Eintracht Frankfurt -
Standard Liège |
EuropaLeague 2019/2020 - Gruppe F, 3. Spiel
2:1 (1:0)
Termin: 24.10.2019, 21:00 Uhr
Zuschauer: 47.000
Schiedsrichter: Daniel Stefanski (Polen)
Tore: 1:0 Abraham (28.), 2:0 Hinteregger (73.), 2:1 Amallah (82.)
Eintracht Frankfurt |
Standard Liège |
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Standards als Schlüssel Zwei ruhende Bälle bringen der Eintracht den wichtigen 2:1-Sieg über Standard Liège. Jeweils Kamada findet in Abraham (28.) und Hinteregger (73.) die richtigen Abnehmer. Ausgangssituation: Und die Spiele beginnen Gewissermaßen nimmt die Eintracht nach der gelungenen Rückkehr aus der Länderspielpause angesichts sechs Partien in nicht mal drei Wochen die nächste Zwischenetappe auf. Zwischen dem achten Bundesligaspiel gegen Leverkusen und der zweiten Pokalrunde auf St. Pauli wollten die Hessen den unmittelbaren Konkurrenten um Gruppenplatz zwei mit einem Heimsieg distanzieren. Die entsprechende Bedeutung der zwei Duelle zwischen Eintracht Frankfurt und Standard Liège hatten sowohl Adi Hütter als auch sein Pendant Michel Preud’homme im Vorfeld herausgestellt. Personal: Von Null auf Doppelzehn Im Vergleich zum 3:0 gegen Bayer 04 Leverkusen fiel nach André Silva mit Bas Dost ein zweiter Stürmer aus. Dafür begannen mit dem für Gelson Fernandes rückrotierten Daichi Kamada sowie Mijat Gacinovic zwei hängende Spitzen hinter Goncalo Paciencia. Die Doppelzehn hatte es letztmals am ersten Bundesligaspieltag gegen Hoffenheim gegeben. Außerdem startete der bereits gegen die Werkself eingewechselte David Abraham für den verletzten Almamy Toure. Mit Mühe, kaum Not Schon weit vor dem Anpfiff von der knisternden Atmosphäre in der Commerzbank-Arena angestachelt übernahm die Eintracht bald das Kommando, konnte ihren druckvollen Beginn aber selten in zielführende Aktionen ummünzen. Oft mangelte es am berühmten letzten oder vorletzten Pass. Ab Mitte des ersten Durchgangs häuften sich auch im Aufbauspiel die Flüchtigkeitsfehler, umgekehrt bei den Gelben die Kontergelegenheiten. Doch entweder warfen sich Sebastian Rode und Filip Kostic in die Schüsse von Selim Amallah und Mehdi Carcela (23.). Oder Amallah zielte im Eins-gegen-eins gegen Frederik Rönnow über den Torhüter, aber auch dessen Gehäuse (41.). Auf der anderen Seite blieb Gacinovic im Knie von Kostas Laifis hängen, was nicht zwangsläufig hätte ungeahndete blieben müssen (25.), ehe Daichi Kamada einen indirekten Freistoß von der linken Seite scharf auf den langen Pfosten brachte, wo Kapitän Abraham das Leder mit dem ersten Schuss aufs Tor zum 1:0-Pausenstand über die Linie bugsierte (28.). Japanischer Lieferservice Auch der zweite Durchgang war geprägt von ansatzlosen Vorstößen der zuhauf über die Außen ihr Heil suchenden Hausherren, die aber im Strafraum zu selten einen Abnehmer fanden. Die Ausnahme bildete etwa Paciencia nach einer Flanke von Filip Kostic, die der Portugiese volley mit links aufs linke obere Eck zog, doch Vanja Milinkovic-Savic rettete noch auf Kosten einer Ecke (49.). Auf der Gegenseite verpasste Duje Cop einen schrägen Ball von der Seite um eine Fußspitze (65.). Fast eine Blaupause dessen fabrizierte im Gegenzug Djibril Sow (72.), was wiederum eine Ecke zur Folge hatte, die Kamada von der rechten Seite maßgeschneidert auf Martin Hinteregger schlug, der aus zentraler Position zum 2:0 einköpfte (73.). Es war somit die zweite Vorlage des Japaners in diesem Spiel. Dass dies nicht auf Kostic zutraf, lag auch an Keeper Milinkovic-Savic, der nach einer Flanke des Serben gegen den einköpfenden Paciencia parierte (81.). Unmittelbar darauf verkürzte der unbedrängte Amallah nach einer Hereingabe von der linken Seite (82.). Fazit: Durchwachsen, aber Zweiter Auch wenn die Gesamtleistung sicher nicht im gewünschten Maximalbereich lag, war die Eintracht letztlich um dieses eine Tor besser. Standards als Mittel sind in Frankfurt längst keine Ausnahme mehr, wenngleich sie in Zukunft nicht die einzigen Mittel bleiben mögen. Unterm Strich stehen nach drei Spieltagen Platz zwei und vor dem Rückspiel drei Punkte Vorsprung auf Rang drei. Stimmen zum Spiel Sportvorstand Fredi Bobic: Jeder kann die Tabelle lesen und sieht, wie wichtig dieser Sieg ist. Die Jungs haben hervorragend gekämpft und sich den Sieg verdient. Vorstandsmitglied Axel Hellmann: Wir müssen die Polizei loben. Das Sicherheitskonzept war top und ist aufgegangen. Das entlastet uns als Verein und hat uns geholfen, solch ein tolles Fußballspiel zu erleben. Cheftrainer Adi Hütter: Es war ein schwieriges Spiel. Standard hat diszipliniert gespielt, wodurch wir wenig Räume vorgefunden haben. In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt, indem Daichi Kamada zweiter Stürmer gespielt hat. Danach hatten wir mehr vom Spiel. Der Sieg ist verdient, aber das Gegentor ärgert mich. Auf der anderen Seite hatten wir auch Chancen aufs dritte Tor. Insgesamt haben wir zu viele einfache Fehler gemacht. Man hat gemerkt, dass uns heute zwei Stürmer gefehlt haben. In diesem Zusammenhang freut es mich immer, wenn nicht nur Angreifer für die Tore zuständig sind. Ich denke, wir müssen aufpassen, dass wir uns über Siege wie heute weiter freuen und nicht als Selbstverständlichkeit ansehen. In zwei Wochen benötigen wir wieder eine kämpferische und aggressive Leistung. Danny da Costa: Es war schwer, sich durch zu kombinieren. Das Gegentor tut weh, aber wir haben die Qualität, auch durch Punkte weiterzukommen und nicht auf den direkten Vergleich schauen zu müssen. Sebastian Rode: Das war heute ein vom Kampf geprägter und vor allem sehr wichtiger Arbeitssieg. In der ersten Halbzeit haben wir es verpasst, rechtzeitig die Achter zu finden, um das Mittelfeld schnell zu überbrücken. Grundsätzlich können wir uns nicht immer auf Standards verlassen. Auch wenn unser Auftreten insgesamt nicht so gut war, haben wir durch die drei Punkte in zwei Wochen eine gute Chance, im direkten Duell das Weiterkommen so gut wie klarzumachen. Martin Hinteregger: Wir haben uns heute das Leben selbst schwer gemacht und zu oft leichtsinnig den Ball verloren. Deshalb sind wir nicht in den gewohnten Flow gekommen. Es war wieder mal Zeit für ein Standardtor. Für uns ist es wichtig zu wissen, dass wir nach Standards treffen können und variabel sind. Wenn wir nicht in Lüttich verlieren, stehen die Chancen sehr gut. Unsere Fans schenken uns immer wieder neue Luft, so auch nach dem Gegentor. Mit Blick auf Sonntag fühle ich mich richtig gut, jedes Spiel macht noch fitter. Wir kommen in den Rhythmus, englische Wochen machen uns nichts aus. Michel Preud’homme (Trainer R. Standard de Liège): Ich bin sehr zufrieden, wie sich meine Mannschaft präsentiert hat. Frankfurt war sehr stark, dennoch waren wir in der Lage, sie vor Probleme zu stellen. Wir haben bewiesen, dass wir sehr lange auf Augenhöhe bleiben können. Schade, dass wir uns nicht belohnt haben. Frankfurt hatte ein fantastisches Publikum hinter sich. Ich hoffe in Lüttich auf eine ähnliche Atmosphäre für uns. Natürlich möchten wir weiter Gruppenzweiter werden und haben noch die Chance dazu. Am Zug Dank des sechsten ungeschlagenen Spiels in Serie steht die Eintracht nicht nur vor ereignisreichen, sondern nicht weniger aussichtsreichen Wochen. In der Gruppe F je drei Punkte vor dem Dritten aus Lüttich und hinter dem Ersten aus London, in der Bundesliga als Tabellenachter zwei Zähler hinter der Spitze und in der zweiten Runde des DFB-Pokals auf St. Pauli alle Möglichkeiten. Der Eintracht-Express ist drauf und dran, auf den selbst gestellten Weichen Fahrt aufzunehmen – auch wenn den R. Standard de Liège spielerisch Sand im Getriebe war. Dennoch klingt es fast wie eine Drohung, wenn Martin Hinteregger ankündigt: „Wir kommen in den Rhythmus, englische Wochen machen uns nichts aus.“ Aus Lütticher Sicht beinahe bedrohlich, dürfte die einmal mehr beeindruckende Choreographie des überlebensgroßen Adlers samt Geripptem in der Kralle gewirkt haben, flankiert von einem aus unzähligen schwarz-weißen Karos bestehenden Fahnenmeer, das an die schachbrettartigen Aufwärmleibchen der Lizenzspieler erinnerte. Auch Felix Magath ist bekannt dafür, seinen Spielern das Schachbrett mindestens genauso gerne an die Hand zu geben wie den Medizinball, um sich taktisch weiterzuentwickeln. Die Quintessenz daraus aus Sicht des früheren Frankfurters: Beherrsche das Zentrum und du kontrollierst das Spiel. Erst am vergangenen Freitag hatte Adi Hütter gleichermaßen die Mittelfeldzentrale als Herzstück einer Mannschaft bezeichnet. Entsprechend lag die Erklärung für die teilweise holprigen Angriffsversuche von Sebastian Rode fast auf der Hand. „In der ersten Halbzeit haben wir es verpasst, rechtzeitig die Achter zu finden, um das Mittelfeld schnell zu überbrücken“, befand der Antreiber, selbst mehr ein Anhänger von Karten- denn Brettspielen. Variabilität der anderen Art Insofern konnten die Hessen die Vorschusslorbeeren von Gästetrainer Michel Preud’homme, der dem Halbfinalisten der Vorsaison ein variables Auftreten attestierte, nicht vollends gerecht werden. Wobei auf andere Weise wiederum schon. „Für uns ist es wichtig zu wissen, dass wir nach Standards treffen können und variabel sind“, betonte Hinteregger, neben David Abraham der zweite Innenverteidiger, der nicht nur bemerkenswert stürmisch auch die Räume jenseits der Mittellinie beackerte, sondern nach einem ruhenden Ball von Daichi Kamada als Torschütze in Erscheinung trat. „Man hat gemerkt, dass uns heute zwei Stürmer gefehlt haben. In diesem Zusammenhang freut es mich immer, wenn nicht nur Angreifer für die Tore zuständig sind“, verwies Chefcoach Hütter zugleich auf die Ausfälle von André Silva und Bas Dost, wodurch das bereits in der Qualifikationsphase sowie am ersten Bundesligaspieltag gegen die TSG Hoffenheim praktizierte Rezept mit zwei hängenden Spitzen – der japanische Lieferdienst Kamada und Mijat Gacinovic hinter Goncalo Paciencia – Anwendung fand. Diabolisches Doppel Dass der Portugiese, der nach dem Seitenwechsel mit dem sich vorschiebenden Kamada einen Sturmpartner neben sich wusste, nicht jubeln durfte, lag insbesondere an den Reflexen von Vanja Milinkovic-Savic, weshalb es bis zum Schluss spannend blieb. Auch hier sah Hütter wieder beide Seiten: „Der Gegentreffer ärgert mich, aber wir hatten auch Chancen aufs dritte Tor“, so der Fußballlehrer, der die Schwarz-Weiß-Malerei im wörtlichen Sinne den Choreographen überlässt und mahnt: „Wir müssen aufpassen, dass wir uns über Siege wie heute weiter freuen und nicht als Selbstverständlichkeit ansehen.“ Erst recht, wenn in der Bundesliga zunächst der aktuelle Tabellenführer Borussia Mönchengladbach und dann der amtierende Meister Bayern München warten – beide theoretisch im direkten Duell überholbar. Ehe die Adler zudem in zwei Wochen die Könige des Royal Standard Club de Liège zum zweiten Mal nicht nur Schach, sondern endgültig Matt setzen möchten, warten vor der berüchtigten Hölle von Sclessin am Mittwoch die Höllenglocken vom Millerntor – so nah können Gruft und Glückseligkeit beieinanderliegen.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de
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