FC Vaduz - Eintracht Frankfurt

EuropaLeague 2019/2020 - Qualifikation, 3. Runde, Hinspiel

0:5 (0:3)

Termin: 08.08.2019, 20:30 Uhr
Zuschauer: 5.908
Schiedsrichter: Paul Tierney (England)
Tore: 0:1 Kostic (11.), 0:2 Kostic (27.), 0:3 Kohr (40.), 0:4 Paciencia (53.), 0:5 Gacinovic (63.)

 

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FC Vaduz
Eintracht Frankfurt

  • B. Büchel
  • Sülüngöz
  • Schmid
  • Simani
  • Dorn
  • Wieser
  • Prokopic
  • Göppel
  • Cicek
  • Coulibaly
  • Sutter

 


  • Wiedwald
  • Abraham
  • Hasebe
  • Hinteregger
  • da Costa
  • Kohr
  • Fernandes
  • Kostic
  • Gacinovic
  • Kamada
  • Paciencia

 

Wechsel
  • Schwizer für Sutter (46.)
  • Frick für Cicek (66.)
  • Sele für Wieser (75.)
Wechsel
  • de Guzman für Fernandes (66.)
  • Rebic für Kamada (72.)
  • Joveljic für Paciencia (73.)
Trainer
  • Manuel Sutter
Trainer

 

 

Play-offs zum Greifen nah

Mit einem deutlichen 5:0-Sieg im Hinspiel beim FC Vaduz hat die Eintracht allerbeste Chancen, sich in der dritten Qualifikationsrunde durchzusetzen.

Im Fürstentum kommen die noch in der Vorbereitung befindlichen Frankfurter zwar nicht in den besten Spielfluss, bleiben aber stets präsent, nehmen die Zweikämpfe an und überzeugen durch zielstrebiges Umschaltspiel. Kostic (11., 27.), Kohr (40.), Paciencia (53.) und Gacinovic (63.) tragen sich in die Torschützenliste ein.

Ausgangssituation: Schritt zwei von drei

Auf dem Qualifikationsweg in die Gruppenphase der UEFA Europa League stellte der FC Vaduz die zweite von drei Etappen dar. Während die Eintracht die ersten Aufgaben gegen den FC Flora Tallin zwar knapp, aber hochüberlegen für sich hatte entscheiden können, galten die Liechtensteiner als klarer Außenseiter. Eine Rolle, in der sich der Schweizer Zweitligist aber sichtlich wohl fühlt, wie der durchaus überraschende Einzug in die dritte Qualifikationsrunde beweist.

Personal: Ein Stürmer, zwei Sechser, vier Wechsel

Im Vergleich zum 2:1 vor einer Woche gegen Tallinn nahm Adi Hütter vier Änderungen vor. Der Cheftrainer bot Rückkehrer Martin Hinteregger anstelle Evan Ndickas als linken und Kapitän David Abraham für Almamy Toure als rechten Innenverteidiger der Dreierkette auf, außerdem begann Gelson Fernandes für Lucas Torró auf der Doppelsechs neben Dominik Kohr. Zudem erhielt Mijat Gacinovic den Vorzug gegenüber Dejan Joveljic und agierte gemeinsam mit Daichi Kamada leicht hängend hinter der alleinigen Sturmspitze Goncalo Paciencia.

Kostic knallhart

In den Mittelpunkt sollte sich in der ersten halben Stunde aber weniger diese Art der Doppelzehn, sondern vor allem die Nummer Zehn der Eintracht spielen: Filip Kostic. Der linke Flügelflitzer brachte die Eintracht früh in Führung, als er aus etwa 25 Metern FCV-Keeper Benjamin Büchel mit einem Flatterball erstmals überwand (11.). Es war nicht mal eine halbe Stunde gespielt, als Kostic immer seltener aufzuhalten war, einen Steckpass von Goncalo Paciencia erlief und ins kurze Eck zum 2:0 traf (27.).

Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Gäste auf dem Rasen wie auf den Rängen des Rheinpark Stadions klar tonangebend gewesen, außer einem harten von Büchel abgewehrten Abschluss Danny da Costas nach Ballgewinn Kamadas waren klare Chancen aber rar geblieben. Vielmehr legten die Hausherren gerade nach dem Rückstand keine falsche Zurückhaltung an den Tag und hätten sich beinahe für ihren aufmüpfigen Auftritt belohnt, doch Felix Wiedwald war nach einem missglückten Rückpass rechtzeitig zur Stelle (24.). Zehn Zeigerumdrehungen darauf stand Kostic kurz vor einem lupenreinen Hattrick, zog jedoch nach einem Steckpass seines serbischen Landsmannes Gacinovic im Eins-gegen-eins-Duell mit Vaduz-Captain Büchel den Kürzeren (35.). Wenig später hatte Kohr ähnlich leichtes Spiel, als ein Eckball über Umwege zu ihm gelangte und der Abräumer aus nächster Nähe zum 3:0 abstaubte (40.).

Fortwährender Vorwärtsgang

Nach dem Seitenwechsel ließen die Hessen weiter nichts anbrennen und nutzten gleichzeitig die sich bietenden Räume, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Nachdem Kamada noch nach einer feinen Einzelaktion verzogen hatte (51.), leitete der umtriebige Japaner kurz darauf das 4:0 ein, spielte eine Ecke kurz auf Kostic, der in den Sechzehner flankte, wo Paciencia einköpfte (53.). Nach einer Stunde schnippelte da Costa die Kugel über den herausgestürmten Büchel, Gacinovic musste nur noch ins leere Gehäuse einschieben – 5:0 (63.)! Der eingewechselte Ante Rebic hätte beinahe noch das halbe Dutzend voll gemacht, scheiterte aber an der Latte (90. + 1).

Fazit: Fahrt aufgenommen

Die Eintracht bleibt fokussiert, leistet in Liechtenstein mehr als Pflichterfüllung, ist nur einen Flügelschlag von den Play-offs entfernt und schießt sich zugleich für den ersten nationalen Härtetest im DFB-Pokal am Sonntag bei Waldhof Mannheim warm. Ein 5:0 bei für gewöhnlich heimstarken Vaduzern ist nicht selbstverständlich und als Weiterentwicklung im Vergleich zur zweiten Runde gegen Tallinn einzuordnen.

Stimmen zum Spiel

Sportvorstand Fredi Bobic: Die Jungs haben eine gute Leistung gezeigt. Es war wichtig, dass sie dieses Spiel angenommen haben. Jetzt freuen wir uns auf das Rückspiel vor 48.000 Zuschauern. Unsere Fans leben Europa in allen Facetten. Über 3.000 von uns in Liechtenstein, diese Atmosphäre – das ist Werbung für den Fußball!

Cheftrainer Adi Hütter: Ich habe einen sehr konzentrierten und souveränen Sieg gesehen, der auch in der Höhe verdient ausgefallen ist. Außer am Ende zwei Kontern haben wir kaum etwas zugelassen. Gefreut haben mich auch die Tore aus dem Mittelfeld. Das war ein großer Schritt in Richtung Play-offs. Wir waren von der ersten Minute an im Spiel, mit Kamadas Steckpass auf Kostic und der anschließenden Kopfballchance durch Hinteregger. Es musste unser Anspruch sein, heute einen Klassenunterschied deutlich zu machen und als Bundesligist ein entsprechendes Auftreten an den Tag zu legen. Es waren Teile der Familie im Stadion, grundsätzlich hatte ich heute wieder das Gefühl eines Heimspiels. Wir haben schon heute rotiert, werden das in den nächsten Wochen auch beibehalten. Man darf es zwar nicht übertreiben, aber in einer hoffentlich langen Saison ist es wichtig, das Gefühl zu haben, dass jeder Spieler immer bereit ist.

Gelson Fernandes: Es war wichtig, dass wir seriös gearbeitet, wenig zugelassen, gewonnen und uns eine gute Ausgangslage verschafft haben. Jetzt müssen wir gut regenerieren und uns auf das Süd-West-Duell mit Mannheim vorbereiten. Wir haben keine B-Mannschaft und brauchen jeden Mann, weil wir noch viel vor uns haben. Unsere Anhänger leben Europa, das hat man heute wieder gesehen. Wir sind zuhause in Europa!

Dominik Kohr: Das 5:0 ist eine gute Ausgangslage, trotzdem müssen wir das Rückspiel genauso ernst angehen, damit nichts anbrennt. Aber zuhause mit unseren Fans im Rücken werden wir das über die Bühne bringen und in die nächste Runde einziehen. Es ist wichtig, dank des hohen Sieges vielleicht auch rotieren zu können, um mit Blick auf den DFB-Pokal und die Bundesliga frisch zu sein. In der Schlussviertelstunde haben wir zwar mehr den Ball laufen lassen, aber es ist klar, dass die frischen Spieler nochmal Druck machen wollen. Trotzdem dürfen wir dann nicht in Konter laufen und müssen lernen, noch ein paar Prozentpunkte Kraft zu sparen. Im Unterschied zu den anderen Spielen waren wir heute effizienter. Unsere Fans sind positiv verrückt. Wir sind froh, sie zu haben. Deren Einsatz überträgt sich auf die Mannschaft.

Mario Frick (Trainer FC Vaduz): Es war unser Ziel dagegenzuhalten, aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Ich habe der Mannschaft vor dem Spiel gesagt, dass eine Chance darin liegen könnte, dass Frankfurt noch nicht im Rhythmus ist. Das war leider nicht der Fall. Die Eintracht hat das Spiel von der ersten Minute an ernst genommen, 90 Minuten durchgepowert und uns die Grenzen aufgezeigt hinsichtlich Laufstärke und ihren Läufen hinter unsere Kette. Die Entstehung des 0:3 und 0:4 ärgern mich. Ansonsten kann ich meiner Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Trotz zweier Möglichkeiten am Ende ist uns leider kein Tor gelungen. Wir müssen nicht darüber reden, dass das Europacup-Abenteuer hiermit beendet ist. Nichtsdestotrotz wartet nächste Woche in Frankfurt ein Riesenhighlight auf uns, das wir uns verdient haben.

Die bessere Hälfte

Der vorletzte Schritt in Richtung Gruppenphase ist fast vollzogen. Auch personell tun sich vielversprechende Aussichten auf.

Ob er mit Blick auf das DFB-Pokalspiel bei Waldhof Mannheim und den fast sicheren Einzug in die Play-offs zu rotieren gedenke, sollte Adi Hütter am späten Donnerstagabend auf der Pressekonferenz im Rheinpark Stadion Vaduz verraten. Der Cheftrainer überlegte kurz, und bezog sich bei seiner Antwort zunächst nicht auf die Zukunft, sondern die Gegenwart: „Wir haben auch heute schon rotiert“, verwies der Fußballlehrer zurecht darauf, im Vergleich zum Rückspiel gegen den FC Flora Tallinn vier Veränderungen in der Startelf vorgenommen zu haben.

So sprang Martin Hinteregger direkt durchs Transferfenster in die Startformation, Kapitän David Abraham kehrte in die Dreierkette zurück, der Schweizer Gelson Fernandes durfte in nahezu heimatlichen Gefilden ebenso von Beginn an ran wie Mijat Gacinovic. Hatte es zuvor geheißen: Gacinovic oder Kamada, durften die beiden Leichtgewichte in Liechtenstein Seite an Seite auflaufen und sich hinter dem einzigen Mittelstürmer Goncalo Paciencia austoben. „Vielleicht war Vaduz von der neuen Ausrichtung etwas überrascht“, vermutete Coach Hütter, der sich im vergangenen Jahr nicht gerade verdächtig gemacht hatte, weniger als zwei Stürmer oder mehr als zwei neue Spieler aufzubieten. „In einer hoffentlich langen Saison ist es wichtig, das Gefühl zu haben, dass jeder Spieler immer bereit ist“, weiß Hütter aber, dass im Optimalfall bis Weihnachten 31 Partien bevorstehen, für die es mehr als elf Freunde bedarf. Oder wie Fernandes bekräftige: „Wir haben keine B-Elf, brauchen für unser Programm jeden Mann.“ Der Mittelfeldmotor, der in Vaduz mit Dominik Kohr eine lauf- und kampfstarke Doppelsechs bildete, ließ den Ankündigungen, jeden Gegner ernst zu nehmen, nach drei Minuten gleich Taten folgen, als er zu spät in einen Zweikampf kam und unglücklich Gelb sah.

Mission vollumfänglich angenommen

Überhaupt war die körperliche Präsenz ein Schlüssel zum Kantersieg, begünstigte sie doch regelmäßige Umschaltaktionen, insbesondere über den zeitweise wie am Fließband auf die Reise geschickten Doppeltorschützen Filip Kostic, der sich in der ersten Halbzeit zwei Mal vor dem Frankfurter Anhang feiern lassen konnte. Das erste Mal nach einem mutigen Versuch aus der zweiten Reihe, womit die Dosenöffner aus der Distanz nach Lucas Torrós 1:0-Knaller in Tallinn vielleicht zur Mode werden. Genau genommen hätte der Serbe, der nach dem Seitenwechsel nach einer kurz ausgeführten Ecke auch das 4:0 durch Paciencia mustergültig vorbereitete, in jedem Winkel des Nationalstadions Anhänger gefunden, schwarz-weiße von Wechselgesängen untermalte Farben, wohin das Adlerauge reichte. Selbst ein Einheimischer war nach dem Schlusspfiff den Freudentränen nah, als er das Trikot von Dejan Joveljic überreicht bekam… „Über 3.000 von uns in Liechtenstein, diese Atmosphäre – das ist Werbung für den Fußball“, war Sportvorstand Fredi Bobic im Nachgang von der gewissermaßen besseren Hälfte in der knapp 6.000 Zuschauer fassenden Spielstätte begeistert. „Unsere Fans leben Europa mit allen Facetten“, freute den Manager, dass die frühen internationalen Pflichtaufgaben bei Fans wie Fußballern gleichermaßen Anklang finden.

Wofür auch FCV-Coach Mario Frick Respekt zollte: „Wir hätten vielleicht eine Chance gehabt, wäre Frankfurt noch nicht im Rhythmus gewesen. Aber diesen Gefallen haben sie uns nicht getan, 90 Minuten gepowert und uns die Grenzen aufgezeigt.“ Auch weil dank des in der Sommerpause speziell im Mittelfeld verbreiterten Kaders immer weniger gedankliche Grenzen gesetzt sind.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de




 

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