Eintracht Frankfurt -
SV Werder Bremen |
Bundesliga 2019/2020 - 7. Spieltag
2:2 (0:1)
Termin: 06.10.2019, 18:00 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken)
Tore: 0:1 Klaassen (27.), 1:1 Rode (55.), 2:1 Silva (88.), 2:2 Rashica (90., Foulelfmeter)
Eintracht Frankfurt |
SV Werder Bremen |
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Schlussspektakel ohne Sieger Die Eintracht bleibt gegen Werder Bremen zum vierten Mal hintereinander ungeschlagen. Rode (55.) und Silva (88.) drehen den Pausenrückstand, ehe die Gäste per Elfer den 2:2-Endstand herstellen. Ausgangssituation: Full House und All In Da die Eintracht und Werder den Abschluss des siebten Spieltags bildeten, lagen die tabellarischen Tatsachen offen: Ein Heimsieg und Frankfurt würde mit 13 Punkten den Anschluss ans obere Tabellendrittel halten. Beide Klubs hatten aus den vergangenen vier Ligaspielen sieben Punkte ergattern können. Entsprechend galt es, vor der Länderspielpause und ausverkauftem Haus nochmal alle Kräfte zu bündeln. Personal: Hase aus dem Hut Nach dem Kraftakt in Guimaraes am Donnerstagabend beließ es Cheftrainer Adi Hütter bei drei Anpassungen. Mit Daichi Kamada startete anstelle von Gelson Fernandes wieder eine klare Zehn, auf der rechten Außenbahn ersetzte Danny da Costa Erik Durm. Außerdem zauberte Hütter den wiedergenesenen Makoto Hasebe aus dem Hut, Evan Ndicka nahm dafür auf der Bank Platz. Martin Hinteregger gab wieder den linken Innenverteidiger. Drei Mal Aluminium Die Norddeutschen hatten das Wetter mitgebracht, die Eintracht den Vorwärtsdrang. Allein in der ersten Halbzeit feuerten die Frankfurter über ein Dutzend Mal in Richtung SVW-Schlussmann Jirí Pavlenka, der insbesondere im Eins-gegen-eins gegen Kamada im Verbund mit der Latte eine Frankfurter Führung verhinderte (20.). Bereits zuvor war Maximilian Eggestein aus halbrechter Position am Aluminium gescheitert (7.). Ansonsten blieb der Gastgeber weitgehend Herr der Lage, im Angriffsspiel und um keine Idee verlegen. Erst schnippelte André Silva das Leder auf den Kopf von Sturmpartner Goncalo Paciencia, der das Leder aufs Tordach platzierte (16.). Dann köpfte die Nummer 33 selbst zwei Mal zu ungenau, erst drüber (21.), dann in die Arme Pavlenkas (24.). Nicht weniger Versuche benötigten im Gegenzug die Gäste, um Frederik Rönnow zu überwinden, der erst bärenstark gegen den auf ihn zustürmenden Joshua Sargent rettete, dann mit der Latte im Bunde war, ehe die Hanseaten im dritten, ja vierten, Versuch in Person von Davy Klaassen auf 0:1 stellten (27.). Bis zur Pause ließen es die Adler zwar nicht an Elan, aber an entscheidenden Durchbrüchen vermissen. Standardsache Diese folgten nach dem Seitenwechsel rasch und häufig über die rechte Außenbahn. Schon nach wenigen Sekunden bediente Almamy Toure Paciencia, dessen gekonnter Kopfball nur von der Glanzparade Pavlenkas überboten wurde (46.). Keine zehn Minuten später legte der Portugiese eine Hereingabe überlegt auf Kamada ab, der aus nächster Nähe mit der Hacke aber zu hoch zielte (54.). Also sollte es wie schon in der UEFA Europa League eine Ecke richten, die zunächst abgewehrt vor den Füßen Sebastian Rodes landete, der sich ein Herz fasste und die Pille wuchtig ins lange Eck schweißte (55.). In der Folge änderte sich vergleichbar mit dem Gesamtbild nach dem Rückstand wenig: Die Hausherren drückten, waren aber im eigenen Strafraum gegebenenfalls kompromissloser als im gegnerischen Sechzehner. Ein Versuch Rodes von der Strafraumkante mitten auf Pavlenka blieb das Höchste der Gefühle (80.). Im Gegenzug hielt Rönnow sicher gegen Milot Rashica (83.). Es lief schon auf das häufigste Ergebnis der Bundesligageschichte hinaus, als Silva erst zum 2:1 abstaubte und Bremen im Gegenzug durch einen von Rashica verwandelten Foulelfmeter unglücklich zurückschlug (90. + 1). Fazit: Gebilde wächst zusammen Der Verdienst des nächsten Punktgewinns steht angesichts der Frankfurter Dominanz außer Frage. Eine Niederlage wäre unnötig, ein Sieg bei konsequenterer Chancenverwertung möglich gewesen. So bleibt nach dem Ausgleich in der Nachspielzeit vor der Länderspielpause der Eindruck einer immer stabileren und eingespielteren Eintracht haften, die wettbewerbsübergreifend seit vier Partien ungeschlagen ist.
Cheftrainer Adi Hütter: Der Rasen war tief, aber meine Mannschaft hat gut gespielt und konnte ihren Powerfußball auf den Platz bringen. In der zweiten Halbzeit war es Einbahnstraßenfußball, wir hätten den Sieg verdient gehabt. Großes Kompliment an meine Mannschaft, die drei Tage nach dem Spiel in Portugal heute auch physisch stark war. Es war für mich das stärkste Spiel in dieser Saison. Mit 13 Punkten hätten wir oben anklopfen können, aber den Punkt nehmen wir gerne mit. Die Topmannschaften sind tabellarisch alle vorne platziert, aber auch mit elf Zählern müssen wir uns nicht verstecken. Die Entwicklung des Teams gefällt mir, man muss immer auch unsere Abgänge berücksichtigen. Bas Dost hat heute gefehlt, Goncalo Paciencia und André Silva haben es aber auch sehr gut gemacht. Makoto Hasebe: Wenn wir in der 88. Minute das 2:1 machen, müssen wir das Spiel eigentlich gewinnen. Es ist sehr schade, dass es am Ende nicht gereicht hat. Wir wollten heute einen Sieg einfahren und waren die bessere Mannschaft. Beim langen Ball vor dem 2:2 müssen wir besser verteidigen. Dann habe ich mich im Zweikampf verschätzt, das tut mir sehr leid für die Mannschaft. Jetzt muss ich nach der Länderspielpause die zwei Punkte selbst holen (lacht). Insgesamt haben wir heute sehr gut gespielt. Wir waren 90 Minuten dominant. Meinem Kopf geht es gut. Djibril Sow: Wir werden noch Zeit brauchen, bis alles klappt. Auch ich persönlich habe noch Luft nach oben. Ob ich auf der Sechs oder der Acht spiele, ist eigentlich egal. Wenn ich mich entscheiden müsste, fühle ich mich auf der Acht etwas wohler, weil ich weiter vorne stehe. Im Zusammenspiel im Mittelfeld ist es wie mit einer neuen Freundin: Man muss sich erst kennenlernen. Das machen Seppl und ich, wir reden auch viel. Wir kamen heute ab und an zu spät, darum hatten wir in manchen Szenen Probleme. Eigentlich hätten wir heute gewinnen müssen, aber wir waren nicht effektiv genug. Man sieht aber, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In der Liga ist alles sehr eng, da müssen wir noch keinen Gedanken an den Tabellenplatz verschenken. Ein paar Spiele müssen wir noch abwarten, um wirklich sagen zu können, wo wir stehen. Frank Baumann (Geschäftsführer Sport SV Werder Bremen): Es gab Phasen, in denen wir zu passiv waren. Auch die Ruhe bei Ballbesitz hat oft gefehlt. Die Eintracht kann eine große Wucht entwickeln. Das hat man auch daran gesehen, dass wir zu viele Ecken zugelassen haben. Wir haben auswärts gegen eine richtig gute Mannschaft gespielt und einen Punkt gewonnen, nicht verloren. Jeder Zähler ist wichtig und hilft uns weiter. Florian Kohfeldt (Trainer SV Werder Bremen): Wenn diese beiden Teams aufeinandertreffen, wird es nie langweilig. Beide Seiten haben die Zuschauer gut unterhalten, das hat mir aus Fansicht super gefallen. Hasebe hat heute richtig stark gespielt. Wir haben ordentlich nach vorne gespielt und unsere Chancen gehabt. Im zweiten Durchgang war es meistens ein Spiel auf ein Tor. Wir hatten aber auch noch ein paar Chancen. Die Führung für die Eintracht war in Ordnung. Mir hat der Kampfgeist meiner Mannschaft nach dem Rückstand gefallen, auch wenn ich mit der zweiten Halbzeit nicht ganz zufrieden war. Aber die Reaktion hat gestimmt. Die Flügel des Adlers Allein Almamy Toure flankte gegen Werder mehr als doppelt so häufig als alle Bremer zusammen. Jetzt geht es um Feinjustierungen. Die Adler pfiffen es von den Dächern. Als am Sonntagabend die Eintracht aus Frankfurt und der SV Werder Bremen den siebten Spieltag abschlossen, standen sich die nach sechs Spieltagen nach den Bayern mit je 96 Versuchen schussfreudigsten Mannschaften gegenüber. Dessen war sich auch Florian Kohfeldt bewusst. „Wenn diese beiden Teams aufeinandertreffen, wird es nie langweilig“, sprach der Gästetrainer unter dem Eindruck der vorangegangenen Erlebnisse. Nach 90 Minuten hatte sich die Eintracht mit nun 121 Schüssen an die Spitze der imaginären Schusstabelle geballert. Auch, weil sie umgekehrt den Gästen nicht mal halb so viele Abschlüsse gestattete. „Der Rasen war tief, aber meine Mannschaft hat gut gespielt und konnte ihren Powerfußball auf den Platz bringen. In der zweiten Halbzeit war es Einbahnstraßenfußball“, fasste Adi Hütter das Spielgeschehen hinterher ohne Übertreibung treffend zusammen. Zugegeben, so mancher Versuch segelte auch in Richtung Oberrang, dennoch wäre der Pausenrückstand vermeidbar gewesen. Umso beeindruckender war es daher wiederum, wie die Adlerträger nur drei Tage nach dem Kraftakt in Portugal nach dem Seitenwechsel sogar nochmal zulegen konnten. Gewissermaßen diente der 1:0-Sieg in Guimaraes sogar als Übung unter Wettkampfbedingungen. Wie Vitória begann auch Werder mit drei Spitzen gegen drei Innenverteidiger, weshalb sich Sebastian Rode zur Unterstützung des eigenen Aufbauspiels bei Bedarf zwischen die Abwehrkette schob, Überzahl herstellte und die Halb- gewissermaßen zu Außenverteidigern mutierten. Insbesondere der gelernte Rechtsverteidiger Almamy Toure, zum dritten Mal in Folge in der Startelf, wusste seine Hybridrolle zu einigen Vorstößen und insgesamt elf (!) Flanken zu nutzen, leitete auf diese Weise unter anderem das 2:1 von André Silva ein. (Fast) wie jedes Jahr Für den Ausgleich bedurfte es wiederum einmal mehr einer Ecke, was sicher kein Makel, sondern in Häufung eher Qualitätsmerkmal ist – zumal in Anbetracht des Kunstschusses von Rode, der nicht nur sein erstes Saisontor erzielte, sondern auch im Verbund mit Djibril Sow den Maschinenraum im defensiven Mittelfeld betätigte. Die im Zentrum entfachte Energie kanalisierten die Hausherren in schöner Regelmäßigkeit auf die Außenbahnen, am Ende standen 37 Hereingaben zu Buche. In Summe 143 Flanken sind vor der Länderspielpause unerreicht, an zweiter Stelle folgen die Bayern mit 92. Dass nicht mehr dieser Sorte am Ende zum Ziel führten, war teils mangelnder Zielsicherheit, teils den herausragenden Reflexen von Jirí Pavlenka im Tor der Gäste geschuldet. Und nicht zuletzt zwar immer flüssigeren, aber längst nicht optimierten Abläufen. „Die Entwicklung des Teams gefällt mir, man muss immer auch unsere Abgänge berücksichtigen“, sieht Coach Hütter seine Mannen auf dem richtigen Weg, während Sow auf andere Weise um Geduld bat: „Im Zusammenspiel im Mittelfeld ist es wie mit einer neuen Freundin: Man muss sich erst kennenlernen.“ Schneller als erwartet kehrte derweil Makoto Hasebe nach seiner Gehirnerschütterung in die Mannschaft zurück, agierte präsent, ballsicher und agil wie ein Teenager – hatte aber beim Elfmeter in der Nachspielzeit seine Beine im Spiel. Weshalb Milot Rashica wie am zweiten Spieltag 2018/19 – seinerzeit per Freistoß – spät für den zweiten Bremer Treffer sorgte. Seinerzeit gegen Kevin Trapp zum 1:2, gestern gegen den mehrmals in höchster Not rettenden und große Sicherheit ausstrahlenden, aber bei den Gegentoren machtlosen Rönnow. Auch sonst waren die Umstände auf den ersten Blick wie jedes Jahr, auf den zweiten sogar einen Deut besser. Zum vergleichbaren Zeitpunkt 2018 wies die Eintracht zehn Zähler auf und war im DFB-Pokal ausgeschieden. „Mit elf Punkten müssen wir uns nicht verstecken“, weiß deshalb Fußballlehrer Hütter. Mit Auftritten wie am Sonntagabend noch weniger.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de
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