigt“, schuf Coach Hütter hinterher Klarheit.

Hinti erst mittendrin, dann außen vor

Dabei hatte gerade dessen in der Pause angeschlagen draußen gebliebenen Landsmann Hinteregger einen schier unverwüstlichen Eindruck hinterlassen, als er vor dem 2:0 die Kugel von der Außenlinie kratzte, nicht mehr bremsen konnte und den Zuschauern die Werbebande näherbrachte.

Auch kurz vor der Pause hatte der als Linksfuß auf der rechten Abwehrseite aufgebotene Verteidiger im Blickpunkt gestanden, als ihm der Ball aus nächster Nähe an den ausgestreckten Arm sprang. „Wo Hinti vor dem Elfmeter mit der Hand hin soll, weiß ich nicht“, sprach Erik Durm, nach dem Seitenwechsel selbst von rechts nach links gewechselt und nach Chandler und Hinteregger der nächste inverse Defensive, seinen Kollegen zwar frei von Schuld, letztlich war aber auch dem regelkonform entscheidenden Referee Matthias Jöllenbeck kein Vorwurf zu machen. Dass dem verwandelten Strafstoß von Waldemar Sobota kein endgültiger Elfmeterkrimi folgte, war nicht zuletzt der längst nicht galaverdächtigen, aber äußerst kompromisslosen Frankfurter Gangart zu verdanken. „Nach dem Seitenwechsel war St. Pauli überlegen, wenngleich es in den zweiten 45 Minuten kaum echte Torchancen gab. Das Wichtigste ist am Ende des Tages, dass wir im Frühjahr weiterhin im DFB-Pokal dabei sind“, analysierte Hütter entsprechend.

In dieselbe Kerbe schlug Sportdirektor Bruno Hübner: „Wir sind froh, dass wir gewonnen haben.“ Und „Hells Bells“ nicht dem letzten Glockenschlag gleichkam. Vielmehr scheint bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt die Wintersaison eingeläutet.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de



 

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