FC Flora Tallinn - Eintracht
Frankfurt |
EuropaLeague 2019/2020 - Qualifikation, 2. Runde, Hinspiel
1:2 (1:1)
Termin: 25.07.2019, 19:00 Uhr
Zuschauer: 8.537
Schiedsrichter: Ali Palabiyik (Türkei)
Tore: 0:1 Torró (24.), 1:1 Ainsalu (34.), 1:2 Joveljic (71.)
FC Flora Tallinn |
Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Hart erkämpfter Auftaktsieg Die Eintracht startet mit einem 2:1 bei Flora Tallinn in die Saison. Torró (24.) und Joveljic (71.) treffen, Ainsalu gelingt der zwischenzeitliche Ausgleich (34.). Frankfurt verpasst es in der ersten Halbzeit, die vorhandenen Torchancen in einen deutlicheren Vorsprung umzumünzen und tut sich nach dem Seitenwechsel zunächst schwer, ehe Joveljic das Hinspiel der zweiten Qualifikationsrunde für die UEFA Europa League zugunsten der Gäste entscheidet. Ungewisse Ausgangslage Nach 68 Tagen Pflichtspielpause startete die Eintracht als erster Bundesligist in die Spielzeit 2019/20. In der zweiten Qualifikationsrunde für die UEFA Europa League waren die Hessen im Hinspiel beim FC Flora Tallinn gefordert. Dass der Tabellenführer aus Estland nach 20 Ligaspielen wesentlich besser im Rhythmus sein würde, war ebenso unbestritten wie die Favoritenrolle des Halbfinalisten der Vorsaison. Personal: Ein Neuzugang in der Startelf Auch wenn sich die Adler planmäßig weiter in der Vorbereitungsphase befinden, verzichtete Cheftrainer Adi Hütter auf Experimente und bot die in seinen Augen stärkste Elf auf, die in ähnlicher Konstellation bereits häufiger aufgetreten war. Im Tor ersetzte Felix Wiedwald den an der Schulter verletzten Frederik Rönnow, zudem feierte Dominik Kohr sein Eintracht-Debüt im zentralen Mittelfeld. Wie vor einem Jahr: Premierentreffer Torró Der Neuzugang hatte nach wenigen Sekunden auch gleich die Führung auf dem Fuß, als er nach einer Verlängerung Goncalo Paciencias in den Strafraum durchgestartet war, aufs linke untere Eck zielte, wo aber an Matvei Igonen zur Stelle war (2.). Der Torhüter war kurz darauf nochmals mit den Fäusten rechtzeitig oben, als Danny da Costa aus halbrechter Position aufs kurze Eck feuerte (9.). Insgesamt war die Eintracht erwartungsgemäß das aktivere Team, doch die Hausherren vermochten über ihre schnellen Spitzen punktuell Nadelstiche zu setzen, ließen es aber in Strafraumnähe an Zielstrebigkeit vermissen. Zwar griff auch bei den Gästen nicht jedes Rädchen ins andere, dennoch strahlten sie eine grundsätzliche Torgefahr aus. So nach einer Viertelstunde, als Ante Rebic die Kugel auf den hinterlaufenden Filip Kostic durchsteckte, der aus spitzem Winkel den Außenpfosten traf. Beim Nachschuss von Lucas Torró aus dem Hinterhalt zeigte Igonen eine Glanzparade (14.). Zehn Minuten später war der Schlussmann aber machtlos, als es der Spanier erneut aus der Distanz versuchte und das Leder schnurgerade in die Maschen jagte (24.). Bereits im Vorjahr hatte der defensive Mittelfeldspieler in Marseille das erste Europapokaltor erzielt. Doch der unbekümmerte Außenseiter ließ sich nicht beirren und glich nach einer halben Stunde aus, als Mihkel Ainsalum eine Hereingabe von der linken Seite aus kurzer Entfernung zum 1:1-Pausenstand über die Linie drückte (34.). Joker Joveljic jubelt So eindeutig das Chancenverhältnis in der ersten Halbzeit gewesen war, so ausgeglichen gestaltete sich das Geschehen nach dem Seitenwechsel, der Ballbesitz hielt sich weitgehend die Waage. Die Ungenauigkeiten im Frankfurter Passspiel häuften sich und erst nach einer Stunde erhöhten die Adler wieder den Druck. Erst fand Mijat Gacinovic mit einem harten Schuss in Igonen seinen Meister (63.). Dann tauchte da Costa nach einer Flanke am langen Pfosten auf, verzog aber volley (64.). Coach Hütter reagierte und brachte mit Daichi Kamada sowie Dejan Joveljic zwei frische Offensivkräfte. Der junge Serbe brauchte nur wenig Anlaufzeit und köpfte kurz darauf eine maßgeschneiderte Flanke von da Costa unaufhaltsam zur abermaligen Führung ein (71.). In der Schlussphase entwickelte der Gastgeber nochmal neuen Mut und traf durch den umtriebigen Erik Sorga sogar die Latte (79.). Fazit: Erster Schritt in die richtige Richtung Die Eintracht zeigte vielversprechende Ansätze, nutzte anfangs zu wenige ihrer Chancen, befindet sich aber mitten in der Vorbereitung noch nicht am Leistungsmaximum. Durch den Hinspielsieg haben die Hessen in einer Woche das Weiterkommen in der eigenen Hand. Stimmen zum Spiel Sportvorstand Fredi Bobic: Es war auf jeden Fall ein spannendes Spiel. Man hat schon gesehen, dass Tallinn im Saft steht und wir uns in der Vorbereitung befinden. Solche Spiele muss man einfach annehmen und den Schweinehund überwinden. Dejan Joveljic hat es beim Tor gut gemacht und insgesamt für frischen Wind gesorgt, was wichtig und gut ist. Cheftrainer Adi Hütter: Wie ich angekündigt hatte, ist nicht alles rund gelaufen. Wichtig war, dass wir das erste Spiel gewonnen haben, und das verdient. Tallinn hat sich gut präsentiert, war taktisch diszipliniert und am Ende gefährlich. In der ersten Halbzeit hätten wir den Sack zu machen können, uns durch individuelle Fehler das Leben teilweise schwer gemacht. Nach 60 Minuten wollte ich mit den Wechseln etwas umstellen. Geärgert haben mich nur die zwei Chancen für den Gegner am Ende. Noch haben wir Luft nach oben, stehen bei vielleicht 75 oder 80 Prozent. Dejan Joveljic kann Tore machen, das hat er auf jeder Station bewiesen. Er braucht nicht viele Chancen, aber noch Zeit, weil er sehr jung ist. Das Siegtor freut mich natürlich für ihn. Dominik Kohr hatte viele gute Aktionen mit Ball und hat sich im Gegenpressing oft richtig verhalten. Der Junge hat das Herz am rechten Fleck und wird uns weiterhelfen. Die Unterstützung der Fans hat schon wieder die Gefühlslage der vergangenen Saison in mir geweckt. Lucas Torró: Bei meiner ersten Chance hat der Torwart eine Glanzparade gezeigt. Ich habe den Schuss fast schon drin gesehen. Ich hatte mir im Vorfeld schon vorgestellt, wie es wäre, wie im vergangenen Jahr das erste Tor zu erzielen. Aber das Wichtigste war, dass wir heute gewonnen haben. Natürlich hätten wir mehr Tore erzielen können, aber es hat nun mal nicht sollen sein. Jetzt müssen wir uns erholen, morgen geht es ins Trainingslager nach Österreich, wo wir uns weiter verbessern möchten. Das Rückspiel vor heimischem Publikum möchten wir natürlich auch gewinnen. Wir mochten uns auch heute bei den Fans für ihren Support hier bedanken. Das geht am besten mit einem Sieg, das ist uns gelungen. Dominik Kohr: Es war ein umkämpftes Spiel. Wir wollten mit einem Sieg gut in die Saison starten, was erwartungsgemäß nicht einfach war. Wir müssen sicher ein, zwei Dinge aufarbeiten, die nicht so gut gelaufen sind, aber es war auch viel Gutes dabei. Vor der Pause hätten wir mehr Chancen nutzen können. Die Entstehung des 1:1 muss ich zum Teil auf meine Kappe nehmen, weil ich nicht reagiert habe. Man hat gemerkt, dass der Gegner voll im Spielbetrieb ist, und wir unser erstes Pflichtspiel hatten. Trotzdem haben wir den Gegner gut laufen lassen. Jürgen Henn (Trainer FC Flora Tallinn): Die Spieler, die ich eingesetzt habe, hatten ein gutes Gefühl. Natürlich war heute ein anderes Tempo im Spiel als wir es kennen. Es ist ein schmaler Grat zwischen mutigem Auftreten und zu großem Risiko. Wir haben es mit einem Topteam zu tun, so realistisch sind wir, auch wenn der Leistungsstand des Gegners nicht genau vorhersehbar war. Ich denke, im Rückspiel wird es nicht anders sein als heute. Wir haben eine sehr kleine Chance, aber für diese werden wir kämpfen. Muster mit Mehrwert Der erste (Europapokal-)Auftritt der Eintracht besitzt bemerkenswerte Parallelen zur Vorsaison – aber auch Unterschiede. „Vor kurzem hatte ich noch davon geträumt, wie im Vorjahr in Marseille das erste internationale Tor für die Eintracht zur erzielen. Und dann ist es tatsächlich wahr geworden“, bezog sich ein halb erstaunter, halb erfreuter Lucas Torró nach dem Hinspiel in der zweiten Runde der Qualifikation für die UEFA Europa League auf den Führungstreffer in der 24. Minute bei Flora Tallinn. Es sollte nicht die einzige Gemeinsamkeit zum Vorrundenauftakt 2018/19 bei Olympique Marseille bleiben. In der Hansestadt Tallinn wie der Hafenstadt Marseille stand am Ende ein 2:1-Sieg zu Buche, wenngleich unter verschiedenen Vorzeichen. Während die Hessen seinerzeit beim Vorjahresfinalisten in der Außenseiterrolle waren, galten sie im Lilleküla Stadium als klarer Favorit, wie auch Flora-Trainer Jürgen Henn aufzeigte: „Wir haben es mit einem Topteam zu tun, auch wenn der Leistungsstand im Vorfeld schwer einzuschätzen war.“ Was er meinte: Während es für die Adler mitten in der Vorbereitung auf das Kerngeschäft Bundesliga das erste Pflichtspiel war, hatte der Spitzenreiter der Meistriliiga wettbewerbsübergreifend bereits 23 Partien absolviert und befand sich hinsichtlich Form und Fitness nahezu am Optimum. Angesprochen auf das Leistungsvermögen der eigenen Mannschaft sprach Cheftrainer Adi Hütter von „vielleicht 75 bis 80 Prozent.“ Deshalb war es Sportvorstand Fredi Bobic umso wichtiger, „den Schweinehund überwunden“ zu haben. Rekord- statt Geisterkulisse Dagegen taten sich die Frankfurter Jungs bis zum 1:0 durch Torró schwer, Matvei Igonen im Kasten des Gastgebers zu überwinden. „Wir hätten in der ersten Halbzeit den Sack zu machen können“, wusste auch Hütter, ohne damit einen Vorwurf zu vermitteln. Letztlich erschien der erste Saisontreffer nur eine Frage der Zeit, unterschied sich aber in der Entstehung vom Vorjahr. Während am Donnerstagabend Torró zu einem fulminanten Distanzkracher ansetzte, hatte im vergangenen September eine Ecke, derer es in Tallinn immerhin elf an der Zahl gab, die Wende gebracht. Damals geschlagen von Jonathan de Guzman, der sich gestern auf der Bank wiederfand. Ansonsten standen immerhin sieben Akteure in der Startformation, die auch in Frankreich beginnen durften. Neu war etwa Sommertransfer Dominik Kohr, der ein umsichtiges Debüt feierte. „Dominik hatte viele guten Aktionen, hat das Herz am rechten Fleck und wird uns weiterhelfen“, befand Hütter. Der Österreicher hatte den 25-Jährigen nach einer Stunde von der halbrechten Achterposition auf die Doppelsechs neben Torró geschoben, um dem eingewechselten Daichi Kamada auf der Zehn seine Freiheiten zu gewährleisten. Buchstäblich gewinnbringend war aber der zweite Neue: Dejan Joveljic benötigte nach seiner Einwechslung keine sieben Minuten, um zum 2:1-Endstand einzuköpfen. Und ja: in Marseille hatte es ein Joker namens Luka Jovic vorgemacht: Ähnlicher Name, selbe Herkunft. „Dejan braucht nicht viele Chancen, aber noch Zeit“, freute sich Trainer Hütter über den gelungenen Einstand und mahnte gleichzeitig, den 19-Jährigen nicht mit zu großen Erwartungen zu überfrachten. Keine falsche Zurückhaltung kannte der Fußballlehrer, als er auf die schätzungsweise 1.500 mitgereisten Fans zu sprechen kam, zumal der vormalige Start im Stade Vélodrome vor einer Geisterkulisse stattfinden musste, während sich Flora Tallinn einer Rekordkulisse erfreute. „Ich weiß, welchen Aufwand sie betrieben haben, um uns hierher zu folgen. Diese Unterstützung hat in mir schon wieder die Euphorie des Vorjahres geweckt.“ Und das aus dem Munde eines Mannes, der sich grundsätzlich lieber der Zukunft zuwendet. So sprachen alle Beteiligten am Ende davon, sich eine gute Ausgangslage geschaffen zu haben. Für eine sehr gute Grundlage bedarf es allerdings einer konzentrierten Woche im zweiten Trainingslager in Windischgarsten, wohin sich die Adler in diesen Stunden befinden.
|
Bericht und Fotos von www.eintracht.de
|