Eintracht Frankfurt -
TSG Hoffenheim |
Bundesliga 2019/2020 - 1. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: 18.08.2019, 15:30 Uhr
Zuschauer: 50.200
Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)
Tore: 1:0 Hinteregger (1.)
Eintracht Frankfurt |
TSG Hoffenheim |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Auftakt nach Maß Die Eintracht landet gegen Hoffenheim einen Start-Ziel-Sieg. Hinteregger trifft nach 36 Sekunden zum 1:0-Endstand. Auch wenn viele Frankfurter das Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim als den einzig wahren Auftakt empfanden, waren dem in der Qualifikation und dem DFB-Pokal bereits fünf Pflichtspiele vorausgegangen. Zwar hatten alle siegreich geendet, ließen gegen Kontrahenten von kleinerer Kragenweite aber dennoch Fragen über das tatsächliche Leistungsvermögen offen. Personal: Rolle rückwärts Wie am Donnerstag gegen den FC Vaduz wechselte Adi Hütter auch diesmal wieder alle Neune. Einzig Kevin Trapp und Mijat Gacinovic blieben der ersten Elf erhalten, die sich vergleichbar mit dem Hinspiel in Liechtenstein im 3-4-2-1 formierte, nur mit Trapp als Schlussmann und Ante Rebic als einzige Spitze. Anstoß, Ecke, 1:0 Die Eintracht erwischte gewissermaßen einen zu Mannheim gegenteiligen Spielbeginn. Die Frankfurter Bundesligasaison war nur 36 Sekunden jung, als Martin Hinteregger eine indirekt ausgeführte Eckballhereingabe von Filip Kostic volley in die Maschen jagte (1.)! Keine zwei Zeigerumdrehungen darauf spielte Kostic einen feinen Doppelpass mit Rebic, legte quer auf Gacinovic, der aber im letzten Moment auf Kosten einer Ecke geblockt wurde (3.). In der Folge erlangte die vom mit 50.200 Zuschauern gefüllten Hexenkessel namens Commerzbank-Arena anscheinend beeindruckten Gäste immer mehr Spielanteile von bis zu 70 Prozent, allerdings präsentierten sich die Hessen auch bei gegnerischem Ballbesitz enorm konsequent. Zwei verfehlte Abschlüsse von Lukas Rupp (14.) und Robert Skov (28.) blieben das Höchste der Gefühle. Im Gegenzug verzog Kostic aus halblinker Lage knapp (28.) und war dann durch drei Gegenspieler hindurchgleitend ebenso wenig aufzuhalten, ehe TSG-Torwart Oliver Baumann im Eins-gegen-eins-Duell die Oberhand behielt (37.). Kurz vor der Pause hätte sich der höhere Ballbesitz der Kraichgauer fast im Ergebnis niedergeschlagen, als Dennis Geiger nach einem indirekten Eckstoß aus der Entfernung einfach mal draufhielt und das Leder an Freund und Feind vorbei im Frankfurter Kasten einschlug (41.). Allerdings hatten zwei im Abseits stehende Hoffenheimer die Sicht von Trapp behindert, weshalb Schiedsrichter Daniel Siebert das Tor auf Hinweis des Videoassistenten aberkannte (41.). Auf der anderen Seite hatte Rebic mit einem parierten Freistoß (45.) und einem abgewehrten Schuss aufs kurze Eck (45. + 1) das 2:0 auf dem Schlappen. Ecken und Emotionen Im zweiten Durchgang begannen die Hausherren ähnlich schwungvoll wie im ersten, inklusive großer Strafraumpräsenz. Die größte Gelegenheit hatte der sich in den Strafraum dribbelnde Daichi Kamada, der aber in Baumann seinen Meister fand (48.). Daraufhin entfachten die Adler speziell über Ecken Unruhe, während die Badener aus dem Spiel heraus ihrerseits wenig Durchschlagskraft entwickelten. Dafür wurde das von Beginn an intensive von vielen Zweikämpfen geprägte Duell mit zunehmender Spieldauer immer ruppiger, die Emotionen auf dem Rasen standen denen auf den Tribünen eben in nichts nach. Als es in die heiße Schlussphase ging, gingen die Gäste naturgemäß mehr ins Risiko, die sich bietenden Kontergelegenheiten versandeten aber meist auf der Zielgeraden. Die größte Möglichkeit bot sich dem eingerückten Kostic, nachdem Rebic das Leder zu Sebastian Rode prallen ließ, der den Serben bediente, welcher aber links neben das Gehäuse zielte (70.). Rode war wie Goncalo Paciencia neu in die Partie gekommen. Der Portugiese als zweiter Stürmer stand sinnbildlich für den unbedingten Willen, die Vorentscheidung zu erzwingen. Hoffenheim wähnte sich in der Nachspielzeit zwar auf dem Weg zum 1:1, der vollendete Lupfer von Ishak Belfodil entsprang aber einer korrekt geahndeten Abseitsposition. Fazit: Mühevoll und verdient Was Hoffenheim der Ballbesitz waren der Eintracht die Standardsituationen. Sowohl die eine, als auch die andere Seite machte aus ihrer jeweiligen Überlegenheit zu wenig, wenngleich die Eintracht, nach dem Blitzstart im Vorteil, ein Chancenplus verzeichnete, einzig die Vorentscheidung verpasste und sich schließlich erst nach dem Schlusspfiff ihres Auftakt nach Maß sicher sein konnte.
Sportvorstand Fredi Bobic: Es war ein hochintensives Spiel. Unsere Jungs haben eine tolle Mentalität gezeigt. Hoffenheim hat sehr gut gespielt, aber wir haben alles reingehauen. Ich bin sehr glücklich, dass wir gegen eine Topmannschaft gewonnen haben. Cheftrainer Adi Hütter: Wir müssen früher das 2:0 machen. Aber ich bin über den 1:0-Sieg sehr glücklich, weil die TSG eine starke Mannschaft hat. Nach 15 Minuten haben wir es nicht mehr so gut gemacht und standen zu tief. In der Pause haben wir umgestellt, das hat gefruchtet. Insgesamt hatten wir ein Chancenplus, die Mannschaft hat alles gegeben. Ich bin froh, dass Martin Hinteregger ohne Verletzung aus dem Spiel herausgegangen ist. Evan hatte sich schon vorbereitet, weil er eine Auswechslung angezeigt hatte. Strasbourg spielt für den französischen Fußball typisch körperbetont. Das müssen wir gleich annehmen. Bei Dost möchte ich warten, bis der Deckel drauf ist. Wir wollen den Spieler, er ist ein absoluter Stürmer für die Box. Gelson Fernandes: Wir haben verdient gewonnen, haben aber noch viel Arbeit vor uns. Im Ballbesitz hätten wir es besser machen können. Die drei Punkte nehmen wir gerne für unser Selbstvertrauen mit. Der Start ist besser als in der vergangenen Saison mit sechs Siegen, aber im Fußball kann es schnell in die eine oder andere Richtung gehen. Jetzt stehen uns zwei schwere Auswärtsspiele bevor. Wir verfügen offensiv über viele Möglichkeiten und haben mit Bas Dost hoffentlich bald eine Option mehr. Er ist kopfballstark, das brauchen wir. Strasbourg wird versuchen, eine heiße Atmosphäre zu schaffen. Es wird nicht einfach, denn sie haben Qualität. Kevin Trapp: Wir haben einen perfekten Start erwischt und sehr konzentriert gespielt. Mit dem Tor und unserer Aggressivität sind wir super reingekommen, haben dann aber nachgelassen. In der zweiten Halbzeit lief es wieder besser, bis auf die Chance von Belfodil haben wir nichts zugelassen. Es tut gut, die Siegesserie fortzusetzen. Jeder Sieg gibt uns mehr Selbstvertrauen. Die Partie war intensiv, das brauchen wir. Wir wollten draufgehen, das ist genau das, was uns liegt, ansonsten wird es schwer. Wie wir am Ende gesehen haben: Hinti ist nicht kaputtzukriegen! Strasbourg ist physisch stark, spielt körperbetont, dort erwartet uns ein heißer Tanz. Wir haben die bessere Mannschaft, müssen aber trotzdem den Kampf annehmen. Bas Dost hat schon viele Tore erzielt, ist ein großer, bulliger Stürmer, der vorne immer anspielbar ist und Bälle festmachen kann. Mit ihm wären wir mindestens genauso stark wie im vergangenen Jahr. Martin Hinteregger: Als ich am Boden lag, habe ich vorher etwas in der Wade gespürt und hatte dort einen Krampf, zum ersten Mal in meinem Leben. Es war ein stechender Schmerz, der Doc konnte mir helfen und weiter ging's! Es war gegen ein starkes Hoffenheim schwer. Dennoch waren wir dem 2:0 näher als der Gegner dem 1:1. Zu Null zu spielen ist für einen Verteidiger immer gut. Zu Bas Dost kann ich wenig sagen, ich habe noch nie gegen ihn gespielt. Ich bin ein Mann, der in wichtigen Spielen hochschalten kann. Das habe ich heute gezeigt, war von Beginn an sehr gut drin. Die Fans geben mir mit ihren Sprechchören die zweite und dritte Luft, wofür ich mich bei allen bedanken möchte! Ich versuche einfach, guten Fußball zu liefern und mich in jedem Spiel reinzuhauen. Alfred Schreuder (Trainer TSG Hoffenheim): Glückwunsch an die Eintracht, sie hat verdient gewonnen. Wir sind in den ersten 15 Minuten schlecht reingekommen, waren dann gut im Spiel, hatten Chancen, mehr Ballbesitz und ein gut herausgespieltes Tor, das leider Abseits war. Die zweite Halbzeit war erst nicht gut, hinten heraus wieder besser. Ich mache den Jungs keinen Vorwurf, sie waren mutig und ruhig am Ball. Es war nicht immer möglich, Räume zu finden, weil Frankfurt das sehr gut gemacht hat. Kraftakt mit Köpfchen Mit dem zweitschnellsten Treffer der Frankfurter Bundesligageschichte sichert sich die Eintracht die ersten drei Saisonzähler und stellt dabei einen alten Vereinsrekord ein. Der erste Treffer ging am Sonntagnachmittag an die TSG Hoffenheim. Weil deren Kapitän Kevin Vogt gegen David Abraham die Platzwahl gewann, mussten oder durften – je nach Auslegung – die Adler in der ersten Halbzeit auf ihre Nordwestkurve stürmen. Rückblickend vielleicht ein Wink des Schicksals. Als befänden sich die Hessen wie in der vergangenen Rückrunde gegen denselben Gegner in der Schlussphase in Rückstand, gab es mit dem ersten Anstoß nur den Weg nach vorne. „Wir wollten draufgehen, das ist genau das, was uns liegt“, meinte hinterher Kevin Trapp. Die erste von zehn Ecken war die Folge. Es blieb die einzige zielführende, als der kurz angespielte Filip Kostic eine Flanke auf Höhe des Elfmeterpunktes schlug und Martin Hinteregger nach 36 Sekunden im Stile eines Vollblutstürmers zum 1:0 vollstreckte. Nebenbei ist die 36 die langjährige Lieblingsnummer des Österreichers, der noch drei Tage zuvor gegen den FC Vaduz für Marco Russ ins Spiel gekommen war, nachdem sich der 34-Jährige in der Nähe der Einschussstelle die Achillessehne gerissen hat. Was Captain Abraham und Timothy Chandler nach dem Schlusspfiff zum Anlass nahmen, das Trikot mit der Nummer 23 des Eigengewächses vor den Zuschauern auszubreiten. Zurück zum - nach Alex Meier, der 2012 gegen Greuther Fürth nach 21 Sekunden getroffen hatte - schnellsten Tor der Frankfurter Bundesligageschichte, welches gewissermaßen das vorherige Duell der beiden Clubs konterkarierte. Noch im März hatte Goncalo Paciencia nach 95 Minuten und 34 Sekunden den zweitspätesten Treffer der Historie des hessischen Traditionsvereins besorgt. Lob vom Gegner Mit der Ausnahme, dass der Portugiese in der Sturmspitze für Ante Rebic weichen musste, erinnerten viele Schemen stark an das Hinspiel beim FC Vaduz, als die Führung der gleichen Eckballvariante entsprungen war. In Liechtenstein hatte Adi Hütter erstmals eine Art 3-4-2-1 ausprobiert und den Gastgeber seinerzeit durchaus überrascht, wenngleich das 5:0 beim Schweizer Zweitligisten wenig Aussagekraft über das tatsächliche Leistungsvermögen gegeben hatte. Das war gestern anders, wenngleich manche Werte paradox erscheinen mögen. Die Eintracht lief knapp zwei Kilometer weniger, brachte nur etwa zwei Drittel ihrer Pässe an den Mann, hatte knapp ein Drittel Ballbesitz und gewann weniger Zweikämpfe. Aber: Gelangte Frankfurt an die Kugel, war ein Torabschluss nicht weit. Insgesamt 17 Schüsse können sich sehen lassen. Dagegen gab es für die Kraichgauer kaum ein Durchkommen, von zehn Schüssen landete überhaupt nur einer auf dem Kasten. „Es war nicht immer möglich, Räume zu finden, weil Frankfurt das sehr gut gemacht hat“, befand auch Hoffenheims Coach Alfred Schreuder. Startrekord eingestellt Was auch insofern bemerkenswert war, weil die TSG in der vergangenen Spielzeit als einzige Mannschaft in jedem Auswärtsspiel getroffen hatte, während die Eintracht in den vorangegangenen 256 Heimspielminuten in der Bundesliga torlos geblieben war. „Nach 15 Minuten haben wir es nicht mehr so gut gemacht und standen zu tief“, sah Chefcoach Adi Hütter dennoch Steigerungsbedarf. Auch dass der vierte heimische Auftaktsieg in Serie dann nicht früher in trockenen Tüchern war, war freilich nicht im Sinne des Gastgebers. „Bei Ballbesitz hätten wir es besser machen können“, analysierte Gelson Fernandes, der erst neben Dominik Kohr und nach einer Stunde an der Seite von Sebastian Rode abräumte. Die zweite Einwechslung nach 70 Minuten war wiederum als eindeutiges Signal zu deuten, als mit Paciencia ein zweiter Angreifer das Feld betrat. „Wir müssen früher das 2:0 machen“, bekräftigte auch Hütter. So oder so stand am Ende der sechste Sieg im sechsten Pflichtspiel 2019/20, womit die Eintracht nebenbei einen Startrekord aus der Saison 1997/98 eingestellt hat – und sich in diesem Zusammenhang am Sonntagabend innerhalb einer Stunde gleich mit drei Wettbewerben konfrontiert sah. So vermengte sich die Nachbetrachtung des Bundesligastarts mit dem Ausblick auf die Play-offs gegen Strasbourg sowie der Auslosung der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen St. Pauli. Oder anders gesagt: Im Optimalfall warten bis Weihnachten noch 25 Spiele. Der Kraftakt hat begonnen.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de
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