Borussia Mönchengladbach
- Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2019/2020 - 9. Spieltag
4:2 (2:0)
Termin: 27.10.2019, 18:00 Uhr
Zuschauer: 52.300
Schiedsrichter: Daniel Schlager (Hügelsheim)
Tore: 1:0 Thuram (28.), 2:0 Wendt (45.), 2:1 da Costa (59.). 3:1 Elvedi (75.), 3:2 Hinteregger (78.), 4:2 Zakaria (85.)
Borussia Mönchengladbach |
Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Zu spät erwacht Die Eintracht unterliegt in Mönchengladbach 2:4. Nach einer unterlegenen ersten Halbzeit treffen da Costa (59.) und Hinteregger (78.) jeweils zum zwischenzeitlichen Anschluss, aber insgesamt zu spät. Ausgangssituation: Verlockende Aussichten Vor der letzten Begegnung des neunten Spieltages war die tabellarische Konstellation eindeutig: Borussia Mönchengladbach konnte mit einem Sieg die Spitze zurückerobern, Eintracht Frankfurt mit drei Punkten in die Europapokalränge stoßen. Offen war einzig die Frischefrage, da beide Seiten noch am Donnerstag in der UEFA Europa League gefordert waren. Während Frankfurt mit dem 2:1 über Standard Liège Platz zwei festigten, konnte die Borussia mit dem Last-Minute-1:1 bei der AS Rom die Chance aufs Weiterkommen wahren. Personal: Gacinovic raus, Fernandes rein Im Vergleich zum hart erkämpften Erfolg gegen Standard fehlte Mijat Gacinovic wegen muskulärer Probleme komplett. Für den Serben durfte Gelson Fernandes im defensiven Mittelfeld ran. Wie schon in der zweiten Halbzeit gegen die Belgier fungierte Daichi Kamada als zweite Spitze, weniger als Spielmacher. Bas Dost und André Silva fehlten weiterhin. Wenig Land am Niederrhein Den Gipfel in Reichweite übernahmen die Fohlen zu Anfang das Kommando, fanden in den sich ihrerseits nicht versteckenden Hessen aber aufmerksame Widersacher. Nachdem sich die Kontrahenten jeweils aus dem Spiel heraus kaum Gelegenheiten gestatteten, resultierte die größte Möglichkeit fast zwangsläufig aus einem Standard, als Denis Zakaria nach einem Eckstoß freistehend zum Kopfball kam, Landsmann Gelson Fernandes auf der Torlinie aber goldrichtig stand (20.). Doch mit zunehmender Spieldauer war die Wucht der Hausherren kaum mehr aufzuhalten, als auf der rechten Seite Breel Embolo durchstartete und den am langen Pfosten lauernden Marcus Thuram bediente – 1:0 für den VfL (28.). Quasi im Gegenzug kamen die Hessen in Person von Goncalo Paciencia zum ersten Schuss beziehungsweise Kopfball aufs Tor, der bei Yann Sommer aber in sicheren Händen war (30.). Auf ähnliche Weise war wiederum Frederik Rönnow auf seinem Posten (34.). In der Folge fehlte Frankfurt nach vorne dennoch die nötige Durchschlagskraft, das 2:0 durch Oscar Wendt unmittelbar mit dem Pausenpfiff nach einem unzureichend geklärten Freistoß machte die Aufgabe nicht einfacher (45.+2). Kurz wachgeküsst Kaum waren die Seiten gewechselt, musste sich die Elf vom Niederrhein schon vorwerfen lassen, nicht die Vorentscheidung herbeigeführt zu haben. Zwei Konter über Patrick Herrmann (50.) und den für den verletzten Embolo eingewechselten Lars Stindl (53.) blieben ohne Wirkung, einen Freistoß von Laszlo Benes parierte Rönnow (55.). Wie Gegenspieler Herrmann tauchte kurz darauf auch Filip Kostic am kurzen Pfosten auf, sah aber ebenso einen Fohlenhuf zwischen sich und dem Gehäuse (57.). Dafür flankte der Serbe keine zwei Zeigerumdrehungen später auf Kamada, der an der Grundlinie im richtigen Moment auf Danny da Costa zurücklegte, welcher aus kurzer Distanz zum 2:1-Anschluss einnetzte (59.). Wie von Zauberhand nahmen plötzlich die Ballbesitzphasen der Gäste zu, weitere Torabschlüsse ließen nicht länger auf sich warten. Ausnahmslos über den förmlich aufgetauten Kamada, der zwei Mal per Kopf (66., 68.) sowie aus spitzem Winkel (67.) vorbei zielte. Ausgerechnet in die erste Drangperiode der Eintracht köpfte Nico Elvedi zum 3:1 ein (75.). Die Antwort aus Hessen: Martin Hinteregger köpfte eine Ecke Kamadas zum 3:2 in die Maschen (79.)! Cheftrainer Adi Hütter setzte mit der Einwechslung von Angreifer Dejan Joveljic für Abräumer Fernandes (83.) ein unmissverständliches Zeichen, doch das letzte Wort blieb Mönchengladbach mit dem 4:2 durch Zakaria vorbehalten (85.). Fazit: Es bleiben die Lichtblicke Nachdem die Eintracht vor der Pause in fast allen Belangen unterlegen war, zeigt sie nach einer Stunde ihr wahres Gesicht, kann sich weiterer zwei Gegentreffer aber nicht erwehren. Über 90 Minuten gesehen geht die Niederlage im Borussia-Park in Ordnung, doch die aufopferungsvolle Schlussphase beim alten und neuen Tabellenführer macht Lust auf die nächsten Herausforderungen.
Cheftrainer Adi Hütter: Gratulation an Borussia Mönchengladbach und Marco zum Sieg. Das Spiel ist relativ einfach zu bewerten. In der ersten Halbzeit waren wir nicht so mutig wie in der zweiten. Gladbach war aggressiver, hatte ein sehr gutes Umschaltspiel, wir zu wenig Durchschlagskraft. Das haben wir nach der Pause korrigiert, die zweite Halbzeit war absolut in Ordnung. Immer als wir das Gefühl hatten, den Ausgleich erzielen zu können, haben wir postwendend unnötige Gegentore bekommen. Das ist schade. Dennoch habe ich eine gute Eintracht gesehen, die Punkte hätte mitnehmen können, wenn sie über 90 Minuten eine solche Leistung gezeigt hätte. Beide Seiten hatten nicht alle Spieler an Bord, dennoch habe ich über 90 Minuten eine Bundesligapartie auf ordentlichem physischem Niveau gesehen. Es ist noch nicht absehbar, ob unsere Stürmer bis Mittwoch einsatzfähig sind. Natürlich hätte ich sie lieber dabeigehabt. Wir denken von Tag zu Tag, noch sind sie ein Stückchen weg. Gelson Fernandes: Unser Auftreten in der ersten Halbzeit war unnötig, das war zu wenig, entsprechend ist es in der Kabine etwas lauter geworden. Serien in Bezug auf Mönchengladbach müssen uns nicht interessieren, wir konzentrieren uns auf uns selber. Schon am Mittwoch erwartet uns auf St. Pauli ein großes Spiel. Ich kenne das Stadion noch nicht, erwarte aber, dass es laut wird. Es wird ein schweres Spiel. Djibril Sow: Definitiv war die zweite Halbzeit besser. Im ersten Durchgang waren wir zu passiv. Wir brauchen für unser Spiel Mut nach vorne. In der zweiten Halbzeit haben wir unser wahres Gesicht gezeigt. Wir können stolz darauf sein, wie wir in den letzten 30 Minuten zurückgekommen sind. Die Art und Weise vor der Pause war nicht in Ordnung, wir tun gut daran, das in Zukunft abzustellen. Nach einem 0:2 wird es immer schwer. Es ist nicht immer möglich, einen Rückstand aufzuholen, erst recht beim Tabellenführer. Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach): Es ist ein gutes Gefühl, mit dem dritten Heimsieg in Folge langsam wieder zur Heimmacht zu werden. Es war von unserer Seite eine sehr gute erste Halbzeit, wenngleich wir nicht viele Chancen hatten, diese aber effektiv genutzt haben. Insgesamt waren wir griffig, haben gut gegen den Ball gearbeitet. Der Pausenstand war verdient. Nach der Pause sind wir ordentlich reingekommen, haben dann aber den Faden verloren. Die Eintracht war dann besser. Mir hat gefallen, wie die Jungs nach den zwei Gegentreffern reagiert und mit dem 4:2 letztlich den Deckel drauf gesetzt haben. Ich freue mich für die Mannschaft und die Fans. Zweiter Sieger Die Eintracht gerät in Mönchengladbach wiederholt in Rückstand. Doch beim Spitzenreiter kommen die Comeback-Qualitäten zu spät. „Wir tun gut daran, das in Zukunft abzustellen. Nach einem 0:2 wird es immer schwer. Es ist nicht immer möglich, einen Rückstand aufzuholen, erst recht beim Tabellenführer“, fand Djibril Sow im Anschluss an das 2:4-Spektakel bei Borussia Mönchengladbach deutliche Worte. Der mit 12,58 abgespulten Kilometern laufstärkste Akteur im Borussia-Park hatte sich die Rückkehr an den Niederrhein, wo er von 2015 bis 2017 unter Vertrag gestanden hatte, sicher anders vorgestellt. Das trifft freilich auch auf den zweiten Ex-Fohlen Martin Hinteregger zu, der mit seinem Anschlusstreffer zum 2:3 die Hoffnung auf einen Punktgewinn am Leben hielt. Am elegantesten vermochte Cheftrainer Adi Hütter seine Kritik in Lob zu verpacken: „Wir hätten Punkte mitnehmen können – wenn wir über 90 Minuten eine mutige Leistung gebracht hätten.“ Eine Einordnung, die sich nicht mal auf die zweite Halbzeit, zu deren Beginn die Hausherren schon die Entscheidung hätten herbeiführen können, sondern vor allem auf die letzte halbe Stunde bezog, als eine feine Verlagerung von Filip Kostic Daichi Kamada fand, der an der Grundlinie drei Gegenspieler ausguckte und den nachgerückten Danny da Costa bediente. Plötzlich stand es nur noch 2:1. „Die Eintracht war dann besser“, befand VfL-Trainer Marco Rose. Die Einschätzungen des früheren Salzburger Weggefährten von Hütter unterfüttern Ballbesitzanteile von 60 Prozent sowie 11:7 Abschlüsse nach dem Seitenwechsel für die Adlerträger. Überhaupt verzeichneten die Hessen einmal mehr sogar insgesamt ein Torschussplus von 15:12. „Wir hatten nicht viele Chancen, diese haben wir aber effektiv genutzt“, bemerkte Rose umgekehrt, dass die Lücken im Frankfurter Verbund nicht so häufig auftraten wie angesichts des Resultates vermutet. Größeren Steigerungsbedarf gab es zunächst auf dem Weg nach vorne, alles auch im Zusammenhang mit den zwei verletzten Angreifern Bas Dost und André Silva zu betrachten. „Natürlich hätte ich sie lieber dabeigehabt“, sagte Hütter auf der Pressekonferenz, schränkte aber auch ein: „Beide Seiten hatten nicht alle Spieler an Bord.“ Dennoch war es nicht von der Hand zu weisen, dass die Hausherren gerade in der ersten Halbzeit die entscheidenden Zweikämpfe gewannen. Exemplarisch dafür war die Entstehung des 1:0 aus Gladbacher Sicht, als nach einem abgefangenen Einwurf die Angriffslawine über Denis Zakaria, Breel Embolo und Marcus Thuram nicht mehr aufzuhalten war. Zwischenbilanz wie vor einem Jahr Fast folgerichtig erschien wie schon in Augsburg die Einwechslung von Dominik Kohr, der nach der Pause nicht nur 83 Prozent seiner Pässe an den Mann brachte, sondern vor allem 100 Prozent seiner Duelle für sich entschied. „Im ersten Durchgang waren wir zu passiv. Wir brauchen für unser Spiel Mut nach vorne. In der zweiten Halbzeit haben wir unser wahres Gesicht gezeigt“, brachte Laufwunder Sow die Wende auf den Punkt. Ein Phänomen, das der Eintracht nicht zum ersten Mal begegnet ist. So die Borussia nach neun Spieltagen von der Spitze grüßt, hat Frankfurt bemerkenswerterweise gemessen an dem Abschneiden in der zweiten Halbzeit mit imaginären 19 Punkten den Platz an der Sonne inne. Ein Qualitätsmerkmal, das im K.o.-Modus wie am Mittwoch auf St. Pauli nur bedingt zum Tragen kommen kann, aber nicht einzukalkulieren ist. „Ich kenne das Stadion noch nicht, erwarte aber, dass es laut wird. Es wird ein schweres Spiel“, kündigt Gelson Fernandes an, mit dem die Adlerträger zehn ihrer 14 Punkte einsammeln konnten, ohne den Abräumer nur derer vier. Insgesamt so viele Zähler hatte Eintracht Frankfurt übrigens auch nach neun Spieltagen der Vorsaison auf dem Konto.
|
Bericht und Fotos von www.eintracht.de
|